Für einige nur eine Zwischenstation, für andere schon ein kleines Finale: Die Vorrunden bei den U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA; 22. bis 27. Juli). leichtathletik.de fasst für Sie alle Wettbewerbe mit deutscher Beteiligung zusammen und fängt die ersten Reaktionen der DLV-Athleten ein.
Männliche Jugend
100 Meter Vorläufe |
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Sebastian Schürmann kommt nicht ins Rollen
Eigentlich ist die zweite Rennhälfte seine Stärke – in Eugene konnte Sebastian Schürmann sie aber nicht ausspielen. Der hochaufgeschossene Sprinter vom SC Preußen Münster war schon zur Rennhälfte ins Hintertreffen geraten und konnte den Rückstand auf die vorderen Plätze nicht mehr wettmachen. Vorlauf-Platz fünf in 10,85 Sekunden, das ist nicht das, was der 19-Jährige kann. 10,51 Sekunden ist er in dieser Saison schon gelaufen. Das hätte locker fürs Halbfinale gereicht. „Ich weiß auch nicht, was los war“, sagte er anschließend enttäuscht. „Eigentlich hat sich der Lauf ganz gut angefühlt – nur schnell war er nicht.“
Nur halblang machte in Schürmanns Vorlauf der Japaner Yoshihide Kiryu, der früh Tempo rausnahm und in 10,40 Sekunden über die Ziellinie trudelte. Trayvon Bromell untermauerte als Sieger seines Vorlaufs in glänzenden 10,13 Sekunden seine Favoritenrolle. Bei den US-College-Meisterschaften war der US-Amerikaner im Hayward Field von Eugene in 9,97 Sekunden einen neuen U20-Weltrekord gerannt. Für den Vorlauf zog er nicht einmal seine langen Hosen aus.
1.500 Meter Vorläufe |
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Julius Lawnik schafft’s über die Zeit
Er erwischte den schnellsten von drei Vorläufen, und das sollte ihm den Finaleinzug bescheren: Julius Lawnik (SC Magdeburg) rannte im ersten Lauf in 3:45,22 Minuten auf Rang sechs – zu den besten Drei, die direkt weiter kamen, zählte er damit zwar nicht, aber zu den drei Zeitschnellsten aller Vorläufe.
„Der hat mich festgehalten!“ war seine erste Reaktion nach dem Rennen. „Ich hatte auf den letzten 250 Metern noch richtig Kraft und wollte den Endspurt anziehen, aber dann hat mich der Marokkaner am Trikot gezogen!“ Diese Episode schien in der Mixed Zone noch den Finaleinzug zunichte gemacht zu haben, nachdem die Zeiten der weiteren zwei Vorläufe feststanden, wird sich Erleichterung und Vorfreude auf das Finale eingestellt haben.
Sebastian Hendel (LG Vogtland) schlich mit hängendem Kopf aus dem Stadion – so hatte er sich seine WM-Premiere nicht vorgestellt. „Ich habe mich total schlecht gefühlt“, gestand er, und das sogar schon vor dem Rennen. „Die lange Call-Room-Zeit, die Atmosphäre und so ein Rennen – das war neu für mich. Es wurde ständig geschubst und geschoben, alle waren so eng beisammen.“ Für ihn gingen in Vorlauf zwei Rang elf und 3:54,59 Minuten in die Ergebnislisten ein.
110 Meter Hürden Vorläufe |
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Patrick Elger zieht ins Halbfinale ein
Kontrollierter Vorlauf mit glänzendem Ergebnis: Patrick Elger ist als Zweiter seines Vorlaufs in 13,64 Sekunden eine Runde weiter. Einziger Grund zur Unzufriedenheit: „Den Start habe ich gar nicht erwischt.“ Dann aber kam der Chemnitzer ins Rollen und ab der Rennhälfte auch die Gewissheit, dass es fürs Halbfinale reichen würde. „Hinten raus bin ich kontrolliert gelaufen und habe noch nicht alles gegeben“, sagte der 18-Jährige, der sich nach langwieriger Verletzung in diesem Jahr eindrucksvoll zurückgemeldet hat. Sein erster WM-Start: eine aufregende Angelegenheit: „Das war schon relativ krass, das hätte ich gar nicht so gedacht“, gestand er.
Einen Vorgeschmack auf das, was Patrick Elger in der nächsten Runde erwarten könnte, lieferten in den Vorläufen unter anderem der Brite David Omoregie (13,24 sec), der Franzose Wilhem Belocian (13,41 sec) und der Jamaikaner Tyler Mason (13,46 sec). Die Medaillenkandidaten gaben sich allesamt keine Blöße, aber Patrick Elger braucht sich nicht zu verstecken. Mit seiner Bestleistung von 13,46 Sekunden zählt auch er zu den Kandidaten fürs Finale.
Weibliche Jugend
100 Meter Vorläufe |
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Halbfinale ohne DLV-Sprinterinnen
Für Lisa-Marie Kwayie (NSF Berlin) und Nina Braun (CLV Siegerland) war bei ihren ersten internationalen Titelkämpfen nach dem Vorlauf Endstadion. Nina Braun musste gleich im ersten von sieben Rennen ran und beendete die U20-WM in 12,08 Sekunden auf Rang sechs. Lisa-Marie Kwayie sprintete in Vorlauf sieben als Vierte in 11,95 Sekunden ins Ziel – fürs Weiterkommen hätten Platz drei oder 11,78 Sekunden hergemusst. Herausragend wie schon bei der Junioren-Gala in Mannheim: die Britin Dina Asher-Smith (11,18 sec).
Trotz des Ausscheidens und der Unzufriedenheit über die Zeit - beide können mehr als zwei Zehntel schneller laufen – hatten beide nach ihren Rennen ein Lächeln auf den Lippen, denn sie sammelten im Hayward Field unvergessliche Erfahrungen für kommende Herausforderungen. „Das war so schlecht!“ musste Nina Braun eingestehen, fügte aber hinzu: „Es war ein cooles Erlebnis und etwas ganz Besonderes, hier starten zu dürfen.“ Die 17-Jährige hat noch zwei Jahre in der U20-Altersklasse vor sich.
„Ich habe es mir schlimmer vorgestellt“, konstatierte Lisa-Marie Kwayie ob der ungewohnten Abläufe mit Einwärmplatz, Call-Room und Marsch ins Stadion. „Die Leute waren alle echt nett!“ Sie sei ganz gut in den Lauf reingekommen, lange groß geblieben, auf den letzten 20 Metern habe dann die Kraft gefehlt.
800 Meter Vorläufe |
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Ammann und Schmidt im Halbfinale
Zwei mutige Auftritte wurden am Dienstag mit zwei Tickets fürs Halbfinale belohnt. Die Jüngste im deutschen Team für Eugene, die 16 Jahre alte Alina Ammann, setzte sich in Vorlauf zwei wie gewohnt an die Spitze („Ich bin viel zu schnell angegangen – das mache ich aber immer!“), musste später aber zwei Athletinnen weg und eine weitere vorbeiziehen lassen. Das weckte das Kämpferherz der Norddeutschen, die sich Platz drei wieder zurückeroberte. „Der Kampf auf der Zielgerade - das war nur Kopfsache“, sagte sie. Rang drei (2:06,91 min) reichte für den direkten Einzug ins Halbfinale.
Spannender machte es Sarah Schmidt (LAZ Mönchengladbach), die einen rasanten Lauf mit der U18-Weltmeisterin und U20-Europameisterin Anita Hinriksdottir (Island) erwischt hatte. Die hielt sich überraschend lange zurück, sodass Sarah Schmidt selbst fürs Tempo sorgte. „Damit hatte ich nicht gerechnet“, sagte sie. Ihre Tempoarbeit zahlte sich aus, auch wenn in ihrem Lauf noch drei Athletinnen an ihr vorbei zogen. In 2:05,56 Minuten (56 Hundertstel über Bestleistung) erzielte Schmidt die siebtschnellste Zeit aller Teilnehmerinnen. Der Lohn: das Halbfinale.
Weiter sind auch alle Favoritinnen, vorweg Anita Hinriksdottir (2:03,41 min). Der Weltjahresbesten Sahily Diago (Kuba) reichten 2:04,60 Minuten fürs Weiterkommen, sie ist schon eine 1:57er Zeit gelaufen.
Stabhochsprung Qualifikation |
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Rebecca Pietsch verpasst das Finale
Die Qualifikation würde eine harte Nuss für Rebecca Pietsch werden, das stand bereits vorher fest. 4,15 Meter waren für den direkten Finaleinzug gefordert, bei 4,10 Metern steht die Bestleistung der 19-Jährigen vom TV Angermund. Diese Höhe sollte schließlich ausreichen, um in die Runde der besten Zwölf einzuziehen. Für die einzige DLV-Starterin war sie aber am Dienstag außer Reichweite.
Nach einem guten Start mit fehlerfreien Versuchen über 3,75 und 3,90 Meter mühte sie sich an der 4,00-Meter-Marke diesmal vergeblich. In der Endabrechnung bescherte ihr das Rang 16 unter 28 Teilnehmerinnen. Noch schlimmer erwischt es U18-Weltmeisterin Robeilys Penado (Venezuela), die ohne gültigen Versuch blieb und damit im Finale ebenso fehlen wird. Die beste Stabhochspringerin des Jahres Alena Lutkovskaya (Russland), die in der Halle schon 4,50 Meter überquert hat, musste nur einmal den Stab zur Hand nehmen, dann war der Finaleinzug perfekt.
Weitsprung Qualifikation |
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Maryse Luzolo reichen 6,15 Meter
Gleich der erste Sprung sollte ihr den Einzug ins Finale bescheren: Maryse Luzolo flog in Runde eins auf 6,15 Meter – zwar nicht die direkte Qualifikationsweite (6,30 m), aber die siebtbeste Weite der Konkurrenz. „Der erste Sprung war natürlich ein Befreiungsschlag, aber ich hatte mir schon mehr vorgenommen“, sagte die Frankfurterin anschließend. Bemerkenswert: bei ihrer dritten internationalen Nachwuchsmeisterschaften steht sie zum dritten Mal in der Runde der besten Zwölf. „Da will ich es dann besser machen“, erklärte sie.
Anna Bühler (Unterländer LG) setzte bei ihrem ersten internationalen Auftritt bei 6,00 Metern eine Punktlandung in die Grube. „Aber ich brauche einfach meine sechs Versuche, um meine Anlaufprobleme in den Griff zu bekommen“, erklärte sie den Grund, warum es nicht noch weiter ging. 6,26 Meter ist sie in diesem Jahr schon gesprungen. Damit stünde sie sicher im Finale. Nur drei Athletinnen konnten die Qualifikationsweite überbieten, die Beste von ihnen: die Norwegerin Nadia Akpana Assa (6,38 m).
Hammerwurf Qualifikation |
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Sophie Gimmler nach Zitterpartie im Finale
Sichtlich geknickt beendete Sophie Gimmler (LV Merzig) die Hammerwurf-Qualifikation der Gruppe A. 59,50 Meter waren für den direkten Einzug ins Finale gefordert, nur sechs Zentimeter unter der Bestleistung der 18-Jährigen. Zwar gelang ihr eine gute Serie, in Richtung Hausrekord ging es aber nicht. 57,35 Meter gingen für die Saarländerin in die Ergebnislisten ein, damit wurde sie in ihrer Qualifikationsgruppe Sechste.
Ab diesem Zeitpunkt hieß es Bangen, denn die Werferinnen der Gruppe B stiegen erst anderthalb Stunden später in den Ring. Schließlich gab es doch ein Happy End für die beste deutsche U20-Hammerwerferin: Mit der elftbesten Qualifikationsweite wird sie am Mittwoch um 17:30 Uhr im Finale noch einmal in den Ring steigen und hat dort erneut die Chance, die 60-Meter-Marke anzugreifen. Insgesamt neun Athletinnen haben diese Marke schon in der Qualifikation überboten. Der beste Wurf ging auf das Konto der Ukrainerin Al'ona Shamotina (64,78 m).
Speerwurf Qualifikation |
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Christine Winkler auf den Punkt
Das nennt man wohl Qualifikation nach Maß: Den ersten Wurf nutzte Christine Winkler zum Warmwerden, im zweiten Versuch ließ sie den Speer auf 53,06 Meter segeln. 53,00 Meter waren für den direkten Finaleinzug gefordert, und so konnte die 19-Jährige schon frühzeitig ihre Tasche wieder packen. Im Vorjahr bei der U20-EM in Rieti (Italien) waren nach dem Qualifikations-Aus noch Tränen geflossen, in Eugene verließ die Leipzigerin strahlend den Stadion-Innenraum in der Gewissheit, dass am Donnerstag im Finale ein weiterer Auftritt wartet
„Ich bin sehr glücklich“, sagte Christine Winkler. „Im ersten Versuch war ich noch ein wenig nervös, im zweiten ging’s so langsam, den habe ich eher mit Gefühl als mit Kraft geworfen.“ Dass sie die Qualifikationsweite drauf hat wusste sie, schließlich hat sie in diesem Jahr schon zweimal weiter geworfen. In Regionen von mehr als 55 Meter stießen in der Qualifikation bereits die Favoritinnen vor. Der Polin Maria Andrejczyk gelang mit 56,23 Metern der beste Wurf, auch Titelverteidigerin und U20-Europameisterin Sofi Flinck (Schweden; 56,04 m) musste nur einmal Anlauf nehmen.
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