Einen der Glanzpunkte bei den Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften in Dortmund setzte am Samstag Hendrik Müller. Der Stabhochspringer aus Leverkusen egalisierte mit 5,55 Metern die Weltjahresbestleistung seiner Altersklasse und zeigte zudem vielversprechende Versuche bei 5,65 Metern. Im Interview erzählt der Nachwuchs-Athlet, warum der "Salto nullo" bei der Hallen-DM in Leipzig zugleich größter Feind und größter Ansporn war, und er verrät, welches große Ziel er mit seiner Sieghöhe erreicht hat.
Hendrik Müller, herzlichen Glückwunsch zu 5,55 Metern, Weltjahresbestleistung der U20 und dem deutschen Jugend-Titel! Als die Latte bei 5,55 Metern liegen geblieben ist, konntest du es erst selbst gar nicht fassen ...
Hendrik Müller:
Ich konnte das gar nicht glauben. Mein Ziel war eigentlich, erst mal gut einzusteigen und dann die 5,46 Meter zu springen. Um zeigen zu können, dass ich bei den Aktiven auch eine Chance gehabt hätte. Aber die 55 ist natürlich noch eine andere Hausnummer. Die Höhe haben wir extra ausgewählt, weil mein Trainer Marvin Klaassen eine 5,53 als Bestleistung stehen hat. Es war mein größtes Ziel, das noch mal zu toppen. Dass es jetzt heute passiert ist, ist schon sehr cool.
5,55 Meter: Das ist eine Steigerung deiner Saison-Bestmarke um 24 Zentimeter. Was hat denn heute so viel besser funktioniert als in den zurückliegenden Wochen?
Hendrik Müller:
Heute hat sich die ganze harte Arbeit aus dem Wintertraining endlich ausgezahlt. Das hat am Anfang der Hallensaison noch gar nicht gut funktioniert. Ich bin auf neue Stäbe gegangen, Fünf-Meter-Stäbe. Heute hat auch mein Anlauf endlich gestimmt. Schon seit einem Jahr springe ich aus 16 Schritten Anlauf, und das war heute das erste Mal, dass alles zusammengepasst hat.
Was hat denn in den letzten Wochen noch nicht so gut gepasst?
Hendrik Müller:
Der Saisoneinstieg war schwierig für mich. Im ersten Wettkampf in Leverkusen bin ich 5,05 Meter gesprungen und habe die B-Norm für die DM der Aktiven abgehakt. Aber es war nie ein gutes Springen. Es hat immer wieder gehakt, weil ich auch gar nicht mit meinen Stärken zurechtgekommen bin. Vor drei Wochen in Dortmund hat sich schon angedeutet, dass ich so hoch springen kann. Heute ist es passiert.
Dortmund scheint ein gutes Pflaster für dich zu sein ...
Hendrik Müller:
Ja, die Anlage liegt mir sehr gut. Letztes Jahr bin ich hier bei der Jugend-Hallen-DM auch schon eine 5,40 gesprungen, das war auch Alltime-PB, so wie heute. Auch die Meetings in Dortmund sind bei mir immer von der Leistung her sehr gut.
Vergangenes Jahr bei der Jugend-Hallen-DM hattest du mit Marec Metzger einen Gegner, der dir lange Paroli geboten hat. Heute standest du schon nach übersprungenen fünf Metern als Deutscher Jugendmeister fest. Wie hast du dich danach weiterhin motiviert?
Hendrik Müller:
Wenn ich ehrlich bin, ohne jetzt abgehoben wirken zu wollen, habe ich schon damit gerechnet, dass ab Höhen von 5,20 oder 5,30 sonst niemand mehr dabei ist. Ich dachte schon, dass Joshi [Joshua Stallbaum; Anm. d. Red.] eine 5,20 draufhat. Aber er hat mir gerade erzählt, dass er wegen einer Knieverletzung eine schwierige Saison hat. Mein größter Feind war heute das letzte Wochenende, das ich noch im Hinterkopf hatte. Der deutsche Meistertitel ist letzte Woche mit 5,45 Metern weggegangen. Das habe ich auch drauf. Als ich allein im Wettkampf war, bin ich sozusagen gegen den Wettkampf von letzter Woche gesprungen.
Du sprichst es bereits an: Die Deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig sind für dich nicht nach Wunsch verlaufen, bei deiner Einstiegshöhe von 5,05 Metern ist dir kein gültiger Versuch gelungen. Wie bist du mit dem Rückschlag umgegangen?
Hendrik Müller:
Der erste Tag nach einem Misserfolg ist immer scheiße. Aber am Montag bin ich ganz normal wieder zum Training gegangen. Leipzig war ja nicht mein richtiger Saisonhöhepunkt. Natürlich wäre ich da auch gern sehr hoch gesprungen, aber ich habe mich voll auf Dortmund fokussiert und mit Leipzig schnell abgeschlossen. Wir haben noch mal analysiert, geschaut, woran es gelegen hat, und dann ganz normal den Wettkampf hier vorbereitet.
Wie viel Selbstvertrauen gibt dir das starke Resultat von Dortmund für die Sommersaison?
Hendrik Müller:
Schon sehr viel. Ich habe heute schon an der 5,65 gekratzt, da hat sich angedeutet, dass das nicht ganz unmöglich ist. Jeder Wettkampf ist anders und es kann auch mal jemand anderes gewinnen. Auch ein Bo [Kanda Lita Baehre], Torben [Blech] oder Oleg [Zernikel] haben mal einen schlechten Tag. Mein größtes Ziel für den Sommer ist es, bei der U20-WM in Lima [Peru; 26. bis 31. August; Anm. d. Red.] richtig abzuliefern und Bestleistung zu springen. Aber auch die EM in Rom [Italien; 7. bis 12. Juni] ist im Hinterkopf.
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