| Interview

Niklas Kaul: "Heute war ich wirklich knapp vor den Tränen"

Eine Saison, die weniger gut begann, endete für Niklas Kaul mit einem Happy End: Bei den Europameisterschaften holte er den Titel. Und wurde jetzt gar in Baden-Baden zu Deutschlands "Sportler des Jahres 2022" gekürt. Im Interview erklärt er, warum die WM 2023 in Budapest besser wird als die 2022 in Eugene, was für eine Olympiabewerbung notwendig ist und wie er Weihnachten und Silvester verbringt.
Peter Schmitt

Niklas Kaul, Gratulation zur Auszeichnung als "Sportler des Jahres" 2022. Zum zweite Mal haben Sie die begehrte Trophäe geholt. Nach schwierigem Beginn noch ein Happy End...

Niklas Kaul:
Das stimmt. So richtig gut hat es nicht begonnen mit Ratingen, und Götzis auch noch nicht so. Dann habe ich mich in das Jahr reingearbeitet. Am Ende hat es in München wieder top funktioniert. Das war einfach schön, dass es zumindest in neun von zehn Disziplinen so geklappt hat, wie ich mir das vorgestellt habe. Die letzte Disziplin bekommen wir da auch noch irgendwie hin. Im Moment bin ich sehr froh über das Sportjahr 2022.

In Eugene haben Sie bei den Weltmeisterschaften Platz sechs belegt. Insgesamt gab es danach jede Menge Kritik für die Leichtathletik. Was glauben Sie ist 2023 bei der WM in Budapest möglich?

Niklas Kaul:
Ich glaube, dass wir 2023 besser abschneiden werden bei der WM 2022. Zum einen glaube ich, dass die Doppelbelastung in diesem Jahr mit WM und EM nicht ganz einfach war. Vor allem emotional nicht einfach war. Ich selbst habe zwischendurch überlegt, nur die EM zu machen. Wenn man so bei einer WM dabei ist, dann fehlen eben ein, zwei Pünktchen. Das werden wir nächstes Jahr sicherlich nicht haben. Und deshalb werden wir in Budapest besser sein.

Es wird immer häufiger gefragt, ob Deutschland fit für eine Olympia-Bewerbung ist. Wie sehen Sie das?

Niklas Kaul:
Wenn sich Deutschland bewirbt, müssen sich zuvor die Olympischen Spiele verändern, denn Olympia wird immer größer und teurer. Hier muss das Internationale Olympische Komitee (IOC) umdenken und entscheiden, ob es mehr auf Nachhaltigkeit setzt. Wenn man künftig bereits vorhandene Stadien nutzt oder wenn man sich entscheidet, Olympia in mehreren Städten in einem Ausrichterland auszutragen, dann sollte man sich bewerben. München hat bewiesen, das es geht. Die Stimmung dort war einmalig.

Ihre Schwester Emma hat heute die Laudatio für Sie gehalten, ein sehr emotionaler Moment. Wie haben Sie ihn selbst erlebt?

Niklas Kaul:
Ich fand es toll. Ich war super überrascht, als sie hinter der Bühne herausgekommen ist. Ich wusste davon gar nichts. Ich habe mich riesig gefreut. Ich muss sagen, das hat sie toll gemacht. Ich habe bis auf zwei Siegerehrungen in meinem Sportler-Leben noch nie öffentlich ein Tränchen verdrückt. Heute war es wirklich knapp davor.

Was planen Sie für das kommende Jahr mit dem Höhepunkt der WM in Budapest?

Niklas Kaul:
Natürlich sind die Weltmeisterschaften das große Ziel, und alles bis dahin soll so gemacht werden, dass es bis zur WM optimal funktioniert. Das ist der ganz grobe Plan. Die detaillierte Planung steht noch nicht. Jetzt geht es mir richtig gut. Ich bin verletzungsfrei. Die Trainingsergebnisse passen gut. Ich bin überrascht, dass es so gut läuft. Ich hab echt jetzt schon wieder Bock auf Wettkämpfe und immer, wenn ich Bock hatte, Wettkampf zu machen, dann war es gut. Das ist mir über zwei Jahre ein wenig verloren gegangen. Die Freude ist zurück, und das genieße ich.

Welche Schwerpunkte setzen Sie momentan im Training?

Niklas Kaul:
Momentan haben wir das Diskuswerfen in den Fokus gerückt, was ich in zusätzlicher Betreuung mit dem Olympia-Stützpunkt mit Biomechaniker Stefan Erlewein mache, da er uns im Mehrkampf schon länger betreut. Zusätzlich setzen wir einen Schwerpunkt im Laufbereich. Nicht der lange Lauf, sondern 100 bis 400 Meter. Die Zeiten an Tempoläufen sind echt gut. Ich muss das jetzt verletzungsfrei in die Saison bringen.

Was macht Niklas Kaul an Weihnachten und Silvester?

Niklas Kaul:
Weihnachten feiere ich mit meiner Familie. Traditionell gibt es Gemüsemayonnaise. Ein österreichisches Gericht, das es seit 60 Jahren bei meinen Großeltern gibt. An Silvester bin ich bei meiner Freundin [Siebenkämpferin Mareike Rösing], die auch noch an diesem Tag Geburtstag feiert.

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