| Road to Tokyo

Hendrik Pfeiffer und Anja Scherl starten beim Sevilla-Marathon

Der Marathon in Sevilla (Spanien) steigt am Sonntag mit zwei starken deutschen Läufern: Anja Scherl könnte sich im Kampf um die drei deutschen Olympia-Tickets eine gute Ausgangsposition erarbeiten, Hendrik Pfeiffer will zunächst auf den ersten 30 Kilometern internationale Wettkampf-Luft schnuppern.
Jörg Wenig

Hendrik Pfeiffer und Anja Scherl werden am Sonntag beim Sevilla-Marathon an den Start gehen. Während bei dem 26-jährigen Läufer des TV Wattenscheid 01 nicht sicher ist, ob er tatsächlich die volle Distanz laufen oder das Rennen nur als einen 30-Kilometer-Testlauf nutzen wird, will Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg) die schnelle Strecke in Süd-Spanien nutzen, um die internationale Olympia-Norm von 2:29:30 Stunden zu unterbieten. Bei den Männern steht diese Richtzeit bei 2:11:30 Stunden.

„Mein Hauptziel ist eigentlich ein Marathon im April. Ich fahre in erster Linie nach Sevilla, um dort Erfahrungen in einem internationalen Rennen zu sammeln“, sagt Hendrik Pfeiffer, der bisher lediglich zweimal in Köln sowie einmal in Düsseldorf Marathon gelaufen ist. In Kön gewann er zweimal (2017 und 2019), lief aber praktisch konkurrenzlos, in Düsseldorf war er 2016 Dritter. In Düsseldorf profitierte er unter anderem von eigenen Tempomachern und Verpflegung, die ihm gereicht wurde, in Köln lief zuletzt diesbezüglich einiges schief. Derartige Vorteile wie in Düsseldorf gibt es bei internationalen Rennen in der Regel nicht.

Wenn alles passt: Chance ergreifen

„Ich will in Sevilla in einer Gruppe mitlaufen, die die Olympia-Norm anpeilt. Dann werde ich schauen wie es läuft. Sollte nach 30 Kilometern alles passen und ich fühle mich gut, dann werde ich allerdings die Chance nicht liegen lassen und versuchen, die Norm schon am Sonntag zu unterbieten“, sagte Hendrik Pfeiffer. Seine Bestzeit von 2:13:11 Stunden war er bei seinem Debüt in Düsseldorf 2016 gelaufen. Damit hatte er sich völlig überraschend für Olympia qualifiziert, musste dann jedoch verletzungsbedingt passen. Auch im Vorfeld der Europameisterschaften 2018 in Berlin fiel Hendrik Pfeiffer verletzt aus.

Zuletzt jedoch zeigte der Langstreckler, zu dessen Trainingspartnern Amanal Petros (TV Wattenscheid 01) und Tom Gröschel (TC Fiko Rostock) gehören, vielversprechende Form: Nach einem vierwöchigen Trainingslager in Kenia im Januar lief er in einem 10-Meilen-Rennen in Apeldoorn (Niederlande) Anfang Februar flotte 47:31 Minuten.

Geplant war zunächst, dass er am vergangenen Sonntag beim Barcelona-Halbmarathon laufen sollte. „Ich denke, ich hätte dort eine Zeit um 62:30 erreichen können“, sagt Hendrik Pfeiffer, der sich dann aufgrund seiner guten Verfassung für den Sevilla-Marathon entschied. Sollte er schon am Sonntag seine offenbar gute Halbmarathon-Form auf die Marathondistanz übertragen können, hätte er gute Chancen, als zweiter deutscher Läufer nach Amanal Petros (2:10:29 h) die Olympia-Norm zu unterbieten.

Anja Scherl im Fernduell gegen starke nationale Konkurrenz

Auch Anja Scherl (LG Telis Finanz Regensburg) stand zunächst auf der Startliste des Barcelona-Halbmarathons. Sie wird nun aber ebenfalls am Sonntag in Sevilla laufen. Anja Scherl war im April 2019 gleich zweimal innerhalb von drei Wochen Marathon gelaufen – zunächst in Hannover (2:32:31 h), dann in Düsseldorf (2:32:55 h), wo sie Deutsche Meisterin wurde. Dies war ein für Topathleten sehr ungewöhnlicher Doppelstart.

Im September stellte sie bei den Deutschen Meisterschaften über 10 Kilometer als Dritte mit 33:06 Minuten eine persönliche Bestzeit auf. Danach verzichtete sie jedoch aufgrund eines Trainingsausfalls auf einen Herbstmarathon. Später konnte sie dann auch beim Valencia-Marathon im Dezember nicht starten. Die aktuelle Form der 33-Jährigen ist daher nicht einzuschätzen, allerdings würde sie wohl kaum in Sevilla an den Start gehen, wenn sie nicht zuversichtlich wäre, die Olympia-Norm von 2:29:30 Stunden unterbieten zu können.

Da bei den Frauen die nationale Konkurrenz breiter ist als bei den Männern, ist damit zu rechnen, dass nach dem Frühjahr mehr als drei Läuferinnen die Olympianorm erfüllt haben. Melat Kejeta (Laufteam Kassel; 2:23:57 h) und Katharina Steinruck (LG Eintracht Frankfurt; 2:27:26 h) haben den Richtwert bereits deutlich unterboten, und maximal drei Läuferinnen können pro Nation an den Start gehen. Insofern wird es für Anja Scherl darum gehen, möglichst klar unter 2:29:30 Stunden zu laufen. Ein Ergebnis im Bereich ihrer Bestzeit von 2:27:50 Stunden könnte nötig sein, um das dritte Ticket für den Olympia-Marathon zu erhalten.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024