| Interview

Samuel Fitwi: "Um 2:03 Stunden zu laufen, ist mein Wunsch"

© Norbert Wilhelmi
Sechs Marathons hat Samuel Fitwi bislang in seiner Karriere bestritten. Im vergangenen Dezember verbesserte der Läufer vom Silvesterlauf Trier überraschend den deutschen Rekord auf 2:04:56 Stunden. In diesem Frühjahr holte er sich in Hannover bereits den DM-Titel. Am zurückliegenden Wochenende wurde der 29-Jährige Zweiter beim Halbmarathon in Mainz. leichtathletik.de hat nach dem Rennen mit ihm gesprochen.
Wolfram Marx

Samuel Fitwi, Sie sind heute Zweiter beim Gutenberg Halbmarathon in Mainz geworden. Mit 1:01:22 Stunden hat es für die erhoffte Zeit unter 61 Minuten nicht gereicht und Sie haben Ihre Bestzeit knapp um fünf Sekunden verfehlt. Sind Sie dennoch zufrieden?

Samuel Fitwi:
Ja, ich bin sehr, sehr zufrieden, es war ein gutes Rennen. Ich dachte, eine 60er-Zeit ist möglich, aber am Ende hat es leider doch nicht ganz gereicht. Wir waren bis Kilometer 15,5 zusammen, aber dann hat James Kipkurui [Kenia; Sieger in 60:50 min, Anm. d. Red.] gepusht und ich konnte nicht folgen. Ich bin konstant gelaufen, das war okay.

Wie hat Ihnen das Rennen hier in Mainz gefallen?

Samuel Fitwi:
Mainz ist eine schnelle Strecke und die Stimmung hier ist super. Ich komme ja aus der Eifel, es war für mich wie ein Heimspiel. Es gab einen neuen Streckenrekord mit 60:50 Minuten, ich denke, man kann hier in ein bis zwei Jahren unter 60 Minuten laufen.

Sie sind am 6. April in Hannover Marathon gelaufen und Deutscher Meister geworden. Wie anspruchsvoll war die Vorbereitung nach dieser Belastung innerhalb in so vergleichsweise kurzer Zeit?

Samuel Fitwi:
Klar, vier Wochen nach einem Marathon weiß man nicht, wo man steht. Aber ich habe die Pause gut überstanden, wenn auch mehr Zeit gut gewesen wäre. Ich bin die ersten zwei Wochen sehr locker gelaufen. Am Montag nach dem Rennen gar nicht, insgesamt waren es so zwei bis drei Tage ohne Laufen, in der ersten Woche nur zwischen 60 und 70 Kilometer. In der dritten und vierten Woche habe ich dann mehr Tempotraining und Intervall-Läufe gemacht. Aber nur sehr wenig Alternativtraining.

Wie hoch ist denn der normale Trainingsumfang?

Samuel Fitwi:
Normalerweise sind es so zwischen 170 und 180 Kilometer, dazu kommt dann noch Gymnastik. Es können dann bis zu 210 Kilometer werden.

Welcher nächste Wettkampf steht nun im Kalender?

Samuel Fitwi:
Am nächsten Samstag, 10. Mai, starte ich beim Großen Preis von Bern über zehn Meilen. Da will ich einfach nur mitlaufen und Spaß haben. Ich plane keine besondere Zeit oder Platzierung. Danach kommen dann wieder zwei Wochen Ausdauer.

Und wie geht es dann weiter? Die Qualifikation für die WM in Tokio haben Sie mit dem deutschen Rekord schon im Dezember 2024 erreicht.

Samuel Fitwi:
Ich werde bei der WM nicht laufen und habe das mit dem DLV abgesprochen. Ich werde im Herbst bei einem großen Marathon an den Start gehen. Aber die endgültige Entscheidung, wo, steht noch nicht fest.

Sie haben gute Erinnerungen an Valencia mit dem deutschen Rekord vergangenes Jahr. Ist das Rennen dort auch 2025 eine Option?

Samuel Fitwi:
Valencia ist erst im Dezember, das ist sehr spät. Die Saison wird dann sehr lang. Aber wir sind, wie gesagt, noch vor der finalen Auswahl.

Wie sieht die Planung für das Trainingslager im Sommer aus?

Samuel Fitwi:
Ich gehe im Juni wieder für ein Höhentrainingslager nach Addis Abeba in Äthiopien. Ich plane wieder zwölf Wochen dort. Wir haben dort eine sehr starke Trainingsgruppe. Dort trainieren auch andere internationale Läufer, unter anderem aus Israel.

Sie hatten ja 2024 ein sehr starkes Jahr mit EM in Rom und den Olympischen Spielen in Paris.

Samuel Fitwi:
Ja, das war super. In Rom bin ich über den Halbmarathon Fünfter geworden, mit der Mannschaft haben wir Bronze gewonnen. Dann war ich in Paris dabei. Ich habe alles gegeben und bin bei Olympia bei einem starken Feld auf Platz 15 gelaufen. Ich war und bin sehr zufrieden damit und dem ganzen Jahr.

Ist denn für den Herbst eine Verbesserung der persönlichen Bestzeit, also des deutschen Rekords, ein Ziel?

Samuel Fitwi:
Ich konzentriere mich auf den Herbst mit einem guten Rennen. Ich will eine gute Zeit laufen, aber der Fokus liegt aber nicht bei einer neuen Bestzeit.

Sie haben ja in Valencia Amanal Petros den Rekord weggenommen. Er hat es in London nicht geschafft, ihn sich zurückzuholen. Wie ist das Verhältnis zwischen Ihnen bei der starken sportlichen Konkurrenz?

Samuel Fitwi:
Wir verstehen uns sehr gut, da stört der Sport nicht. Wir schreiben uns und telefonieren auch öfter miteinander.

Sie sind nicht die einzigen deutschen Weltklasseläufer. In der deutschen Männer-Marathonszene hat sich ja in den vergangenen Jahren einiges getan. Nach dem deutschen Rekord von Arne Gabius 2015, der den Rekord von Jörg Peter (2:08:47 Minuten, Anm. d Red.) nach 27 Jahren auf 2:08:33 Stunden verbessert hat, gab es immer wieder neue Bestzeiten unter der alten Bestmarke. Seitdem sind acht Läufer schneller. Wie schätzen Sie die deutschen Marathonläufer ein?

Samuel Fitwi:
Wir haben sehr starke Läufer in Deutschland. Viele persönliche Bestzeiten in den letzten Jahren. Richard Ringer hat eine Bestzeit von 2:05:46 Stunden, in Hamburg ist er am 27. April 2:07:23 Stunden gelaufen. Ich denke, er könnte Richtung 2:04 Stunden laufen. Sein Wunsch, bei der WM in die Top Acht zu laufen, kann er schaffen, das traue ich ihm zu.

Und wie lautet Ihr Traum für eine persönliche Bestzeit? Eine Zeit von 2:03 Stunden?

Samuel Fitwi:
Ja, das ist ein Wunsch. Ich möchte das gerne in den nächsten zwei Jahren schaffen.

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