Zweimal Bronze durch Luka Herden und Antonia Kinzel krönen gute Finalergebnisse an Tag vier der World University Games Rhein-Ruhr. Zudem haben sich eine Reihe deutscher Athletinnen und Athleten am Donnerstag in den Vorrunden stark präsentiert. Unter anderem die U23-EM-Medaillengewinner:innen Nick Thumm und Carolina Schäfer überzeugten. Eine weitere U23-Vize-Europameisterin schied dagegen leider aus.
Eine Punktlandung auf 7,96 Meter – exakt die Weite aus der Qualifikation – brachte am Donnerstag Luka Herden (Uni Münster / LG Brillux Münster) auch im Finale in die Grube. Am Vortag entsprach diese noch der besten Weite des Tages, im Finale der World University Games gingen Gold und Silber für Weiten über acht Meter weg. Gleich im ersten Versuch kam der Japaner Koki Fujihara am besten ins Fliegen und legte mit 8,00 Meter vor, im sechsten und letzten Versuch schob sich der Chinese Shu Heng noch mit 8,09 Metern vorbei.
Und Luka Herden? Hatte seinen besten Versuch in Runde zwei und musste einzig noch einen Angriff des Teamkollegen Simon Batz (IU Internationale HS / MTG Mannheim) befürchten, der ihn vom Podium hätte verdrängen können. Zwar gelang diesem eine Verbesserung gegenüber der Qualifikation, doch weiter als die im zweiten Versuch erzielten 7,87 Meter sollte es nicht mehr hinaus gehen. In der Endabrechnung war es Platz vier für den Sechsten der Olympischen Spiele von Paris (Frankreich), der mit einem auffällig getapten Oberschenkel Anlauf nahm.
Glücklich über seine erste internationale Medaille und eingehüllt in die Deutschlandfahne sagte Luka Herden im ARD-Interview: „Ich bin hier angereist und habe mich gefreut, ins Finale zu kommen. Und jetzt habe ich jeden Sprung gezittert und tatsächlich eine Medaille gewonnen. Das ist unglaublich. Es war immer ein Traum, den ich schon so lange hatte.“
„Bronze gewonnen und nicht Gold verloren“
Als Titelverteidigerin fand Diskuswerferin Antonia Kinzel (HS Mannheim / SV Halle) zunächst schwer in den Wettkampf. Auf 56,97 Meter folgten zwei ungültige Versuche und ein Wurf auf 55,88 Meter. Doch dann platzte der Knoten doch noch: 58,43 Meter im fünften Versuch schoben sie vor auf Rang drei, auf Gold in Chengdu (China) 2023 folgte Bronze im Lohrheidestadion von Bochum-Wattenscheid. Gold gewann überraschend die Türkin Ozlem Becerek, deren Schreie gar kein Ende mehr zu finden schienen und die sich die Freudentränen nicht zurückhalten konnte. Ihre Siegesweite waren 61,15 Meter – mit einem Wurf in Richtung ihrer Bestleistung (62,64 m) hätte für Antonia Kinzel alles zusammenpassen müssen, um noch zu gewinnen.
Zufrieden sagte sie im ARD-Interview: „Es war heute ein großes Nervenspiel für mich. Als Titelverteidigerin hatte ich schon etwas mehr Druck. Es war mein erster internationaler Wettkampf vor Heimpublikum und es war eine wunderschöne Atmosphäre. Ich habe heute Bronze gewonnen und nicht Gold verloren. Ich bin super happy.“
Ein besonderer Wettkampf war das Finale der FISU World University Games als Saisonhöhepunkt für Lokalmatadorin Joyce Oguama (Uni Bochum / TV Wattenscheid 01), die nach Platz fünf bei den U23-Europameisterschaften 2023 in Espoo (Finnland) auch im heimischen Stadion wieder eine Top-5-Platzierung in einem internationalen Feld erreichte. Mit 58,07 Metern fehlten lediglich zwei Zentimeter zu Platz vier.
Yasmin Amaadacho mit PB auf Rang vier
Die ersten Medaillen des Tages wurden im Finale über 400 Meter Hürden der Frauen vergeben. In diesem stand wenige Tage nach ihrem siebten Platz bei der U23-EM auch Yasmin Amaadacho (Uni Zürich / Frankfurt Athletics) in den Blöcken. Auf Bahn eins laufend schien sie zunächst etwas den Anschluss verloren zu haben, doch gab sie sich längst nicht geschlagen und holte auf der Zielgeraden Meter für Meter auf ein Duo auf den Außenbahnen auf. Zu diesem Zeitpunkt bereits weit voraus sprintete die Italienerin Alice Muraro mit Bestzeit (54,60 sec) zum Sieg, dahinter wurde es jedoch noch einmal knapp.
Zwar konnte sich Yasmin Amaadacho als Vierte nicht mehr mit einer Medaille für ihren späten Angriff und den starken Zielspurt belohnen, schlug jedoch beim Aufleuchten der Zeit (56,05 sec) ungläubig die Hände vor das Gesicht und freute sich über eine erneute Steigerung ihrer Bestzeit. Silber und Bronze gingen indes an Michelle Myvah Leonie Smith (Amerikanische Jungferninseln) und Sára Mátó aus Ungarn.
U23-Europameister beim Heimspiel auf Rang fünf
Eine Serie mit fünf Stößen zwischen 19,24 und 19,66 Meter zeigten zwar ein konstantes Niveau, doch für die Medaillenränge war es diesmal zu wenig. Während Gold und Silber an Aiden Smith (Südafrika) und Xing Jialiang (China) mit 20,25 Metern und 20,08 Metern vergeben wurden, hätte es für U23-Europameister Tizian Lauria (HS für Polizei Baden-Württemberg / VfL Sindelfingen) mindestens 19,91 Meter für Bronze gebraucht. Doch für den 20-Meter-Stoßer blieb es bei 19,66 Metern und Rang fünf.
Als Zehnter bereits nach den ersten drei Versuchen war das Finale im Kugelstoßen für Kevin Reim (HS Mittweida / WSG Schwarzenberg Wildenau) beendet. Auf 17,99 Meter ließ er 18,34 Meter folgen – in Durchgang drei folgte ein X.
Platz fünf für College-Studentin Smilla Kolbe
Die Saison war lang und drei Rennen innerhalb von drei Tagen nicht ohne. Das bekam im Finale über 800 Meter auch Smilla Kolbe (University of North Florida / Eintracht Frankfurt) zu spüren. Nachdem sie sich zunächst auf Position fünf einsortiert hatte, ging es die US-Studentin anders als von ihr gewohnt weniger offensiv an und hielt aufmerksam das Tempo des Feldes mit. Etwa 250 Meter vor dem Ziel versuchte sie zwar einen Angriff auf der Gegengerade, doch auch die Konkurrentinnen setzten zum Spurt an und Smilla Kolbe kam nicht vorbei.
Auf den letzten 100 Metern musste sie die Spitzengruppe schließlich ziehen lassen. Mit einer Zeit von 2:01,42 Minuten zeigte sie dennoch einen starken Auftritt auf internationalem Parkett und wurde Fünfte. Gold ging an die Italienerin Eloisa Coiro, die in 1:59,84 Minuten als einzige Läuferin die zwei Minuten unterbieten konnte.
Tag der ersten Versuche für Jenna Fee Feyerabend
Der erste Wettkampftag hielt für Siebenkämpferin Jenna Fee Feyerabend (San Diego State University / TV Groß-Gerau) sowohl Höhen als Tiefen bereit. Nach einer Nacht Erholung gelang ihr am Donnerstag im Weitsprung direkt im ersten Versuch ihre beste Weite: 5,52 Meter. Zwar blieb sie damit einige Zentimeter unter ihrer Saisonbestleistung (Halle: 5,86 m | Freiluft: 5,76 m) doch verlor sie mit 706 gesammelten Punkten auch nicht wesentlich an Boden im Gesamtklassement. Mit 6,15 Metern weiterhin auf Goldkurs war bereits zu diesem Zeitpunkt Hallen-Vize-Weltmeisterin aus Irland Kate O'Connor.
Das Speerwerfen lief für die in den USA studierende Jenna Fee Feyerabend solide. Im ersten Versuch gelang ihr eine Weite von 41,67 Metern, was nur knapp ein Meter unter Saisonbestleistung (42,60 m) liegt und in der Disziplinwertung für Rang zehn reichte. Der Konkurrenz mit 51,87 Metern voraus war einmal mehr Kate O'Connor.
Auf den abschließenden 800 Metern verkaufte sich die junge Deutsche noch einmal teuer und wurde in ihrem Lauf gute Dritte. 2:21,02 Minuten brachten ihr weitere 810 Punkte – in der Gesamtwertung sprangen für Jenna Fee Feyerabend 5.472 Punkte heraus: Platz elf. Vier Athletinnen konnten sogar jeweils mit (Saison-)Bestleistung die 6.000 Punkte knacken. Mit 6.487 Punkten wurde Hallen-Vize-Weltmeisterin Kate O'Connor ihrer Favoritenrolle mehr als gerecht.
U23-EM-Medaillengewinner Nick Thumm mit Medaillenambitionen
Zweiter der Qualifikationsgruppe B, Dritter in der Endabrechnung: Mit 75,39 Metern im ersten Versuch sicherte sich Nick Thumm (IU Internationale HS / VfB Stuttgart) souverän das Ticket für das Speerwurf-Finale der World University Games am Freitag (20:09 Uhr). Will er in diesem nach einer Medaille greifen, wird er eine Schippe draufpacken müssen. Dass die Form dafür da ist, hat der 80-Meter-Werfer erst vergangene Woche bei der U23-EM in Bergen (Norwegen) gezeigt, als er mit 80,74 Metern Silber gewann.
Vor knapp einer Woche lief Carolina Schäfer (TG Schwalbach) noch mit Bestzeit über 10.000 Meter zu Bronze bei der U23-EM. Am Donnerstagvormittag spulte die Studentin der Uni Frankfurt nun ein solides Rennen über die halbe Distanz ab. In 15:55,69 Minuten zog sie als Vierte des zweiten Vorlaufs – zugleich die viertbeste Zeit aller Teilnehmerinnen – mit einem großen Q ins Finale über 5.000 Meter am Samstag (20:50 Uhr) ein. Zuvor hatte sich bereits Pia Schlattmann (Uni Münster / LG Brillux Münster; 16:34,23 min) als Siebte des ersten Vorlaufs ein großes Q gesichert.
Auf Rang acht und elf ab ins Halbfinale
Der Start war noch nicht optimal, doch über die Hürden lief es dann trotz angezogener Handbremse flüssig. In 13,13 Sekunden zog Franziska Schuster (Uni zu Köln / TSV Bayer 04 Leverkusen) als Zweite ihres Vorlaufes über 100 Meter Hürden – Platz acht insgesamt – direkt in das Halbfinale ein. Vollgas war auch bei Rosina Schneider (Uni Stuttgart / TV Sulz) noch nicht gefragt. Im fünften und letzten Vorlauf reichten ihr 13,18 Sekunden für das Weiterkommen in die nächste Runde der Top 24. Die Deutsche U23-Meisterin sicherte sich als insgesamt Elfte das große Q.
Zeiten unterhalb der 13-Sekunden-Marke präsentierten im Vorlauf bereits drei Athletinnen – wenngleich die Italienerin Elena Carraro in 12,90 Sekunden von 2,5 Metern pro Sekunde Rückenwind profitierte.
Pech hatte dagegen Chiara Sistermann (Virginia Tech University / TSV Gräfelfing). Für die 21-Jährige, die vor wenigen Tagen noch mit Bestleistung (4,35 m) bei der U23-EM überzeugt und Silber gewonnen hatte, war in der Qualifikation der FISU World University Games nach übersprungenen 4,05 Meter Schluss. Ihre Anfangshöhe von 3,90 Meter nahm sie im zweiten, die 4,05 Meter dann direkt im ersten Versuch. Die für das Finale nötigen 4,20 Meter waren dann zu hoch, auf Rang 13 verpasste sie das Weiterkommen nur um einen Platz.