| Körperschmuck

Kunst, Kraftquelle, Geheimnis – Tattoos der DLV-Athleten

Immer mehr Sportler schmücken ihre durchtrainierten Körper mit Tätowierungen. Beliebtes Motiv sind die Olympischen Ringe, die Sprinterin Tatjana Pinto in den fünf Farben der Kontinente auf der Innenseite ihres rechten Oberarmes trägt. Eine Stelle, die auch Carolin Schäfer für ihr erstes Tattoo gewählt hat. Der Drache am Arm von Gregor Traber oder der antike Speerwerfer auf dem Rücken von Johannes Vetter – alles Zeichnungen, die wahre Geschichten aus dem Sportlerleben erzählen.
Pamela Ruprecht

„Ich habe mir das Tattoo direkt nach meinem ersten Nationalmannschafts-Einsatz für den DLV machen lassen“, erzählt Johannes Vetter (LG Offenburg). Nach der U20-EM in Tallinn (Estland) suchte er mit 18 Jahren das Tattoo-Studio guter Freunde in Dresden auf. In zwei Sitzungen à vier Stunden wurde das Bild unter erträglichen Schmerzen gestochen.

„Egal, wie es mit dem Speerwerfen ausgehen sollte, der Sport war damals einfach schon so ein großer Teil meines Lebens, den ich immer bei mir tragen wollte und dem ich meine persönliche Entwicklung verdanke“, sagt der heute 23-Jährige. „Das Tattoo wurde so gemacht, dass es Raum für mehr bietet.“ Und mit der Zielstellung, dass eines Tages – wie nun geplant – das Symbol der Olympischen Ringe dazu kommt.

Johannes Vetter: Zur Krönung die Olympischen Ringe

Zu diesem Zeitpunkt (2011) war noch nicht absehbar, dass der spartanische Speerwerfer im Umhang auf dem muskulösen Rücken von Johannes Vetter stiller Zeuge des Olympia-Finales von Rio de Janeiro (Brasilien) werden würde und auch nicht, dass der Athlet das Jahr 2016 mit einem Fast-90-Meter-Wurf als Nummer zwei der Welt abschließen würde.

„Je weiter ich werfe, je größer die Erfolge werden, desto mehr werden der Leistungssport und speziell das Speerwerfen Teil meines Lebens und desto bedeutsamer wird auch das Tattoo auf meiner Schulter“, meint der Olympia-Vierte, der in der vergangenen Woche hochmotiviert ins Wintertraining eingestiegen ist.

Noch bis Ende Oktober genießt Carolin Schäfer (TV Friedrichstein) ihren Urlaub nach der diesjährigen Sommersaison. Ein besonderer Tag wird der 26. Oktober werden, da hat sie den Termin für ihr zweites Tattoo. Nach den Europameisterschaften in Zürich (Schweiz; Rang vier mit Bestleistung) ließ sich die Siebenkämpferin im September 2014 an der Innenseite ihres Oberarmes zum ersten Mal tätowieren: Einen Spruch, der zu ihrem außergewöhnlichen Sportlerleben passt.

Carolin Schäfer: Pusteblume mit Gewinnerformel

„I give my life in exchange for what I hope to achieve“ – übersetzt in den Worten der Athletin: “Ich gebe mein Leben her für das, was ich hoffe zu erreichen.“ Die 24-Jährige ordnet in ihrem Profi-Alltag sehr viel dem Sport unter und hofft, von dieser großen Investition das Bestmögliche zurückzubekommen. Viel davon ist seither aufgegangen: Begegnungen mit Menschen, die Welt sehen und natürlich Erfolge wie zuletzt der starke fünfte Platz in Rio.

Die Olympia-Teilnahme war die Erfüllung ihres Kindheitstraums, weshalb sie sich als nächstes die fünf Ringe eingravieren lassen will – am Schlüsselbein. Da Carolin Schäfer bei der Polizei arbeitet, muss sie Körperstellen wählen, die von der Uniform verdeckt bleiben.

Selbst im Wettkampf-Trikot wird man von ihrem dritten Tattoo nicht alles, sondern nur einen Teil sehen. „Das ist auch das Geheimnisvolle“, meint sie über den Körperschmuck. Auf dem Rücken plant sie das Bild einer Pusteblume mit einem Zitat aus dem Film Rocky Balboa: Keiner kann so hart zuschlagen wie das Leben. Aber der Punkt ist nicht der, wie hart man zuschlagen kann. Es zählt nur, wie viele Schläge man einstecken kann und trotzdem weiter macht. „Denn nur so gewinnt man“, erläutert die positiv eingestellte Mehrkämpferin ihre Lebensphilosophie und Vision eines weiteren Tattoos.

Gregor Traber: Drache ohne Limits

Den künstlerischen Wert seiner Tätowierung hebt Gregor Traber hervor. Der Hürdensprinter trägt über seinen gesamten linken Arm einen verwundenen Drachen auf der Haut. Mit weiteren japanischen Elementen wie Windfächern und Kirschblüten – nach einer längerfristigen Entscheidung gestochen vom französischen Künstler <link https: www.instagram.com blaisetattoo _blank>Blaise Pailler in Stuttgart.

„Es sollte vor allem schön aussehen, weil es gar nicht oder nicht mehr so leicht weggeht und sich Bedeutungen wandeln können“, sagt der Athlet vom VfB. Ziel war es für ihn, in erster Linie ein schönes Kunstwerk zu haben. Der nach oben gehende Drache steht für „keine Limits, powerful, also stark, dynamisch, unerschrocken“ und gibt ihm Kraft in allen Bereichen. 

Eine neue Zeitrechnung

Eher zufällig wurde der Drache auch zum Startschuss der bisher erfolgreichsten Hürden-Saison von Gregor Traber. Aufgrund von Verletzungen durchlebte er 2015 die schwierigste Zeit seiner Karriere (chronische Hüftbeuger-Probleme seit Juli 2015 und ein Muskelbündelriss im Dezember 2015). Für eine optimale Olympia-Vorbereitung hatte er im Studium extra ein Urlaubssemester genommen und konnte nun nicht trainieren. „Es lief gar nichts zusammen, ich bin in der Luft gehangen“, schaut er zurück.

Nach einem dreiviertel Jahr Wartezeit auf seinen lange vereinbarten Termin war er im Februar 2016 endlich beim stark nachgefragten Tätowierer an der Reihe. „Das hat gut reingepasst zeitlich, ich habe es als Neuanfang gesehen“, erzählt Gregor Traber. „Schlimmer kann es nicht mehr werden, jetzt lasse ich alles hinter mir und mit dem Tattoo geht eine neue Zeitrechnung für mich los“, sagte er sich. Sportlich ging es seitdem steil nach oben: Platz fünf der ewigen deutschen Bestenliste und mit Platz neun fast das Olympia-Finale in Rio erreicht.

Bo Kanda Lita Baehre: Frisch tätowiert in Toronto

Auch der DLV-Nachwuchs zieht in Sachen Tätowierung nach: Der U18-Vize-Europameister im Stabhochsprung Bo Kanda Lita Baehre (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat sich in diesen Tagen beim Kanada-Urlaub in Toronto spontan, aber wohl überlegt, auf der Innenseite seines Handgelenks den Schriftzug „God is greater than the highs and lows“ mit Symbolen verewigen lassen, wie ein <link https: www.instagram.com p bld008_jqrw _blank>Instagram-Foto zeigt.

„Da ich gläubig bin, weiß ich immer, dass Gott an meiner Seite ist und mir die Kraft gibt, auch negative Momente im Sport zu bewältigen“, beschreibt der 17-Jährige die Verbindung zum Stabhochsprung. Bisher ging es in seiner jungen Karriere nur bergauf: Deutscher U16-Meister 2014, Sieger beim Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) 2015, Zweiter der U18-EM und Deutscher U18-Meister 2016. Mit dem Tattoo dürfte Bo Kanda Lita Baehre für die Zukunft gewappnet sein.

Ein weiterer DLV-Athlet, der gleich mehrere Tätowierungen trägt, ist Stabhochsprung-Vizeweltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken): Seit dem Frühling hat er den Schriftzug "There are no limits" auf dem rechten Arm stehen. Die U20-Weltmeisterin im Kugelstoßen Alina Kenzel (VfL Waiblingen) lässt auf ihrem Arm girlandenförmig ganze Geschichten niederschreiben. Welche Bedeutung auch immer die individuellen Kunstwerke haben, gemeinsam ist allen Athleten die Leidenschaft für den Leistungssport.

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