Der erste Tag der U16-/U23-DM in Ulm endete am Freitag mit einem Showdown im Kampf um die 5.000-Meter-Tickets für die U23-EM. Schließlich setzten sich die Favoriten durch, eine Tempohatz von Kira Weis wirbelte das Ranking in der weiblichen U23 aber noch einmal durcheinander. In der U16 beeindruckten zwei junge Läufer mit einem Solo.
Sechs Athletinnen im 5.000 Meter-Feld der weiblichen U23 hatten im Vorfeld der Deutschen U16- und U23-Meisterschaften in Ulm bereits die U23-EM-Norm für Bergen (Norwegen; 17. bis 20. Juli) unterboten. Einer fehlte sie noch: der U20-Vize-Europameisterin auf dieser Strecke Kira Weis (KSG Gerlingen). Die 21-Jährige nahm am Freitag in Ulm ihr Schicksal selbst in die Hand und sorgte für ein pfeilschnelles Rennen, in dem sie bald eine siebenköpfige Spitzengruppe mit den weiteren Normerfüllerinnen im Schlepptau anführte.
Auf dem letzten Kilometer mussten die ersten Läuferinnen dieser Gruppe abreißen lassen, vier Athletinnen bogen noch mit Medaillenchancen auf die letzte Runde ein. Hier zeigte die Favoritin und Jahresbeste Vanessa Mikitenko (SSC Hanau-Rodenbach; 15:39,79 min), dass sie nicht nur Ausdauer, sondern auch das beste Spurtvermögen hat. "Ich war mir sehr sicher, dass ich den schnellsten Kick habe", erklärte sie auch angesichts ihrer Bestzeiten in Serie auf den Unterdistanzen. "Die 5.000 Meter liegen mir am besten, sie sind eine taffe Strecke, sie verlangen mir viel ab, aber sie machen mir auch viel Spaß."
Im Kampf um die weiteren Medaillen musste Pia Schlattmann (LG Brillux Münster; 16:02,44 min) die Top Drei ziehen lassen, Carolina Schäfer (TG Schwalbach; 15:42,25 min) schob sich noch knapp an Kira Weis (15:42,94 min) vorbei. Und dennoch war diese die glücklichste Athletin des Abends: "Ich bin mega happy, dass ich so schnell laufen konnte", jubelte Kira Weis angesichts von 15 Monaten Verletzungsproblemen am Beuger. "Bis vor Kurzem konnte ich nicht mal annähernd sprinten, jetzt laufe ich hier schmerzfrei! So ein Comeback ist etwas Schönes." Mit deutlich erfüllter U23-EM-Norm (16:10,00 min) und als deutsche Nummer drei des Jahres hat sie sich eindrucksvoll im Kampf um die drei deutschen Tickets für Bergen zu Wort gemeldet.
Benne Christian Anderson macht's im Endspurt
Ebenfalls einen Favoritensieg gab es in der Entscheidung der männlichen U23. Der Deutsch-Amerikaner Benne Christian Anderson, startberechtigt für den TSV St. Peter Ording, war als Jahresschnellster (13:42,55 min) mit U23-EM-Norm (13:55,00 min) angereist. Nachdem er sich mit einer fünfköpfigen Spitzengruppe abgesetzt hatte, reichten für den 5.000-Meter-Sieg der mU23 von Ulm im Spurtduell mit Jakob Dieterich (Frankfurt Athletics; 14:21,65 min) 14:21,23 Minuten.
Bronze ging an Anton Saar (Erfurter LAC; 14:24,89 min), auf dem vierten Platz kam Theodor Schucht (SCC Berlin; 14;28,32 min) ein. Über die verpasste Medaille hinwegtrösten wird den Berliner, der in diesem Jahr schon 13:48,90 Minuten gelaufen ist, dass in Ulm keine weiteren Athleten mit U23-EM-Norm an ihm vorbeiziehen konnten.
Eindrucksvolles Solo von Luise Brzoska
Über 3.000 Meter der W15 ging der Titel ab dem ersten Schritt nur über Luise Brzoska (Eintracht Frankfurt). Sie hatte in diesem Jahr schon über 1.500 Meter in 4:27,12 Minuten (Platz zwei der deutschen U18) für Furore gesorgt, jetzt stürmte die Frankfurterin in Abwesenheit von Deutschlands Jahresbester Carla Benzmüller (Silvesterlauf Trier) dem Feld über die doppelte Distanz auf und davon. Mit einem Vorsprung von fast 150 Metern auf Franziska Gräter (TSG Schwäbisch Hall; 10:15,87 min) und Lucie Schmied (SV Empor Bad Langensalza; 10:16,74 min) war sie in 9:52,90 Minuten eine Klasse für sich – alle Drei liefen Bestzeit.
„Ich habe vorher nur ein 3.000-Meter-Rennen gemacht, um die DM-Quali abzuhaken, heute wollte ich noch mal ein bisschen schneller laufen, aber der Wind auf der Gegengeraden war hart“, erklärte Luise Brzoska. „Letztes Jahr hätte ich gesagt, ich laufe lieber 3.000 Meter, dieses Jahr eher 1.500 Meter.“ Nach den Bahnrennen will sie sich nun auf die Straße konzentrieren – konkret die 5-Kilometer-Rennen der R5K-Tour in Hamburg (7. September) und Berlin (20. September). „Da will ich deutschen Rekord laufen!“ kündigte die 15-Jährige an.
In der M15 über 3.000 Meter gab ebenfalls der Jahresschnellste Aslan Güleryüz (LG Brillux Münster) das Tempo mit einem Solo vor. In 9:16,59 Minuten musste der 8:45-Minuten-Läufer nicht alle Karten aufdecken und war dem Rest des Feldes dennoch weit voraus. Spannend wurde es auf der Zielgeraden, etwa 60 Meter vor Schluss schob sich Jonas Melahn (SC Magdeburg; 9:20,42 min) für den Gewinn der Silbermedaille noch durchaus resolut an Peer Ole Michel (9:21,30 min) vorbei.
Dramatisches Finish im Bahngehen
Die Vergabe des ersten Titels der Meisterschaften im 3.000 Meter Bahngehen war zuvor am frühen Abend dramatisch verlaufen: Lange sah Paul Alberto Gutierrez Müller (Erfurter LAC) wie der sichere Sieger aus. Nach etwa 2.000 Metern hatte er sich einen Vorsprung von fast 50 Metern erarbeitet. Doch auf den letzten 500 Metern schwanden die Kräfte und Alexander Schwarz (ASV Erfurt) kam näher. Dicht beisammen bogen sie auf die Zielgerade ein – und dort zückten die Gehrichter die Kelle mit einer Verwarnung. Bitter für Paul Alberto Gutierrez Müller: Er musste in die Strafbox und Alexander Schwarz marschierte in 15:43,15 Minuten dem Sieg entgegen.
Fast hätte er dennoch nicht als Erster die Ziellinie überquert. Denn Pia Kurzendörfer (LC Eilenburger Land), zwischenzeitlich in der Konkurrenz der weiblichen U16 auf Platz drei zurückgefallen, gab noch einmal Gas. Während Alexander Schwarz schon jubelte, war sie ihm dicht auf den Fersen, am Ende trennten die W15-Siegerin und den M15-Sieger nur 29 Hundertstel.
Auch die Zweitplatzierten beider Konkurrenzen blieben noch unter 16 Minuten. Hier war es die W15-Athletin Grace Wagener (VfL Sindelfingen; 15:53,83 min), die schneller war als M15-Athlet Jerico Möller (15:59,86 min). Bronze ging an Tim Lammel (LAC Quelle Fürth; 16;09,15 min) und Lilly Fenner (ASV Erfurt; 16:12,61 min), in 16:17,51 Minuten war schließlich der lange führende Paul Alberto Gutierrez Müller im Ziel.
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