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Traum und Wirklichkeit – Grietje Kurtzweg bei den Special Olympics

Für Grietje Kurtzweg (LK Weiche) ging ein Traum in Erfüllung, als sich die junge Leichtathletin für die Special Olympics World Games 2015 in Los Angeles qualifizierte. Nun berichtet sie von ihrem vierzehntägigen Erlebnis in den USA.
Grietje Kurtzweg

"Ich hatte einen Traum – und aus diesem Traum wurde Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit sah so aus, dass ich vierzehn Tage in Los Angeles war – bei den Special Olympics World Games 2015, den Weltspielen der Menschen mit geistiger Behinderung. Ich hatte das große Glück, mich als eine von 138 Aktiven aus Deutschland für die Teilnahme qualifizieren zu können. Und ich war eine von ganz wenigen Teilnehmern mit Down Syndrom.

Gemeinsam mit über 6.000 Sportlern aus aller Welt marschierten wir in unserer Nationalmannschaftskleidung zur Eröffnungsveranstaltung in das ehrwürdige Olympiastadion in Los Angeles ein. Vor 60.000 Zuschauern erlebten wir eine grandiose Eröffnungsshow mit Avril Lavigne und Stevie Wonder, bevor dann die Weltspiele von Michelle Obama offiziell eröffnet wurden. Diese Feier stand den Feiern bei Olympischen Spielen und Paralympics in nichts nach, denn auch das Entzünden der Flamme der Hoffnung und ein grandioses Feuerwerk standen auf dem Programm.

Gold im Weitsprung

Und dann war es soweit – ich durfte Deutschlands Farben in der Leichtathletik vertreten: In den Disziplinen Kugelstoßen, Weitsprung sowie in der 4x100-Meter-Staffel als Startläuferin. Zuerst mussten wir die Klassifikationswettkämpfe überstehen. Danach wurden wir in Leistungsklassen eingestuft, um dann in diesen Klassen die Endkämpfe zu bestreiten. Mein erstes Finale war das Kugelstoßen, bei dem ich den vierten Platz errang. Es war eine sehr schöne Siegerehrung, bei der auch die Platzierten mit einer Schleife geehrt wurden.

Doch die schönste Siegerehrung lag noch vor mir. Ausgerechnet meine Angstdisziplin wurde für mich zum größten Erfolg. Ich konnte mit deutlichem Vorsprung mit einer Weite von 2,30 Metern die Goldmedaille erringen. Für viele mag das keine bedeutende Weite sein, doch für mich führte diese Weite zu meinem bisher größten sportlichen Erfolg. Für Menschen mit Down Syndrom ist es schon allein aus Gründen der sehr erschwerten Koordination schwierig, den Anlauf zum Brett zu gestalten, es möglichst genau zu treffen und mit einem Bein abzuspringen. Das ist mir im richtigen Moment gelungen und ich habe dadurch Gold errungen.

In der Staffel hatten wir dann leider Pech, als beim zweiten Wechsel der Staffelstab verloren ging. Trotzdem liefen wir noch als Fünfte über die Ziellinie. Für die beiden Jungs in der gemischten Staffel war es besonders schade, hatten sie damit doch die Chance auf eine Medaille verpasst. Wir beiden Mädchen hatten dagegen unsere Medaille schon errungen.

Große Eröffnungs- und Abschlussfeier

Wie schnell die Zeit vergeht, denn schon machten wir uns wieder für den Einmarsch ins Olympiastadion bereit – diesmal zur Abschlussfeier. Es war ein toller Abschluss gemeinsam mit tausenden Sportlern aus aller Welt und war natürlich auch mit Wehmut verbunden.

Nun noch einmal im Sportlerdorf in der Universität von Southern California schlafen, dann galt es zu packen und die vielen Abschiede zu bewältigen. In den Abendstunden hob unser Flieger ab und wir konnten noch einmal auf fast zwei Wochen Los Angeles herabschauen. Die Menschen in Los Angeles haben uns viel geboten – sehr viel Herzlichkeit und unvergessliche Momente. Meine Träume sind wahr geworden – Hollywood, Walk of Fame, Raumfahrtzentrum und so viele weitere unvergessliche Erlebnisse.

14 Stunden später gab es dann einen tollen Empfang auf dem Flughafen in Hamburg. Tränen der Wiedersehensfreude und auch der letzten Abschiede flossen.

Zurück im Alltag

Nun bin ich wieder in Flensburg und der Alltag kehrt wieder ein. Meinen ersten Wettkampf nach Los Angeles habe ich schon wieder absolviert. Beim Werfer-Fünfkampf konnte ich dabei im Hammerwerfen (16,48 m) sogar eine neue persönliche Bestleistung erzielen. Mein Urlaub ist jetzt vorbei und ich freue mich wieder auf die Arbeit und die Kollegen.

Einen Empfang bei der Stadtpräsidentin habe ich hinter mir. Im September haben wir mit allen Teilnehmern aus Schleswig-Holstein einen Empfang beim Ministerpräsidenten. Ich freue mich, dass nach und nach auch unsere Leistungen in der Öffentlichkeit etwas mehr wahrgenommen werden.

Ich werde jedenfalls weiter trainieren und mein Bestes geben. Im nächsten Jahr stehen wieder die National Games der Special Olympics an. Wer weiß, vielleicht ist es mir vergönnt, noch einmal an einem internationalen Großereignis teilnehmen zu dürfen."

 

Das Jugend-Team wird gefördert vom:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus Mitteln des Kinder- und Jugendplans des Bundes (KJP) über das Förderprogramm ZI:EL+ „Zukunftsinvestition: Entwicklung jungen Engagements im Sport“
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