Es ist kein Geheimnis, dass die Hallen-Weltmeisterschaften in Portland (USA; 17. bis 20. März) im Olympia-Jahr im Terminkalender zahlreicher Top-Athleten keinen Platz gefunden haben. In vielen Disziplinen versprechen die Teilnehmerfelder dennoch hochkarätige und vor allem spannende Wettbewerbe.
Weltrekordler, Olympiasieger, Weltmeister – sie alle werden in den kommenden Tagen in Portland zu Gast sein, wenn vielleicht auch nicht in der geballten Masse vorheriger Ausgaben der Titelkämpfe. Wer aber die Namen Ashton Eaton, Renaud Lavillenie, Jenn Suhr, Genzebe Dibaba oder Dafne Schippers in den Teilnehmerlisten liest, der weiß: Es wird einiges geboten sein im Oregon Convention Center.
Besonders diejenigen Athleten werden im Fokus stehen, die die Wintersaison ohnehin schon für eine Kampfansage in Richtung Konkurrenz genutzt haben. Und los geht’s gleich am ersten Wettkampftag mit einer Flugshow: Zeitgleich treten am Donnerstag sowohl die Männer als auch die Frauen im Stabhochsprung in Aktion. Mit dem Franzosen Renaud Lavillenie und der US-Amerikanerin Jenn Suhr sind die Weltrekordler mit dabei. Der Weltmeister aus Kanada Shawn Barber und die US-Hallenmeisterin Sandi Morris führen das starke Feld fast ebenbürtiger Herausforderer an.
Ashton Eaton mit Heimspiel
Weltrekordlerin Genzebe Dibaba konzentriert sich auf die Titelverteidigung über 3.000 Meter und trifft dabei unter anderem auf die zweimalige Olympiasiegerin über 5.000 Meter Meseret Defar (Äthiopien). Das Feld über 60 Meter der Frauen, für das sechs Athletinnen mit Zeiten zwischen 7,00 und 7,10 Sekunden gemeldet haben, führt 200-Meter-Weltmeisterin Dafne Schippers (Niederlande) an.
Der frischgebackene 1.000-Meter-Hallen-Weltrekordler Ayanleh Souleiman (Djibouti) hat für einen Doppelstart über 1.500 – hier ist er Titelverteidiger – und 3.000 Meter gemeldet. Auf der längeren Strecke würde mit Dejen Gebremeskel (Äthiopien) der Olympia-Zweite über 5.000 Meter warten. Hochsprung-Überflieger Gianmarco Tamberi (Italien) will die Titelverteidigung von Mutaz Essa Barshim (Katar) zunichte machen. Und Weltrekordler Ashton Eaton, geboren 1988 in Portland, wird das Oregon Convention Center sicher im Siebenkampf zwei Tage lang zur US-Festhalle machen.
Jamaikas Sprint-Stars fehlen
Ein großer Name, der traditionell in der Halle nicht in den Teilnehmerlisten auftaucht, ist der von Usain Bolt. Der Sprint-Olympiasieger aus Jamaika verzichtet auf Hallen-Wettkämpfe, und in diesem Jahr tut es ihm seine Landsfrau Shelly-Ann Fraser-Pryce, Titelverteidigerin über 60 Meter gleich. Auch über 60 Meter der Männer fehlt mit Richard Kilty (Großbritannien) der Titelverteidiger. Im Weitsprung gab es zuletzt mit dem Verzicht von Olympiasieger Greg Rutherford eine prominente Absage zu vermelden.
Über 800 Meter der Männer ist kein einziger WM-Finalist von Peking (China) gelistet. Im Kugelstoßen der Männer fehlen neben dem deutschen Vize-Weltmeister David Storl (SC DHfK Leipzig) auch die stärksten US-Boys der vergangenen Jahre. Der Dreisprung findet ohne die beiden 18-Meter-Springer Pedro Pablo Pichardo (Kuba) und Christian Taylor (USA) statt. Insgesamt treten in nur elf von 24 Entscheidungen die Hallen-Weltmeister von 2014 in Sopot (Polen) an.
Chancen für neue Gesichter
Viele aufstrebende Talente werden die Lücke zur Weltspitze nahtlos schließen wollen. Ohnehin könnten es Hallen-Titelkämpfe voller Überraschungen und spannender Duelle werden – auch ohne Usain Bolt & Co. Im Weitsprung der Frauen wird die dreimalige Weltmeisterin und Olympiasiegerin von London Brittney Reese (USA) von Brooke Stratton (Australien) und Alexandra Wester (ASV Köln), 22 und 21 Jahre jung, gefordert. Im Fünfkampf will Brianne Theisen-Eaton (Kanada) endlich ihre erste Goldmedaille – doch unter anderem Kendell Williams (USA) und Morgan Lake (Großbritannien), erst 20 und 18 Jahre jung, werden etwas dagegen haben.
Im Weitsprung der Männer könnte es für den 23-jährigen Marquis Dendy vor Heimpublikum bei seinem ersten großen Finale gleich Gold werden. Über 400 Meter bahnt sich ein exotisches Duell zwischen Grenada und Tschechien an - Bralon Taplin ist der Jahresschnellste, Pavel Maslak der Titelverteidiger.
Wie schlägt sich der schnellste Hürdensprinter des Jahres Dimitri Bascou (Frankreich), wenn’s drauf ankommt, gegen seinen Landsmann Pascal Martinot-Lagarde und den jungen Jamaikaner Omar McLeod? Wer ist über 60 Meter schneller: Trayvon Bromell (USA) oder Asafa Powell (Jamaika) – der eine WM-Dritter, der andere Ex-Weltrekordler über 100 Meter? Und wie geht das Hochsprung-Duell der Generationen mit U20-Weltrekordlerin Vashti Cunningham (USA) und der bald 37 Jahre alten Spanierin Ruth Beitia aus? Die kommenden Tage werden es zeigen!
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