Am Samstag startet die Leichtathletik-WM 2025 in Tokio (Japan), und das mit acht Vorrunden mit deutscher Beteiligung. Wie sich die DLV-Athletinnen und -Athleten in diesen Wettbewerben präsentiert haben und wie sie selbst ihre Auftritte einordnen, das lesen Sie hier von Disziplin zu Disziplin.
WM 2025 Tokio TV-Zeiten & Livestreams Live-Ergebnisse
Frauen
100 Meter | Vorläufe
Gina Lückenkemper trotzt starker Konkurrenz
11,12 Sekunden standen für Gina Lückenkemper (SCC Berlin) am Ende ihres Vorlaufs zu Buche – doch trotz dieser mehr als ordentlichen Zeit musste die 28-Jährige zunächst zittern. Als Vierte ihres Rennens verpasste sie die direkte Qualifikation für das Halbfinale um einen Rang. Dabei kam Lückenkemper gut aus dem Block heraus und hielt auch im weiteren Verlauf gut mit ihren Konkurrentinnen mit. Für die Spitzenpositionen sollte es jedoch nicht reichen, dort platzierten sich zwei absolute Top-Namen: Sha'Carri Richardson (USA; 11,03 sec) und Shericka Jackson (Jamaika, 11,04 sec) belegten Rang eins und zwei. Gina Lückenkemper erzielte letztlich die 13.-beste Zeit und durfte sich über ein kleines q freuen.
Für Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) wurde es dagegen das letzte Einzel-Rennen in ihrer Karriere. Vor der WM hatte sie angekündigt, ihre Laufbahn nach den Meisterschaften zu beenden. Am Ende zeigte sie sich am ARD-Mikrofon vor allem dankbar: „Natürlich tut es irgendwo ein bisschen weh, aber ich schaue auf so eine großartige Karriere zurück und ich glaube, dieses Rennen heute definiert mich nicht als Sportlerin.“ In 11,45 Sekunden war die 29-Jährige zuvor auf Rang fünf ihres Vorlaufs über 100 Meter gelaufen. Ordentlich kam sie aus dem Block heraus, kam dann jedoch nicht richtig in Fahrt und schied letztlich vorzeitig aus.
Auch Sina Mayer (LAZ Zweibrücken) verpasste den Einzug in die nächste Runde. In 11,41 Sekunden war sie in ihrem Vorlauf zwar etwas schneller als ihre Namensvetterin unterwegs, doch auch für sie sollte es am Ende "nur" Rang fünf werden.
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Gina Lückenkemper (SCC Berlin)
Ich kann an den Laufverteilungen nichts ändern. Es ist so ziemlich der schwerste Lauf gewesen, den man bekommen konnte. Aber es war nicht so, dass ich in eine Schockstarre gefallen bin. Sha'Carri Richardson und Shericka Jackson waren beide bei der WM 2023 auf dem Podium, aber das war eher etwas, wo ich mir gedacht habe, das ist cool. Es hat mich nicht gehemmt. Ich hätte es gerne etwas besser gemacht, aber es hat Gott sei Dank trotzdem gereicht. Vorne war es für meine Verhältnisse recht solide, hintenraus habe ich ein bisschen den Speed zu sehr erzwungen, anstatt es einfach passieren zu lassen. Speed kann man nicht erzwingen, ich habe zu sehr gepresst, zu sehr die Schultern nach oben gezogen. Da ist Luft nach oben für den morgigen Tag. Voller Angriff also auf morgen.
Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar)
Es war sehr, sehr emotional, den ganzen Tag schon, eigentlich die letzten Wochen. Ich kam heute ins Stadion rein, die Farbe der WM ist ja auch Lila, das hat mir etwas "Paris 2024-Vibes" gegeben. Dieses Gefühl habe ich versucht aufzusaugen. Auch wenn die Leistung heute sicher nicht dem entspricht, was in mir steckt und mein Anspruch an mich selber ist – vor allem, wenn ich sehe, dass in dem Lauf das große Q mit 11,25 weggegangen ist –, kann ich von mir behaupten: Ich habe den Lauf sehr, sehr genossen. Wie könnte ich nach einer so großartigen Karriere heute unzufrieden von der Bahn gehen? Ich blicke mit ganz viel Stolz zurück auf meine Karriere, das ist das, was bleibt. Ich hatte immer den Glauben an mich selbst und auch ein unglaubliches Umfeld, das mich unterstützt hat. Dafür bin ich sehr dankbar. Mein Weg, meine Geschichte, die Rückschläge, das Dranbleiben – das macht mich alles so glücklich und dankbar.
Sina Mayer (LAZ Zweibrücken)
Ich habe mich am Start nicht gut getroffen, das habe ich direkt gemerkt. Mein erster Einzelstart bei einer WM, ich bin superstolz und konnte es genießen. Meine Freude war sehr groß, dass es doch noch für den Einzelstart gereicht hat. Ich hatte ein unglaublich tolles Jahr, darauf kann ich stolz sein. Tokio ist eine supertolle Stadt, leider habe ich vor meinem Lauf noch nicht so viel davon sehen können. Aber auch das Olympiastadion ist super, tolle Atmosphäre. In welcher Besetzung wir die Staffel laufen, steht noch nicht fest, am Mittwoch steht noch ein Staffel-Training an.
1.500 Meter | Vorläufe
Nele Weßel mit Bestzeit ins Halbfinale
Sie hielt sich die Hände vors Gesicht – ihr Glück konnte sie kaum fassen. Als Sechste war Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden) soeben in 4:03,57 Minuten in die nächste Runde über 1.500 Meter eingezogen. Neben dem Halbfinaleinzug durfte sie sich zusätzlich auch über eine neue Bestzeit freuen. Die 25-Jährige hielt sich gleich zu Beginn des Rennens in guter Position vorne im Feld auf. Nach 700 Metern positionierte sie sich auf Rang vier. Mit dem Rundengong hatte sie zwar einen Platz verloren, konnte diesen aber auf den weiteren Metern zunächst halten. Lediglich einen Rang gab sie schließlich noch ab, sodass der couragierte Auftritt mit einem Q belohnt wurde.
Für das Weiterkommen sollte es für die zweite deutsche Athletin zwar nicht reichen, dafür sammelte Jolanda Kallabis in ihrem Vorlauf wichtige Erfahrung auf der großen internationalen Bühne. Die Athletin von der FT 1844 Freiburg hing zu Beginn des Rennens zunächst etwas zurück, die Deutsche Meisterin sortierte sich auf dem vorletzten Rang ein. Nach rund 1.000 Metern erhöhte die 20-Jährige jedoch ihr Tempo sichtlich und arbeitete sich nach vorne. Nach und nach verbesserte sie sich weiter und schloss das Rennen schließlich in 4:08,71 Minuten auf Rang zehn ab. „Ich konnte mir einen Kindheitstraum erfüllen, ich bin überwältigt“, sagte sie am ARD-Mikrofon im Anschluss.
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Nele Weßel (TV Waldstraße Wiesbaden)
Es war mein Ziel, das Halbfinale zu schaffen. Ich wusste, dass ich es draufhabe. Dass es jetzt geklappt hat, ist natürlich perfekt. Ich wusste, wenn ich nach hinten gehe, dann muss ich wieder mehr Aufwand betreiben. Das sind alles große Namen vor mir. Ich wollte innen laufen, so wie ich es gemacht habe, um Ideallinie zu laufen und Körner zu sparen. Die DM konnte ich schnell abhaken, es war dort taktisch einfach das schlechteste Rennen, was ich gemacht habe. Ich wollte es bei der WM besser machen und probieren, frei zu laufen. Ich denke, das ist mir gut gelungen.
Jolanda Kallabis (FT 1844 Freiburg)
Es hat sich total toll angefühlt. Es ist so ein großes Publikum und so ein großes Stadion. Es war so laut, ich habe jeden Meter genossen. Ich muss sagen, ich habe zuletzt schon gemerkt, dass es sich hinzieht, aber wenn du so eine Meisterschaft vor dir hast, gibt das einem nochmal Motivation. Jetzt freue ich mich aber auch auf die Off-Season. Wir hatten die Taktik so geplant, dass ich möglichst kraftsparend laufe und nicht zu sehr im Gedränge bin. An einem guten Tag hätte ich vielleicht vorne mitgehen können, aber ich bin trotzdem zufrieden. Ich versuche hier alles aufzusaugen wie ein Schwamm.
Weitsprung | Qualifikation
Malaika Mihambo springt ins Finale
Nur einer von drei Sprüngen von Malaika Mihambo (LG Kurpfalz) in der Weitsprung-Qualifikation war gültig, doch dieser reichte für den Finaleinzug. Der zweite Sprung wurde mit 6,63 Metern gemessen, und das, obwohl die zweimalige Weltmeisterin in der unmittelbaren Sprung-Vorbereitung gestört worden war: Eine andere Athletin lief ihr in die Bahn. So wurde anschließend auch über einen möglichen Protest diskutiert.
Doch der war gar nicht nötig, denn die 6,63 Meter waren die neuntbeste Weite des Tages und damit der sichere Finaleinzug. Und zugleich Teamwork: Da Heim- und Bundestrainer Ulli Knapp erkrankt im Hotel bleiben musste, sprang Dreisprung-Coach Byron Casfor ein, Ulli Knapp gab per Handy seinen Input.
Die direkte Qualifikationsweite von 6,75 Metern übertrafen vier Athletinnen, Olympiasiegerin Tara Davis-Woodhall flog schon im ersten Durchgang auf 6,88 Meter. Auch Hilary Kpatcha (Frankreich; 6,85 m) und Agate de Sousa (Portugal; 6,81 m) präsentierten sich stark, Hallen-Europameisterin Larissa Iapichino (Italien) schied dagegen mit 6,56 Metern aus.
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Malaika Mihambo (LG Kurpfalz)
Es war nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe, aber manchmal kommt es anders. Damit muss man auch umgehen können. Beim ersten bin ich ein bisschen zu verhalten angelaufen. Dann war ich zu weit weg, habe dann hingezogen und bin dabei leider übergetreten. Beim zweiten ist mir eine andere Athletin in den Anlauf gelaufen, sodass ich nicht ungehindert durchlaufen konnte. Dann war ich viel zu weit weg vom Brett. Da war die Diskussion: Nehmen wir den Sprung oder mache ich einen „Replacement“-Sprung. Dann hätte ich einen vierten Sprung machen können, aber zu einem Zeitpunkt, den ich nicht wählen konnte. Wir haben aber gehofft, dass die Weite reicht, das war ja letztendlich auch der Fall.
Diskuswurf | Qualifikation
Nur Shanice Craft steht im Finale
Alle drei deutschen Diskuswerferinnen hatten sich viel vorgenommen für ihren WM-Auftritt – leider konnte am Ende nur eine von ihnen zufrieden von dannen ziehen: Shanice Craft (SV Halle). Die amtierende WM-Siebte steigerte sich im dritten Durchgang auf 63,51 Meter. Nicht ganz die direkte Qualifikationsweite von 64,00 Metern, aber die siebtbeste Weite der Konkurrenz. Als Starterin in Gruppe B konnte sie sich da ihrer Sache schon recht sicher sein.
Gar nicht nach Wunsch verlaufen war die Qualifikation zuvor in Gruppe A für die Teamkolleginnen Kristin Pudenz (OSC Potsdam) und Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen). Die Potsdamerin startete mit 62,02 Metern vielversprechend, konnte sich dann jedoch nicht mehr steigern. Es blieb bei Platz sechs in ihrer Gruppe, und nach dem Abschluss von Gruppe B stand fest: Damit fehlte leider ein Platz zum Finale. Einen schwarzen Tag erwischte Marike Steinacker, ihre Scheibe flog nur auf 57,43 Meter. Für beide eine bittere Erfahrung: Pudenz wie Steinacker waren bislang bei internationalen Starts stets in die Top Zwölf eingezogen.
Die beste Weite der Qualifikation ging auf das Konto von Sandra Elkasevic (Kroatien): Die Weltmeisterin von 2013 und 2017 schleuderte ihren Diskus auf 66,72 Meter. Auch die Weltjahresbeste Valarie Allman (66,07 m) und Titelverteidigerin Laulauga Tausaga (beide USA; 64,99 m) präsentierten sich ebenso souverän wie die Niederländerin Jorinde van Klinken (66,39 m).
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Kristin Pudenz (OSC Potsdam)
Jetzt ist erst mal Zittern angesagt. Mal schauen, was die andere Gruppe macht. Es kann reichen, kann aber auch nicht reichen. 62 Meter sind nicht das, was ich mir vorgenommen hatte. Mit dem ersten Wurf war ich eigentlich erst mal zufrieden. Dann dachte ich, ich kann jetzt ein bisschen Gas geben, aber "Gas geben" heißt leider in dieser Saison oft oben zu arbeiten statt unten. Heute hatte ich wieder das Problem, dass ich oben gezogen habe, statt die Beine arbeiten zu lassen. Das führt zu Würfen, die mich nicht weiterbringen. Es war schön, wieder ins Stadion zu kommen. Ich hätte mir gewünscht, dass mir das auch ein bisschen Positivität für den Wettkampf bringt.
Marike Steinacker (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Ich bin fassungslos! Damit hätte ich nicht gerechnet. Es wird schwer, das jetzt wegzustecken. Ich war mir sicher, dass ich auf jeden Fall ins Finale komme, die Saison war eigentlich ganz vielversprechend. Technisch kann ich mir das schon erklären: Ich habe obenrum gezogen, die Beine waren nicht schnell genug. Ein bisschen kann man das auf die Uhrzeit schieben, aber ich will auch keine Ausreden suchen. Es gab genug Athletinnen, die auch bei der Uhrzeit performt haben. Vor dem letzten Wurf war ich mir sicher, dass ich es hinbekomme. Aber die Anspannung und der Druck... Ich bin sehr enttäuscht. Es war eine super lange Saison. Ich bin super stolz auf meinen ersten deutschen Meistertitel. Natürlich hat man Medaillenträume, wenn man Vierte bei Olympia war. Umso bitterer ist jetzt dieses Ergebnis.
Männer
100 Meter | Vorläufe
Hamburger Duo muss Segel streichen
Im Kampf um die Halbfinal-Tickets hielt Owen Ansah (Hamburger SV) zeitweise gut mit der Konkurrenz über 100 Meter mit – wenngleich er seine ersten 30 Meter als schwach einstufte. Zwischenzeitlich sah es sogar so aus, als ob der 24-Jährige das Tempo stärker als seine Kontrahenten erhöhen konnte. Doch schlussendlich konnte er nicht mehr an die Halbfinalplätze heranlaufen. In 10,21 Sekunden erreichte er das Ziel als Sechster seines Vorlaufs und schied damit aus.
Auch Lucas Ansah-Peprah (Hamburger SV) musste vorzeitig die Segel streichen. Der 25-Jährige hatte auf der Bahn neben Letsile Tebogo (Botswana), dem Olympiasieger über 200 Meter, einen schwierigen Start und lag recht früh in Rückstand. Im weiteren Verlauf konnte er sich nicht mehr an seine Konkurrenz herankämpfen. In 10,25 Sekunden wurde er Fünfter seines Vorlaufs.
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Owen Ansah (Hamburger SV)
Ich habe es wieder vorne liegen lassen. Dass ich hintenraus schnell laufen kann, weiß ich. Heute lag es auch wieder an den ersten Metern. Ich habe Lust, weiterzumachen, das ist mein erster WM-Start über 100 Meter. Das Rennen war nicht das, was ich mir erwünscht habe, aber ich nehme die Erfahrung mit. Von den "großen Jungs" habe ich mich nicht ablenken lassen, die waren auch mal klein und haben es mit hartem Training dorthin geschafft, wo sie jetzt sind."
3.000 Meter Hindernis | Vorläufe
Frederik Ruppert testet Nerven von ARD-Kommentatoren, Niklas Buchholz überrascht
„Unsere Nerven“, bilanzierten die TV-Kommentatoren der ARD nach dem Rennen von Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen). Der Auftritt des 28-Jährigen war tatsächlich ein Auf und Ab, welches er letztlich mit einem Happy End abschließen konnte. In 8:27,83 Minuten qualifizierte er sich als Vierter seines Vorlaufs für das Finale.
Zu Beginn reihte sich Ruppert am Ende des Feldes ein. Nach rund 2.000 Metern erhöhte er schließlich sein Tempo deutlich und setzte sich an die Spitze des Feldes, welches er mit raumgreifenden Schritten im weiteren Verlauf sogar etwas auseinanderziehen konnte. Auf der Schlussrunde sollte es turbulent werden. Zunächst gab es mit dem Rundengong einen Sturz in der Mitte des Feldes, von dem Ruppert aber unbetroffen blieb.
Seine Spitzenposition musste er dennoch abgeben und fand sich schließlich in mittiger Position wieder. Auf der Zielgerade packte er ein energisches Finish aus, schob sich aufgrund Strauchler seiner Konkurrenten auf die Finalplätze nach vorne – schien sich dann aber etwas zu sicher zu sein und nahm etwas Tempo heraus. Der Tunesier Mohamed Amin Jhinaoui kam noch einmal auf, stürzte sich über die Ziellinie, sodass mit dem Zieleinlauf zunächst unklar war, ob es für den Deutschen gereicht hatte. Die Erleichterung kam wenige Sekunden später: Mit Rang vier konnte Frederik Ruppert nicht nur den Tunesier hinter sich lassen, sondern hatte sogar noch einen weiteren Platz gutgemacht.
Erfreuliche Nachrichten gab es auch in einem weiteren Rennen mit deutscher Beteiligung: Wenige Zentimeter vor der Ziellinie klatschten sich Niklas Buchholz und der Luxemburger Ruben Querinjean mit der Faust ab, ein breites Grinsen zeichnete sich im Gesicht des Deutschen ab. In 8:29,53 Minuten sicherte sich der 27-Jährige überraschend sein Finalticket nach starker Leistung.
Nach 2.000 Metern hatte Athlet vom LSC Höchstadt/Aisch bereits aussichtsreich auf Position zwei gelegen, ehe sich das Feld weiter auseinanderzog. Zwar fiel er auf den weiteren Metern etwas zurück, doch er blieb innerhalb der Fünfer-Gruppe, die sich einen Vorsprung auf den Rest der Konkurrenz erarbeitet hatte. Dadurch war der Finaleinzug auf den letzten Metern lediglich noch Formsache – als Fünfter lief er schließlich über den Zielstrich. Soufiane El Bakkali (Marokko) siegte in 8:26,99.
Das Finale dagegen verpasste Karl Bebendorf (Dresdner SC). Zu Beginn seiner WM-Mission hielt er sich solide in der Mitte des zwölf Mann umfassenden Feldes auf. Nach rund 1.300 Metern fiel der 29-Jährige dann allerdings nach und nach zurück, sodass er sich an drittletzter Position wiederfand. Zwei Runden vor Schluss tat sich schließlich eine Lücke zwischen Bebendorf und dem Hauptfeld auf, die zunächst größer zu werden schien. Doch der Dresdner kämpfte sich eindrucksvoll wieder zurück und arbeitete sich bis auf Position sechs nach vorne. Für die Qualifikation für die nächste Runde musste es allerdings Rang fünf werden. Trotz kämpferischer Leistung konnte Karl Bebendorf seine Kräfte allerdings nicht mehr mobilisieren. In 8:32,27 Minuten schied er als Sechster aus.
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Frederik Ruppert (LAV Stadtwerke Tübingen)
Es war nicht beabsichtigt, dass es auf der letzten Runde nochmal eng wird. Aber ich wusste, wenn ich das Tempo früh anziehe, dass die Jungs auf den letzten 300 Metern gut Gas geben werden, daher habe ich mir auf den letzten 100 Meter gezielt etwas zurückgelegt. Deswegen war ich eigentlich nicht nervös. Die Stürze haben mich nicht beeinflusst, ich habe mich aus allem herausgehalten. Das war der Plan. Dadurch dass ich medial gefühlt gar nicht so den Druck habe, war es für mich die letzten Tage recht entspannt. Heute habe ich natürlich gewusst, dass es um die Wurst geht. Aber ich war nicht nervöser als sonst.
Niklas Buchholz (LSC Höchstadt/Aisch)
WM-Finalist klingt absolut verrückt. Überhaupt hier dabei zu sein, ist verrückt. Die ganze Atmosphäre hier und mit einem Weltrekordler laufen zu können, ist verrückt. Die letzten Jahre waren nicht immer leicht. Ich habe mich zwar Stück für Stück verbessert, aber Hindernis-Deutschland und die ganze Welt hat sich mitverbessert, deswegen war es schwierig, Anschluss zu finden. Dass es jetzt so ausgeht, ist verrückt. Meine Taktik ist immer, erstmal ins Rennen reinzukommen und mich nicht stressen zu lassen. Das habe ich die ersten vier Runden gemacht. Dann war der Plan, sich nicht zu verstecken, sondern sich gut in Position zu bringen, wenn es richtig zur Sache geht. Das hat perfekt geklappt. Der Rennverlauf war eine zehn von zehn. Ich hatte so eine Ruhe auf den letzten zweieinhalb Rennen, weil ich nur dem US-Amerikaner hinterhergelaufen bin.
Karl Bebendorf (Dresdner SC)
Mir fehlen die Worte, zu beschreiben, was gerade passiert ist. Natürlich kenne ich meine Stärken, aber die haben mich am Ende verlassen. Dementsprechend hat es am Ende leider wieder nicht gereicht. Die letzten Wochen waren sehr schwierig. Ich habe viel ins Trainingslager investiert, war mehrere Monate in St.Moritz. Zwischenzeitlich war ich dann bei meiner Mutter und ihrer Beerdigung. Es war keine leichte Phase, aber nichtsdestotrotz ist das mein Job. Ich habe mich entschieden, diesen Weg zu gehen. Leider habe ich versagt.
Stabhochsprung | Qualifikation
Bo Kanda Lita Baehre mit Saisonbestleistung zur rechten Zeit
Pünktlich zum Saisonhöhepunkt präsentierte sich Bo Kanda Lita Baehre (Düsseldorf Athletics) in Topform. Der EM-Zweite von 2022 überquerte nach Fehlversuchen bei niedrigeren Höhen 5,70 Meter und anschließend auch die deutsche Jahresbestleistung von 5,75 Metern im ersten Anlauf. Das reichte, um als Siebtbester des Tages ins Finale einzuziehen. Fehlerfrei blieben bis zu dieser Höhe Weltrekordler Armand Duplantis (Schweden), Hallen-Europameister Emmanouil Karalis (Griechenland), der zweimalige Weltmeister Sam Kendricks (USA) und der Hallen-EM-Dritte Sondre Guttormsen (Norwegen). Die direkte Qualifikationshöhe von 5,80 Metern musste kein Athlet mehr angehen.
Die weiteren DLV-Teilnehmer verabschiedeten sich frühzeitig: Oleg Zernikel (ASV Landau) konnte bei schwierigen Bedingungen mit schwüler Hitze und zeitweise Regen die 5,70 Meter nicht meistern. Für ihn gingen 5,55 Meter in die Wertung ein. Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen) verabschiedete sich mit übersprungenen 5,40 Metern.
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Bo Kanda Lita Baehre (Düsseldorf Athletics)
Es hat sich ganz gut angefühlt! Ich habe nicht so leicht reingefunden, die Bedingungen waren nicht optimal, aber ich will mich gar nicht beschweren. Ich war die ganze Saison körperlich in einer sehr guten Verfassung, konnte es aber bislang im Wettkampf nicht umsetzen. Privat war es ein sehr durchwachsenes Jahr für mich. Ich bin körperlich gesund und mental in einer guten Verfassung, aber trotzdem war es alles andere als leicht. Ich bin trotzdem dankbar, hier zu stehen und mich mit den Besten zu messen. Das Finale ist natürlich das Ziel, wenn man hier startet, entsprechend stolz bin ich, dass mir das gelungen ist.
Oleg Zernikel (ASV Landau)
Der Wettkampf war sehr schwierig, die Bedingungen waren nicht so gut. Es hat geregnet, der Wind kam recht böig aus allen Richtungen, von links, von rechts, von vorne... So schwierige Bedingungen hatte ich dieses Jahr noch nicht, entsprechend waren die Sprünge auch schwierig. Die Saison war nicht so gut, ich habe alles versucht, um mich wieder in gute Form zu bringen. In Miyazaki habe ich versucht, mir eine gute Stimmung aufzubauen. Ich habe mein Bestes gegeben, meine Hand komplett aufgerissen. Es waren keine stabilen Sprünge, keine stabilen Anläufe, und deswegen war es auch kein guter Wettkampf.
Torben Blech (TSV Bayer 04 Leverkusen)
Es war bescheiden. Ich habe zu viele Fehler gemacht beim Springen. Es ist ärgerlich, weil ich die letzten Wochen noch mal geisteskrank trainiert habe.
Mixed
4x400 Meter | Vorläufe
DLV-Quartett gegen starke Konkurrenz ausgeschieden
Mit einer Saisonbestzeit von 3:13,21 Minuten war das deutsche Team zur WM gereist. Diese Vorleistung konnten Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01), Johanna Martin (1. LAV Rostock), Emil Agyekum (SCC Berlin) und Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg) am Samstagvormittag in etwa bestätigen: 3:13,61 Minuten wurden für das DLV-Quartett gestoppt. Doch die Konkurrenz spielte in einer anderen Liga, von Anfang an taten sich die deutschen Langsprinterinnen und -sprinter schwer, Anschluss zu finden. Letztlich reichte ihre Zeit nur für Rang sieben in ihrem Lauf.
Den Vorlauf-Sieg holten sich die USA (3:10,18 min) vier Hundertstel vor Großbritannien. Im zweiten Lauf war Belgien mit 3:10,37 Minuten ähnlich schnell. Das deutsche Team hätte einen deutlichen deutschen Rekord benötigt, um in die Runde der letzten Acht einzuziehen: Achtschnellste im Vorlauf waren die Gastgeber mit 3:12,08 Minuten, die nationale Rekordmarke in der noch jungen Disziplin steht bei 3:12,94 Minuten. Das deutsche Team belegte insgesamt Platz zwölf.
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Johanna Martin (1. LAV Rostock)
Die Gefühlslage ist den Umständen entsprechend. Ich finde, wir haben das ganz gut gemacht. Natürlich war die Konkurrenz hart, aber das wussten wir vorher. Dafür haben wir es ganz gut gelöst.
Manuel Sanders (TV Wattenscheid 01)
Ich habe nicht so gut in mein Rennen reingefunden. Ich hatte mich vorher gut gefühlt und bin entsprechend enttäuscht, dass ich es nicht so auf die Bahn bringen konnte, wie ich es wollte. Wir wussten, dass wir schnell rennen können, wir wussten auch, dass wir das mussten. Es ist schade, dass wir das jetzt nicht auf die Bahn gebracht haben, aber wir werden daraus lernen. Vor zwei Jahren haben wir gezeigt, dass wir ins Finale rennen können, und es ist jetzt bitter, dass doch so viel gefehlt hat.
Emil Agyekum (SCC Berlin)
Wir haben alle unser Bestes gegeben. Was jetzt noch gefehlt hat, werden wir mit den Trainern auswerten, und dann schauen wir weiter.
Elisa Lechleitner (LAZ Ludwigsburg)
Ich schließe mich Emil an: Wir haben alle unser Bestes gegeben, es hat aber leider nicht gereicht. Wir sind dankbar, dass wir laufen durften.