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Carolin Hingst nach 20 Jahren immer noch hochmotiviert

Sie war deutsche Rekordlerin, viermal Deutsche Meisterin, Olympia-Sechste und blickt auf eine 20-jährige Erfahrung als Stabhochspringerin zurück: Carolin Hingst ist sozusagen die Grande Dame unter Deutschlands Höhenfliegerinnen und gibt sich auch mit 38 noch wie beflügelt. Jüngster Coup: Platz neun bei der Heim-EM in Berlin – ein Zeichen für beherztes Auftreten und besonderen Biss.
Harald Koken

Durchhaltevermögen, Disziplin und zielorientiertes Handeln bezeichnet sie als ihre herausragenden Eigenschaften. Dass sie zudem eine Kämpferin par excellence und nicht klein zu kriegen ist, hat Carolin Hingst jetzt einmal mehr mit Bravour unter Beweis gestellt: Im Juli 2016 wurde die Stabhochspringerin von der TG Nieder-Ingelheim am Knie operiert, ging acht Wochen an Krücken und konnte auch ein Dreivierteljahr später das Knie noch nicht richtig beugen. Exakt zwei Jahre nach der Operation überflog sie 4,45 Meter und erfüllte damit die Norm für die Heim-EM in Berlin.

Dort erreichte sie als einzige Deutsche das Finale und wurde Neunte. „Besser war ich noch nie bei einer EM. Und man sagt ja, dass es bei Meisterschaften nicht um die Höhe, sondern um die Platzierung geht“, kommentiert die 38-Jährige, für die es nach 2002, 2010 und 2014 die vierte EM-Teilnahme unter freiem Himmel war. Hinzu kommen zwei Starts bei Hallen-Europameisterschaften.

18 internationale Einsätze

Seit dem Debüt bei der U23-EM im Jahre 2001 hat Carolin Hingst 18 Mal das Nationaltrikot getragen. Sie war bei fünf Weltmeisterschaften, zwei Hallen-Weltmeisterschaften sowie bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen (Griechenland) und 2008 in Peking dabei. In der Hauptstadt Chinas erreichte sie als Sechste ihre wertvollste internationale Platzierung. Viermal war die aus Harburg im Donau-Ries stammende Wahl-Mainzerin Deutsche Meisterin. Ihre Bestleistung liegt seit 2010 bei 4,72 Metern.

Mitte September feierte Carolin Hingst 20-jähriges Jubiläum als Stabhochspringerin. „Genau eine Woche vor meinem 18. Geburtstag habe ich den Stabhochsprung entdeckt. Ich erinnere mich noch exakt daran, als an einem Freitagabend ein paar Leichtathleten vom TSV Nördlingen in der Turnhalle bei der KTV Ries waren und mir von dieser tollen Sportart erzählt haben“, blickt die 1,70 Meter große Athletin zurück.

Schon als Kind sportbegeistert

„Ich bin in einer sehr sportbegeisterten Familie aufgewachsen. Als Kind und Jugendliche war ich eine absolute Allroundsportlerin und betrieb unter anderem Tennis, Kunstturnen, Skilanglauf, Triathlon und viele andere Sportarten mehr“, erklärt Carolin Hingst. „Höhen und Tiefen gab es natürlich auch in meiner Karriere, doch aufstehen und nach vorne blicken war dann immer meine Strategie.“

Dank und Anerkennung zollt sie ihren früheren Trainern: „Wären 1998 Lutz Peters und ab dem Jahr 2000 Herbert Czingon nicht für mich da gewesen, wäre ich nicht da gelandet, wo ich überall war und was ich jetzt bin“, bekennt Carolin Hingst, die zwölf Jahre für den USC Mainz startete und dort auch vier Jahre den Stabhochsprung-Nachwuchs trainierte. Dabei war sie auch die erste Trainerin der aktuellen Deutschen Hallen-Meisterin Katharina Bauer (TSV Bayer 04 Leverkusen).

Ausgebildete Personal- und Fitnesstrainerin

Nunmehr gibt die ausgebildete Personal- und Fitnesstrainerin ihre vielfältigen Erfahrungen an Menschen weiter, die lange keinen Sport gemacht, mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen haben oder einfach mal wieder mehr für sich tun wollen. Außerdem hält sie Vorträge in Unternehmen und engagiert sich für hilfsbedürftige und krebskranke Kinder.

Aktuell ist Carolin Hingst bei RTL in zwei TV-Shows vertreten. Sie nimmt sowohl an „Showdown – die Wüsten-Challenge“ (freitags ab 23.00 Uhr; Carolin Hingst misst sich in der Folge vom 26. Oktober mit anderen Top-Athleten) als auch an „Ninja Warrior“ (freitags ab 20:15 Uhr) teil. Kraft, Ausdauer und Schnelligkeit sind gefordert. Unter anderem gilt es Berge hoch zu sprinten, Sandsäcke zu tragen und Fässer zu wuchten – Ausflüge in eine andere Welt des Sports. „Ich war aufgeregter, als vor manchem Stabhochsprung-Event“, erzählt sie über die Dreharbeiten, die unter anderem in Spanien stattfanden.

"Ich liebe den Sport, ich liebe die Bewegung und ich liebe es an meine Grenzen zu gehen“, so die ehemalige deutsche Rekordlerin. „Mein Stabhochsprungtraining habe ich zu keiner Zeit unterbrochen, aber Extra-Einheiten für den Ninja Warrior-Wettbewerb eingebaut. Ich habe oft nach meinem Training noch 30 bis 60 Minuten spezifische Übungen gemacht, die mich anders gefordert haben.“ Wann sie den Stab aus der Hand legt, ist offen: „Mal sehen, wie 2019 anläuft, dann entscheide ich“, sagt Carolin Hingst.

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