| Fazit Hallen-WM

Von Platz fünf der Welt in Richtung EM-Heimspiel in Berlin

Am Sonntag sind in Birmingham die 18. Hallen-Weltmeisterschaften zu Ende gegangen. Für das deutsche Team eine aufschlussreiche Station auf dem Weg zur Heim-EM in Berlin, die mit drei Medaillen, Platz fünf in der Nationenwertung und vielen wichtigen Erkenntnissen endete.
Silke Bernhart

David Storl topfit, wenn’s drauf ankommt. Mateusz Przybylko ärgert die Welt-Elite. Und Sosthene Moguenara zurück auf Top-Niveau. Mit drei Medaillen, sieben Top Fünf-Platzierungen und 39 Punkten in der Nationenwertung verabschiedeten sich am Sonntag 22 deutsche Leichtathleten aus der Arena Birmingham. Bei dem erneut deutlichen Sieg des 49-köpfigen US-Teams bedeutete das in der Endabrechnung als drittbestes europäisches Team Platz fünf in der Nationenwertung.

„Wir haben Meisterschaften mit vielen engen Wettbewerben auf einem sehr hohen Niveau und ein Hallen-Fest der Leichtathletik gesehen“, blickt der Leitende Direktor Sport im DLV Idriss Gonschinska zurück, dessen Team zwischen Glück und Pech, Überraschung und Enttäuschung sowie Bestleistung und o.g.V. die gesamte Bandbreite an Emotionen erlebte. Es war ein Abschneiden, das die Ausgangslage widerspiegelte: „Wir sind ohne klare Medaillenbänke angereist“, erklärt er, „aber mit einigen Medaillenhoffnungen und Finalchancen.“

David Storl tankt Selbstvertrauen

So manche Hoffnung wurde sogar übertroffen – mit Bronze von Hochspringer Mateusz Przybylko aus Leverkusen zum Beispiel. „Er hat eine hohe Wettkampf-Kompetenz in einem engen Wettbewerb bewiesen.“ Oder mit Silber von Kugelstoßer David Storl (SC DHfK Leipzig), der als Nummer acht der Welt antrat und als Nummer zwei zurückreiste. „Es war für ihn wichtig, im entscheidenden Moment wieder Saison-Bestleistung zu stoßen und schmerzfrei in den Ring zu steigen.“

Auch Weitspringerin Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) präsentierte sich wieder auf dem Top-Niveau von 2015, das ihr damals Silber bei der Hallen-EM beschert hatte und in Birmingham Bronze wert war. „Zudem ist der bemerkenswerte achte Platz von Clemens Bleistein sehr positiv einzuordnen.“

Auf Tuchfühlung zum Podium

Andere Medaillenchancen waren greifbar nah, nur fehlte das Quäntchen Glück. Wie bei Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied), der sich mit Bestleistung von 6.238 Punkten auf Rang drei der ewigen deutschen Hallen-Bestenliste einsortierte und dennoch um 27 Zähler an Bronze vorbeischrammte. „Bei einer Höhe mehr im Hochsprung oder Stabhochsprung sieht das schon wieder ganz anders aus“, weiß Idriss Gonschinska.

Und bei Cindy Roleder (SV Halle), die wieder ein Weltklasse-Rennen nach dem nächsten abliefert und der nur drei Hundertstel zum Podestplatz fehlten. „Vor dem Hintergrund ihrer schweren Verletzung im letzten Jahr können wir nicht unzufrieden sein, das war Comeback auf allerhöchstem Niveau.“

Zwei weitere fünfte Plätze gab es am Abschlusstag von Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken; 5,80 m) und Weitspringerin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz; 6,64 m). Bei beiden schwang in ihrem persönlichen Fazit sowohl die Wehmut über eine verpasste Chance als auch der Stolz über das Erreichte mit – beide hatten im vergangenen WM-Sommer aus unterschiedlichen Gründen keine Topleistungen zeigen können, beide hinterließen in der Hallensaison wieder einen starken Eindruck.

Für den Sommer mit Luft nach oben

Einige Athleten konnten dagegen nur andeuten, was in ihnen steckt. So wie Dreisprung-Europameister Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz), der keinen Sprung richtig erwischte. „Wenn man seinen ersten Versuch gesehen hat, mit unheimlichem Speed, der knapp übertreten war, dann weiß man, dass er diesmal sein Leistungspotential leider nicht ausschöpfen konnte.“

Richard Ringer (VfB LC Friedrichshafen) wurde nach seiner Disqualifikation im 3.000-Meter-Vorlauf jäh ausgebremst. Auch Konstanze Klosterhalfen (TSV Bayer 04 Leverkusen; 3.000 m) und Tatjana Pinto (LC Paderborn; 60 m) mussten am Ende einer überragenden Hallensaison anderen Athletinnen mit einer besseren Tagesform den Vortritt lassen.

Was fast allen deutschen Hallen-WM-Teilnehmern bleibt ist die Erkenntnis: Sie haben mit einer starken Hallensaison eine gute Basis für den Sommer gelegt und können jetzt mit Vollgas in die Vorbereitung auf die Heim-Europameisterschaften im August in Berlin starten. Für dieses Highlight schuften schon jetzt zahlreiche deutsche Topathleten, die bewusst auf die Titelkämpfe in Birmingham verzichtet haben. Beim Heimspiel – da zählt’s. Und das ist mit Abschluss der Hallen-WM wieder ein ganzes Stückchen näher gerückt.

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