| Interview

Raphael Holzdeppe: "Ich arbeite weiter"

Lange war Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe trotz fehlender Norm als sicherer EM-Kandidat gehandelt worden. Dann gab er vor den entscheidenden Deutschen Meisterschaften in Ulm sein Saisonende bekannt. Im Interview spricht der 24-Jährige über die Gründe und seine Ziele für die kommenden Jahre.
Martin Neumann

Raphael Holzdeppe, Sie haben die Deutschen Meisterschaften vergangenes Wochenende in Ulm nur vor dem Fernseher im heimischen München verfolgt. Was war das für ein Gefühl?

Raphael Holzdeppe:

Eine wirklich komische Situation, wenn man über so viele Jahre dabei ist. Ich habe mir beide DM-Tage angeschaut. Da hat es schon ordentlich in den Füßen gekribbelt.

Warum haben Sie sich vergangenen Dienstag dazu entschieden, die EM-­Saison zu beenden?

Raphael Holzdeppe:

Mir hat einfach die Zeit gefehlt, einen kompletten Aufbau durchzuziehen. Grund waren die Rückenverletzung aus der Hallensaison und die Wadenverletzung Ende Juni. So kommt man nicht in die Form rein, die nötig ist. Außerdem spielen natürlich auch schon die kommenden Jahre eine große Rolle. Würde ich es auf Biegen und Brechen probieren und mich dann richtig verletzen, stünde der Aufbau für 2015 auf der Kippe. Das wiederum hätte Auswirkungen auf die Olympiasaison 2016. Das möchte ich auf keinen Fall riskieren.

Wie viele Sprünge haben Sie durch die Verletzungen verpasst?

Raphael Holzdeppe:

Das kann ich nicht genau sagen. Durch das Aus in der Hallensaison fehlen im Training und Wettkampf aber viele Dutzend.

Dabei sind Sie bei der Diamond League in Eugene beim Einspringen sogar über 5,70 Meter geflogen. Warum konnten Sie diese Form nicht im Wettkampf zeigen?

Raphael Holzdeppe:

Aufgrund der Verletzungen fehlt einfach die Routine, sowohl im Wettkampf als auch im Training. Was beim Einspringen noch gut klappt, kann beim Wettkampf ganz anders aussehen.

Oder hat Ihnen nach den vielen Terminen im Anschluss an WM-Gold einfach die nötige Zeit für einen soliden Saisonaufbau gefehlt?

Raphael Holzdeppe:

Natürlich waren es einige Termine, aber die Hauptursache liegt in den Verletzungen. Mein Trainer Chauncey Johnson und ich werden nach der Saison in aller Ruhe alles analysieren. Wenn wir feststellen, dass es zu viele Termine waren, werden wir in Zukunft genauer hinschauen. Die Priorität liegt ganz klar auf dem Training und der nötigen Regeneration.

Was macht ein 24-Jähriger eigentlich mit seiner neu gewonnen Freizeit im Sommer?

Raphael Holzdeppe:

Trainieren. Ich arbeite so weiter, als wäre ich noch mitten in der Saison. In den Urlaub geht es erst im September.

Springen Sie denn auch im Training über große Höhen?

Raphael Holzdeppe:

Das noch nicht, da fehlt einfach die nötige Routine. In den kommenden Wochen wird das aber wieder kommen.

Was darf man von Raphael Holzdeppe in Zukunft erwarten?

Raphael Holzdeppe:

2015 steht die Weltmeisterschaft in Peking an. Da habe ich als Weltmeister den Vorteil der Wildcard und möchte dort meine bestmögliche Leistung abrufen. Klar lautet das Ziel Titelverteidigung, wobei ich genau weiß, dass es schwieriger ist, als erstmals WM-Gold zu gewinnen. Wenn ich verletzungsfrei durchkomme wie in den Jahren 2012 und 2013 ist auf jeden Fall wieder mit mir zu rechnen.

Peilen Sie denn nun endlich auch einen Deutschen Meistertitel an? Weltmeister sind Sie, aber bei einer Deutschen Meisterschaft standen Sie bei den Männern noch nie ganz oben auf dem Podium …

Raphael Holzdeppe:

… ja, dieser Titel fehlt mir noch. Dreimal war ich schon Zweiter. Die nächste Chance habe ich kommendes Jahr in Nürnberg.

Was trauen Sie den drei deutschen Stabhochspringern Tobias Scherbarth, Karsten Dilla und Malte Mohr bei der EM in Zürich zu?

Raphael Holzdeppe:

Renaud Lavillenie ist für mich ganz klar der Favorit, aber auch die Deutschen haben eine reelle Chance vorn dabei zu sein.

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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