| Mannheim

Tag 2 der Junioren-Gala: Samira Attermeyer katapultiert sich an die Spitze Europas

Einige Überraschungen und Fingerzeige Richtung U20-EM in Jerusalem brachte der zweite Tag der Junioren-Gala in Mannheim mit sich. Zu den Überraschungen zählte Weitspringerin Samira Attermeyer, die ihre Bestleistung um 26 Zentimeter verbesserte. Außerdem glänzten Diskuswerferin Curly Brown und die Hürdensprinterinnen, die bei starkem Rückenwind zu Top-Zeiten rannten.
Svenja Sapper

Nach dem Weitsprung am Sonntag strahlte Samira Attermeyer mit der Sonne um die Wette. Denn die Dortmunderin hatte im vierten Versuch der Junioren-Gala in Mannheim ihre Bestmarke pulverisiert und sich mit 6,55 Metern an die Spitze der europäischen Rangliste ihrer Altersklasse katapultiert. Damit löste sie die Bulgarin Plamena Mitkova (6,54 m) und die serbische EM-Dritte im Hochsprung Angelina Topic ab. Ihr Hausrekord stand zuvor bei 6,29 Metern.

„Mit diesem Ergebnis habe ich auf keinen Fall gerechnet, niemals“, verriet sie anschließend. „Mein Ziel war es, weiter zu springen als 6,30 Meter.“ Das ist ihr nun mit Bravour gelungen. Zur sicheren Nominierung für die U20-EM in Jerusalem (Israel; 7. bis 10. August) fehlt nun nur noch eine Teilnahme an der Jugend-DM in Rostock (21. bis 23. Juli). Samira Attermeyer plant, in den kommenden Wochen weiter Wettkampfpraxis zu sammeln und Starts bei der U23-DM in Göttingen kommende Woche sowie bei den Deutschen Meisterschaften in Kassel (8./9. Juli) zu absolvieren. 

In Mannheim verwies sie die seit dem ersten Versuch führende Irin Elizabeth Ndudi (6,44 m) auf Rang zwei. Als Dritte meldete sich Laura Raquel Müller zurück. Die U20-EM-Vierte von 2021 setzte im vierten Durchgang bei 6,31 Metern ihre Marke in den Sand. Die Athletin der Unterländer LG hatte das zurückliegende Jahr verletzungsbedingt verpasst und arbeitet sich nun wieder in die deutsche Spitze vor. 

Deutsche Top-Werferinnen gegen U20-Weltmeisterin

Fünfmal übertreten und ein windunterstützter Satz auf 7,56 Meter: Auf diese Art und Weise entschied Sebastian Berntsen aus Norwegen den Weitsprung für sich. Zweiter wurde mit vier Sprüngen deutlich über sieben Meter und einem Bestwert von 7,44 Metern Noah Fischer (TV Herbolzheim). Zur U20-EM-Norm fehlte in diesem Wettkampf ein Zentimeter – zu seinem Glück hat Noah Fischer den Richtwert jedoch bereits erbracht. Im Zentimterkrimi sprang Valentin Brenner (LC Top Team Thüringen; 7,43 m) auf Rang drei. 

Fünf deutsche Diskuswerferinnen haben die 50 Meter in diesem Jahr bereits übertroffen. Dementsprechend groß war die Anspannung bei den Athletinnen vor der Junioren-Gala. Denn für die beste Deutsche mit Norm gibt es vorbehaltlich eines Starts bei der Jugend-DM in Rostock ein sicheres Ticket zur U20-EM nach Jerusalem. Und so ließ der erste 50-Meter-Wurf in Mannheim nicht lange auf sich warten: Bereits im ersten Versuch segelte die Ein-Kilo-Scheibe von Milina Wepiwe (TSG Wehrheim) auf 50,49 Meter. In Durchgang zwei übernahm U18-Europameisterin Curly Brown (51,37 m) die Führung. 

Eine Runde später meldete sich dann die Favoritin zu Wort: U20-Weltmeisterin Emma Sralla aus Schweden, die in diesem Jahr bereits dicht an die 60-Meter-Marke herangeworfen hat, setzte sich mit 51,67 Metern an die Spitze des Feldes. Doch Curly Brown konnte kontern: Ihr fünfter Wurf wurde mit exakt 53 Metern gemessen, eine Steigerung ihrer Bestleistung um fast einen Meter, die so wichtige nationale Poleposition in Mannheim und obendrein ein Sieg gegen die favorisierte Schwedin. 

Curly Brown bezwingt ältere Konkurrenz

„Ich hatte mir eine PB erhofft“, resümierte die Frankfurterin. „Dass es so gut ausgegangen ist, ist jetzt natürlich optimal. Ich wusste, dass fünf Athletinnen um den Platz als beste Deutsche kämpfen können, und dass ich das als jüngste Teilnehmerin jetzt geschafft habe, macht mich sehr stolz.“ Mit 17 Jahren gehört sie noch der U18 an, möchte aber bei der U20-EM an der Stätte ihres U18-EM-Triumphes gegen die ältere Konkurrenz bestehen. 

Der Diskus-Wettbewerb der männlichen U20 entwickelte sich zu einer One-Man-Show des Ukrainers Mykhailo Brudin. Seine sechs Versuche waren allesamt gültig. Keiner war kürzer als 60 Meter. Und mit vier seiner Würfe überbot der im Vorjahr mit U18-EM-Gold und U20-WM-Bronze dekorierte Werfer seine eigene europäische Jahresbestleistung (61,60 m). Die Krönung folgte in Runde fünf, als er die Scheibe bis auf 63,85 Meter schleuderte. Dahinter durfte sich auch Emmanuel Agbo-Anih vom SV Halle freuen: Zum ersten Mal beförderte er sein Wurfgerät über die 60-Meter-Marke, ihm gelangen, ebenfalls in Runde fünf, 60,26 Meter. 

Lia Flotow überwältigt

Nach dem 100-Meter-Hürden-Finale hallte ein lauter Schrei durch das Michael-Hoffmann-Stadion – und der kam aus dem Mund von Lia Flotow. Die Rostockerin hatte sich soeben in starken 13,12 Sekunden bei etwas zu starkem Rückenwind (+2,5 m/sec) den Sieg gesichert. Schneller war in diesem Jahr noch keine andere europäische Hürdensprinterin, und auch mit ihrer regulären Bestzeit aus dem Vorlauf (13,32 sec) liegt Lia Flotow nun auf Platz fünf in der kontinentalen Rangliste. 

„Ich war so überwältigt!“, berichtete sie anschließend. „Die Zeit habe ich erst gar nicht wahrgenommen, ich habe nur gesehen, dass ich vorne war.“ Nun freut sich die 18-Jährige auf ihr „Heimspiel“ bei der Jugend-DM in Rostock, wo sie ihren U20-EM-Start endgültig unter Dach und Fach bringen möchte. Die „Vielstarterin“ des Wochenendes Rosina Schneider (TV Sulz), am Samstag bereits über 100 Meter und mit der Staffel im Einsatz, landete mit 13,18 Sekunden auf dem zweiten Platz, die Top Drei komplettierte die U18-Europameisterin aus Großbritannien Mia McIntosh (13,33 sec). 

Die schnellste Zeit über 110 Meter Hürden stand bereits nach dem Vorlauf in den Ergebnislisten. Enzo Diessl aus Österreich, mit 13,11 Sekunden Weltjahresbester, untermauerte seine starke Form in 13,28 Sekunden eindrucksvoll. Im Finale setzte er sich in 13,42 Sekunden knapp gegen den Franzosen Theo Pedre (13,43 sec) durch. Als Vierter überzeugte auch der Ulmer Bruno Betz, der die U20-EM-Norm in 13,79 Sekunden bestätigen konnte. 

Gegenwind verhagelt schnelle Sprintzeiten

Ähnlich wie am Vortag über die 100 Meter hatten auch die 200-Meter-Sprinterinnen mit starkem Gegenwind zu kämpfen. In zwei der vier Läufe wehte der Wind den Athletinnen mit einer Geschwindigkeit von mehr als zwei Metern pro Sekunde ins Gesicht. Schnellste war mit 23,87 Sekunden U18-Vize-Europameisterin Holly Okuku (Sprintteam Wetzlar), die trotz Gegenwindes von 1,5 Metern pro Sekunde abermals unter der U20-EM-Norm (23,95 sec) blieb. Die 24-Sekunden-Grenze knackte auch Monique Hanlon aus Australien um eine Hundertstel. 

Einen Schreckmoment gab es im 200-Meter-Sprint der männlichen Talente. Der Deutsche Jugend-Hallenmeister Luban Haque strauchelte in der Kurve und fiel der Länge nach hin. Es war das erste Saison-Rennen des Kölners über diese Strecke, auf der er im Vorjahr das Finale der U18-EM erreicht hatte. Die schnellsten Beine hatten am Sonntag zwei Sprinter aus Großbritannien, Brook Cronin blieb in 20,98 Sekunden als Einziger unter der 20-Sekunden-Schallmauer. Fünf Hundertstel dahinter folgte Teamkollege Rusciano Thomas-Riley. 

Im Hochsprung mussten die Fehlversuche über den Sieg entscheiden. So gab es für den Franzosen Mathis Le Scao, der die 2,10 Meter im ersten Versuch genommen hatte, Rang eins vor dem Deutschen Jugend-Hallenmeister Julien Pohl (SC Potsdam). Seine Weste war bis 2,07 Meter weiß geblieben war, für die nächste Höhe musste er jedoch zweimal Anlauf nehmen. Im Wettkampf der weiblichen Jugend gaben die gerissenen Sprünge bei überquerten 1,84 Metern den Ausschlag zugunsten von Maike Haiduk (LG Neumünster) vor Anna-Sophie Schmitt (SV Saar! 05 Saarbrücken). Die drittplatzierte Joana Herrmann (SV Teuto Riesenbeck) meisterte 1,82 Meter. 

Entscheidung auf der Ziellinie

Am längsten im Stabhochsprung-Wettbewerb verblieb der Schweizer Justin Fournier. Er schraubte sich als Einziger über 5,15 Meter. Mit jeweils 5,10 Meter belegten Marti Serra aus der Schweiz und der Dortmunder Hendrik Hohmann, der eine neue Bestleistung bejubelte, die Plätze zwei und drei. Hendrik Hohmann empfahl sich als Normerfüller und bester Deutscher damit nachdrücklich für einen Start in Jerusalem. Auch der fünftplatzierte Joshua Stallbaum (TSV Schmiden) knackte mit 5,05 Metern die U20-EM-Norm. 

Über 800 Meter nahm zunächst der Paderborner Robert Rutz die Beine in die Hand und führte das Feld auf der ersten Runde an. Dann jedoch arbeiteten sich die Favoriten nach vorne: Elija Ziem (SC Neubrandenburg) und Malik Skupin-Alfa (LG Offenburg), beide im vergangenen Jahr bei der U20-WM am Start, lösten sich vom Feld und fochten auf der Zielgeraden den Laufsieg aus. Mit 1:51,12 Minuten lag der Neubrandenburger am Ende einen Wimpernschlag vor dem Offenburger (1:51,23 min). Die schnellste Zeit des Tages hatte bereits im ersten Lauf der Australier Mitchel Langborne (1:50,26 min) gezeigt. 

Bei den Nachwuchs-Athletinnen triumphoerte Salma Bejia aus Tunesien in 2:05,67 Minuten  vor den beiden Deutschen Karolina Mia Haas (2:06,04 min) und Hannah Odendahl (LAV Bayer Uerdingen/Dormagen; 2:07,01 min), die geschlossen unter der geforderten Zeit für eine U20-EM-Teilnahme (2:07,80 min) blieben. 

Staffelrennen als Mannschafts-Highlight

Besonders bejubelt wurden in Mannheim die Staffel-Rennen. Wie am Vortag standen noch einmal 4x100-Meter-Rennen auf dem Programm. In 39,99 Sekunden feierte ein Schweizer Quartett einen neuen Landesrekord, die europäische Jahresbestzeit gab's obendrauf. Dahinter reihte sich Großbritannien (40,06 sec) vor Deutschland (40,67 sec) ein. Bei den Frauen konnten die Britinnen (43,97 sec) sich diesmal vor der Schweizer Auswahl (44,71 sec) und einem deutschen Quartett (45,77 sec) durchsetzen, die Führung in der Jahresbestenliste gehört aber noch dem deutschen Team, das am Vortag drei Hundertstel schneller gesprintet war.

Die Junioren-Gala beschlossen die 4x400-Meter-Läufe, die noch zwei Meetingrekorde und je einen deutschen und britischen Sieg brachten: In der männlichen U20 hatte Großbritannien in 3:07,69 Minuten die Nase vorn vor Deutschland (3:11,25 min).

Auch im Rennen der Nachwuchs-Athletinnen gingen die Britinnen als Führende auf die Schlussrunde. Doch dann nahm für Deutschland die 400-Meter-Einzelsiegerin Johanna Martin Fahrt auf. Die Rostockerin griff die führende Jessica Astill an und zog auf der Zielgeraden vorbei. Mit 3:35,17 Minuten zeigten Paula Pelzer (ASC Darmstadt), Lena Leege (LAC Berlin), Anouk Krause-Jentsch (Neuköllner SF) und Johanna Martin eine durchweg überzeugende Vorstellung. 

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer Ergebnisrubrik...

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