Bei der Para Leichtathletik-WM in Indiens Hauptstadt Neu-Delhi musste am Donnerstag Markus Rehms Weitsprung-Wettbewerb nach einem heftigen Gewitter abgesagt werden. Grund zum Jubeln gab es für das deutsche Team trotzdem: Jule Roß hatte am Vormittag Bronze über 400 Meter gewonnen, Lindy Ave wurde Fünfte über 200 Meter und Kim Vaske Siebte im Kugelstoßen.
Jule Roß hat am Donnerstag bei der Para-WM in Neu-Delhi (Indien) über 400 Meter Bronze gewonnen. In 57,78 Sekunden stellte sie zudem einen deutschen Rekord in ihrer Startklasse T46 auf. Es war die erste internationale Medaille in der Karriere der 19-Jährigen vom TSV Bayer 04 Leverkusen. Bereits im Vorlauf hatte Roß mit 58,50 Sekunden ihren deutschen Rekord verbessert, den sie im Finale noch einmal deutlich unterbot und damit hinter der Brasilianerin Maria da Silva sowie der neutralen Athletin Anastasiia Soloveva als Drittschnellste ins Ziel kam.
„Damit hatte ich vor der WM nie gerechnet“, sagte Roß: „Ich bin im Vorlauf schon persönliche Bestzeit gelaufen und wusste, dass ich da noch was draufpacken kann, das war das große Ziel. Dass es dann für eine Medaille gereicht hat, kann ich selbst noch nicht glauben.“ Im Ziel lief sie direkt zu ihrer Zimmernachbarin und besten Freundin Kim Vaske (TSV Bayer 04 Leverkusen) und umarmte sie.
Vaske hatte bis kurz vor dem Rennen ihren Kugelstoß-Wettbewerb, erreichte erstmals den Endkampf der besten Acht und wurde mit 10,45 Metern Siebte. „Ich bin sehr glücklich. Platz sieben der Welt, das ist echt Hammer“, sagte die 20-Jährige, die bei ihrem Paralympics-Debüt in Paris (Frankreich) noch 15. war: „Ich hätte gerne ein bisschen weiter gestoßen, weil ich diese Saison mehrfach fast persönliche Bestleistung gestoßen habe. Das dann aber auf einer WM in Indien zu machen, ist nicht so einfach und ich denke, ich habe mich gut geschlagen und kann stolz auf mich sein.“
Weitsprung wegen Gewitter verschoben
Nachdem Jule Roß am Nachmittag ihre Medaille bekommen hatte, zog ein Gewitter auf. Nach einer mehr als 45-minütigen Unterbrechung stand fest, dass es weitergehen solle – der Weitsprung-Wettbewerb von Weltrekordhalter und Paralympicssieger Markus Rehm (TSV Bayer 04 Leverkusen) aber auf den Freitag verschoben wird.
So warteten die Deutschen nach ihrer Erwärmung lange auf eine Info – und lieferten dann trotzdem ab. Lindy Ave (Leichtathletik inklusiv Greifswald) wurde Fünfte über die 200 Meter der Klasse T38 und konnte ihren deutschen Rekord vom Vortag um 0,03 auf 26,77 Sekunden drücken. „Ich bin sehr froh über den deutschen Rekord. Das ist ein Wunder, nachdem wir so lange warten mussten vor dem Start. Ansonsten bin ich stolz auf mich, dass ich Platz fünf geschafft habe“, sagte die Tokio-Paralympicssiegerin über 400 Meter, die mittlerweile Mutter ist und am Samstag über die Stadionrunde antreten wird: „Da werde ich alles geben.“
Erfolgreich in den Vorrunden
Max Marzillier (BPRSV) kam als Zweiter seines Vorlaufs in 51,31 Sekunden sicher ins Finale über 400 Meter der Klasse T13 am Freitag: „Es war ein super spezielles Ereignis hier. Ich weiß gar nicht, wie viel Verspätung wir am Ende hatten. Das muss man auch erstmal mitmachen“, sagte der Paris-Sechste: „Ich habe dann relativ schnell gemerkt, dass ein lockerer Lauf reicht, um ins Finale zu kommen. Dass ich noch langsamer laufen hätte können, ist ärgerlich, aber Hauptsache bis ins Finale durch und jetzt geht's an die Regeneration, dass morgen eine halbwegs vernünftige Zeit steht am Ende.“
Groß war die Freude auch bei Marcel Böttger und Guide Alexander Kosenkow (beide LG Olympia Dortmund): Bereits am Morgen hatten die beiden 100-Meter-Sprinter ihren Vorlauf gewonnen, am Abend waren sie dann Zweite in ihrem Halbfinale – und durften in 11,20 Sekunden jubeln, weil sie es dank zweier Hundertstelsekunden ins Finale der besten Vier geschafft hatten.
„Ich kann es noch nicht glauben, auch mit dieser Vorbereitung: Wann starten wir und wann nicht?“, sagte Böttger und bezog sich auf die Verschiebung durch das Gewitter: „Aber genau das brauchen wir. Wir brauchen diesen Druck, kurz und knapp und das war vielleicht unser Vorteil, den wir genutzt haben.“ Auch Guide Kosenkow sagte: „Endlich haben wir den Endlauf erreicht. Teilweise hatten wir Pech in den letzten Jahren, aber jetzt sind wir so weit. Jetzt sind wir im Business.“
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