| Letzter Einsatz für die „Krone“

Olaf Brockmann verabschiedet sich in den Ruhestand

Er strahlt über das ganze Gesicht. Ist einfach nur glücklich. In Belgrad sind es seine letzten Hallen-Europameisterschaften in der Leichtathletik, die gleichzeitig auch das Ende seines aktiven Arbeitslebens bedeuten. Sein letzter Einsatz für die „Krone“ steht an. Mit 63 Jahren hört der legendäre Sportjournalist Olaf Brockmann auf.
Peter Schmitt

Insgesamt 31 Jahre hat er bei der Kronen Zeitung in Wien (Österreich) gearbeitet, zuvor beim Sport-Informations-Dienst (SID) in Düsseldorf und seit 2006 ist er auf Vorschlag des früheren „Leichtathletik-Papstes“ Gustav Schwenk als sein Nachfolger in die IAAF-Press-Commission berufen worden. Seinen Wechsel zur „Krone“ hatte er dem Schriftsteller Lew Kopelew zu verdanken, der ihn nach Wien schickte, wo er bis heute im Wiener Bezirk Döbling lebt.

Brockmann ist der einzige Journalist weltweit, der in der Leichtathletik alle 31 Weltmeisterschaften (15 Outdoor, 16 Indoor) live mitverfolgt hat. In Belgrad (Serbien) wurde er für seine großen Verdienste mit dem EAA-Award von Präsident Svein-Arne Hansen ausgezeichnet und bei der Verleihung war er sichtlich berührt. Begonnen hat der 1953 in Rostock geborene Journalist aus Leidenschaft in Düsseldorf beim SID, absolvierte nebenbei  einMasters Degree in Russian History und schloss mit dem Masters zum Thema „österreichisch-russische Beziehungen Ende des 17. Jahrhunderts“ ab.

Neben seinem Fachwissen über mehrere Sportarten ist es seine hartnäckige Recherche, die ihn über Jahrzehnte ausgezeichnet hat. Sein journalistisches Handwerk hat er von der Pike auf gelernt und trotzdem liebt er die heutigen Möglichkeiten über Social Media. “Schneller als über Facebook kannst du nicht kommunizieren. Das macht irre Spaß.“

Nicht nur dabei, sondern mittendrin bei der Hallen-EM 

Kurz vor seiner Rente feiert er am 13. März im Kreis seiner Familie in Sevilla (Spanien) seinen 64. Geburtstag. In Belgrad ist Brockmann bei der Hallen-EM nicht nur dabei, sondern mittendrin. Als die österreichische Mehrkämpferin Ivona Dadic im Hochsprung ihre Bestleistung um sieben Zentimeter steigert, zuletzt sprang sie als jüngste Mehrkampf-Teilnehmerin 2012 bei den Spielen in London (Großbritannien) 1,80 Meter, hält es Olaf nicht mehr auf seinem Sitz. Er ballt die Faust. Schreit im Staccato-Rausch „yes, yes, yes“ und krönt ihre Leistung im perfekten Wiener Dialekt: „Bist deppert“. Am Ende bejubelt er das erste Silber für Österreich bei einer Hallen-EM seit 2005. Besser kann es für ihn an seinem letzten Arbeits-Wochenende nicht laufen.

Obwohl er unendlich viel in der Sportwelt erlebt und unzählige Sport-Stars wie Muhammad Ali oder Usain Bolt persönlich kennengelernt hat, ist Arroganz für ihn ein Fremdwort. Schon als 19-Jähriger war er bei den Olympischen Spielen 1972 in München als Journalist im Einsatz und profilierte sich unter anderem neben der Leichtathletik, in den Sportarten Tennis, Fechten, Tischtennis und Schwimmen. Ihm zuzuhören ist ein Genuss, wenn er zum Beispiel von seinem ersten „Exklusiv-Interview“ erzählt. „Nach dem  Weltrekord von Mike Powell 1991 hatte ich ihn telefonisch auf seinem Hotelzimmer erreicht und mich gefreut, dass ich ihn exklusiv hatte. Später kam Powell aber dann ins Pressezentrum und gab jedem ein Interview, der eins haben wollte.“

Ein echtes Exklusiv-Interview hatte er mit dem früheren sowjetischen Hochsprung-Olympiasieger Waleri Brumel, den Anfang der 90er Jahre alle Agenturen in ihren Meldungen bereits  haben sterben lassen. „Ich habe damals seine Frau in Moskau angerufen. Durch mein Studium konnte ich ja russisch. Sie hat mir gesagt, dass er lebt und ich hab ihn dann interviewt.“ Die „Krone“ brachte die Geschichte als exklusive Titelstory mit der Headline: „Krone sprach mit dem Toten.“ Verstorben ist Brumel dann im Jahr 2003. 

Die Story von der zu kurzen Bahn in Wien

Persönlich kennengelernt habe ich Olaf Brockmann bei meinem ersten internationalen Einsatz als DLV-Mediendirektor bei der Hallen-EM 2002 in Wien. Schon damals glänzte er durch Akribie, Organisationstalent, Freundlichkeit und Fachkenntnis.  Exklusiv hat er jetzt leichtathletik.de verraten, was bisher niemand wusste: „Einen Tag vor dem ersten Start bei der Hallen-EM in Wien (1. März 2002) saß ich um 1:30 Uhr in meinem Pressebüro. Die Halle war hell erleuchtet. Die EAA hatte die 200 Meter Bahn nachgemessen. Man hatte festgestellt, dass die Bahn drei zu kurz war. Also wurde in einer „Nachtschicht“ nachgemessen und die Linien wurden neu gemalt.“

Seitdem sind 15 Jahre vergangen und Olaf Brockmann hat jeden Tag seines Lebens als Journalist genossen, Höhen und Tiefen gesundheitlich überwunden und freut sich jetzt im Ruhestand auf etwas mehr Zeit und Erholung. „Einfach tun können was ich will“, lautet dabei sein künftiges Motto.

Ohne Leichtathletik geht es auch in der Rente nicht

Verloren geht Olaf Brockmann, der 2007 bei der WM in Osaka (Japan) nach dem Sturz des Hindernisläufers Günther Weidlinger den Innenraum stürmte und im Krankenwagen mit ihm davon fuhr, der Leichtathletik nicht. Mit seinem Rat und seiner Erfahrung bleibt er als IAAF-Delegate für internationale Meisterschaften weiter an Bord.

Das Team von leichtathletik.de wünscht Olaf Brockmann viel Freude und Erholung für seinen neuen Lebensabschnitt, mehr Zeit als bisher für seine Frau Zita und seine beiden Töchter Sophie und Evelyn, die beide in Oxford und Cambridge studiert haben,und noch viele tolle Stories aus der Welt des Sports. Genieße Deine Ruhe im Wiener Bezirk Döbling und danke für die vielen wunderbaren Stories in der Welt des Sports. Viva la Vida Olaf.

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