| WM 2025

Irres Foto-Finish – Amanal Petros gewinnt sensationell WM-Silber

© Jan Papenfuß
Historische Leistung in Tokio: Amanal Petros hat deutsche Leichtathletik-Geschichte geschrieben. Der Berliner lief beim WM-Marathon sensationell zu Silber – die erste deutsche Medaille in dieser Disziplin seit der Wiedervereinigung. Richard Ringer belegte den 13. Platz.
Nicolas Walter

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Historische Medaille für das deutsche Team in Tokio: Amanal Petros (SCC Berlin) ist seit Montag der erste deutsche Marathonläufer seit der Wiedervereinigung, der eine Medaille bei Leichtathletik-Weltmeisterschaften gewinnen konnte. Zeitgleich wurde der 30-Jährige hinter Alphonce Felix Simbu aus Tansania in 2:09:48 Stunden Zweiter. Der letzte deutsche Athlet, dem ein WM-Medaillenerfolg gelang, war 1983 Waldemar Cierpinski für die DDR.

In einem mehr als dramatischen Finale fiel die Entscheidung erst auf der Bahn des Olympiastadions. Zeitgleich stürmten Amanal Petros und Alphonce Felix Simbu über die Ziellinie. Erst einige Sekunden später stand fest, dass der Deutsche Silber gewonnen hatte. Dritter wurde Iliass Aouani aus Italien in 2:09:53 Stunden. Mit Richard Ringer (LC Rehlingen) erreichte ein weiterer Deutscher in 2:11:14 Stunden als 13. ein starkes Ergebnis.

Der Marathon begann kurios: Der Kenianer Vincent Kipkemoi Ngetich verursachte einen Fehlstart, sodass das Feld erst im zweiten Anlauf die 42,195 Kilometer in Angriff nehmen konnte. Amanal Petros und Richard Ringer liefen von Beginn an in der ersten Hauptgruppe mit.

Unmittelbar nach einer Verpflegungsstation bei Kilometer zehn führten die beiden Deutschen die Spitze sogar kurzzeitig an – und waren sichtlich guter Laune. Petros und Ringer sprachen miteinander, der Berliner lachte sogar. Auch nach 20 Kilometern hielten beide souverän mit. Nach 1:05:19 Stunden passierte die Gruppe die Halbmarathon-Marke.

Zahlreiche Zuschauer entlang der Strecke

In der Folge drohte Richard Ringer zwischenzeitlich den Anschluss zu verlieren, kämpfte sich aber wieder zurück. Mit der Zeit wurde der Marathon zum Ausscheidungslauf. Immer mehr Athleten mussten sich aus der Spitze verabschieden. Nach etwa 30 Kilometern entstand auch für Richard Ringer eine Lücke zum Hauptfeld. Doch auch diesmal ließ sich der 36-Jährige nicht abschütteln und schloss erneut zur etwa 20 Mann großen Gruppe auf. Wenig später musste er allerdings endgültig abreißen lassen.

Unterstützt wurden die Läufer von zahlreichen Zuschauern, die dicht gedrängt entlang der Strecke standen und die Athleten vorantrieben – am Montag war in Japan mit dem „Tag der Ehrung der Älteren“ ein Feiertag.

Amanal Petros lief hochkonzentriert sein Rennen, nahm jede Verpflegungsstation mit und war auch bei der 40-Kilometer-Marke mit in der Spitzengruppe dabei, die mittlerweile nur noch aus sechs Athleten bestand. Beim Einlauf ins Olympiastadion blieben nur noch Amanal Petros, Alphonce Felix Simbu und Iliass Aouani für die Medaillenentscheidung übrig.

Petros stürmte vorneweg, nach einigen Metern konnte ihm nur noch Alphonce Felix Simbu folgen. Auf der Zielgeraden hatte sich der Deutsche bereits einen kleinen Vorsprung auf seinen Verfolger erarbeitet, doch dieser kämpfte sich zurück. Zeitgleich erreichten beide das Ziel, Amanal Petros stürzte gar über die Linie – und durfte sich kurz darauf über Silber freuen.

Stimmen zum Wettbewerb

Amanal Petros (SCC Berlin)
Die Medaille bedeutet mir sehr, sehr viel. Bisher hatte ich nur eine Medaille bei Europameisterschaften, aber eine WM ist ein anderes Level. Beim Zieleinlauf habe ich einen Krampf bekommen, deswegen konnte ich nicht mit Vollgas laufen. Am Ende dachte ich eigentlich, dass ich gewinne, aber dann hat mich Alphonce Felix Simbu doch noch erwischt. Das ist schade, denn dadurch habe ich die Goldmedaille verloren. Aber ich bin Profiathlet, ich muss das akzeptieren. Ich habe meine erste WM-Silbermedaille geholt, deswegen bin ich natürlich auch sehr zufrieden.

Bei den Militärweltmeisterschaften 2019 hatte ich schon einmal so ein Foto-Finish, das war allerdings über 10.000 Meter. Auch damals wurde ich Zweiter.

Ich habe im Trainingslager in Kenia sehr viel gelernt. Wir trainieren meistens mit 20 oder 30 Athleten, dort wird dann auch viel an der Taktik gearbeitet. Das habe ich heute genutzt. Von außen sah es heute vielleicht entspannt aus, aber innen war ich sehr müde. Manchmal ist es auch wichtig, dass du deinen Gegnern nicht zeigst, wenn du müde bist.

Richard Ringer (LC Rehlingen)
Ich freue mich sehr für Amanal, aber mein persönliches Ziel habe ich leider nicht erreicht. Es hängt wegen der Förderung des DOSB extrem viel davon ab, in die Top Acht zu kommen. Das ist mir heute nicht gelungen. Es ist sehr schade, dass ich den Kontakt zur Gruppe verloren habe, vor allem an den Getränkestationen habe ich Zeit verloren. Da bin ich einfach zu lieb für, ich gehe nicht volles Risiko. Amanal und ich haben uns vor dem Rennen gepusht und uns gesagt, wenn einer durchkommt, ist das gut. Das haben wir geschafft.

 

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