| WM 2025

Tokio Tag 8 & 9 | Leo Neugebauer krönt sich zum Zehnkampf-Weltmeister

© Jan Papenfuß
Zehnkämpfer Leo Neugebauer hat sich am Sonntag bei der WM in Tokio zum Zehnkampf-König gekrönt. Der Olympia-Zweite konnte über 1.500 Meter den Angriff von Ayden Owens-Delerme aus Puerto Rico abwehren und sicherte sich mit 8.804 Punkten den Titel. Niklas Kaul komplettierte das starke deutsche Team-Ergebnis als Vierter.
Svenja Sapper

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Tag 2

1.500 Meter

Leo Neugebauer ist der "König der Athleten"!

Es war Ayden Owens-Delerme, der über 1.500 Meter seine Goldchance ergreifen wollte. Gemeinsam mit dem Franzosen Antoine Ferranti zog der Puertoricaner dem Feld davon. Leo Neugebauer hielt sich zunächst ganz hinten auf. Zeitweise schien es, als wäre Owens-Delerme schon zu weit enteilt. Doch der Stuttgarter hatte sich seine Kräfte optimal eingeteilt. Auf der Schlussrunde beschleunigte er und während Owens-Delerme nicht mehr ganz mit dem Franzosen mithalten konnte, holte er immer weiter auf. 

Bei 4:13,52 Minuten lief Ferranti als Laufsieger ins Ziel, mit 4:17,91 Minuten legte Owens-Delerme vor. Dritter in dem Rennen wurde Niklas Kaul (USC Mainz; 4:20,76 min). Bei Leo Neugebauer wurden die Beine sichtlich schwer, er stolperte über die Ziellinie. Doch alle Anstrengung hatte sich gelohnt: In 4:31,89 Minuten gab es für ihn nach dem Speerwurf die nächste deutliche Bestzeit. Und nach Auswertung der Puktzahlen stand fest: Der Zehnkampf-Weltmeister 2025 heißt Leo Neugebauer! Mit 8.804 Punkten rettete er 20 Punkte Vorsprung auf Ayden Owens-Delerme ins Ziel, der einen neuen Landesrekord für Puerto Rico aufstellte. 

Bronze brachte mit 8.703 Punkten der US-Amerikaner Kyle Garland (4:45,45 min) ins Ziel. Niklas Kaul behauptete mit 8.538 Punkten seinen vierten Platz. Er war es gewesen, der die letzte deutsche WM-Medaille – und zugleich das letzte Gold – für den deutschen Zehnkampf gewonnen hatte: 2019 in Doha. Nun ist Leo Neugebauer der neue "König der Athleten". 

Stimmen zum Wettbewerb

Leo Neugebauer (VfB Stuttgart)
Speerwurf hat im Training richtig gut funktioniert. Ich wusste, dass ich das draufhabe, und ich bin megahappy! Der erste Wurf war schon richtig geil, aber knapp übertreten. Oh mein Gott, was in diesem Zehnkampf alles passiert ist! Nach dem ersten Tag hatte keiner eine Ahnung, wie es ausgehen würde. Der zweite Tag hat einfach Spaß gemacht. Erst nach dem Speerwurf habe ich daran gedacht, das ich Gold holen kann. Die 1.500 Meter haben so wehgetan, aber am Ende hat es sich ausgezahlt! Ich wusste genau, was ich laufen muss, und jetzt sind wir hier! Jetzt gibt es erst mal ein gutes Bier und eine Umarmung an meinen Coach. Ich kann gar nicht glauben, dass ich gleich bei der Siegerehrung ganz oben stehe. Das ist surreal. Ich habe es geschafft und das ist alles, was zählt! 


Speerwurf

Kaul überragt – Neugebauer übernimmt die Führung

Der Speerwurf ist die Disziplin des Niklas Kaul. Das galt auch am Sonntag in Tokio. Nach dem ersten Versuch des Weltmeisters von 2019 ging ein Raunen durch Japans Nationalstadion. Und der 27-Jährige reckte triumphierend den Zeigefinger in die Höhe: 78,19 Meter! Weiter hat er zuletzt 2019 bei seinem Gold-Triumph in Doha (Katar) geworfen. Sein Resultat untermauerte Niklas Kaul mit Würfen auf 76,29 und 72,71 Meter. Kein anderer Athlet der Speerwurf-Konkurrenz übertraf 70 Meter, zweitbester Werfer war in Gruppe A Karel Tilga mit 69,33 Metern. 

So hat sich Niklas Kaul nun vor der finalen Disziplin auf Rang vier (7.732 pt) vorgearbeitet – der Abstand zu den Medaillenrängen ist allerdings beträchtlich. Der starke 1.500-Meter-Läufer wird sicher alles geben, um diesen Rückstand schmelzen zu lassen und vielleicht sogar noch eine Chance aufs Podium zu haben. 340 Punkte liegt er hinter dem Führenden – und der heißt mittlerweile Leo Neugebauer!

Dem Olympia-Zweiten gelang gleich im ersten Durchgang ein Wurf dicht ran an die 65-Meter-Marke, übertrat jedoch knapp beim Abwurf. Im zweiten Versuch ließ er dann mit 61,00 Metern eine deutliche Bestleistung folgen, sein Hausrekord hatte zuvor bei 58,99 Metern gelegen. Zum Abschluss gab es sogar eine weitere Steigerung: Mit 64,34 Metern brachte er sich in die optimale Ausgangslage für den 1.500-Meter-Lauf. 8.072 Punkte hat der 25-Jährige auf dem Konto. 

Es wird jedoch spannend um die Medaillenränge: Nach 59,78 Metern im Speerwurf belegt Kyle Garland mit 8.057 Punkten den Silberrang. Wenngleich die Abschlussdisziplin für beide nicht zu ihren Stärken zählt, ist Leo Neugebauer (PB 4:38,10 min) ein wenig höher einzuschätzen. Noch stärker ist allerdings in Bestform der drittplatzierte Ayden Owens-Delerme (7.958 pt), der den Speer auf 58,79 Meter katapultierte. Dieser bringt den starken (drei Jahre alten) Hausrekord von 4:13,02 Minuten mit, bei seinem besten Zehnkampf war er jedoch mit 4:45,59 Minuten deutlich langsamer. Der Puertoricaner müsste 17 Sekunden schneller laufen als Leo Neugebauer, um diesen noch abzufangen. 


Stabhochsprung

Leo Neugebauer bleibt auf Kurs

Die drei Athleten, die sich nach dem Diskuswurf von der Konkurrenz abgesetzt hatten, konnten ihren Vorsprung auf die Verfolger nach dem Stabhochsprung behaupten. Mit 4,80 Metern überquerte Kyle Garland die gleiche Höhe wie in seinem besten Zehnkampf und hat mit 7.322 Punkten weiterhin die Poleposition inne. Dahinter kamen Leo Neugebauer und Ayden Owens-Delerme jedoch ein wenig näher, denn beide meisterten 5,10 Meter. Mit 7.269 Punkten liegt der Stuttgarter knapp vor dem Puertoricaner (7.238 pt), der jedoch vor allem über die finalen 1.500 Meter Vorteile haben dürfte. 

Der beste Stabhochspringer des Tages war mit 5,20 Metern Harrison Williams aus den USA, der sich damit im Gesamt-Klassement von Platz neun auf fünf (6.807 pt) vorgearbeitet hat. Mit 6.998 Punkten rangiert Europameister Johannes Erm auf Platz vier, konnte jedoch in seiner Paradedisziplin mit 5,10 Metern keine Punkte gutmachen.

Niklas Kaul musste in der achten Disziplin eine Enttäuschung hinnehmen, bei 4,80 Metern wollte die Latte nicht mehr liegen bleiben. So gingen nur 4,70 Meter in die Ergebnisliste ein, mit 6.717 Punkten ist er nach wie vor Siebter. Für die Medaillenränge wird es damit wohl nicht mehr reichen, wenngleich der Speerwurf und die 1.500 Meter die Sahnedisziplinen des Mainzers sind. Nach einem Fehlversuch bei 4,50 Metern meldete sich der Olympia-Dritte Lindon Victor vom Wettkampf ab. Ohne Punkte verließen auch Ondrej Kopecky (Tschechien) und bereits zum zweiten Mal nach dem Hochsprung der Este Karel Tilga die Anlage. So sind es nunmehr nur noch 14 Athleten, die in allen acht Disziplinen gepunktet haben. 


Diskuswurf

Vorhang auf für Leo Neugebauer!

Ohne den über die Hürden gestrauchelten Favoriten Sander Skotheim ging es für die Zehnkämpfer vom Hürdensprint zum Diskusring. Dort zeigte Leo Neugebauer, was er draufhat: Gleich im ersten Durchgang segelte die Scheibe auf 54,52 Meter. Im zweiten knackte er mit 55,16 Metern den Meisterschaftsrekord im Rahmen eines Zehnkampfes. Und im dritten legte er noch eine Schippe drauf: 56,15 Meter! Damit addierte er 999 Punkte auf sein Konto, der Zwischenstand: 6.328 Zähler. 

Zunächst hieß es für den Olympia-Zweiten: abwarten. Denn die anderen Zehnkämpfer, die in der Gesamtwertung weit vorne liegen, waren in Gruppe B im Einsatz. So auch Niklas Kaul: Im ersten Versuch flatterte seine Scheibe noch auf 44,14 Meter, eine Runde später ging es dann schon auf 45,94 Meter. Der dritte Wurf war der beste: 47,29 Meter, auch das ein zufriedenstellendes Resultat, wenngleich die Körpersprache des Mainzers andeutete, dass er sich noch mehr zugetraut hatte. 

Der Olympia-Dritte Lindon Victor (Grenada; 52,34 m) spielte seine Stärke aus, sein Rückstand dürfte jedoch zu groß sein. Kyle Garland (48,06 m) und Ayden Owens-Delerme (46,12 m) erzielten Weiten, die sie weiterhin auf Kurs hielten. Der US-Amerikaner führt mit 6.473 Zählern, als Zweiter folgt Leo Neugebauer, Owens-Delerme komplettiert mit 6.297 Zählern die Top Drei. Bereits deutlichen Rückstand hat Europameister Johannes Erm (Estland; 6.057 m) als Vierter, der jedoch als starker Stabhochspringer in der nächsten Disziplin die Akzente setzen könnte. Niklas Kaul ist mit 5.898 Zählern weiter Siebter. 


110 Meter Hürden

Niklas Kaul hellwach – Skotheim nach Strauchler raus

Im ersten der drei Hürdenläufe saß Niklas Kaul (USC Mainz) im Startblock. Und der Weltmeister von 2019 präsentierte sich zu früher Stunde hellwach: Er kam gut aus den Blöcken, zog ein sauberes Rennen durch und lief als Sieger in 14,45 Sekunden über die Ziellinie. Seine Saisonbestzeit stellte er damit ein und war fast zwei Zehntel schneller als in seinem besten Zehnkampf, den er 2019 auf dem Weg zum WM-Titel absolviert hatte. 

Im zweiten Lauf setzte sich der Kurs der Vortages weiter fort: Schon mehrere Favoriten haben in diesem Zehnkampf gepatzt oder mussten sich angeschlagen vorzeitig verabschieden. Diesmal erwischte es ausgerechnet den Weltjahresbesten Sander Skotheim (Norwegen): Er geriet nach der sechsten Hürde gehörig ins Straucheln und stieß die siebte mit der Hand um. Anschließend lief er zwar noch in 15,77 Sekunden ins Ziel, wurde aber wegen nicht ordnungsgemäßen Überquerens einer Hürde disqualifiziert. Somit muss der Hallen-Weltmeister den Traum vom WM-Titel im Freien begraben. 

Auch Leo Neugebauer (VfB Stuttgart) erwischte kein rundes Rennen. Der Olympia-Zweite kam schwerfällig aus den Blöcken und erreichte das Ziel nach 14,80 Sekunden. Durch das Ausscheiden von Sander Skotheim machte er in der Gesamtwertung dennoch einen Platz gut und ist nun Dritter (5.329 pt). Mit 14,30 Sekunden und nunmehr 5.643 Punkten konnte Kyle Garland (USA) seine Führung behaupten, auch Ayden Owens-Delerme (Puerto Rico) untermauerte mit 13,65 Sekunden und dem dritten Disziplinsieg seine Medaillenambitionen, er ist derzeit bei 5.507 Punkten angekommen. Niklas Kaul ist mit 5.084 Zählern Siebter. 
 

Tag 1

100 Meter 

Ayden Owens-Delerme erwischt den besten Start

Den stärksten Auftakt in den WM-Zehnkampf von Tokio legte Ayden Owens-Delerme aus Puerto Rico hin: In 10,31 Sekunden war er deutlich der Schnellste. Die meisten anderen Zehnkämpfer erwischten einen eher gemächlichen Start. Das galt für den Weltjahresbesten Sander Skotheim (Norwegen), dem mit 10,91 Sekunden 21 Hundertstel zum Ergebnis von Götzis (Österreich) fehlten.

Und das galt auch für das deutsche Trio: Erwartungsgemäß war Leo Neugebauer (VfB Stuttgart) der Schnellste der drei, seine Zeit von 10,80 Sekunden, 16 Hundertstel über dem Resultat bei seinem deutschen Rekord, war zu früher Stunde ein solider Start. Mehr Probleme hatte Till Steinforth (SV Halle): Nach einem operativen Eingriff an der Leiste machte sich der Trainingsausfall bemerkbar, für ihn wurden 11,16 Sekunden gestoppt. Niklas Kaul (USC Mainz) rollt wie so oft das Feld von hinten auf, mit 11,34 Sekunden, sieben Hundertstel langsamer als bei seiner PB, ließ er jedoch gemessen an seinen Top-Werten nicht allzu viele Punkte liegen. 

Nicht antreten konnte der Athlet, der 2021 in Tokio in den 9.000-Punkte-Olymp aufgestiegen und Olympiasieger geworden war: Damian Warner. Der Kanadier hatte beim Abschlusstraining Schmerzen an der Achillessehne verspürt. Sein Landsmann und Titelverteidiger Pierce LePage präsentierte sich mit 10,84 Sekunden solide, zu seiner Topform fehlte aber noch ein Stück. Auf den Plätzen zwei und drei rangieren nach der ersten Disziplin Kyle Garland (USA; 10,51 sec) und der Olympia-Dritte Lindon Victor (Grenada; 10,60 sec). 
 


Weitsprung

Simon Ehammer und Sander Skotheim spielen Stärke aus

Die acht Meter im Weitsprung übertraf am Samstagvormittag keiner der Zehnkämpfer. Zwei Athleten kamen aber bis auf drei Zentimeter an diese Marke heran: Simon Ehammer (Schweiz), der im Weitsprung-Finale Rang vier belegt hatte, und der Weltjahresbeste Sander Skotheim. Beide sind allerdings in Bestform schon deutlich darüber weiter geflogen, Ehammer hält mit 8,45 Metern die Weltbestleistung im Zehnkampf und hat auch in diesem Jahr im Rahmen seines besten Zehnkampfes schon 8,34 Meter angeboten. 

Erster Verfolger des Duos war mit 7,92 Metern der US-Amerikaner Kyle Garland, mit 7,60er-Weiten folgten Europameister Johannes Erm (Estland; 7,63 m) und Leo Neugebauer (7,62 m). Der Olympia-Zweite kam damit nicht ganz an seine Bestmarke heran, in seinem besten Zehnkampf war er 7,86 Meter weit gesprungen. Solide präsentierte sich mit 7,21 Metern Niklas Kaul, der wie schon über 100 Meter in einer seiner schwächeren Disziplinen im Rahmen blieb. Weiterhin zu kämpfen hat Till Steinforth (7,07 m). Noch größere Probleme hatte Pierce LePage, der Titelverteidiger kam nur auf 6,92 Meter. 
 


Kugelstoßen

Leo Neugebauer mit Saisonbestleistung vor auf Platz zwei

Die beiden besten Kugelstoßer im Feld übernahmen nach dem Kugelstoßen auch die ersten beiden Plätze in der Gesamtwertung. Neuer Führender ist mit 2.927 Punkten der US-Amerikaner Kyle Garland, der sein Arbeitsgerät auf 17,02 Meter wuchtete. Mit Saisonbestleistung von 16,70 Metern und insgesamt 2.765 Punkten hat sich Leo Neugebauer nun auf Platz zwei geschoben.

Dahinter tummeln sich Simon Ehammer (2.736 pt), Ayden Owens-Delerme (2.735 pt) und Sander Skotheim (2.693 pt), die in den ersten beiden Disziplinen die Akzente gesetzt hatten. Der Schweizer (14,28 m) und der Norweger (14,50 m) konnten dabei im Kugelstoßen auf ihren besten Zehnkampf Punkte gutmachen. 

Die dritte solide Leistung in Folge gelang Niklas Kaul, wenngleich der "Ausreißer" nach oben dem Weltmeister von 2019 noch fehlt. Der Mainzer beförderte die Kugel gleich im ersten Versuch auf 14,58 Meter, nicht weit weg von seiner Saisonbestmarke, die bei 15,09 Metern steht. 2.414 Punkte bringen ihn vor seinen starken Disziplinen auf Rang 19. Auf Platz 22 (2.367 pt) ist Till Steinforth zurückgefallen. Der Hallen-WM-Dritte, den seine Verletzung an der Leiste doch ein Stück zurückgeworfen hat, erzielte mit der Kugel 13,73 Meter. Vor der Abendsession stand dann leider fest: Till Steinforth muss den Zehnkampf vorzeitig beenden. 

Stimmen zum Vormittag

Niklas Kaul (USC Mainz)
Es hätte alles ein bisschen besser sein können, aber keine Katastrophe. Es fehlen ungefähr 70 Punkte zum Götzis-Ergebnis, aber man kann nicht immer einen perfekten ersten Tag machen. Daher ist es erst mal in Ordnung. Die Bedingungen sind bisher echt okay. Im Stadion ist es sehr angenehm. Aber anscheinend kommen wir alle trotz der guten Bedingungen nicht ganz so gut klar. Die ersten drei mit Leo, Sander und Kyle, bei denen läuft's. Bei den anderen ist es eher holprig. Schauen wir mal, was die Abendsession so bringt. Ich werde jetzt was essen, dann zur Physio gehen und versuchen, so viel wie möglich zu schlafen. Denn heute Nacht werde ich nicht viel Schlaf bekommen. 

Leo Neugebauer (VfB Stuttgart)
An sich war alles super. 100 hat sich sehr gut angefühlt, war aber nicht so schnell, wie ich dachte. Das hat der ganze Lauf gesagt. Weitsprung hätte noch ein bisschen besser sein können. Mit Kugel bin ich sehr zufrieden, das hat Spaß gemacht! Generell ist ein bisschen durchwachsen hier alles, aber ich mache mein Ding. Vor dem Kugelstoßen habe ich noch Kaffee getrunken, dann ist das Ding geflogen. Jetzt schaue ich, dass ich noch etwas zur Ruhe komme vor der Nachmittagssession. 

Till Steinforth (SV Halle)
Nach Rücksprache mit dem Trainer-Team, den Medizinern und meiner Familie muss ich schweren Herzens den WM-Zehnkampf vorzeitig beenden. Nach dem Eingriff an der Leiste haben ich wirklich alles gegeben, um rechtzeitig in WM-Form zu kommen. Es ging mir von Tag zu Tag besser, ich hatte immer weniger Schmerzen. Im Precamp habe ich mich richtig gut gefühlt. Im WM-Wettkampf musste ich aber feststellen, dass unter maximaler Belastung die Schmerzen einfach zu groß sind – und die Risiken, mich erneut zu verletzen, ebenfalls. Es tut mir sehr leid, gern hätte ich für unser tolles Team und die vielen Fans mein Bestes gegeben. Jetzt drücke ich Leo und Niklas ganz fest die Daumen. Ich wünsche den beiden ganz viel Glück und Erfolg!


Hochsprung

Sander Skotheim überragt, Niklas Kaul überzeugt

Seiner Paradedisziplin, dem Hochsprung, drückte am Samstagabend Sander Skotheim seinen Stempel auf. Der Weltjahresbeste aus Norwegen meisterte 2,14 Meter. Eine ähnliche Höhe (2,15 m) hatte er auch beim Hypo-Meeting in Götzis angeboten, als er sich auf 8.909 Punkte gesteigert hatte. Auch die beiden US-Amerikaner Kyle Garland (2,11 m) und Heath Baldwin (2,08 m) glänzten. Und mit 2,05 Metern wusste auch Niklas Kaul (USC Mainz) zu überzeugen. Damit kam er zwei Zentimeter höher als bei seiner Saisonbestleistung in Götzis und drei Zentimeter höher als bei seinem besten Zehnkampf. Auf weitere Versuche verzichtete er, um sich für die anstehenden 400 Meter zu schonen. Niklas Kaul liegt mit 3.264 Punkten und Rang elf gut im Rennen. 

Nicht ganz so hoch hinaus wie bei seinen besten Wettkämpfen ging es für Leo Neugebauer, der Olympia-Zweite überquerte 1,99 Meter. In diesem Jahr hat er allerdings auch nicht mehr als zwei Meter bewältigt. Trotzdem befindet sich der 25-Jährige mit 3.559 Punkten nach wie vor in den Top Drei. Es führt weiter Kyle Garland (3.833 pt), dahinter hat Sander Skotheim mit 3.627 Punkten die Aufholjagd eingeläutet.

Ein wenig Federn lassen musste wie schon im Kugelstoßen der Olympia-Dritte Lindon Victor. Nach 14,73 Metern mit der Kugel gingen im Hochsprung 1,93 Meter in die Wertung ein, in seinem besten Zehnkampf war die Latte bei 2,02 Metern liegengeblieben. Noch bitterer traf es den EM-Zweiten von 2022 Simon Ehammer und den Olympia-Vierten Sven Roosen (Niederlande): Beide mussten sich ohne gültigen Versuch aus dem Wettkampf verabschieden. 
 


400 Meter

Niklas Kaul holt weiter auf

Einen gelungenen Tagesabschluss legte über die Stadionrunde Niklas Kaul hin. Der 27-Jährige teilte sich seine Kräfte optimal ein und zog auf der Zielgeraden an seinen Kontrahenten vorbei. In 48,13 Sekunden entschied er seinen Lauf für sich und rannte damit zugleich die drittbeste Zeit seiner Laufbahn. Nicht ganz so schnell war im abschließenden Lauf Leo Neugebauer unterwegs: Für den Deutschen Rekordler wurden 48,27 Sekunden gestoppt – auch das eine solide Zeit für den 25-Jährigen, der insgesamt 4.455 Punkte gesammelt hat und in der Gesamtwertung auf Platz vier liegt. 

Vorbeigezogen ist Ayden Owens-Delerme. Der Puertoricaner mit der Klasse-Bestzeit von 45,07 Sekunden dominierte die 400 Meter in 46,46 Sekunden. 4.487 Punkte bescheren ihm Platz drei. Kyle Garland (48,73 sec) büßte ein paar Punkte auf die Konkurrenz ein, machte aber auf den Kurs seiner Bestleistung sogar einige Zähler gut – mit 4.707 Punkten führt er weiterhin vor Sander Skotheim (4.543 pt), der den ersten Tag mit 47,86 Sekunden ebenfalls gut zu Ende brachte. Auch Europameister Johannes Erm (Estland; 4.378 pt) liegt gut im Rennen, hat aber am ersten Tag einige Zähler auf seine Bestleistung liegen gelassen. 

Zum Abschluss des ersten Tages hat sich Niklas Kaul erstmals in die Top Acht vorgeschoben. 4.167 Punkte hat er auf dem Konto – drei mehr als bei seiner Bestleistung in Doha (Katar) 2019, einige weniger als zuletz in Götzis, dort hatte er in diesem Frühjahr zur "Halbzeit" 4.257 Zähler gesammelt. So ist auch im Zehnkampf von Tokio einiges drin, immerhin kommen am zweiten Tag noch seine größten Stärken. Verabschiedet haben sich indes weitere große Namen: TItelverteidiger Pierce LePage trat nicht mehr zu den 400 Metern an, ebenso wie Simon Ehammer und Sven Roosen, die im Hochsprung ohne gültigen Versuch geblieben waren. 

Stimmen zum ersten Tag

Niklas Kaul (USC Mainz): 
Mit den abschließenden zwei Disziplinen fällt meine Tagesbilanz gut aus! Heute Morgen habe ich ein bisschen was liegen lassen, das habe ich aber im Hochsprung und über 400 Meter wieder reingeholt. Über 400 Meter merken alle, dass der Tag lang ist, daher bin ich mit den 48,13 Sekunden sehr zufrieden. Mir geht's gut, ich will jetzt einfach nur schnell duschen, essen, heimfahren und möglichst viel schlafen, denn in elf Stunden geht es schon wieder weiter. Leo und ich müssen morgen weiter unsere Disziplinen konzentriert abarbeiten, wie wir es heute schon gemacht haben. Dann schauen wir, was am Ende drin ist. Wir müssen aber ganz bei uns selbst bleiben. Man hat heute gesehen, wie viele rausgeflogen sind, das ist Wahnsinn. Das wird morgen sicher nicht einfacher, also einfach das konzentriert weitermachen, was wir heute gemacht haben. 

Leo Neugebauer (VfB Stuttgart): 
Krasser Zehnkampf! Was hier los ist, hätte keiner erwarten können. Es ist vielleicht, weil es das Jahr nach Olympia ist. Es ist verrückt, was hier los ist. Es sind viele rausgefallen, ich bin gespannt, was morgen passiert. Ich werde dabei sein, werde mein Bestes geben. Ich bin zufrieden. Ich hätte in allen Disziplinen besser sein können, Aber alles in allem kann ich mich nicht beschweren, vor allem in Anbetracht dessen, was einigen anderen passiert ist. Die Devise für morgen lautet: Alles geben und von Disziplin zu Disziplin kämpfen. 
 

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