| Stabhochsprung-Meeting

Björn Otto beendet seine Karriere in Aachen

Vier Jahre nach seinem Rekordsprung über 6,01 Meter wird sich Stabhochspringer Björn Otto am Ort seines höchsten Sprungs vom aktiven Sport verabschieden. Übernächsten Mittwoch (7. September) will sich der 38-Jährige beim 12. NetAachen-Domspringen ein letztes Mal der hochkarätigen Konkurrenz um Weltmeister Shawn Barber stellen.
Ivo Koken

2012 – das war das Jahr des Björn Otto (ASV Köln). Nach einem starken Winter schnupperte der Höhenjäger in London (Großbritannien) erstmals Olympia-Luft und sprang direkt aufs Treppchen. Hinter dem späteren Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) bejubelte der Schützling von Trainer Michael Kühnke die Silbermedaille. Genau diese brachte er zuvor bereits von der EM im finnischen Helsinki mit. Ebenso eine neue persönliche Bestleistung: 5,92 Meter. Diese hatte genau 66 Tage Bestand, als Björn Otto in Aachen zum Takt von „Eye of the tiger“ anläuft.

6,01 Meter liegen auf, 5.000 begeisterte Zuschauer starren gebannt auf den 50 Meter langen Anlaufsteg und auf diesem steht der Athlet im Trikot der LAV Bayer Uerdingen/Dormagen bereit. Voll fokussiert, in Vorbereitung auf einen historischen Satz. Sprintstarker Anlauf, ein Stab mit extremer Härte, zuvor erst einmal getestet. Dann kennt der Jubel keine Grenzen. Deutscher Rekord auf dem Aachener Katschhof. Genau hier möchte der verletzungsgeplagte Stab-Artist die Wettkampfbühne nun noch ein letztes Mal betreten.

Fragezeichen hinter Start

Bereits vor einem Jahr kündigte Björn Otto an, dass er seine Karriere gerne beim beliebten Wettkampf im historischen Stadtkern Aachens ausklingen lassen wolle. Klar ist: Hier wird er seine Laufbahn nun offiziell beenden. Noch fraglich ist dagegen, ob er sich dabei selbst nochmal in die Höhe katapultieren kann. „Da ich lange verletzt war, muss ich schauen, ob ich bis zum 7. September belastbar genug bin, um mich ein letztes Mal zu zeigen“, beschreibt der Springer die aktuelle Lage. Der Fuß bereitet noch immer Probleme. Schmerzfrei ist er nie.

Noch gestern hat er ein Sprungtraining absolviert. „Da habe ich bestimmt, wann Schluss ist. Nicht der Fuß“, strahlt er. Das gelingt nicht an allen Tagen. Im Januar 2014 erlitt der WM-Dritte von 2013 einen Längsriss der rechten Achillessehne. Seitdem hieß es: die Sehne ausheilen lassen, auf die Zähne beißen und fürs Comeback schuften. Vergebens. Die Rückkehr in den Wettkampf-Zirkus blieb aus, die Probleme waren nicht mehr so in den Griff zu kriegen, dass Otto sich den Traum von Rio hätte erfüllen können.

Abschied in bester Gesellschaft

„Es wird sicherlich ein sehr emotionaler Abschied“, blickt Björn Otto nun voraus auf einen Abend, der sicher zu den emotionalsten seines Sportlerlebens zählen wird. „Näher als hier kommen die Fans nicht ran“, beschreibt der Athlet sein „Wohnzimmer“. „Es ist natürlich mein allergrößter Wunsch, noch einmal diese Kulisse zu genießen und den Fans ein wenig von ihrer langjährigen, tollen Unterstützung zurückzugeben.“

Doch das Aachener Domspringen soll nicht allein im Zeichen des letzten Sprungs von einem der größten deutschen Stabhochspringer stehen. Jedes Jahr präsentieren die Macher um Sportmanager Michael Mronz, der dem Reitsport-Event CHIO zu weltweiter Strahlkraft verhalf und jüngst eine Olympia-Bewerbung einer Städtegemeinschaft in NRW anregte, absolute Weltklasse im Teilnehmerfeld. Das wird auch bei der nunmehr zwölften Auflage des Events so bleiben.

Weltmeister und Olympia-Dritter am Start

Mit Shawn Barber (Kanada) hat erneut der amtierende Weltmeister zugesagt und will nicht nur seinen Vorjahres-Sieg wiederholen, sondern sich auch für den enttäuschenden zehnten Platz bei den Olympischen Spielen in Rio (Brasilien) revanchieren. Dazu müsste er wohl den Bronze-Medaillengewinner vom Zuckerhut schlagen, der in Person von Sam Kendricks (USA) erstmals in Deutschlands westlichster Großstadt abhebt.

Mit Pawel Wojciekowski (Polen) will der Weltmeister von 2011 ebenso wie Valentin Lavillenie (Frankreich), dessen älterer Bruder Renaud 2011 in Aachen gewann, um den Sieg mitspringen. Auf ein Kräftemessen vor beeindruckender Kulisse freut sich auch die nationale Elite mit dem Deutschen Meister Tobias Scherbarth und dem EM-Siebten Karsten Dilla (beide TSV Bayer 04 Leverkusen).

Aachen als Vorreiter

Ein zusätzlicher Startplatz geht an den Sieger des Nachwuchsspringens, das bereits kommende Woche Donnerstag (1. September) im Aachener Waldstadion stattfindet. Außerdem stimmt ein Einlagewettkampf der Frauen die dicht am Anlaufsteg stehenden Zuschauer bereits ab 15:30 Uhr auf sportliche Höchstleistungen ein. Ab etwa 18:30 Uhr sorgen dann die Männer für Ekstase um die mobile Anlage zwischen imposantem Dom und Rathaus der Kaiserstadt.

„Den Weg, den wir hier eingeschlagen haben, erkennen wir inzwischen in vielen Bereichen der Leichtathletik wieder“, umschreibt Veranstalter Michael Mronz die Entwicklung zu immer mehr ausgelagerten Wettbewerben. „Sogar bei den Europameisterschaften in Amsterdam haben wir dieses Jahr einzelne Wettkämpfe außerhalb des Stadions im Stadtzentrum gesehen. Dazu haben wir als Mit-Vorreiter sicherlich unseren Teil beigetragen.“ Diese Vermutung liegt nahe. Schließlich wird die Leichtathletik in Aachen Jahr um Jahr regelrecht zelebriert. So auch 2016 – zum letzten Mal mit Björn Otto.

Teilen
#TrueAthletes – TrueTalk

Hier finden Sie alle Folgen des Podcasts des Deutschen Leichtathletik-Verbandes!

Zum Podcast
Jetzt Downloaden
DM-Tickets 2024