Generalprobe für die Cross-DM und Ausscheidungsrennen für die Cross-EM: Der Sparkassen-Cross in Pforzheim war die erste große Standortbestimmung in diesem Cross-Herbst. Im Short-Cross empfahl sich ein Sextett für die EM, während in der U20 Julia Ehrle und David Scheller beste Deutsche waren. Die Hauptrennen dominierten die Cross-Experten Markus Görger und Elena Burkard.
Beim Sparkassen-Cross, zweite Station des Deutschen Cross-Cups 2025 und Silber-Rennen der World Cross Country Tour, war am Samstag in Pforzheim der komplette Läufer gefragt. Das tiefe Wiesengelände war gespickt mit kurzen steilen Anstiegen, Sandpassagen und engen Kurven, in denen sich das Feld immer wieder zusammenschob. So war es nicht verwunderlich, dass viele Rennen erst im Spurt auf der Zielgeraden entschieden wurden.
So gaben im „Short Cross“ über 1.600 Meter wenige Zentimeter den Ausschlag über den Sieg. Schulter an Schulter stürmten Marvin Heinrich (Eintracht Frankfurt) und Jens Mergenthaler (LG Farbtex Nordschwarzwald; beide 4:26 min) durch den roten Zielbogen. Erst das Zielfoto gab den Ausschlag für den Schwarzwälder. Tobias Tent (LG Stadtwerke München) folgte zwei Sekunden später auf Rang drei.
Das Top-Trio konnte sich damit für einen Start bei der Cross-EM in vier Wochen in Lagoa (Portugal) empfehlen. Denn alle drei haben in diesem Jahr den geforderten Leistungsnachweis über 1.500 Meter von 3:41,00 Minuten erfüllt. „Ich war vorn und habe eigentlich gedacht, dass ich dieses Wimpernschlagfinale gewonnen hätte. Trotzdem bin ich sehr zufrieden mit dem Rennen“, sagte der knapp unterlegene Marvin Heinrich. Sieger Jens Mergenthaler: „Wir haben lange nicht gewusst, wer gewonnen hat. Am Ende waren es 16 Hundertstel zu meinen Gunsten.“
Verena Meisl auch im Crosslauf in Top-Form
Bei den Frauen fiel die Entscheidung ein wenig deutlicher aus. Am Ende hatte Verena Meisl (TV Wattenscheid 01) mit 5:02 Minuten eine Sekunde Vorsprung auf Vera Coutellier (Cologne Athletics). Rang drei sicherte sich Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald; 5:07 min) knapp vor Katja Bäuerle (LG Region Karlsruhe; 5:08 min). Das Top-Quartett hat 2025 ebenfalls die EM-Vorgabe von 4:15,00 Minuten über 1.500 Meter erfüllt.
„Ich wusste aus meinem Training, dass ich gut drauf bin, deswegen bin ich nicht überrascht, ganz vorn gelandet zu sein“, sagte Verena Meisl nach ihrem starken Auftritt. Den Sieg sicherte sich die Wattenscheiderin, die sich in diesem Sommer auf 2:01,64 und 4:09,09 Minuten über 800 und 1.500 Meter verbessern konnte, mit einem starken Schlussspurt. Dem konnte Vera Coutellier nicht ganz folgen. „Ich bin lange vorn gelaufen, das Rennen wurde dann erst auf der Zielgeraden entschieden. Wenn der DLV ein Mixed-Team für die Cross-EM nominiert, würde ich gerne in Portugal laufen“, so die Kölnerin.
Fest mit der EM planen, kann bereits ein deutsches U20-Quartett. Denn jeweils die Top zwei sicherten sich in Pforzheim die Fahrkarte nach Lagoa. Bei der weiblichen Jugend schnappte sich Julia Ehrle (LG Farbtex Nordschwarzwald) als beste Deutsche das EM-Ticket. Die U20-Berglauf-Weltmeisterin lief lange Zeit an der Spitze, musste aber auf der Zielgeraden noch Shirin Kerber (LC Rehlingen) vorbeiziehen lassen. Die Saarländerin startet allerdings international für die Schweiz und verfügt als Vierte der U20-WM über 1.500 Meter über eine schnelle Schlussgerade. Nach 4.400 Metern hatte Shirin Kerber mit 15:26 Minuten zwei Sekunden Vorsprung auf Julia Ehrle.
Ehrle, Miller, Scheller und Saveur laufen zum EM-Ticket
„Ich bin sehr zufrieden mit einer Platzierung und überhaupt nicht enttäuscht. Ich bin wie immer schnell angelaufen, in der Mitte des Rennens hat mich dann Shirin eingeholt“, so Julia Ehrle. Das zweite EM-Ticket sicherte sich Lera Miller (VfL Löningen), die nach 16:10 Minuten als Fünfte in einem internationalen Feld im Ziel war. Speziell die Läuferinnen aus der Schweiz und Tschechien nutzen den Sparkassen-Cross für eine Standortbestimmung für die Cross-EM.
Bei der männlichen Jugend U20 trennten die zwei schnellsten deutschen Starter nur eine Sekunde. Auf den finalen 100 Metern hatte David Scheller (TSV Karlstadt) die schnelleren Beine. Er fing mit 13:42 Minuten seinen Konkurrenten Levin Saveur (LG Stadtwerke München; 13:43 min) noch ab. Der knapp Unterlegene war trotzdem zufrieden: „Ich bin richtig glücklich über mein Ergebnis und die Quali für Portugal. Das wird mein erster internationaler Einsatz.“ Dort wird das deutsche Duo aller Voraussicht nach erneut auf Matthieu Bührer treffen. Der Schweizer entschied das 4.400-Meter-Rennen nach 13:37 Minuten für sich.
Knapp 75 Minuten nach Rang drei im „Short Cross“ stand Elena Burkard (LG Farbtex Nordschwarzwald) erneut an der Starlinie. Im 6.600-Meter-Rennen der Frauen, bei dem wie bei den Männern keine fixen Cross-EM-Tickets vergeben wurden, lief die 33-Jährige mit 23:15 Minuten zu einem souveränen Sieg. Sieben Sekunden dahinter ging Rang zwei an die niederländische Hindernis-Rekordlerin Veerle Bakker.
Elena Burkard macht das Rennen
„Beim Short Cross bin ich nicht so richtig in meinen Schritt gekommen. Dafür konnte ich über die lange Distanz meine Ausdauer besser zum Tragen bringen. Ich hatte zahlreiche Fans an der Strecke, die mich angefeuert haben, das hat mir doch sehr geholfen“, so Elena Burkard nach ihrem Triumph. Rang drei ging bei den Frauen an eine Olympiasiegerin: Triathletin Lisa Tertsch (ASC Darmstadt) war nach 23:44 Minuten bei ihrem „Gastspiel“ im Ziel und damit elf Sekunden vor U23-Siegerin Kira Weis (KSG Gerlingen). „Ich bin schon länger nicht mehr Cross gelaufen und wollte heute meine Ausdauer bei hohen Intensitäten testen. Das Laufen macht mir einfach Spaß“, sagte Lisa Tertsch.
Im 8.800-Meter-Rennen der Männer bewies Markus Görger (LG Region Karlsruhe) einmal mehr sein Crosslauf-Können. Mit 27:12 Minuten hielt er Nick Jäger (LSC Höchstadt/Aisch; 27:28 min) klar auf Distanz. „Das Rennen war sehr hart, ich bin die ganze Zeit am Anschlag gelaufen. Pforzheim ist für mich ein ganz besonderer Ort. Hier bin ich schon in der Jugend gelaufen und habe schon öfter den Hauptlauf gewonnen. Ob ich in zwei Wochen bei der DM in Darmstadt nach meinen letzten beiden DM-Titeln Favorit bin, hängt natürlich von der Konkurrenz ab“, blickte der 27-Jährige schon voraus auf den nationalen Cross-Höhepunkt.
Den Sieg in der U23 sicherte sich Yihun Fantahun in 27:42 Minuten vor Moges Dargie (beide TuS Kelsterbach; 27:59 min). Das Duo ist international für Äthiopien startberechtigt und hatten zuletzt bei Straßenrennen überzeugt. In den U18-Klassen, die bei der EM nicht ausgetragen werden, setzten sich über 3.300 Meter Lucie Biehl (TuS Katzenelnbogen-Klingelbach; 12:29 min) und Julius Feuerfeil (SV Feuerbach; 10:56 min) durch. Insgesamt waren auf dem Lohwiesenhof in Pforzheim-Huchenfeld etwa 1.500 Läuferinnen und Läufer am Start.
Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...