| Halle/Saale

Merlin Hummel feuert ersten 80-Meter-Wurf ab

© Iris Hensel
Hammerwerfer Merlin Hummel hat am Samstag bei den Halleschen Werfertagen erstmals die 80-Meter-Marke übertroffen. Sein Wurfgerät schlug nach 80,11 Metern ein. Damit musste sich der 23-Jährige nur Olympiasieger Ethan Katzberg geschlagen geben. Es war der erste 80-Meter-Wurf eines Deutschen seit 18 Jahren. Auch in den anderen Wurdisziplinen wurden Schallmauern durchbrochen.
Sandra Arm / Svenja Sapper

Nach 18 Jahren hat Deutschland wieder einen 80-Meter-Hammerwerfer. Und dass dessen Name Merlin Hummel lautet, ist keine Überraschung. Der 23-Jährige hatte bereits im vergangenen Jahr als EM-Vierter mit 79,25 Metern sein großes Potenzial unter Beweis gestellt. Am Samstag legte er bei den Halleschen Werfertagen noch eine Schippe drauf: Schon im zweiten Versuch flog sein Hammer auf die neue Bestweite von 79,36 Metern. Und im dritten Durchgang war dann mit 80,11 Metern die "magische Marke" fällig. Die stärkste Serie seiner Karriere krönte der Athlet der LG Stadtwerke München mit 79,75 Metern zum Abschluss. 

Den bis dahin letzten 80-Meter-Wurf eines Deutschen hatte im August 2007 in Leverkusen Markus Esser abgefeuert. Der frühere WM- und EM-Dritte warf den Hammer damals auf 80,68 Meter. Neben Esser, dem Weltmeister von 1999 Karsten Kobs und dem Weltmeister von 1997 Heinz Weis ist Merlin Hummel der vierte deutsche Hammerwerfer, der in diesem Jahrtausend die 80 Meter geknackt hat.

"Mir war das gar nicht bewusst, dass ich nach 18 Jahren der erste deutsche Hammerwerfer bin, der wieder über 80 Meter geworden hat. Das habe ich heute zum ersten Mal gehört", sagte Merlin Hummel. "Umso erfreulicher, dass ich abgeliefert habe." In Halle/Saale musste sich der deutsche Hoffnungsträger lediglich Olympiasieger Ethan Katzberg geschlagen geben. Der Kanadier überbot gleich dreimal die 81 Meter, sein weitester Wurf ging bis auf 81,22 Meter. Dritter 80-Meter-Werfer war am Samstag der US-Amerikaner Rudy Winkler (80,01 m). 

Aileen Kuhn packt zwei Zentimeter drauf

Nach ihrer "PB" (71,56 m) in Neuwied ging es für Aileen Kuhn (Eintracht Frankfurt) in Halle/Saale noch ein Stückchen weiter. Die U23-Hammerwerferin beförderte ihr Arbeitsgerät auf 71,58 Meter. Mit ihrer neuen Bestmarke belegte sie hinter der Olympiadritten Jie Zhao (China; 73,63 m) und der Dänin Katrine Jacobsen Koch (73,28 m) den dritten Platz.

„Ich bin absolut glücklich, dass ich noch ein paar Zentimeter draufgepackt habe. Ich hoffe, so weitermachen und mich jede Woche steigern zu können“, sagte die 21-Jährige, die vor einem halben Jahr nach Frankfurt wechselte. Dort sprach sie die ehemalige Weltklasse-Werferin Kathrin Klaas an, ob diese sich vorstellen könnte, sie zu trainieren. Seitdem sind die beiden ein Team.

Shanice Craft befreit zum Sieg

Befreit und ohne Druck betrat Shanice Craft (SV Halle) im sechsten und letzten Versuch den Diskusring. Sie hatte sich zuvor im fünften Versuch mit 64,84 Meter an die Spitze geworfen. Keine ihrer Konkurrentinnen sollte daran etwas ändern. Nach ihrem letzten Wurf riss die Hallenserin die Hände in die Höhe. Sie hatte soeben ihren Diskus auf 66,65 Meter befördert, rannte zum Ende des Sektors und feierte dort mit ihrem Fanclub den Heimerfolg.

„Es war früher schon etwas Besonderes, bei den Werfertagen teilzunehmen, als ich noch in Mannheim gewohnt habe. Seit ich für den SV Halle an den Start gehe, ist es natürlich nochmal was anderes. Man wird im Wettkampf ganz anders unterstützt. Ich merke, ich bin wirklich gut in Form und bin gesund. Ich muss zwar noch an einigen Dingen feilen, aber das ich im letzten Versuch einen raushauen konnte, das war einfach geil – auch für das Publikum“, resümierte die 32-Jährige.

Zuvor hatte sie etwas gebraucht, um in den Wettkampf reinzukommen. „Es ist eigentlich alles angerichtet, man muss es nur im Wettkampf nur zusammenbringen. Ich fühle mich schnell, ich spüre die Leichtigkeit, und da ist immer die Gefahr, dass ich zu früh am Gerät ziehen will. Ich möchte dann zu sehr werfen. Stattdessen muss ich mir einfach einen Moment mehr Zeit nehmen.“ Der letzte Versuch war dann einer zum Genießen. Mit Kristin Pudenz (OSC Potsdam) schaffte es eine weitere DLV-Werferin mit 64,22 Metern auf den dritten Platz.

Mika Sosna überzeugt erneut

Drehende Winde bereitete den Diskuswerfern einige Probleme, so dass das Wurfbild in der Ergebnisliste bei jedem Werfer recht unterschiedlich ausfiel. Dennoch bot sich den Zuschauern ein packender Wettkampf auf Top-Niveau. In einer starken Verfassung präsentierte sich der Australier Matthew Denny, der sich mit 68,15 Metern den Sieg holte. Gefolgt von Mika Sosna (TSG Bergedorf), der mit 67,21 Metern seine starke Form untermauerte.

„Man muss einfach daraus lernen. Man ist noch ein extrem junger Sportler und es ist auch noch keiner vom Himmel gefallen, der das alles auf einmal konnte. Es ist ein Lernprozess, man muss ab und zu mal hinfallen, um dann wieder aufzustehen“, sagte der 21-Jährige, der im Vorjahr nicht mehr an seinen starken Saison-Auftakt hatte anknüpfen können. „Ich bin grundsätzlich schon zufrieden mit meiner heutigen Leistung. Wir hatten ein unfassbar starkes wie tolles Feld am Start gehabt. Das war wirklich ein toller Wettkampf und gut besucht. Wir sind aktuell in einer relativ schweren Trainingsperiode, sind nochmal ins Training eingestiegen, um die Saison durchzuhalten.“ Als zweitbester Deutscher kam Clemens Prüfer (OSC Potsdam) mit 66,01 Metern auf Rang vier.

Mehr als drei Meter packte Speerwerfer Nick Thumm (VfB Stuttgart) auf seine bisherige Bestmarke drauf: Zunächst flog der Speer auf 80,07 Meter, dann folgte eine weitere Steigerung auf 80,62 Meter, womit er sich Rang drei hinter Leandro Ramos (Portugal; 81,94 m) und dem Finnen Toni Keränen (81,20 m) sicherte. Bei den Frauen gelang Julia Ulbricht (1. LAV Rostock) in der sechsten und letzten Runde eine absolute Topweite. Nämlich ein Wurf auf 61,02 Meter, womit sie sich auf den Bronzeplatz nach vorne schob und zugleich die Leistungsbestätigungsnorm für die Weltmeisterschaften in Tokio (Japan; 13. bis 21. September) erfüllte. Zugleich steigerte sie ihre alte Bestmarke um etwas mehr als drei Meter.

Tizian Lauria knackt die 20 Meter

In der B-Riege der Kugelstoßer gelang U23-Europameister Tizian Lauria (VfL Sindelfingen) der erste Stoß auf mehr als 20 Meter. Nachdem ihm im ersten Durchgang lediglich ein Zentimeter gefehlt hatte, knackte er die magische Marke in der dritten Runde mit 20,09 Metern. In der U20 überraschte Speerwerfer Moritz Schönherr (SC Potsdam) die Konkurrenz. Dem U18-EM-Vierten gelangen zum Auftakt zwei Würfe über 70 Meter. Der weiteste wurde in der zweiten Runde mit 72,13 Metern vermessen. Damit gelang ihm der Sprung an die deutschen Jahresbestenliste sowie die Erfüllung der EM-Norm für Tampere (Finnland; 7. bis 10. August). Elias Fischer (TV Haslach) bestätigte die Norm als Zweitplatzierter mit 69,43 Metern.

Bei Hammerwerfer Timo Port (SV GO! Saar 05) scheint der Knoten geplatzt zu sein. „Ich hoffe es. Heute auf jeden Fall“, sagte er nach seinem Wettkampf. Dabei war er mit einem ungültigen Wurf in den Wettkampf gestartet. „Der erste Wurf war für mich vom Gefühl her einer der besten. Leider ungültig. Danach habe ich auf Sicherheit geworfen“, erklärte er. Im fünften Versuch konnte er sich dann auf 73,96 Meter verbessern.

„Dass der Wurf so weit rausgeht, hätte ich nicht geglaubt. Es war dennoch ein guter Wettbewerb. Ich denke, da ist schon noch Potenzial für mehr“, sagte er. In dieser Saison hatte er sich die 73 Meter als Ziel gesetzt. „Jetzt brauche ich ein neues – wahrscheinlich eher 75 Meter, wenn nicht noch ein bisschen mehr.“ Rang drei belegte Matti Hummel (UAC Kulmbach) mit 69,28 Metern, der wie Timo Port über dem Richtwert für die U20-EM blieb.

Jede Menge Normen für den Nachwuchs

Eine neue Bestleistung von 18,71 Metern verbuchte im Kugelstoßen Normerfüller Simon Kunkel (USC Mainz). Im Diskus wurde William Wolzenburg (TV Wattenscheid 01) mit 57,31 Metern Fünfter. In der weiblichen U20 siegte Emily Scherf (SC Neubrandenburg) im Kugelstoßen mit 15,34 Metern. Im Diskuswurf übertrafen Curly Brown (Eintracht Frankfurt) und Frieda Echterhoff (TV Wattenscheid 01) als Erst- und Zweitplatzierte mit 54,54 und 50,07 Metern die 50 Meter.

Beste Deutsche im Hammerwurf der U20 war Clara Hegemann (LG Stadtwerke München; 60,58 m) als Drittplatzierte. Als Vierte knackte erstmals Luise Herrmann (VfL Sindelfingen; 59,01 m) die U20-EM-Norm. Mit dem Speer war Lene Bene (LC Jena) erfolgreich. Sie überbot erstmals in dieser noch jungen Saison den Richtwert und wurde mit 50,84 Metern Dritte. Außerdem übernahm sie die Spitze in der deutschen Jahresbestenliste.

In der Jugend U16 ragte ein Ergebnis besonders hervor: Im Kugelstoßen knackte Clesio de Carvalho (LG Steinlach-Zollern) die Marke von 18 Metern. Ihm gelang im fünften Versuch ein Stoß auf 18,08 Meter.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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