Mit zwei neuen Bestleistungen hat Léon Schäfer bei der Para-WM in Neu-Delhi seine Top-Form unter Beweis gestellt. Mit 7,45 Metern sprang der Leverkusener am Montag 20 Zentimeter weiter als jemals zuvor. Damit musste er sich nur dem Paralympicssieger geschlagen geben. Drei weitere deutsche Starter verpassten als Vierte das Podium nur denkbar knapp.
Weitspringer Léon Schäfer (TSV Bayer 04 Leverkusen) hat für die erste Medaille der deutschen Para-Leichtathleten bei der WM in Neu-Delhi (Indien) gesorgt. Der 28-Jährige flog im sechsten Versuch des T63-Finals (oberschenkelamputiert) am Montagnachmittag auf 7,45 Meter und damit weiter als jemals zuvor. Schon im vierten Durchgang hatte er seinen Hausrekord von 7,25 auf 7,38 Meter steigern können. Seine alte Bestmarke stammte aus dem WM-Finale 2023 in Paris, als er mit Meisterschaftsrekord gewann.
Der Leverkusener musste sich in Neu-Delhi lediglich Joel de Jong geschlagen geben. Schon im ersten Versuch landete der Paralympicssieger bei 7,57 Metern und damit nur elf Zentimeter unterhalb seines Weltrekords. Im zweiten Durchgang bewies der Niederländer mit 7,55 Metern noch einmal seine Klasse. Bronze gewann der Däne Daniel Wagner mit 7,20 Metern.
Bestleistung ohne Brett
„Ich hätte gerne gewonnen, das kann ich nicht leugnen. Ich komme hier nicht hin, um Zweiter zu werden“, sagte Schäfer, der von Erik Schneider in Leverkusen trainiert wird: „Aber ich habe eine geile Serie hingelegt, bin zweimal persönliche Bestleistung gesprungen, deshalb ist alles okay. Zufriedenheit verschaffen mir vor allem die Bestleistung und die Tatsache, dass ich sie ohne Brett gesprungen bin. Das heißt, wir können da noch mal 20 Zentimeter draufrechnen. Ich weiß, dass da noch sehr viel Luft nach oben ist. Ich weiß das schon seit Jahren und es ist geil, das endlich mal in der Competition zu zeigen.“
Immer weiter zu springen, das ist Léon Schäfers größter Ansporn: „Ich weiß nicht, wie weit es geht. Ich mache das seit 14 Jahren, um herauszufinden, was ist als Oberschenkelamputierter für mich persönlich möglich? 2020 bin ich erstmals über sieben Meter gesprungen, jetzt turnen wir bei siebeneinhalb rum, es geht in Richtung acht Meter. Es ziehen immer mehr nach, wir sind einfach sehr, sehr krass. Ich bin stolz darauf, dass ich uns diese Türen geöffnet habe – aber ich bin jetzt auf jeden Fall bereit, weiter zu graben und weitere Türen zu öffnen.“
Den Sprung aufs Podest verpasste Katrin Müller-Rottgardt (TV Wattenscheid 01) nur um sieben Zentimeter. Die 43-Jährige legte sechs konstante Sprünge zwischen 4,93 und 5,09 Meter hin. Damit landete die Wattenscheiderin im T12-Weitsprungfinale (seheingeschränkt) auf Rang vier. Sieben Zentimeter fehlten zum Bronzerang von Lynda Hamri (Algerien). Den WM-Titel sicherte sich in souveräner Manier Yokutkhon Kholbekova (Usbekistan; 5,54 m) vor Iida Lounela (Finnland; 5,25 m).
Auch Yannis Fischer und Frances Herrmann Vierte
Ebenfalls Rang vier ging an Yannis Fischer. Der Stuttgarter beförderte im F40-Kugelstoßfinale sein Arbeitsgerät auf 10,63 Meter. Die Medaillen gingen an den unter neutraler Flagge startenden Denis Genzdilov mit neuem Weltrekord von 11,92 Metern. Dahinter folgten Miguel Monteiro (Portugal; 11,31 m) und Garrah Tnaiash (Irak; 10,86 m). Den dritten vierten Platz des Tages für das deutsche Team belegte Sitzspeerwerferin Frances Herrmann (BPRSV Cottbus) mit 17,94 Metern. Jule Roß (TSV Bayer 04 Leverkusen) lief im 100-Meter-Finale der T47 mit 12,56 Sekunden auf Rang sieben.
Einen klaren Vorlaufsieg fuhr Felix Streng (Sprintteam Wetzlar). Der Hesse stürmte mit 10,79 Sekunden in das T64-Finale über 100 Meter. Auch sein nationaler Konkurrent Johannes Floors (TSV Bayer 04 Leverkusen) hatte im Vorlauf keine Mühe und zog mit 10,71 Sekunden ebenfalls ins Finale ein. Im 100-Meter-Vorlauf (T13) qualifizierte sich Max Marzillier (BPRSV Cottbus) mit Saisonbestzeit von 11,22 Sekunden für das Finale.
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