| DM U16/U23

Samstag: U16 | Deutsche Bestleistung und schnelle Sprints krönen Medaillenjagd im Donaustadion

Hindernisläuferin Mila Klein beim Überwinden des Wassergrabens © Theo Kiefner
Die ersten nationalen Titelkämpfe sind für den Nachwuchs immer etwas Besonderes und mit viel Aufregung verbunden. Am besten kamen damit am zweiten Tag der U16-DM in Ulm die Favorit:innen zurecht. Starke Leistungen gab es vor allem über 100 Meter sowie in den Wurfdisziplinen. Das i-Tüpfelchen: eine neue deutsche W15-Bestleistung über 1.500 Meter Hindernis.
Jane Sichting
Weibliche U16

Mit einem Start-Ziel-Sieg hat Lotta Rudolph (LC Jena) am Samstag in Ulm die 100 Meter in 11,93 Sekunden gewonnen – und blieb damit erstmals unter 12 Sekunden. Nach ihrem Titel bei den Landesmeisterschaften von Thüringen gewann sie nun auch ihren ersten deutschen Meistertitel auf der Sprintgeraden. Und das in einem Rennen, in dem gleich fünf Nachwuchsathletinnen neue Bestleistungen aufstellten. Ebenfalls erstmals unter 12 Sekunden blieb Munachi Eze (LAC Quelle Fürth), die in 11,99 Sekunden auf den Silberrang lief. Bronze ging an die Süddeutsche Meisterin Amelie Giese (TSV Zirndorf; 12,03 sec).

„Ich bin mit einer 12,21 Sekunden hier angereist. Der Vorlauf war gut und ich war mit ihm zufrieden. Das Finale wollte ich genießen und so schnell laufen, wie ich kann. Dass jetzt eine Zeit unter 12 Sekunden herauskommt, das war richtig schön. Der Start ist bei mir ganz gut – da mache ich auch immer so Reaktionsstartspiele. Die ersten 60 Meter war ich mir sehr sicher, aber dann dachte ich, dass die anderen noch kommen. Und plötzlich war es schon zu Ende und ich war sehr dankbar, dass es nur 100 Meter waren“, sagte Lotta Rudolph.

Mila Klein überrascht mit deutscher U16-Bestleistung 

Für ihr mutiges Rennen über 1.500 Meter Hindernis der W15 mehr als belohnt wurde Mila Klein (Berliner SV 1892). Vom Start weg setzte sich die Berlin-Brandenburgische Meisterin an die Spitze des Feldes und hatte sich bereits nach einer Runde mit mehr als 50 Metern Vorsprung vom Feld abgesetzt. Auf der Zielgeraden blickte sie sich zwar noch einmal um, die Konkurrenz war aber nicht einmal in Sichtweite. In 4:45,23 Minuten feierte Klein ihren ersten deutschen Meistertitel und durfte sich auch über eine neue deutsche U16-Bestleistung freuen.

„Für mich war das Ziel, die deutsche Bestleistung anzugreifen. Eigentlich wollte ich gar nicht über die Hindernisse antreten, sondern 800 Meter laufen. Aber mein Trainer meinte dann, dass ich hier den Rekord laufen kann, und das war eine zusätzliche Motivation für mich. Ich hatte vorher ein bisschen Angst, dass ich das nicht hinbekomme. Aber es hat jetzt gut funktioniert. Das war heute mein drittes Hindernisrennen. Ich bin jetzt richtig erleichtert, weil ich mir vorher viel Druck gemacht hatte. In zwei Wochen laufe ich in Pfungstadt noch die 800 Meter und will dort unter 2:08 Minuten laufen“, sagte Mila Klein zu ihrem Überraschungserfolg.

Für die vorab favorisierte Thüringer Landesmeisterin Lucie Schmied (SV Empor Bad Langensalza) blieb am Samstagabend noch die Bronzemedaille. In 5:09,31 Minuten lief sie hinter der Zweitplatzierten Grace Wagener (VfL Sindelfingen) ins Ziel, die in 5:05,55 Minuten eine neue persönliche Bestleitung mit aus Ulm nach Hause nimmt.

Emily Uzoma erstmals über 12 Meter

Was für ein Wettkampf im Dreisprung: Gleich acht Athletinnen gelang im Donaustadion eine neue Bestleistung. Noch mit 11,96 Metern gemeldet, übertraf die neue Deutsche W15-Meisterin Emily Uzoma (SC Poppenbüttel) erstmals die 12-Meter-Marke und siegte mit 12,14 Metern vor Clara Apfel (ART Düsseldorf; 11,74 m). Im letzten Versuch schob sich Anny Sosnowsky (SG Gaselan Fürstenwalde) mit einer Weite von 11,72 Meter noch auf Platz drei.

Nervenstärke war für Alia Schaaf (LBV Phönix Lübeck) im Hochsprung bereits bei einer Höhe von 1,68 Metern gefragt. Erst im dritten Versuch wollte die Latte für die Favoritin liegenbleiben. Sie war als einzige Athletin mit einer Bestleistung jenseits der 1,70 Meter (1,73 m) nach Ulm gereist. Über 1,71 Meter floppte sie anschließend im zweiten Versuch, 1,74 Meter waren dann zu hoch. Den Sieg konnte ihr jedoch keine Springerin nehmen, wenngleich sowohl Amelie Kunst (ASC Darmstadt; 1,68 m) auf Rang zwei als auch Marlies Heusinger (TSV Münnerstadt; 1,65 m) als Drittplatzierte zum Saisonhöhepunkt neue Hausrekorde aufstellten.

Favoritensiege mit Hammer und Diskus

In Anlehnung an die Meldeliste im Hammerwurf gab es bei der Medaillenübergabe keine Überraschung. Eine Klasse für sich war wie erwartet Milena Horbach (LG Stadtwerke München), die den drei Kilogramm schweren Hammer auf 59,11 Meter schleuderte und damit mehr als zehn Meter weiter als die Konkurrenz. Mit 47,89 Metern folgte Kiara Köppen (TSV Chemie Premnitz) auf Platz zwei, Bronze ging mit persönlicher Bestleistung an Josefine Unger (SV 1885 Teutschenthal/WLT; 46,10 m).

Auch im Diskuswurf der W15 konnte sich mit Giuliana Mechelke (LAV Kleinenbroich) die Favoritin durchsetzen. Mit einer Weite von 41,28 Metern gewann die Nordrhein-Meisterin vor Amelie Mayr (TSV Penzberg; 38,91 m) und Marlene Elisa Gütschow (Düsseldorf Athletics; 38,13 m).

"Ich habe mich mega doll über den Sieg gefreut. Und mir gedacht, dass sich all die harte Arbeit ausgezahlt hat und ich jetzt Erste geworden bin. Diskus ist meine Hauptdisziplin, darauf lege ich meinen Fokus. Ich hatte mir keinen Druck gemacht, aber wollte unbedingt noch mal die 40 Meter übertreffen. Jetzt kommen noch die Landesvergleichskämpfe und dann habe ich es diese Saison geschafft", sagte Giuliana Mechelke.
 

Männliche U16

Auf dem Papier galt Sprinter Fabian Wüst (Eintracht Duisburg) über 100 Meter der M15 als eine Klasse für sich. Mit 10,81 Sekunden war er der einzige Athlet, der bereits eine Zeit unter elf Sekunden mit nach Ulm gebracht hatte. Mit maximal zulässigem Rückenwind von 2,0 Metern pro Sekunde zog im Vorlauf der Landesmeister von Berlin-Brandenburg Danilo Hübner (LAC Berlin) mit 10,82 Sekunden nach. Und Wüst konterte trotz Gegenwind (-2,5 m/s) direkt mit neuer persönlicher Bestzeit von 10,79 Sekunden. Es sollte ein spannendes Finale werden.

In diesem gelang dem Favoriten zunächst kein guter Start, doch holte er Meter für Meter auf und zog schließlich souverän an der Konkurrenz vorbei. Im Ziel leuchteten für den Sieger phänomenale 10,53 Sekunden auf – doch kann diese Zeit aufgrund von 2,2 Metern pro Sekunde Rückenwind weder als persönliche noch als deutsche U16-Bestleistung anerkannt werden.

"Traum verwirklicht"

Die Freude minderte dies bei Fabian Wüst aber nicht: „Ich bin einfach überglücklich, dass ich meinen Traum endlich verwirklichen konnte. Dafür habe ich jahrelang trainiert. Mit so einer guten Zeit habe ich aber nicht gerechnet. Dass jetzt im Finale zu viel Rückenwind war, das gehört dazu, da ärgere ich mich nicht drüber. Die Deutschen Meisterschaften sind mein Saisonhöhepunkt. Hier laufe ich auch noch die 300 Meter.“

Platz zwei ging mit 10,72 Sekunden an Linor Seciri (TV Mühlacker) vor Danilo Hübner (10,77 sec). Für den Mitteldeutschen Meister über 100 und 300 Meter Eugen Pölitz (Erfurter LAC) blieb in 10,90 Sekunden Rang vier.

Favoritensieg für Jan Plewka

Beim Hammerwurf konnten die Athleten auf dem Nebenplatz zwar nicht die volle Aufmerksamkeit des Publikums genießen, davon entmutigen ließen sie sich aber nicht. Mit guten Leistungen überzeugten vor allem die drei Erstplatzierten, allen voran der neue Deutsche M15-Meister Jan Plewka (TSV Germania Helmstedt). Mit einem Wurf auf 65,82 Meter blieb er zwar exakt sechs Meter unter seiner Bestweite (71,82 m), wurde seiner Favoritenrolle aber dennoch gerecht. Silber und Bronze gingen an Filipp Broeer (Cologne Athletics; 58,64 m) und Elias Philemon Süß (TSV Kitzscher), der seine Bestleistung mit 57,68 Metern um mehr als einen Meter verbessern konnte.

„Ich bin natürlich sehr glücklich. Aber es ist auch eine neue Herausforderung gewesen. Bei den ersten Deutschen Meisterschaften hat man schon noch ein bisschen Aufregung und es war eine andere Atmosphäre. Dafür ist es okay gewesen. Ich wusste, dass ich für Gold einen sicheren Wurf brauche, um einen guten Wert zu haben. Denn man braucht immer erst mal einen gültigen Versuch. Ein bisschen was ist noch drin und das werde ich hoffentlich beim nächsten Wettkampf zeigen“, sagte der Sieger.

Mit Hop-Step-Jump über 13 Meter

Ob es an der Anlage im Donaustadion lag? Gleich elf Athleten stellten im Dreisprung der M15 jeweils neue Bestleistung auf – einschließlich der Top Vier. Am weitesten hinaus ging es dabei für Tyler Leske (Garbsener SC), der erstmals die 13-Meter-Marke knackte und im Hop-Step-Jump 13,30 Meter in die Grube zauberte.

Und auch der Zweitplatzierte durfte sich gleich doppelt über die 13 freuen: Mit 13,13 Metern verbesserte sich Anton Schoenmakers (SSV Lichtenrade) gleich im ersten Versuch um 37 Zentimeter. Als Favorit im Weitsprung könnte sich der Berliner am Sonntag sogar noch zum Deutschen Meister krönen. Platz drei ging an Paul Bierwolf (LBV Phönix Lübeck) mit einer Weite von 12,65 Metern vor Severin Anglhuber (TSV 1880 Wasserburg; 12,52 m).

Alle guten Dinge sind drei – wohl eher ungewollt galt dieses Motto am Samstagvormittag für Clesio de Carvalho (LG Steinlach-Zollern) im Diskuswurf. Denn von seinen sechs Versuchen waren nur drei gültig. Der weiteste Wurf gelang dem Favoriten mit 67,46 Metern im dritten. Zwar kam er damit nicht ganz an seine deutsche M15-Bestleistung (69,19 m) heran, dominierte die Konkurrenz aber deutlich. Am Sonntag hat er im Kugelstoßen die Chance, sich mit seiner zweiten Goldmedaille von seinen ersten nationalen Meisterschaften zu verabschieden. Mit 18,08 Metern bringt er den besten Meldewert im Kugelstoßen mit. Silber im Diskusring ging an Dion Staudacher (LAV Kassel; 59,92 m) und Bronze sicherte sich mit persönlicher Bestleistung Arvid Ziemann (SV Neubrandenburg; 58,39 m).

Doppelte Freude hoch zwei im Hochsprung

Als erster Gradmesser erwiesen sich im Hochsprung die 1,75 Meter – sechs der bei dieser Höhe verbliebenen zehn Athleten rissen im ersten Versuch, bevor es doch noch für alle weiterging. Fünf von ihnen floppten anschließend sogar noch über 1,79 Meter, darunter auch Julian Löcher (Solinger LC) und Tim Behovits (LG Olympia Dortmund), die sich damit bei gleicher Anzahl an Versuchen Platz drei teilten.

Höher hinaus ging es für die beiden Sieger. Jeweils mit neuer persönlicher Bestleistung floppten sowohl der Mehrkampf-Dritte der Sächsischen Landesmeisterschaften Block Sprint/Sprung Boghi Josiger (Dresdner SC 1898) als auch der Süddeutsche Vizemeister Lasse Henris Prestel (LG Filstal) jeweils im ersten Versuch über 1,83 Meter. Gold mit persönlicher Bestleistung – besser kann der Saisonhöhepunkt bei den ersten nationalen Meisterschaften nicht laufen.

PB-Regen in der Abendsonne

Das Feld über 1.500 Meter Hindernis der M15 war so groß, dass es zweier Finalläufe bedurfte. Und in beiden Rennen wurde deutlich, dass die Bahn im Donaustadion schnelle Zeiten hervorbringt und die Abendhitze in Ulm keinerlei negativen Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit der Athleten hat. Hinter beinahe jedem Ergebnis stand ein dickes „PB“, was für persönliche Bestleistung steht.

Am besten über die Hindernisse kam Jonas Melahn (Sportclub Magdeburg), der in 4:29,26 Minuten zu seinem ersten deutschen Meistertitel lief. Und das, obwohl er nur mit der viertbesten Zeit gemeldet war. Gleiches gilt für den zweitplatzierten Diego Molnar (SV Vorwärts Zwickau), die Nummer neun der Meldeliste. In 4:31,76 Minuten schob er sich vor Liam Morton (LG Brillux Münster) auf das Podium, der als einer der drei Favoriten überzeugen konnte und sich in 4:31,76 Minuten Bronze sicherte. Für den Sieger über 3.000 Meter Aslan Güleryüz (LG Brillux Münster) blieb nach seinem Erfolg am Freitag dieses Mal Rang vier.

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