| Jugend-Hallen-DM 2024

Dortmund Tag 1 | Die Entscheidungen der männlichen Jugend

© Dirk Gantenberg
In fünf Wettbewerben wurden am Samstag in der Helmut-Körnig-Halle von Dortmund die neuen Deutsche Jugend-Hallenmeister des Jahres 2024 gekürt. Hier lesen Sie von Disziplin zu Disziplin, wer sich im Kampf um die Medaillen durchsetzen konnte.
Svenja Sapper

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Dortmund Tag 1: Die Entscheidungen der weiblichen Jugend


60 Meter


U18-Athlet Jakob Kemminer in Hundertstel-Krimi vorn

Die Auflösung, welcher der acht Sprinter im 60-Meter-Finale das Rennen gemacht hatte, gab es erst einige Minuten nach dem Endlauf. So knapp war die Entscheidung ausgefallen. Und am Ende jubelte einer der Jüngsten im Feld: Jakob Kemminer (TSV Ochenbruck), im Januar erst 17 Jahre alt geworden, rannte in 6,85 Sekunden neue Bestzeit. Auch für den zweitplatzierten Noah Müller (Cologne Athletics) warf die Anzeigetafel in 6,86 Sekunden eine neue "PB" aus.

Die beiden Drittplatzierten konnte hingegen selbst die Tausendstel-Auswertung nicht trennen: 6,87 Sekunden brachten sowohl Louis Schuster (SG Motor Gohlis-Nord Leipzig e.V.) als auch Benedikt Thomas Wallstein (LC Top Team Thüringen) auf den Bronzerang. 

"Ich war nach der Meldeliste Nummer zwei, also habe ich schon auf den Sieg gehofft. Dass es dann geklappt hat, ist natürlich ultraschön", sagte Jakob Kemminer. "Das war ganz knapp!", sei das Erste gewesen, was ihm nach dem Zieleinlauf durch den Kopf gegangen sei. "Ich war mir sicher, dass es eine Medaille ist, aber dass ich gewonnen habe, hätte ich nicht sagen können. Wenn ich gewusst hätte, dass der Athlet auf der Bahn neben mir Zweiter ist, hätte ich es geahnt."

Der 17-Jährige ärgerte sich trotz des Sieges über seinen Start. "Im Training läuft das, aber im Wettkampf bin ich manchmal zu verkopft und will gewinnen. Dann mache ich zu kurze Schritte und bin zu schnell aufrecht." Zeit, am Start zu feilen, hat er nun bis zur Sommersaison reichlich. Sein großes Ziel: die Teilnahme an der U18-EM in Banská Bystrica (Slowakei). 


60 Meter Hürden


Überraschungserfolg für Lukas Kalski

Der Hürdensprint zählt zu den unberechenbarsten Disziplinen in der Leichtathletik. Das zeigte sich am Samstagabend in Dortmund. Denn nach 60 Metern und fünf Hürden riss Lukas Kalski (SC Berlin) überrascht die Arme hoch. Mit 8,14 Sekunden als Sechster der Meldeliste angereist, hatte er sich im Halbfinale auf glatte acht Sekunden gesteigert und damit in den Favoritenkreis geschoben. Doch Gold schien selbst wenige Minuten vor dem Start nicht in Reichweite. Zu überlegen war Timon Dethloff (Cologne Athletics) in der Vorrunde aufgetreten, hatte seine eigene deutsche Jahresbestzeit um eine Hundertstel auf 7,82 Sekunden verbessert. 

Doch der Kölner erwischte im Finale alles andere als ein optimales Rennen: Er trat schon in die erste Hürde, strauchelte und stieß auch die zweite Hürde um. Zu diesem Zeitpunkt waren die Kontrahenten bereits weit enteilt. Und so war es Lukas Kalski, der im wichtigsten Rennen des Winters zum ersten Mal unter acht Sekunden blieb: 7,96 Sekunden wurden gestoppt. "Es fühlt sich unglaublich an. Ich habe gar nicht damit gerechnet", sagte der Berliner kopfschüttelnd nach dem Zieleinlauf. "Ich wusste schon vorher, dass es bei den Deutschen schneller geht, weil die Läufe zuvor nie gut waren. Aber so schnell – unglaublich!" Zeit zu feiern hat er am Abend nicht, denn am Sonntag steht noch der Staffelstart an. 

Silber holte mit 8,02 Sekunden Arne Döring (LAC Erdgas Chemnitz), Bronze rettete zwei Hundertstel dahinter Timon Dethloff ins Ziel, der am Sonntag noch mit der Staffel von Cologne Athletics nach Edelmetall greifen kann. Rang vier ging mit 8,14 Sekunden ebenfalls an ein Talent von Cologne Athletics: Noah Meier. Nicht in den Medaillenkampf eingreifen konnte Amadeus Gräber (SV Leonardo-da-Vinci Nauen). Dem U20-Europameister im Zehnkampf unterlief bereits im Vorlauf ein ähnliches Malheur wie später im Finale Timon Dethloff: Er strauchelte an der ersten Hürde und verpasste mit 8,27 Sekunden knapp das Final-Ticket. 


5.000 Meter Bahngehen


Nick Joel Richardt demonstriert seine Stärke

In einem nur fünfköpfigen Feld der Geher war Nick Joel Richardt, der Dritte des Europäischen Olympischen Jugendfestivals (EYOF) im zurückliegenden Jahr, der klare Favorit. Dementsprechend entwickelte sich der Wettkampf weniger zu einem Fight um Gold, sondern vielmehr zu einem Kampf gegen die Uhr. Denn der Hallenser marschierte einsam vorneweg. Schon bevor die 2.000-Meter-Marke erreicht war, hatte er die Konkurrenz das erste Mal überrundet. Sieben Runden vor Schluss setzte er dann zum zweiten Mal zum Überrunden an. 

21:36,52 Minuten bescherten dem Geher, der erst im Dezember seinen 17. Geburtstag gefeiert hat, schließlich den überlegenen Sieg. Ganz zufrieden war er damit nicht. "Eigentlich war das Ziel, 21 Minuten zu erreichen, aber dann wurden zwischendurch die Beine ein bisschen schwer", sagte er. Dass er an der Spitze einsam seine Kreise drehen musste, störte ihn nicht. "Es war nicht das erste Mal, dass ich allein vorneweg marschieren musste." 

Zweiter wurde in 23:44,31 Minuten Lasse Rohrssen vom VfL Altenstadt, Bronze in der ersten Entscheidung der Jugend-Hallen-DM ging mit 23:57,81 Minuten an Matti Schmidt vom Erfurter LAC.


Stabhochsprung


Hendrik Müller springt an die Spitze der Welt

Hendrik Müller war mit einem klaren Ziel in den Stabhochsprung-Wettkampf gegangen: Nach dem "Salto Nullo" bei der Hallen-DM am zurückliegenden Wochenende wollte er zeigen, was wirklich in ihm steckt – und dabei möglichst die 5,45 Meter übertreffen, mit denen der deutsche Meistertitel bei den Männern weggegangen war. Und das gelang! Bereits als Sieger feststehend, wählte der Leverkusener nach überquerten 5,35 Metern als nächste Höhe 5,46 Meter und sprang im zweiten Versuch drüber. 

Doch auf das ausgerufene "Soll" folgte noch die Kür: Anschließend meisterte der 18-Jährige auch 5,55 Meter und egalisierte damit die Weltjahresbestleistung von Seifeldin Heneida Abdesalam aus Katar. Für Hendrik Müller zählte jedoch eine andere Statistik noch etwas mehr. "Die Höhe haben wir extra ausgewählt, weil mein Trainer Marvin Klaassen eine Bestleistung von 5,53 Metern stehen hat. Das war immer mein größtes Ziel, das mal zu toppen."

Dass ihm das in Dortmund bereits glückte und er darüber hinaus auch bei 5,65 Metern vielversprechende Sprünge zeigte, war nach der Enttäuschung vom vergangenen Wochenende eine umso größere Genugtuung. "Die Anlage hier liegt mir sehr gut. Ich bin letztes Jahr hier schon 5,40 Meter gesprungen und auch bei den Meetings in Dortmund lief es für mich immer sehr gut." 

Silber und Bronze wurden für Höhen unterhalb der fünf Meter vergeben. Joshua Stallbaum (TSV Schmiden) reichten 4,90 Meter zum zweiten Platz. Unter drei 4,70-Meter-Springern unterliefen Sven Mai (TSV Bayer 04 Leverkusen) die wenigsten Fehlversuche, damit sicherte er sich den Bronzerang. 


Dreisprung


Steven Freund mit Hallen-Bestleistung eine Klasse für sich

Bereits im ersten Versuch drückte Steven Freund (LAC Erdgas Chemnitz) dem Wettbewerb seinen Stempel auf: Mit 15,28 Metern flog er in Dimensionen, in die bisher kein anderer Starter im Dreisprung-Feld je vorgedrungen ist. Eine Runde später legte der 19-Jährige noch eine Schippe drauf: 15,46 Meter – vier Zentimeter weiter als bei den Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig, wo er vor einer Woche Silber geholt hatte. Und drei Zentimeter weiter als bei seiner Hallen-Bestleistung 364 Tage zuvor, ebenfalls bei der Jugend-Hallen-DM in Dortmund. Auch der dritte gültige Sprung des Chemnitzers ging bis auf 15,08 Meter. 

Ein paar Zentimeter auf die Weite von Leipzig draufzupacken, sei sein Ziel gewesen, verriet Steven Freund anschließend. Mit seinem Ergebnis war der 19-Jährige sehr zufrieden. "Ich hatte in den letzten Wochen etwas Fußprobleme und konnte gar nicht so viel Dreisprung trainieren", erklärte er. Mittlerweile sind die Schmerzen jedoch ausgestanden. Dass er auf seinen dritten und fünften Sprung verzichtete, hatte andere Hintergründe: "Ich will morgen im Weitsprung noch mal angreifen." Der Chemnitzer traut sich zu, ganz vorn mitzuspringen, wenngleich er mit dem Hamburger Simon Plitzko einen harten Kontrahenten hat. 

Ebenfalls über eine neue Dreisprung-Bestleistung freuen durfte sich in Dortmund der Mannheimer Peter Osazee. Der EYOF-Neunte des Vorjahres erreichte 14,72 Meter und gewann damit Silber. Um Bronze wurde es im letzten Durchgang noch einmal spannend. Mit 14,60 Metern hätte Milan Klosowski (LAC Berlin) seinem Vereinskollegen Yatiri Lopez-Schuster, dessen bester Sprung mit 14,61 Metern gemessen wurde, um ein Haar die Medaille noch entrissen. 


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