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Simret Restle-Apel will zweite und letzte Chance nutzen

Nach einer positiven Dopingprobe auf EPO wurde Simret Restle-Apel im Mai 2012 für zwei Jahre gesperrt. Mittlerweile hat sich die Läuferin vom PSV Grün-Weiß Kassel wieder zurückgemeldet und sogar einen Startplatz für die Cross-EM am 14. Dezember in Samokov (Bulgarien) ergattert. Zuletzt lief sie bis zu 240 Kilometer pro Woche. Die 30-Jährige hat in ihrer zweiten Karriere noch viel vor.
Martin Neumann

Am vergangenen Donnerstag bekam Simret Restle-Apel (PSV Grün-Weiß Kassel) Besuch: Dopingkontrolleure baten die Langstrecklerin zum Test. Jahrelang war das ein normales Prozedere für die 30-Jährige. Bis zum 2. Mai 2012. Da wurde in einer A-Probe der aus Eritrea stammenden Läuferin Spuren des Blutdopingmittels EPO gefunden. Restle-Apel, die sich schon für die EM in Helsinki qualifiziert hatte, verzichtete auf die Öffnung der B-Probe. Das kam einem Schuldeingeständnis gleich. Zwei Jahre Sperre folgten. Es war die erste prominente deutsche Läuferin, die wegen EPO-Dopings aus dem Verkehr gezogen wurde.

„Ich habe scheiße gebaut. Dazu habe ich gestanden“, sagte Restle-Apel vergangene Woche gegenüber Leichtathletik. Damit meint sie ihr – nennen wir es – naives Umgehen mit Medikamenten. Weil es ihr körperlich schlecht ging, wollte sie sich ein Vitaminpräparat spritzen, das eine Verwandte im Kühlschrank aufbewahrte. Was Restle-Apel nach eigenen Angaben nicht wusste. In der Box mit Vitaminpräparaten befanden sich auch EPO-Spritzen. Ein verhängnisvoller Fehlgriff.

Zwei Marathons in 15 Wochen

Seit dem 29. Mai 2014 ist Simret Restle-Apel wieder startberechtigt – für den Verein wie bei entsprechender Leistung für die Nationalmannschaft. Ihr Training zog sie auch während der Sperre durch, doch das Messen mit der Konkurrenz fehlte ihr. „Ich habe die Wettkämpfe vermisst“, sagt sie. Auch deshalb startete sie bei einigen größeren und kleineren Straßenläufen und bestritt gleich zwei Marathons.

Drei Tage nach Ablauf ihrer Sperre gewann sie in Mannheim in 2:42:28 Stunden, Mitte September belegte sie von Seitenstichen geplagt in Köln Rang drei (2:50:19 h). Die Halbmarathonmarke hatte sie noch nach 1:18:47 Stunden passiert.

Ticket in Tilburg

Dass sie schon etwa in der Form wie vor der Sperre ist, bewies die 30-Jährige beim Crosslauf vor zehn Tagen in Tilburg. Als Sechste löste sie unter den Augen von Mittelstrecken-Bundestrainer Henning von Papen das Ticket für die Cross-Europameisterschaften am 14. Dezember in Samokov (Bulgarien). Für Restle-Apel wird es das Comeback im DLV-Dress.

Dabei war die Vorbereitung gar nicht explizit auf das Quali-Rennen in den Niederlanden ausgerichtet. Die Läuferin absolvierte in den vergangenen Wochen extrem hohe Umfänge. „Ich trainiere meistens dreimal am Tag“, sagt sie. Wobei es sich nicht immer um Laufeinheiten handelt. Trotzdem kommen so bis zu 240 Wochenkilometer zusammen. „Ich genieße den Sport“, fügt sie mit einem Lachen hinzu.

Gute Crossläuferin

Diese Liebe zum Laufen geht für Winfried Aufenanger manchmal ein Stück zu weit. Der erfahrene Coach berät die 30-Jährige in Trainingsfragen. „Sie ist eine sehr fleißige Läuferin. Sie muss aber von den hohen Umfängen runterkommen und für die Cross-EM noch gezielt Temporeize setzen“, sagt der ehemalige Marathon-Bundestrainer.

Dass sie eine gute Crossläuferin ist, hat Simret Restle-Apel schon häufiger unter Beweis gestellt. So lief sie bei der EM 2011 auf einen starken neunten Platz und lag noch vor Sabrina Mockenhaupt. Fürs Team gab es zudem Bronze. Ganz so weit scheint sie dieses Jahr noch nicht zu sein. Doch ein Platz zwischen 10 und 15 scheint für die Langstrecklerin möglich zu sein.

EM in der Höhe

Eine Team-Medaille wird es allerdings nicht geben. Denn neben der Kasselerin startet im 1.350 Meter hoch gelegenen Borovets – einem Vorort von Samokov – bei den Frauen mit Domenika Weiß lediglich eine weitere Deutsche. Winfried Aufenanger glaubt nicht, dass die Höhenlage für seine Läuferin zum Problem wird. „Simret kommt damit gut klar“, ist er sich sicher. Allerdings könnten auf dem (wahrscheinlich) gefrorenen Boden die schnellen Bahnspezialistinnen im Vorteil sein.

Im kommenden Sommer wird auch Simret Restle-Apel wohl wieder ihre Visitenkarte auf der Bahn abgeben. Bei 15:20,00 Minuten steht die internationale Norm für einen 5.000-Meter-Start bei der WM in Peking. Bis auf 8,71 Sekunden war sie 2012 an diese Marke herangelaufen. Allerdings wurde die Zeit aufgrund des Dopingfalls aus den Ergebnislisten gestrichen.

Samokov wird Bewährungsprobe

Ob es mit dem WM-Start klappt oder nicht, ist für die Läuferin allerdings zweitrangig. Sie will sich nicht unter Druck setzen lassen. Deshalb bestritt sie auch fast alle Wettkämpfe nach Ablauf der Dopingsperre ohne eine mitlaufende Uhr am Handgelenk. Die Langstrecklerin hat gelernt, auf ihr Gefühl, ihren Körper zu hören. Der gibt ihr meistens positive Signale. Denn meistens bestreitet sie die Rennen sehr offensiv.

Man darf gespannt sein, wie weit nach vorn sie es am 14. Dezember bei der Cross-EM schaffen wird. Aufgrund von immer mehr Einbürgerungen afrikanischer Läuferinnen ist das Feld unübersichtlich. Für Simret Restle-Apel ist das Rennen in Samokov die erste große Bewährungsprobe nach ihrer Sperre. „Ich werde auf jeden Fall alles geben“, stellt sie klar.

Das Rennen über 6,2 Kilometer könnte der Startschuss zu ihrer zweiten Karriere sein. Dass die zweite Chance nach einer zweijährigen Dopingsperre auch gleichzeitig die letzte für einen Leistungssportler ist, weiß Simret Restle-Apel genau.

<link>Quelle: leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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