| DM Straßengehen Erfurt

Saskia Feige zeigt souveränes Solo, Karl Junghannß geht mit Rekord Richtung Budapest

Ihr Solo war überragend: Saskia Feige setzte am Samstag bei den Deutschen Meisterschaften im Straßengehen in Erfurt einen der Glanzpunkte. Über 20 Kilometer triumphierte sie mit WM- und Olympianorm und kratzte am deutschen Rekord. Bei den Männern gewann Christopher Linke. Über 35 Kilometer blieb Karl Junghannß unter dem deutschen Rekord und der WM-Norm.
Sandra Arm

Der Himmel über Erfurt zeigte sich wolkenverhangen. Dazu war es regnerisch und kühl. Das waren durchaus nicht die besten Bedingungen für die Geherinnen und Geher, um schnelle Zeiten zu erzielen. Doch eine schien bei diesen Wetterverhältnissen richtig aufzudrehen: die Leipzigerin Saskia Feige. Wie schon bei den Europameisterschaften in München, als sich das Wetter ebenfalls sehr kühl und regnerisch präsentierte und die 25-Jährige mit Bestzeit EM-Bronze holte.

In Erfurt fand sie schnell in ihr Tempo und spulte die Runden gleichmäßig ab. „Es war sehr stabil von den Rundenzeiten und hat sich auch mit meinem Gefühl gedeckt. Das war heute mein großer Vorteil, dass ich so ein Tempo gefunden habe, wo ich konstant gehen konnte.“

Die EM-Dritte wurde ihrer Favoritenrolle eindrucksvoll gerecht: Im Alleingang bei widrigen Bedingungen triumphierte Saskia Feige bei ihrem Saison-Auftakt in 1:28:28 Stunden und blieb damit fast eine Minute unter ihrer alten Bestzeit. Dem nicht genug. Das bedeutete gleich zwei Normerfüllungen. Nämlich den Richtwert (1:29:20 h) für die Weltmeisterschaften in Budapest (Ungarn; 19. bis 27. August) und die Olympischen Spiele 2024 in Paris (Frankreich). „Von der Zeit habe ich mir das im Optimalfall so vorgestellt. Ich bin sehr glücklich, dass das heute so gepasst hat – das Rennen gegen die Uhr.“ In ihrem Norm-Rennen verpasste sie den deutschen Rekord von Sabine Zimmer (1:27:56 h) um nur etwas mehr als eine halbe Minute.

Christopher Linke distanziert Nils Brembach

Bei den Männern verpasste Nils Brembach (SC Potsdam) das Titel-Triple über 20 Kilometer. Die ersten Kilometer auf der Zwei-Kilometer-Schleife hatten er und sein Vereinskollege und Trainingspartner Christopher Linke noch Seite an Seite absolviert. Außerdem hatte sich Leo Köpp (LG Nord Berlin) anfangs noch an ihre Fersen geheftet. Im weiteren Verlauf löste sich Christopher Linke und dominierte in 1:20:59 Stunden. Nach seinem Auftakt-Rennen in die WM-Saison zeigte sich der 34-Jährige über seine Leistung sehr überrascht: „Ich bin tendenziell eher der Wärmetyp, der Typ für gute Bedingungen. Das waren eigentlich nicht meine Bedingungen. 2019 habe ich im Schneeregen von Naumburg und zuletzt 2021 in Frankfurt bei Kälte gegen Nils verloren.“

Doch auch um die Qualitäten eines Nils Brembach wusste der spätere Sieger. „Nils ist ein harter Konkurrent. Er hat die letzten anderthalb Wochen sehr gut trainiert. Zuvor war er krank, dann hat es mich erwischt. Die letzten Tempoeinheiten von Nils waren so, dass ich sage, das wird ein richtig hartes Ding. Ich bin sehr forsch angegangen, das habe ich dann auf den letzten vier, fünf Kilometern gemerkt. Die waren sehr, sehr hart. Geschuldet auch ein wenig den Witterungsbedingungen. Ich habe es vor allem muskulär gemerkt“, berichtete Christopher Linke.

Der Meistertitel war für ihn weiterhin mit einem nationalen Rekord verbunden. Nämlich den in der Seniorenklasse M35. „Ich bin auch nicht mehr der Jüngste und schaue so langsam in die Seniorenklasse und dort nach den Rekorden. Geliebäugelt habe ich etwas mit dem deutschen Rekord von Robert Ihly von 1:22:16 Stunden. Damit muss ich mich ja mittlerweile vergleichen, obwohl ich noch aktiv und erfolgreich mit dabei bin. Demzufolge bin ich sehr zufrieden mit der Zeit“, sagte der EM-Zweite über 35 Kilometer.

Die weiteren Podestplätze komplettierten Nils Brembach (1:22:15 h) und Leo Köpp (1:24:14 h). Als Vierter und Sieger der U23-Wertung unterbot Johannes Frenzl (SC Potsdam) in 1:24:20 Stunden den Richtwert (1:25:50 h) für die U23-Europameisterschaften in Espoo (Finnland; 13. bis 16. Juli).

Karl Junghannß setzt sich durch

Noch jung im Programm sind die 35 Kilometer, die wohl spätestens bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris der Vergangenheit angehören. Bei den Weltmeisterschaften stehen sie noch im Programm. Und so machten sich gleich vier starke Geher auf, um einen wichtigen Schritt in Richtung „Road to Budpest“ zu gehen.

Vorn gingen das Thüringer Duo Karl Junghannß (LC Top Team Thüringen) und Jonathan Hilbert (LG Ohra Energie), dahinter die Baden-Württemberger Carl Dohmann (SCL Heel Baden Baden) und Nathaniel Seiler (TV Bühlertal). Bereits auf den ersten Kilometern hatte sich Karl Junghannß etwas von seinen Verfolgern abgesetzt, doch Jonathan Hilbert zog sich wieder an seinen Trainingspartner heran und übernahm dann selbst die Führung.

„Das hat mir im Mittelteil extrem geholfen, weil ich selbst auch ein paar nicht so gute Momente hatte, aber dadurch dass noch jemand dabei war, habe ich nicht allzu viel Zeit liegen gelassen“, berichtete Karl Junghannß, der nach diesem „Tief“ mutig und engagiert sein Rennen fortsetzte. Sogar an Jonathan Hilbert vorbeiging und den Vorsprung Runde und Runde ausbaute. Doch dieser gab ihm fast bis zum Schluss keine endgültige Sicherheit. „Auch wenn es am Ende ein relativ großer Vorsprung war, sollte man sich nie so ganz sicher sein. Zumal wir vier richtig gute Leute am Start hatten, und alle motiviert.“

Deutscher Rekord und WM-Norm

Sie alle kämpften um den ersten großen Schritt in Richtung WM. Nur einem gelang dieser: Karl Junghannß gewann in 2:28:19 Stunden und blieb damit unter dem deutschen Rekord von Christopher Linke (2:29:30 h). Zweiter wurde Carl Dohmann (2:31:52 h) vor Nathaniel Seiler (2:33:39 h). Der lange auf Platz zwei liegende Jonathan Hilbert wurde in 2:33:56 Stunden Vierter.

Karl Junghannß kann jetzt etwas entspannter in die nächsten Wettkämpfe gehen. Mit Bestzeit, nationalem Rekord und erfüllter WM-Norm wird er bei der Team-EM in Podebrady (Tschechien; 21. Mai) auf die kürzere Distanz ausweichen und über 20 Kilometer starten. Auch schon mit Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris.

Für Christopher Linke, er wird in Podebrady über 35 Kilometer starten, eine Möglichkeit, um sich den Rekord über diese Strecke wieder zurückzuholen. Bei den Frauen sicherte sich die bisher schnellste deutsche Geherin über diese Distanz Bianca Maria Dittrich (Droste Running-Team; 3:03:13 h) den Meistertitel.

Titel und U20-EM-Norm für Lena Sonntag und Frederick Weigel

Die Nachwuchstalente überzeugten ebenso mit starken Leistungen: In der männlichen Jugend U20 setzte sich Frederick Weigel (SC Potsdam) über 10 Kilometer in 42:44 Minuten an die deutsche Spitze und blieb mit seiner Zielzeit unter dem geforderten Richtwert (44:00 min) für die U20-Europameisterschaften in Jerusalem (Israel; 7. bis 10. August).

In der weiblichen Konkurrenz der U20 gab es gleich drei Geherinnen, die über 10 Kilometer unter der EM-Norm (51:00 min) blieben. Es siegte Lena Sonntag (SC Potsdam) mit neuer Bestzeit von 47:28 Minuten, vor Kylie Garreis (LG Vogtland; 48:58 min) und Ada Junghannß (Erfurter LAC; 50:54 min). In der jüngeren Altersklasse setzten sich die Potsdamer Nachwuchs-Geher Nick Joel Richardt (44:17 min) über 10 Kilometer und Lara Jolie Feigl (27:24 min) über 5 Kilometer durch.

Die Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

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