| Olympische Spiele 2016

Nur der jüngere Harting und Jasinski überstehen Qualifikation

Von den drei deutschen Diskuswerfern haben sich am Freitag zwei für das olympische Finale qualifiziert. Nicht darunter überraschend Olympiasieger Robert Harting, der sich zwei Tage zuvor einen Hexenschuss zugezogen hatte und gehandicapt in den Wettkampf ging. Sein Bruder Christoph präsentierte sich als Gruppensieger stark, Daniel Jasinski schaffte als Elfter gerade noch den Sprung unter die besten Zwölf.
Pamela Ruprecht / Silke Morrissey

Die Brüder Robert und Christoph Harting (beide SCC Berlin) sind in der späteren Qualifikationsgruppe B beide mit einem gültigen Versuch in den Wettbewerb gestartet. Christoph Harting erwischte dann aber in Runde zwei bei nassen Bedingungen gute Versuche: 64,49 und 65,41 Meter wurden gemessen. Das war zwar nicht ganz die geforderte direkte Qualifikationsweite (65,50 m), aber der Gruppensieg, der locker für den Einzug in das Finale reichte.

Olympiasieger Robert Harting fabrizierte auch in Runde zwei einen ungültigen Versuch und musste im letzten Durchgang nach 62,21 Metern zur bitteren Kenntnis nehmen, dass das große Olympia-Finale ohne ihn stattfinden wird. Dass die Wurftechnik nicht so recht gelingen wollte, dafür gab es einen Grund: Der 31-Jährige hatte zwei Nächte zuvor einen Hexenschuss erlitten, sich in diesem Zustand aber dennoch eine 63er-Weite zugetraut – 62,69 Meter hätten fürs Weiterkommen gereicht.

Robert Harting von Hexenschuss gehandicapt

"Ich bin natürlich enttäuscht. Ich habe heute gesehen, dass die menschlichen Ressourcen begrenzt sind. Auch wenn es lächerlich klingt: Ich hatte heute mit einem Hexenschuss gekämpft, den ich mir gestern beim Licht ausschalten zugezogen habe", sagte Robert Harting nach dem Wettbewerb im Fernseh-Interview mit der ARD, für den das Quali-Aus der schlimmste Moment seiner Karriere sei.

"Jetzt brauche ich kreative Eingebungen und neue Ideen, wie ich es weiter gestalte. Bei der EM 2018 in Berlin ist definitiv Schluss. Nach dem ständigen Kampf mit Verletzungen, Kreuzbandriss, Muskelfaserriss und Knieproblemen bin ich jetzt froh, dass es vorbei ist."

Daniel Jasinski nach Bangen weiter

Weiter geht es für Daniel Jasinski. Er beschloss in der früheren Qualifikationsgruppe A als Fünfter den Wettbewerb und musste warten, ob die nach einem ungültigen Auftakt in Runde zwei erzielten 62,83 Meter für den Einzug ins Finale reichen würden. Nach Abschluss der Riege B sortierte sich der Wattenscheider, der sich dieses Jahr in Wiesbaden auf starke 67,16 Meter gesteigert und bei der EM in Amsterdam als Gruppen-Sieger eine souveräne Quali gezeigt hatte, als Elfter unter die Top Zwölf ein.

Nur der polnische Weltmeister Piotr Malachowski (unter Jubel von Team-Kollege Kugelstoßer Tomasz Majewski) und der Österreicher Lukas Weisshaidinger überboten in dieser Gruppe und insgesamt mit 65,89 und 65,86 Metern die für das große „Q“ geforderte Weite. Der Jamaikaner Fedrick Dacres, der in diesem Jahr schon 68,02 Meter warf, kam nach zwei ungültigen Versuchen nicht über 50,69 Meter hinaus und bildete das Schlusslicht.

STIMMEN DER DLV-ATHLETEN:

Robert Harting (SCC Berlin; 62,21 m):
Ich habe einen Hexenschuss. Vor zwei Nächten ist es passiert, da habe ich mit dem Fuß vom Bett aus das Licht ausgemacht – die Wand ist ja nur einen Meter weg. Es hat ein bisschen gezogen, aber so richtig habe ich es nicht gemerkt, erst am nächsten Tag – als Sportler hat man ja oft Blockierungen. Wäre das nicht passiert, wäre ich jetzt sehr enttäuscht. So hält es sich in Grenzen. Gestern war großer Alarm, ich habe Spritzen gekriegt, Schmerzmittel. Aber da fährt auch die Power im Muskel runter, du kannst einfach nichts machen, kriegst keinen Druck in die Beine. Das fühlt sich an wie auf Wasser. Ein 63-Meter-Wurf hätte trotzdem rauskullern können, der hätte fürs Finale gereicht. Ich habe mich selbst angefleht und versucht, daran zu glauben. Ich habe alles gegeben. Aber natürlich tut es mir tief weh, nach zwei Jahren Kampf fürs Comeback. Viele Leute in meinem Umfeld haben mir viel Kraft gegeben, viel Energie in mich gesteckt, das ist schade. Naja, wir haben ja noch einen Harting im Finale, da ist eine Medaille drin, das ist auch für die Familie wichtig, die haben viel Geld investiert, um hierher zu kommen. Ich kann sie dieses Mal früher sehen. Das letzte Mal, dass ich ein Finale als Zuschauer erlebt habe, war glaube ich 2006.

Daniel Jasinski (TV Wattenscheid 01; 62,83 m):
Das war eine durchwachsene Qualifikation. Richtig gezeigt was ich kann habe ich nicht. Mein Vater [Trainer Miroslav Jasinski] war hier im Stadion auf der Tribüne. Er hat mir gesagt, ich soll mutiger nach vorne arbeiten. Ich habe links nicht gestemmt, der Diskus kam einfach nicht ins Fliegen. Jetzt wird’s knapp! Vor dem Start war ich schon aufgeregt, es sind meine ersten Olympischen Spiele, ich freue mich sehr hier zu sein. Die Atmosphäre war gut, alle Zuschauer feuern an. Der Regen spielte natürlich eine Rolle, aber der Ring war okay – und von zuhause kennen wir so ein Wetter ja auch. Jetzt ist die Frage, wie die anderen in der zweiten Gruppe mit den Bedingungen zurechtkommen. Es wird sehr, sehr, sehr eng. Ich hoffe, ich schaffe es ins Finale.

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