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Born to run: Warum wir zum Laufen geschaffen sind

Menschen sind seit Urzeiten auf Bewegung programmiert: Viele Jahrtausende lang mussten wir uns bewegen, um unser Überleben zu sichern. Wissenschaftliche Befunde belegen sogar, dass der Mensch nicht nur zum aufrechten Gehen, sondern insbesondere für das ausdauernde Laufen – also intensive körperliche Aktivität – geschaffen ist!
Prof. Dr. Kristin Behrens

"Born to run"-Grafik groß als PDF

Tägliche Marathonläufe auf der Jagd nach Nahrung – für unsere Vorfahren einst völlig normal. Dieses genetische Programm ist fest in uns verankert und an vielen Merkmalen unseres Körpers auch heute noch deutlich sichtbar. 30 anatomische Merkmale – von unseren Zehenspitzen bis zum Kopf – zeigen, dass wir ausdauernde Läufer sind. Der Sprint ist im Vergleich zu anderen Lebewesen nicht unsere Stärke. Der Mensch entfaltet sein besonders Potenzial auf längeren Distanzen. Hier sind wir besser als alle anderen Lebewesen auf der Erde.

Wir sind ein Ergebnis der Evolution. Die Anatomie des Menschen, die Entwicklung zum aufrechten Gang geht auf die Lebensform mit den größten Überlebenschancen zurück. Mit dem aufrechten und damit zweibeinigen Gang hat der Mensch eine besonders effiziente Form der Fortbewegung und damit eine ökologische Nische besetzt. Der aufrechte Gang ist die Voraussetzung dafür, dass wir so laufen können, wie wir jetzt laufen.

Anatomisch gemacht fürs lange Laufen

Wenn man sich die Entwicklung vom Vierbeiner zum Zweibeiner anschaut, dann versucht der Mensch immer, den Kopf im Lot über dem Becken und den Beinen zu halten. Das tut er sowohl beim Gehen als auch beim Laufen. Das können wir nur, weil wir im Vergleich zu Tieren eine doppelt geschwungene Wirbelsäule haben. Vierbeiner haben gebogene Rücken, eine C-förmige Wirbelsäule. Durch die doppelte S-Form sind wir in der Lage, uns so auszubalancieren, dass wir den Kopf immer über dem Lot, immer zentral halten.

Dabei hilft uns auch unser starkes Nackenband, das von der Schädelbasis bis zum 7. Halswirbel verläuft. Dieses Band wird in seiner Funktionalität nur beim Laufen gebraucht und stabilisiert den Kopf beim Laufen. Unsere flachen Gesichter und unsere Zähne, die sich so weit hinten in unserem Kopf befinden, helfen auch dabei, beim Laufen einen guten Körperschwerpunkt zu behalten.

Außerdem ist dieser Fortbewegungsstil wesentlich energieeffizienter und unterstützt eine bessere Thermoregulation. Durch den aufrechten Gang sind nur 40 Prozent unseres Körpers der Mittagssonne ausgesetzt. Bei den meisten anderen Säugetieren sind es 70 Prozent. Dadurch können wir unsere Körpertemperatur besser kühl halten und länger laufen.

Effektives Schwitzen und Endorphin-Ausschüttung beim "Runner's High"

Die „Nacktheit“ des Menschen ist ebenso ein Indiz für seine besondere Fähigkeit zum ausdauernden Laufen. Menschen verfügen über ein hochentwickeltes Kühlungssystem mit Schweißdrüsen. Es gibt kein anderes Lebewesen auf der Erde, das so effektiv schwitzt wie wir. Mit dieser Fähigkeit konnte der Mensch auch am Tag jagen und hatte im Vergleich zu „evolutionären Mitbewerbern“ einen klaren Vorteil. Außerdem produziert unser Körper während des Laufens schmerzstillende Endorphine, die uns auf hormoneller Ebene dabei unterstützen länger zu laufen. Viele kennen das Phänomen des "Runner's High"!

Darüber hinaus können Achillessehe und Fußgewölbe Bewegungsenergie „speichern“ und wieder abgeben: Die 26 Fußknochen sind intelligent miteinander verbunden und zusätzlich durch Muskulatur und Bindegewebe verspannt. Das ermöglicht es, unser Eigengewicht zu tragen und stark zu dämpfen. Gleichzeitig können wir aus der Dämpfung heraus aber auch die Beschleunigungsenergie entwickeln. Zudem ist unsere Relation zwischen Beinlänge und Oberkörper für das ausdauernde Lauf ein besonderer Vorteil, denn längere Beine sind energiesparender.

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Quellen:

  • Bramble, DM and Lieberman, DE (2004) Endurance running and the evolution of Homo. Nature 432, 345-352.
  • Wheeler, PE (1991): The influence of bipedalism in the energy and water budgets of early hominids. J Hum Evol 21, 117-136
  • Steudel-Numbers, K., Tilkens, M.J., 2004. The effect of lower limb length on the energetic cost of locomotion: implications for fossil hominins. J. Hum. Evol. 47, 95e109.
  • Steudel-Numbers, K. et al., 2007 The evolution of human running: Effects of changes in lower-limb length on locomotor economy, J Hum Evol , doi:10.1016/j.jhevol.2007.04.001

 

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