| Eugene

Chebet und Kipyegon schreiben Geschichte, Mihambo mit Sieben-Meter-Satz

© Diamond League AG
Die 50. Auflage der „Prefontaine Classic“ in Eugene sollte ganz besonders werden. Denn zum Jubiläum gab es am Samstag gleich zwei Weltrekorde sowie viele weitere Ausnahmeleistungen – eine davon war der erste Sieben-Meter-Sprung von Malaika Mihambo in diesem Sommer.
Martin Neumann

Die nächste „Schallmauer“ in der Leichtathletik ist Geschichte: Bei der 50. Auflage der „Prefontaine Classic“ – als Reminiszenz an den früh verstorbenen US-Lanstreckler Steve Prefontaine – sorgte standesgemäß eine Läuferin für das herausragende Resultat. Mit 13:58,06 Minuten blieb Beatrice Chebet (Kenia) als erste 5.000-Meter-Läuferin unter 14 Minuten. Den Weltrekord – aufgestellt an selber Stelle von Gudaf Tsegay (Äthiopien; 14,00,21 min) vor zwei Jahren – steigerte die Ausnahmenläuferin um zwei Sekunden. „Ich musste es versuchen. Nun bin ich so glücklich, als erste Frau eine Zeit unter 14 Minuten gelaufen zu sein“, jubelte Beatrice Chebet nach ihrem geschichtsträchtigen Lauf.

Ihre Weltrekord-Vorgängerin musste erst auf den letzten 150 Metern abreißen lassen und wurde mit 14:04,41 Minuten Dritte. Rang zwei ging mit Bestzeit an Agnes Ngetich (Kenia; 14:01,29 min). In ihrem ersten Bahnrennen des Jahres lief Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen) mit 15:14,22 Minuten auf Rang 21. Für den Weltrekord (Entwicklung der Bestmarke unter dem Text) musste Beatrice Chebet hart arbeiten. Denn durch das nötige hohe Tempo konnten die Tempomacherinnen nur fünf Runden für die Pace sorgen. Danach war die Kenianerin mit ihren beiden Konkurrentinnen im Schlepptau allein an der Spitze. Zwar lag der Weltrekord stets in Reichweite, doch musste eine Schussrunde von 62 Sekunden her, um Sport-Geschichte zu schreiben.

Faith Kipyegon brilliert mit nächstem Weltrekord

Den zweiten Weltrekord gab’s zum Abschluss des Meetings. Über 1.500 Meter steigerte Faith Kipyegon (Kenia) ihre eigene Bestmarke um 36 Hundertstelsekunden auf 3:48,68 Minuten. Die Veranstalter hatten extra für die dreimalige Olympiasiegerin die 1.500 Meter als letzte Disziplin angesetzt, anstatt der traditionellen „Bowerman Mile“. Hinter der Kenianerin blieben zehn weitere Läuferinnen unter der Vier-Minuten-Marke.

Bis zum letzten Versuch lag Weitsprung-Queen Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) mit 7,01 Metern an der Spitze. Entsprechend fiel ihr Jubel aus, als im vierten Versuch die Weite auf der Anzeigetafel erschien und damit ihr erster Sieben-Meter-Sprung des Sommers perfekt war. Doch angefeuert von den Fans im Hayward Field nutzte Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall (USA) ihre letzte Chance und verdrängte mit neuer Weltjahresbestleistung von 7,07 Metern Malaika Mihambo, die auf die letzten beiden Versuche verzichtete, noch von der Spitze. „Ich habe etwas in meinem Bein gespürt, also wollte ich es heute nicht übertreiben, weil es heute nicht darum geht. Es geht um die WM im September“, sagte Malaika Mihambo.

Yemisi Ogunleye Neunte bei 20-Meter-Festival

Wie stark die Kugelstoß-Weltspitze aktuell ist, musste in Eugene Yemisi Ogunleye (MTG Mannheim) erfahren. Denn für die Olympiasiegerin war schon nach drei Versuchen Schluss, 18,83 Meter reichten nicht zu einer Top-Acht-Platzierung. An der Spitze übertrafen gleich vier Kugelstoßerinnen die prestigeträchtige 20-Meter-Marke. Eine Woche nach ihrem US-Rekord von 20,95 Metern blieb Chase Jackson in Eugene nur einen Zentimeter dahinter. Auf den Plätzen zwei bis vier landeten Sarah Mitton (Kanada; 20,39 m), Jaida Ross (USA; 20,13 m) und Maddison-Lee Wesche (Neuseeland; 20,06 m).

Bei den Männern gewann Joe Kovacs (USA) mit neuer Weltjahresbestleistung von 22,48 Metern vor Roger Steen (USA; 22,11 m) und Chukwuebuka Enekwechi (Nigeria), der den Afrika-Rekord auf 22,10 Meter steigerte. Auch Adrian Piperi (USA; 22,09 m) und Rajindra Campbell (USA; 22,04 m) übertrafen die 22-Meter-Marke.

Winfred Yavi kratzt am Weltrekord

In einem top besetzen Rennen über 3.000 Meter Hindernis sortierte sich Gesa Krause (Silvesterlauf Trier) bei einem pfeilschnellen Anfangstempo im hinteren Teil des Feldes ein. Dort hielt sie zunächst Anschluss, ging dann aber auf dem zweiten Kilometer aus dem Rennen. „Das ist extrem bitter, aber eben auch die Realität. Vielleicht war es ein Fehler, so krampfhaft an meinen geplanten Wettkämpfen festzuhalten. Ich dachte es geht schon wieder, aber mein Körper hat andere Pläne für mich“, schrieb Gesa Krause bei Instagram. Sie war Mitte Juni in Oslo in ein Hindernis gestürzt und hatte sich „nur“ eine Rippenprellung zugezogen. Im Nachhinein – so schrieb die zweimalige WM-Dritte nun – wurde allerdings ein Rippenbruch festgestellt.

An der Spitze zog Winfred Yavi (Bahrain) auf der letzten Runde auf und davon. Den Schlussspurt gegen die Zeit verlor sie nur knapp. Denn mit 8:45,25 Minuten (Meetingrekord) verpasste die Olympiasiegerin den Weltrekord nur um 0,93 Sekunden. Dahinter blieben vier weitere Läuferinnen unter der Neun-Minuten-Marke. Natürlich fiel beim Jubiläum auch der Meetingrekord im Diskuswurf. Olympiasiegerin Valarie Allman (USA) beförderte als erste Athletin in der Meeting-Geschichte das ein Kilo-Gerät über die 70-Meter-Marke. Mit 70,68 Metern dominierte sie den Wettbewerb, nur bei fünf Wettkämpfen hat sie jemals weiter geworfen. Mit Respektsabstand folgten Cierra Jackson (USA; 67,82 m) und Sandra Elkasevic (Kroatien; 66,97 m). Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen) belegte mit 63,64 Metern Rang sieben.

Niela Laros fängt Yared Nuguse ab

Traditionell sind die Mittelstrecken in Eugene stark besetzt. Die Meile wird zu Ehren des renommierten Trainers und Nike-Mitbegründers Bill Bowerman gelaufen. Dort lag Yared Nuguse (USA) lange auf Weltrekordkurs. Doch auf den letzten 100 Metern gingen ihm die Kräfte aus. Anders bei Niels Laros. Der Youngster aus den Niederlanden hatte die mit Abstand besten Beine auf den finalen 200 Metern, zog an einigen Konkurrenten vorbei und fing Yared Nuguse noch auf dem Zielstrich ab. Mit neuem Landesrekord von 3:45,94 Minuten lag er eine Hundertstelsekunde vor dem US-Star. Als Dritter steigerte Azeddine Habz den französischen Rekord auf 3:46,65 Minuten.

Die 800 Meter der Frauen wurden erstmals als „Mutola 800“ ausgetragen. Maria Mutola hatte in ihrer langen Karriere gleich zwölfmal in Eugene gewonnen. Passend zu Premiere entschieden nur wenige Hundertstel über den Sieg. Die schnellsten Beine hatte am Ende Tsige Duguma. Die Äthiopierin gewann mit 1:57,10 Minuten vor Prudence Sekgodiso (Südafrika; 1:57,16 min) und Halimah Nakaayi (Uganda; 1:57,89 min). Bei ihrem Comeback blieb für die zweifache Olympiasiegerin Athing Mu-Nikolayew (USA) mit 2:03,44 Minuten nur Platz zehn.

Zwei unter 47 Sekunden

In einem hochklassigen 400-Meter-Hürden-Rennen setzte sich Ex-Weltmeister Alison dos Santos, der 2022 an selber Stelle den WM-Titel geholt hatte, durch. Mit 46,66 Sekunden gewann der Brasilianer knapp vor Olympiasieger Rai Benjamin (USA; 46,71 sec). Über 10.000 Meter blieben gleich sieben Läufer unter 27 Minuten. An der Spitze führte Biniam Mehary mit 26:43,82 Minuten einen äthiopischen Sweep an. Kaum verwunderlich: Schließlich war das Meeting vom Verband als WM-Ausscheidung Äthiopiens auserkoren worden. Die Ränge vier bis sieben gingen an die Lauf-Rivalen aus Kenia. Aaron Bienenfeld (Düsseldorf Athletics) war im schnellen Rennen als Pacemaker mit dabei.

Seinen dritten Weltrekord in Eugene verpasste Armand Duplantis. Dreimal scheiterte der schwedische Stabhochsprung-Überflieger relativ klar an der neuen Bestmarke von 6,29 Metern. Trotzdem war ihm der Sieg natürlich nicht zu nehmen. Mit 6,00 Metern gelang ihm der 111. Sechs-Meter-Sprung der Karriere. Den ersten hatte 25-Jährige vor sieben Jahren am 12. August 2018 auf dem Weg zum EM-Titel in Berlin aufgestellt.

Kishane Thompson zieht auf und davon

Über 100 Meter bewies Kishane Thompson, dass er aktuell der beste Sprinter der Welt ist. In Abwesenheit von Olympiasieger Noah Lyles (USA) stürmte der Jamaikaner vornweg und schnappte sich mit 9,85 Sekunden den Sieg vor Zharnel Hughes (Großbritannien; 9,91 sec) und Trayvon Bromell (USA; 9,94 sec). Vor einer Woche war Kishane Thompson mit 9,75 Sekunden die schnellste 100-Meter-Zeit seit zehn Jahren gelaufen. Die 200 Meter waren eine klare Angelegenheit für Olympiasieger Letsile Tebogo (Botswana; 19,76 sec).

Bei den Frauen gelang Melissa Jefferson-Wooden (USA) das beste Rennen ihrer Karriere. Zwar fehlten ihr über 100 Meter zwei Hundertstel zum Hausrekord. Doch 10,75 Sekunden bei 1,8 Metern pro Sekunde Gegenwind sind eine absolute Ausnahmeleistung. Mit 10,77 Sekunden musste sich Olympiasiegerin Julien Alfred (St. Lucia) knapp geschlagen geben. Nur Rang neun blieb US-Star Sha’Carri Richardson (11,19 sec), die sich aktuell noch nicht in Top-Form befindet. Über 100 Meter Hürden setzte sich Ackera Nugent (Jamaika) mit 12,32 Sekunden vor Weltrekordlerin Tobi Amusan (12,38 sec) durch.

Sydney McLaughlin-Levrone verpasst Meetingrekord

Außerhalb der Diamond League lief Sydney McLaughlin-Levrone (USA) ungefährdet zum 400-Meter-Sieg. Mit 49,43 Sekunden verpasste die Weltrekordlerin über 400 Meter Hürden den angepeilten Meetingrekord von Ana Guevara (Mexiko) um eine Zehntelsekunde. Bei den Männern war – innerhalb der Diamond League – der Europarekordler nicht zu schlagen: Matthew Hudson Smith (Großbritannien) hielt mit 44,10 Sekunden ein von Christopher Bailey (44,15 sec) angeführtes US-Trio in Schach.

Die Jubiläumsausgabe der „Prefontaine Classic“ wurde am Samstagmittag (Ortszeit) standesgemäß mit einem Meetingrekord eröffnet. Diesen garnierte Hammerwerfer Rudy Winkler mit 83,16 Metern außerdem mit einem neuen US-Rekord und gewann vor Olympiasieger Ethan Katzberg (Kanada; 81,73 m). Wenig später standen die Frauen in nichts nach. Siegerin Camryn Rogers (Kanada) stellte mit 78,88 Metern ebenfalls einen Meeting- und Landesrekord auf – passend für ein besonderes Leichtathletik-Jubiläum.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik.

Die Entwicklung des 5.000-Meter-Weltrekords

14:37,33 | Ingrid Kristiansen (NOR), 05.08.1986, Stockholm
14:36,45 | Fernanda Ribeiro (POR), 22.07.1995, Hechtel
14:31,27 | Dong Yanmei (CHN), 21.10.1997, Shanghai
14:28,09 | Jiang Bo (CHN), 23.10. 1997, Shanghai
14:24,68 | Elvan Abeylegesse (TUR), 11.06.2004, Bergen
14:24,53 | Meseret Defar (ETH), 03.06.2006, New York
14:16,63 | Meseret Defar (ETH), 15.06.2007, Oslo
14:11,15 | Tirunesh Dibaba (ETH), 06.06.2008, Oslo
14:06,62 | Letesenbet Gidey (ETH), 07.10.2020, Valencia
14:05,20 | Faith Kipyegon (KEN), 09.06.2023, Paris
14:00,21 | Gudaf Tsegay (ETH), 17.09.2023, Eugene
13:58,06 |Beatrice Chebet (KEN), 05.07.2025, Eugene

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