| Wechsel zum SV Halle

Cindy Roleder: Neuer Verein – und erste EM-Medaille unterm Hallendach?

Hürdensprinterin Cindy Roleder startet mit einem neuen Verein in das WM-Jahr 2017: Die Europameisterin wird sich dem SV Halle anschließen.
Jan-Henner Reitze

Die ersten Schritte in der Leichtathletik machte sie beim LAC Erdgas Chemnitz in ihrer Heimatstadt. Ihre größten Erfolge feierte sie für den SC DHfK Leipzig: WM-Silber 2015, EM-Gold 2016. Doch schon seit Ende 2013 trainiert Cindy Roleder in der Trainingsgruppe von Siebenkampf-Bundestrainer Wolfgang Kühne in Halle.

Dort wird die Hürdensprinterin mit der Leidenschaft für den Mehrkampf ab 2017 auch für einen lokalen Verein starten: Cindy Roleder verlässt den SC DHfK Leipzig und hat sich dem SV Halle angeschlossen. Das teilte ihr Management am Mittwoch in einer Pressemitteilung mit.

Olympia-Saison trotz Platz fünf „phänomenal“

Mit der zurückliegenden Olympiasaison hat die Bundespolizistin mittlerweile ihren Frieden gemacht. "Mit etwas Abstand betrachtet war es eine phänomenale Saison." Neben dem EM-Titel und Platz fünf bei Olympia lief Cindy Roleder im Sommer 2016 sieben der acht besten Zeiten ihrer Karriere überhaupt. Sie konnte ihr Topniveau in der Breite also noch einmal steigern. Was noch steht, ist die Bestzeit aus dem WM-Finale 2015 (12,59 sec), die sensationell Silber mit sich brachte.

Die Erinnerung an diesen perfekten Moment von Peking (China) trug auch dazu bei, mit dem fünften Platz bei Olympia erst einmal zu hadern. Denn im Finale von Rio gelang eben nicht ganz das perfekte Rennen – in 12,74 Sekunden fehlten 13 Hundertstel zur Bronzemedaillengewinnerin Kristi Castlin (USA; 12,61 sec).

"Ich war nah dran. Ich liebe den Sport und trainiere dafür, ganz oben zu stehen", erklärt Cindy Roleder die im ersten Moment empfundene Enttäuschung über die verpasste Olympia-Medaille, andererseits "habe ich gezeigt, dass ich mit den Amerikanerinnen mithalten kann. Daran möchte ich im kommenden Jahr anknüpfen."

Erste internationale Medaille unterm Hallendach?

Bevor der WM-Sommer 2017 in mittlerweile bewährter Tradition mit einem Siebenkampf – möglichst in Götzis (Österreich) – beginnen soll, ist aber eine komplette Hallensaison inklusive Hallen-EM in Belgrad (Serbien; 3. bis 5. März) geplant. Der Ehrgeiz und die Lust auf Wettkämpfe ist schon wieder entflammt.

Unter freiem Himmel hat Cindy Roleder nicht nur mit dem EM-Titel, sondern auch als Jahresschnellste gezeigt, dass sie über die 100 Meter Hürden die Nummer eins in Europa ist. Über die kurzen 60 Meter Hürden in der Halle fehlt ihr noch eine internationale Medaille. Die bisher beste Platzierung war Rang vier bei der Hallen-EM 2015 in Prag (Tschechische Republik), zeitgleich mit der damals drittplatzierten Britin Serita Solomom (7,93 sec).

Sicherlich nehmen die Vorteile der DLV-Athletin gegenüber der Konkurrenz mit wachsender Distanz des Hürdensprints eher zu. Mit ihrer Bestzeit von 7,88 Sekunden von der Hallen-DM in Leipzig 2016 hat sie aber auch auf den 60 Metern eine Top-Zeit hingelegt. "Damit habe ich gezeigt, dass ich auch eine Hallenläuferin bin", bewertet Cindy Roleder ihre Bestzeit, die bei 30 von 31 Hallen-Europameisterschaften, bei denen die 60 Meter Hürden der Frauen ausgetragen wurden, zu Edelmetall gereicht hätte.

Start-Optimierung mit High-Tech-Unterstützung

Die Halle bietet durch ihre verkürzte Distanz gleichzeitig zusätzlichen Anreiz, wieder intensiv am bisher noch schwächsten Baustein des Rennens zu arbeiten – dem Start. Dabei bekommt Cindy Roleder regelmäßig Unterstützung von Experten des Olympiastützpunktes Magdeburg, die nicht nur einen Startblock für sie zur Verfügung stellen, der den ausgeübten Druck auf die einzelnen Blöcke misst. Mit mehreren Kameras werden auch die acht Schritte zur ersten Hürde aus verschiedenen Perspektiven aufgenommen.

"Ich mache noch zu wenig Druck auf den hinteren Block", beschreibt die Europameisterin einen Ansatzpunkt. Ihr Ziel und das ihres Trainers Wolfgang Kühne ist es außerdem, sich mit einem Abstand von zwei Metern in die erste Hürde abzudrücken, um das Tempo optimal mitnehmen zu können. "Ich bin meistens noch eher bei 1,80 Meter", sagt die Athletin. Die Möglichkeit, die erste Hürde mit nur sieben Schritten anzulaufen, hat sich zu früheren Zeiten der Karriere nicht bewährt und ist deshalb jetzt keine Option mehr.

Die Stärke hinten raus wird sicherlich das Markenzeichen der Rennen von Cindy Roleder bleiben – und kann auch ein psychologischer Vorteil sein. Mit einem verbesserten Start der Freiluft-Europameisterin wird die Titelverteidigerin bei der Hallen-EM Alina Talay (Weißrussland) noch mehr fürchten müssen, dass die DLV-Athletin im Auslauf nach der letzten Hürde noch an ihr vorbeifliegt. Und die Fans der Deutschen können bis zum letzten Zentimeter mitfiebern.

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