| Hallen-DM 2024

Leipzig am Samstag: Comeback-Titel, Tausendstel-Krimis und Youngster-Coup

© Theo Kiefner
Spannende Sprints, emotionale Sieger und Dreisprünge der Extraklasse. Der Samstag hatte bei der Hallen-DM in Leipzig so einiges zu bieten. Speziell Gesa Krause wurde bei ihrem Comeback-Sieg von den 3.750 Fans in der ausverkauften Quarterback Immobilien Arena frenetisch gefeiert.
Martin Neumann

Als die Glocke zur letzten Runde im 3.000-Meter-Finale erklang, zündete Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) den Turbo. Weniger als zehn Monate nach der Geburt ihrer Tochter Lola stürmte sie mit 28,25 Sekunden für die finalen 200 Meter unter dem Jubel der 3.750 Zuschauer in der ausverkauften Quarterback Immobilien Arena am Samstagnachmittag in Leipzig zum Sieg. Mit 9:06,90 Minuten spielte sie ihre Schnelligkeit aus und siegte vor Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald; 9:08,39 min) und Eva Dieterich (LAV Stadtwerke Tübingen; 9.10,21 min), die über 14 Runden für Tempo gesorgt hatte.

„Die letzte Runde war immer meine Stärke. Es ist schön zu wissen, dass ich immer noch schnell bin“, sagte eine sichtlich glückliche Deutsche Hallenmeisterin. Für die 31-Jährige war es der zweite Hallen-DM-Titel über 3.000 Meter nach 2015. Für sie ganz wichtig: „Es ist besonders, dass meine Familie mit meiner Tochter heute in der Halle waren.“

Zwei Hundertstel trennen vier Hürdensprinterinnen

Gesa Krause zählt seit mehr als einem Jahrzehnt zu den bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Leichtathletinnen und hat schon mehr als ein Dutzend DM-Titel gewonnen. Ganz im Gegensatz dazu: Rosina Schneider. Die U20-Europameisterin vom TV Sulz feierte in Leipzig DM-Premiere in der Frauenklasse – und krönte ein ganz enges Finale über 60 Meter Hürden mit dem Titel. „Ich muss mich bei meinem Trainerteam bedanken. Sie haben mich top vorbereitet“, jubelte der Youngster nach dem Überraschungssieg.

In einer Zentimeter-Entscheidung schob Rosina Schneider auf dem Zielstrich die Schulter nach vorn. Das sicherte ihr den Gold-Coup mit 8,08 Sekunden. Nach dem Halbfinale (8,16 sec) steigerte Rosina Schneider damit ihre persönliche Bestleistung erneut. Knapp dahinter liefen die Deutsche Meisterin Franziska Schuster (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,09 sec) und Titelverteidigerin Monika Zapalska (TV Wattenscheid 01; 8,09 sec) zeitgleich ins Bestzeit zu Silber. Marlene Meier (TSV Bayer 04 Leverkusen; 8,10 sec) folgte als Vierte ebenfalls mit Hausrekord.

Rebekka Haase hauchdünn vor Alexandra Burghardt

Noch knapper der Einlauf im 60-Meter-Finale: Nach einem nicht optimalen Start kam Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) immer näher an Alexandra Burghardt (LG Gendorf Wacker Burghausen) heran. Um im Ziel die Winzigkeit von einer Tausendstelsekunde Vorsprung zu haben. Die Zeitmessung ermittelte 7,206 zu 7,207 Sekunden zu ihren Gunsten. Arm in Arm verfolgten die Sprint-Asse gebannt die Auswertung auf dem Videowürfel. Auf Platz drei folget Tiffany Eidner. Der Kölnerin gelang das Kunststück, in allen drei Runde exakt 7,28 Sekunden zu laufen.

„Der Titel bedeutet mir unheimlich viel. Denn es war mein erster über die kurze Sprintstrecke“, jubelte Rebekka Haase im Ziel. Ihrer knapp unterlegenen Konkurrentin und Staffelpartnerin zollte sie Respekt. „Alex ist unheimlich stark in diesem Winter. Darum musste ich alles geben, um noch an sie heranzukommen.“

60 Meter: Eine und zwei Tausendstel entscheiden über Gold

Auch bei den Männer gab’s nach 60 Metern zwei zeitgleiche Sprinter an der Spitze. Das bessere Ende hatte Kevin Kranz für sich. Mit 6,61 Sekunden setzte sich der Deutsche Hallenrekordler vor Titelverteidiger Aleksandar Askovic (LG Stadtwerke München) durch. „Ich habe den Start nicht erwischt. Darum musste ich hinten richtig marschieren, um noch den Titel zu holen“, sagte Kevin Kranz nach dem Hundertstel-Krimi. Nach 60 Metern zeigten die Uhren 6,601 zu 6,603 zu seinen Gunsten.

Nur eine Hundertstel dahinter lief Robin Ganter (MTG Mannheim) als Dritter mit 6,62 Sekunden eine neue Bestzeit. Zum Podest fehlten dem Deutschen 100-Meter-Meister Yannick Wolf (LG Stadtwerke München) zwei Hundertstel. Dafür bedeuteten 6,64 Sekunden eine neue Saisonbestzeit.

Tim Eikermann verteidigt Titel

Auf den 60 Meter Hürden fiel die Entscheidung um den Sieg deutlicher aus. Titelverteidiger Tim Eikermann (TSV Bayer 04 Leverkusen) stürmte in Saisonbestzeit von 7,69 Sekunden zum Sieg. Dahinter folgte sein Teamkamerad Stefan Volzer mit neuer Bestzeit (7,83 sec). Auch der Fred Isaac Fleurisson (SV Leonardo-da-Vinci Nauen) sprintete als Dritter Hausrekord (7,85 sec).

„Wir sind viele junge Hürdensprinter, die sich gegenseitig pushen. Schade, dass Manuel im Halbfinale ausgeschieden ist“, sagte Tim Eikermann. Der Deutsche 110-Meter-Hürden-Meister Manuel Mordi (Hamburger SV) wurde wegen eines Fehlstarts disqualifiziert. So fiel der erwartete Zweikampf mit Tim Eikermann im Finale aus.

Max Heß mit bestem Hallen-DM-Sprung seiner Karriere

Gleich im ersten Dreisprung-Versuch sorgte Max Heß für Jubelstürme auf den Tribünen. Der Chemnitzer erwischte am Samstagmittag den Sprung optimal und flog ihn komplett aus – bis auf 17,03 Meter! Damit unterstrich der Deutsche Hallenrekordler seine nationale Ausnahmestellung und feierte seinen achten deutschen Hallenmeistertitel mit geballten Fäusten und einem lauten Jubelschrei. Weiter ist der 27-Jährige noch nie bei Deutschen Hallenmeisterschaften gesprungen und schob sich damit auf Platz sechs der Weltjahresbestenliste.

„Ich bin richtig happy mit dem Wettkampf. Endlich konnte ich zeigen, was ich mir im Training erarbeitet habe“, jubelte Max Heß nach seinem überlegenen DM-Triumph. Seine Saisonbestleistung steigerte der Chemnitzer dabei gleich um 36 Zentimeter. „Das ist auf jeden Fall ein ganz anderes Springen als am Anfang der Saison. Für die Hallen-WM kann ich nur hoffen, dass noch Springer absagen. In der Qualifikationsliste bin ich aktuell auf Platz 23. Wenn es sich ergibt, dann werde ich die Hallen-WM mitnehmen“, sagte Max Heß. Im Dreisprung gibt’s bei der Hallen-WM in zwei Wochen in Glasgow (Schottland) nur 16 Startplätze.

Jessie Maduka fliegt zweimal auf 14,04 Meter

Bei den Frauen setzte Jessie Maduka (Cologne Athletics) im zweiten Versuch ein dickes Ausrufezeichen. Mit 14,04 Metern übernahm sie die Spitze und ließ sich bis zum Ende der Dreisprung-Konkurrenz nicht mehr von dieser verdrängen. Für Jessie Maduka war es der viertbeste Wettkampf ihrer Karriere und ihr zweiter Hallen-DM-Titel. Die Weite bestätigte sie noch einmal im sechsten Versuch. Damit ging erstmals ein DM-Gold in der Erwachsenen-Klasse an Cologne Athletics.

Titelverteidigerin Kira Wittmann (Hannover 96) landete ihren besten Sprung gleich im ersten Versuch. 13,59 Meter bedeuteten am Ende Silber vor Maria Purtsa. Die Chemnitzerin sprang im dritten Versuch 13,47 Meter weit. Es war ihr einzig gültiger Versuch. Im fünften Versuch verletzte sie sich am Oberschenkel und konnte den Wettkampf nicht mehr fortsetzen.

Mit dem letzten Versuch über 1,91 Meter krönte sich Christina Honsel zur alleinigen Deutschen Hochsprung-Hallenmeisterin. Hätte die Wattenscheider die Marke nicht gemeistert, wäre sie gemeinsam mit Imke Onnen (Hannover 96) mit 1,86 Metern auf dem obersten Podest gelandet. Erst 1,97 Meter waren ganz knapp zu hoch für die Wattenscheiderin. Bronze sicherte sich Bianca Stichling (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 1,83 Meter.

Christina Honsel unterstreicht hohes Niveau

„Die Stimmung war super in der Halle, speziell bei den letzten Versuchen“, freute sich Christina Honsel nach ihrer erfolgreichen Titelverteidigung und ihrem dritten 1,90-Meter-Wettkampf in Folge. „Ich konnte den gesamten Winter gesund durchtrainieren. Daraus resultiert das stabile Niveau. In zwei Wochen steht die Hallen-WM an. Da möchte ich angreifen“, blickte Christina Honsel bereits voraus auf den Höhepunkt der Hallensaison.

Die 3.000 Meter der Männer wurde auf der Zielgeraden entschieden. Über viele Runden hatte Mohamed Abdilaahi das Tempo gemacht. Doch dem unwiderstehlichen Schlussspurt von Florian Bremm (LSC Höchstadt/Aisch) konnte der Dortmunder auf den finalen Metern nichts entgegensetzen. So lief der Franke zum zweiten DM-Titel nach 2023 über 5.000 Meter im Freien.

Mit einem letzten Kilometer von unter 2:35 Minuten blieb Florian Bremm außerdem noch unter acht Minuten (7:58,76 min). Dahinter folgten Mohamed Abdilaahi mit 8:00,48 Minuten und der überraschend starke Felix Friedrich. Der Dresdner steigerte sich um fast zwölf Sekunden als Dritter auf 8:01,57 Minuten.

Fünf Stabhochspringer über 5,45 Meter

Ganz knapp die Entscheidung beim Stabhochsprung der Männer: Die ersten fünf Springer kamen allesamt auf 5,45 Meter. Das beste Ende hatte Oleg Zernikel (ASV Landau) für sich. Der WM-Fünfte von 2022 nahm die Höhe im ersten Versuch, während seine vier Konkurrenten jeweils drei Versuche benötigten.

Da für das Quintett keine weitere Höhe in die Ergebnisliste einging, schnappte sich Oleg Zernikel den Sieg vor Bo Kanda Lita Baehre (ART Düsseldorf), Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) und Routinier Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken). Das Trio nahm gemeinsam auf dem zweiten Podest die Silbermedaille entgegen.

Ohne Medaille, dafür mit neuer Bestleistung von 5,45 Metern, trat Fabio Wünsche (SC Potsdam) die Heimreise an. „Das war natürlich nicht die Höhe, die ich mir vorgestellt habe. Es geht darum, Richtung 5,82 Meter zu kommen. Denn das ist die Olympia-Norm“, so der Deutsche Hallenmeister Oleg Zernikel.

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