| Nachwuchs-Hoffnung

Mohamed Mohumed auf dem Weg in die Spitze

Für Mohamed Mohumed läuft es rund, denn persönliche Bestzeiten sind für den Athleten der LG Olympia Dortmund derzeit keine Seltenheit. Dabei fokussierte er sich lange Zeit auf den Fußball und kam erst 2015 zur Leichtathletik. leichtathletik.de wirft einen Blick auf die sportliche Entwicklung des 21-Jährigen.
Peter Middel

Wenn Mohamed Mohumed (LG Olympia Dortmund) auf der Bahn Vollgas gibt, springt für ihn derzeit meist eine neue persönliche Bestzeit heraus. So steigerte der 21-jährige Dortmunder erst vergangenen Sonntag beim Track-Meeting in Sonsbeck seine Freiluftbestzeit über 1.500 Meter von 3:46,50 Minuten auf erstklassige 3:38,83 Minuten und befindet sich damit auf Platz zwei der aktuellen Europäischen Bestenliste.

Mit diesem Rennen knüpfte der Schützling von Pierre Ayadi erfolgreich an die Hallensaison an, in der er im Januar vor heimischer Kulisse seine Hallenbestzeit auf 3:40,01 Minuten verbesserte und damit die Hallen-WM-Norm lediglich um eine Hundertstelsekunde verfehlte.

Aus dem Höhentrainingslager direkt in den Wettkampf

Erst zwei Tage vor der Veranstaltung in Sonsbeck war er zusammen mit seinen Teamkollegen aus einem dreiwöchigen Höhentrainingslager in St. Moritz (Schweiz) zurückgekehrt. „Ich habe mich super frisch gefühlt und wenn ich aus der Höhe komme, muss ich sofort auf die Bahn. So eine kurze zeitliche Abfolge befolgen auch die meisten der weltbesten Mittel- und Langstreckler,“ erklärt Mohamed Mohumed.

Die Corona bedingte Zwangspause hat den Dortmunder vorübergehend ausgebremst, aber nicht aufgehalten. Trotz fehlender Wettkämpfe klagte er nie über Motivationsprobleme, blickte vielmehr nach vorne: „Ich hätte mir natürlich einen anderen Saisonverlauf gewünscht, aber ich bin noch jung. Die Ziele, die ich mir ursprünglich für dieses Jahr vorgenommen habe, kann ich auch noch 2021 verwirklichen.“

Enttäuscht ist er lediglich darüber, dass die Leichtathletik-Europameisterschaften, die vom 25. bis 30. August in Paris (Frankreich) hätten stattfinden sollen, abgesagt wurden. „Eine Qualifikation hätte ich mir schon zugetraut. Geliebäugelt hatte ich auch mit den Olympischen Spielen in Tokio. Diese Verschiebung finde ich für mich aber nicht ganz so schlimm, da ich nun ein Jahr mehr Zeit habe, um mich auf das große Ziel vorzubereiten,“ betont der aufstrebende Nachwuchs-Langstreckler.

Vom Fußball in die Leichtathletik

Trotz seiner schnellen 1.500-Meter-Zeiten in der Halle und jetzt im Freien möchte Mohamed Mohumed in Zukunft seinen Schwerpunkt auf die 5.000-Meter- und 10.000-Meter-Distanz legen. „Allerdings werde ich weiterhin meine Schnelligkeit pflegen, denn alle Top-Langstreckler verfügen auch über gute 1.500-Meter-Zeiten.“

Der selbstbewusste Mittel- und Langstrecken-Läufer, der in Deutschland geboren wurde, ist außergewöhnlich ehrgeizig, fleißig und diszipliniert. Aufgefallen durch seine enorme Ausdauer war Mohamed Mohumed bereits als Fußballer bei der DJK VFL Willich, bei der er als Offensivspieler von den gegnerischen Mannschaften kaum zu stoppen war. Im Sommer 2015 wechselte er zur Leichtathletik, weil er spürte, dass er in dieser Sportart die größere sportliche Perspektive hat. Seine innere Stimme sollte ihn nicht täuschen.

Top-Leistungen in Tiflis, Tilburg und Mönchengladbach

Nach einem Aufbautraining von knapp einem Jahr verblüffte der Laufnovize 2016 im Alter von 17 Jahren mit 1:51,00 Minuten über 800 Meter und 3:48,99 Minuten über 1.500 Meter. Auch international machte er nach kurzer Zeit bereits auf sein großes Talent aufmerksam, als er bei den U18-Europameisterschaften in Tiflis (Georgien) mit einem vierten Rang über 3.000 Meter in 8:23,14 Minuten überraschte. Lediglich 2,8 Sekunden fehlten ihm zu „Bronze“.  

Ein Glanzstück lieferte „Mo“, wie ihn seine Freunde nennen, in seinem ersten Leichtathletik-Jahr auch bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Mönchengladbach ab, als er in einem Sololauf die keineswegs schwache Konkurrenz in 8:38,17 Minuten nahezu „stehen“ ließ. Diese beiden Top-Leistungen stuft er neben seinem sechsten Platz bei den Crosslauf-Europameisterschaften 2018 in Tilburg (Niederlande) von seinen bisherigen Erfolgen am höchsten ein.

Ende 2016 wechselte der Ex-Fußballer nach Dortmund, wo er seitdem in der Trainingsgruppe von Pierre Ayadi trainiert, der unter anderem auch U20-Europameister Elias Schreml, Mittelstreckler Steffen Baxheinrich, die mehrfache Deutsche Jugendmeisterin Linn Kleine und Mohameds 17-jähriger Bruder Yassin Mohumed, der inzwischen über 3.000 Meter bei 8:28,97 Minuten angelangt ist, angehören.

Deutsche Meisterschaften als nächstes Ziel

Die wettkampffreie Zeit hat Mohamed Mohumed, dessen großes Vorbild der zweifache Doppel-Olympiasieger Mo Farah (Großbritannien) ist, in den letzten vier Monaten genutzt, um sich auf sein Abitur vorzubereiten und weiter fleißig zu trainieren. Nun richtet Europas derzeit schnellster 1.500-Meter-Läufer seinen Fokus ganz auf die Deutschen Meisterschaften am 8./9. August in Braunschweig: „Ob über 1.500 Meter oder 5.000 Meter – ich bin auf jeden Fall dabei. So ein Meisterschaftsrennen ist für mich vor allem im Hinblick auf meine Ziele im kommenden Jahr sehr wichtig.“

Bei Mohamed Mohumed spürt man, welche Faszination das Laufen auf ihn ausübt. Er verkörpert eine ausgezeichnete Kombination aus Konsequenz und Zielstrebigkeit und verfügt über das richtige Kämpferherz. Seine 1.500-Meter-Zeit von Sonsbeck zeigt, dass er noch über ein großes Entwicklungspotential verfügt.

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