| Nach Babypause

Ariane Friedrich – Training für Traum Rio gestartet

Unvergessen der Moment der Stille, als Hochspringerin Ariane Friedrich 2009 bei der Heim-WM das gesamte Berliner Olympiastadion per Fingerzeig für den dritten Versuch über 2,02 Meter zum Schweigen brachte. Sie schaffte die Höhe und holte Bronze, genauso wie ein Jahr später bei der EM in Barcelona (Spanien). Danach hatte die Frankfurterin viele Jahre Verletzungspech. Ein halbes Jahr nach der Geburt ihrer Tochter Amy ist die Deutsche Rekordhalterin nun im Aufbautraining für ihr Comeback angekommen.
Pamela Ruprecht

Die Vorbereitungen auf das Langzeit-Projekt Olympische Spiele in Rio (Brasilien) laufen. Ariane Friedrich war mit ihrem Trainer Günter Eisinger und Mona Gottschämmer, der Deutschen U20-Vizemeisterin in der Halle, zwei Wochen im Trainingslager auf Teneriffa (Spanien), im Norden der Insel in Puerto de La Cruz.  „Wir hatten zusammen eine sehr schöne Zeit“, sagt die Zwei-Meter-Springerin.

Natürlich auch dabei: ihr kleines Töchterchen. Sie begleitet ihre Mutter ab und zu ins Training und in die Physiotherapie. "Denn solange sie noch nicht laufen kann, ist sie für andere Athleten keine Gefahr und stolpert noch nicht in Laufwege oder gerät in die Nähe von gefährlichen Dingen und Geräten", erklärt sie. Ansonsten kann sie Amy während des Trainings bei einer Freundin lassen und hofft in der Zukunft auf einen Krippenplatz.

Training bei Bobtrainer in Oberhof

Das Training auf dem langen Weg zurück entwickelt sich positiv. "Ich habe nach Amys Geburt ganz langsam angefangen und bin mittlerweile auf einem guten Niveau." Egal welche Einheit, ob Lauf, Kraft, Stabilisation oder Sprung, alles bringt die 31-Jährige vorwärts. Ein wichtiger Schwerpunkt ist die Stärkung des Beckenbodens. Daher absolviert die Hochspringerin einen großen Teil ihres täglichen Trainings in Oberhof bei Bobtrainer Matthias Trübner, der einen ähnlichen Ansatz wie Günter Eisinger verfolgt.

Die Lebensgefährtin des Bob-Olympiasiegers André Lange genießt dort das Klima in der Trainingsgruppe. Da sie mit den Bobfahrern in keiner Konkurrenz zueinander steht, ist es "entspannt und herzlich". Bis zum Herbst strebt sie eine körperliche Verfassung an, die es ihr erlaubt, sich 2016 für Rio zu qualifizieren. "Ein Selbstläufer wird das Comeback aber nicht. Wir müssen dafür hart arbeiten", betont Günter Eisinger.  

Starke körperliche Veränderungen

Die körperlichen Veränderungen durch die Geburt waren für die schlanke Sportlerin groß. Über 20 Kilogramm hat sie während der Schwangerschaft zugenommen. Muskeln verschwinden, Fettpölsterchen entstehen. "Für mich als Hochspringerin eine sehr ungewohnte und belastende Situation. Schließlich gehört es zu meinem Sport dazu, so leicht wie möglich zu sein", schildert Ariane Friedrich.

Dazu kam die gesamte Abnahme der Ausdauer-, Kraft-  und Stabilitätswerte. Die meiste Fitness ist aber schon wieder hergestellt. "Momentan merke ich keinen Unterschied mehr zu vorher." Und: Mittlerweile fehlen nur noch fünf Kilogramm zu ihrem alten Gewicht. Bevor es tatsächlich an die Hochsprung-Anlage geht, Ariane Friedrich springt im Training generell nicht viel, sollen erst alle Sehnen und Muskeln wieder so stabil und belastbar sein, dass unter keinen Umständen eine erneute Verletzung auftritt.

Die Hochspringerin hatte die letzten Jahre vor ihrer Babypause fortlaufend Schwierigkeiten mit der Achillessehne, sie war Ende 2010 gerissen, und auch Knieprobleme. Die Monate der Schwangerschaft waren eine gelegene Phase, beides ausheilen zu lassen, Zeit und Geduld, die im Leistungssport manchmal fehlen. "So war die Schwangerschaft in jeder Hinsicht ein absoluter Segen", beschreibt sie den Nebeneffekt. "Ariane hat überhaupt keine Probleme mehr mit ihren alten Verletzungen", schwärmt auch ihr langjähriger Trainer Günter Eisinger.

Vorbereitungsjahr 2015

Am Ende ihrer Karriere ist die Hallen-Europameisterin von 2009 sicher noch nicht, auch wenn sie in der Vergangenheit schon ab und zu ans Aufhören gedacht hat. Neue Höhen locken. Einen genauen sportlichen Plan hat Ariane Friedrich für das Durchgangsjahr 2015 nicht. "Mein ganz großes Ziel ist Rio 2016, und diesem Ziel ordne ich alles andere unter." Ob es in dem Trainings- und Vorbereitungsjahr Meeting-Starts geben wird, ist noch offen. "Wenn ich Wettkämpfe bestreite, so werden diese terminlich eher am Ende der Saison liegen." 

Sie hat sich um Erfurt und Oberhof ein kompetentes und motiviertes Team aufgebaut, zu dem auch eine gute Physiotherapie und ein guter Sportarzt gehören. Zusätzlich nutzt sie wie gehabt in Frankfurt und Friedberg Trainings- und Betreuungsmöglichkeiten. "Die Trainings-Schwerpunkte werden sich ab Sommer mehr nach Frankfurt verlagern, denn Ariane startet weiter für Eintracht Frankfurt", kündigt Günther Eisinger an.

Auszeit hat gut getan

Die Auszeit durch die Schwangerschaft hatte noch etwas Gutes: Entspannung. Die Athletin erzählt, sie sei nicht jeden Morgen mit dem Gedanken an den Trainingsalltag aufgewacht. "Auf der anderen Seite fiel mir das Zuschauen und Beobachten der internationalen Hochsprung-Szene sehr schwer." Da kribbelte es doch in den Beinen, die sie schon über sagenhafte 2,06 Meter getragen haben, womit sie den deutschen Freiluft-Rekord von Heike Henkel ablöste.

Bekannt für schrille Outfits, ist sich Ariane Friedrich sicher, dass die internationale Wettkampf-Linie von Nike wieder gut aussehen wird, wenn sie zum ersten Höhenflug ansetzt. Die Babypause war Balsam für Körper und Geist der Sportlerin. "Neue Kraft und Motivation habe ich dadurch ganz sicher getankt und setze diese momentan unheimlich gut um."

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