Am Mittwochabend stellte sich IOC-Präsident Thomas Bach in einem Video-Gespräch den Fragen von Speerwerfer Johannes Vetter. Dabei ging es um die großen organisatorischen Herausforderungen der im kommenden Jahr stattfindenden Olympischen Spiele.
Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), zeigt sich optimistisch, dass die Olympischen Spiele trotz der Corona-Pandemie im kommenden Jahr in Tokio (Japan) stattfinden können. „Wir können sehr zuversichtlich sein. Man hat in den letzten Wochen und Monaten gesehen, dass man große Sportveranstaltungen organisieren kann – auch in Zeiten, in denen noch kein Impfstoff entwickelt wurde“, sagte er am Mittwochabend in einem Interview mit Johannes Vetter.
Das Gespräch war live auf dem Instagram-Kanal des Deutschen Rekordhalters im Speerwurf zu sehen. Johannes Vetter nahm dabei die Rolle des Interviewers ein und stellte dem IOC-Präsidenten aus Athleten-Sicht verschiedene Fragen rund um die Organisation der Olympischen Spiele in Zeiten von Corona.
Thomas Bach zeigte dabei auf, welchen Herausforderungen sich das IOC beim Organisieren einer solchen Großveranstaltung in Pandemie-Zeiten stellen muss. „Die Problematik ist, dass wir nicht nur auf die Lage in Japan schauen müssen, sondern auch auf die Lage in den 206 Nationalen Olympischen Komitees. Wir müssen auch schauen, wie wir für alle Athleten, Trainer und Offizielle sichere und vergleichbare Bedingungen bieten können.“
Thomas Bach: „Da ist eine ganze Menge in Bewegung“
Im Hinblick auf einen möglichen bis zu den Olympischen Spielen zur Verfügung stehenden Impfstoff sagte Thomas Bach: „Wir haben Kontakte mit einer Anzahl von Laboratorien, die diese Impfstoffe entwickeln. Da werden wir von Woche zu Woche zuversichtlicher, weil sich eine ganze Reihe dieser Laboratorien schon in der klinischen Phase befinden. Da ist eine ganze Menge in Bewegung.“
Auf Johannes Vetters Bedenken, dass die Gesundheitsbehörden einen Impfstoff möglicherweise zu früh zulassen könnten, entgegnete Bach: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die amerikanische oder die europäische Gesundheitsbehörde eine Zulassung erteilen würde, bei der ein erhöhtes Risiko vorhanden wäre. Da hätte ich schon Vertrauen in die Gesundheitsbehörden.“
Johannes Vetter: „Noch nie hatten es Doper so leicht wie jetzt“
Beim Thema Doping waren sich beide Gesprächspartner einig. „Noch nie hatten es Doper so leicht wie jetzt“, sagte Johannes Vetter. Thomas Bach bestätigte dieses Problem, verwies zugleich aber auch darauf, dass die Anzahl der Kontrollen nun wieder stark am Ansteigen sei und eine Task Force entwickelt wurde, die ab Januar mit dem „intelligentesten möglichen Testplan“ verstärkt kontrollieren werde.
Dabei komme es nicht ausschließlich auf die Anzahl der Kontrollen an, sondern auch auf den Zeitraum des Überraschungseffekts und die getesteten Substanzen. „Wir erwarten uns davon einen gewissen Abschreckungseffekt“, sagte der IOC-Präsident.
Kein Ausschluss von einzelnen Nationen
Einen Ausschluss einzelner Nationen von den Olympischen Spielen wegen der Corona-Lage in den jeweiligen Ländern lehnte Thomas Bach ab. Die Sportler hätten „keine Verantwortung dafür“, sagte der 65-Jährige. „Wenn hier Athleten negativ getestet sind, wenn sie sich dem Anti-Coronavirus-Regime unterwerfen wie alle anderen auch, dann muss man für diese Athleten die Möglichkeit der Teilnahme schaffen“, betonte er.
Zum Abschluss bat Thomas Bach um Verständnis dafür, dass er zum jetzigen Zeitpunkt noch keinen detaillierten Ausblick auf die Spiele geben könne. „Wir wissen alle nicht, ob wir morgen mit oder ohne Masken in ein Restaurant gehen können. Da kann man fairerweise nicht von uns erwarten, dass wir jetzt schon sagen können, wie es in zehn Monaten sein wird.“ Johannes Vetter nickte verständnisvoll und sagte: „Dass wir uns auf andere Rahmenbedingungen einstellen müssen, sollte jedem Sportler klar sein“.