| Diamond League Paris

Christina Schwanitz beendet Siegesserie von Valerie Adams

Kugelstoßerin Christina Schwanitz ist und bleibt eine Klasse für sich. Beim Diamond League-Meeting in Paris (Frankreich) hat sie am Samstag mit starken 20,31 Metern den siebten Sieg in Folge eingefahren und Olympiasiegerin Valerie Adams nach 56 Siegen in Serie die erste Niederlage zugefügt. Genzebe Dibaba rannte bei Temperaturen von 30 Grad nur vier Sekunden am 5.000 Meter-Weltrekord vorbei.
Silke Morrissey

Seit dem 18. August 2010 war Kugelstoß-Olympiasiegerin Valerie Adams ungeschlagen. Aus ihrer zehnmonatigen Wettkampf-Pause aufgrund einer Ellbogen-Verletzung hat sich die Neuseeländerin noch nicht wieder in Topform zurückgemeldet. Mit 18,79 Metern kam sie in Paris auf Rang fünf – eine Platzierung, mit der sie sich mehr als zehn Jahre lang nicht hatte abfinden müssen. Doch sie nahm die Niederlage sportlich: "Ich wollte den Wettbewerb und wusste, dass die Serie in Gefahr ist. Ich bin nicht besonders traurig."

In Topform war dagegen wieder einmal Vize-Weltmeisterin Christina Schwanitz (LV 90 Erzgebirge). Vier ihrer fünf gültigen Versuche hätten für den Sieg gereicht. Als Platz eins bereits in trockenen Tüchern war, wuchtete sie die Vier-Kilo-Kugel auf die Tages-Bestweite von 20,31 Meter. In ihrer Karriere gelangen der 29-Jährigen bisher nur fünf weitere Stöße.

Platz zwei sicherte sich die Chinesin Lijiao Gong (19,75 m), die bei Dieter Kollark in Neubrandenburg trainiert. Platz drei ging an Michelle Carter (USA; 19,37), auch Cleopatra Borel (Trinidad und Tobago; 19,07 m) landete noch vor Valerie Adams.

Sturmlauf von Dibaba und Ayana

Über 5.000 Meter boten die Äthiopierinnen Genzebe Dibaba und Almaz Ayana eine Show der Extra-Klasse. Wegen der großen Hitze war das Rennen fast ans Ende des Meetings verlegt worden, dennoch zeigte das Thermometer beinahe 30 Grad, als die beiden Langstrecklerinnen sich auf den Weg machten, den Weltrekord von Tirunesh Diababa (Äthiopien; 14:11,15 min) zu unterbieten.

Die Beiden setzten sich schnell vom Feld ab und machten lange gemeinsame Sache. Zum Schluss hielt Ayana das Tempo hoch, bevor Dibaba auf der letzten Runde mit einer Zeit von unter 61,17 Sekunden ihre Tempohärte unter Beweis stellte. Schließlich fehlten bei ihrer Siegzeit von 14:15,41 Minuten rund vier Sekunden zum Rekord ihrer älteren Schwester - nur drei Athletinnen waren jemals schneller. Unter ihnen die Weltjahres-Beste Ayana, die in Paris in 14:21,97 Minuten die nächste Weltklasse-Zeit lief.

Evan Jager trotz Sturz mit US-Rekord

Über 3.000 Meter Hindernis hätte der US-Amerikaner Evan Jager fast für eine faustdicke Überraschung gesorgt – wenn, ja wenn da nicht das letzte Hindernis gewesen wäre. Deutlich in Führung liegend kam der 26-Jährige nach der Überquerung ins Straucheln und fiel. So zog der Kenianer Jairus Birech noch an ihm vorbei und rannte in 7:58,83 Minuten zu einer neuen Weltjahres-Bestzeit. Dahinter verbuchte Evan Jager in 8:00,45 Minuten trotz des Sturzes einen neuen US-Rekord.

Rekordverdächtig war auch der Auftritt von Hallen-Europameisterin Selina Büchel. Die Schweizerin mischte über 800 Meter munter in der Weltspitze mit und musste nur Weltmeisterin Eunice Sum (Kenia; 1:56,99 min) sowie Rose Mary Almanza (Kuba; 1:57,70 min) den Vortritt lassen. In 1:57,95 Minuten steigerte sie ihre Bestleistung um mehr als zwei Sekunden und feierte einen neuen Landeskord für die Schweiz.

Shelly-Ann Fraser-Pryce stürmt vorweg

Doppel-Sprint-Olympiasiegerin Shelly-Ann Fraser-Pryce hatte erst kurz zuvor bekannt gegeben, dass sie sich in diesem Jahr auf die 100 Meter konzentrieren wird. In Paris untermauerte die kleine Jamaikanerin auf dieser Strecke ihre WM-Titelambitionen: In 10,74 Sekunden stürmte sie zu einer neuen Weltjahres-Bestzeit.

Auch der Sieg über 100 Meter der Männer ging an Jamaika, und zwar nach der Absage von Usain Bolt an Asafa Powell (9,81 sec). Dahinter stellte der Franzose Jimmy Vicaut in 9,86 Sekunden den Europarekord des gebürtigen Nigerianers Francis Obikwelu ein, der 2004 für Portugal ebenfalls 9,86 Sekunden gerannt war.

Über 1.500 Meter setzte sich in Paris der Vize-Weltmeister von 2011 Silas Kiplagat (Kenia) an die Spitze der Welt. In 3:30,12 Minuten löste er Evan Jager als Weltjahresbesten ab. Nur wenig langsamer war dahinter Ayanleh Souleiman (Djibouti; 3:30,17 min).

Heim-Niederlage für Renaud Lavillenie

Im Stabhochsprung der Männer blieb das Duell zwischen Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) und Weltmeister Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) aus. Holzdeppe leistete sich einen Salto nullo bei seiner Einstiegshöhe, für Lavillenie war nach einem Satz über 5,71 Meter schon bei 5,86 Metern Endstation.

Für Jubelstürme des französischen Publikums sorgte dagegen Kévin Menaldo, der seinen Hausrekord auf 5,81 Meter schraubte. Für den Sieg reichte das nicht: Hallen-Weltmeister Kostadinos Filippidis (Griechenland) war mit Landesrekord von 5,91 Metern der beste Stabhochspringer. Carlo Paech (TSV Bayer 04 Leverkusen) musste sich mit Rang elf und 5,56 Metern zufrieden geben: Sein wichtigster Stab kam kaputt  in Paris an, so dass er aus verkürztem Anlauf springen musste.

Orlando Ortega rennt 12,94 Sekunden

Auch in zahlreichen weiteren Wettbewerben gab es Favoritenstürze: Hallen-Weltmeister Mutaz Essa Barshim (Katar) kam beim Hochsprung-Sieg von Daniil Tsyplakov (Russland; 2,32 m) nur über 2,29 Meter.

Hürden-Weltmeister David Oliver (USA; 12,98 sec) musste einem pfeilschnellen Orlando Ortega (Kuba) den Vortritt lassen, der in 12,94 Sekunden eine neue Weltjahres-Bestleistung aufstellte. Ebenfalls rasant unterwegs: Sergey Shubenkov mit Landesrekord für Russland (13,06 sec). Im B-Rennen hatte am frühen Abend der Stuttgarter Gregor Traber in 13,47 Sekunden als Fünfter eine gute Leistung abgeliefert.

Über 400 Meter gab es für Olympiasieger Kirani James (Grenada; 44,17 sec) die erste Niederlage des Jahres. Vor ihm kam der Südafrikaner Wayde van Niekerk ein, der in 43,96 Sekunden einen neuen Afrika-Rekord aufstellte.

Silke Spiegelburg mit 4,63 Metern Fünfte

Für die Leverkusenerin Silke Spiegelburg endete der Ausflug nach Paris mit Rang fünf und 4,63 Metern - es war der zweitbeste Wettkampf ihrer Saison. Als Siegerin machte es Nikoleta Kiriakopoulou ihrem Landsmann Filippidis nach. Auch sie markierte mit einem Satz über 4,83 Meter einen neuen Landesrekord für Griechenland. Höher ist in diesem Jahr noch keine Athletin hinaus gekommen.

Die deutschen Speerwerferinnen Linda Stahl (TSV Bayer 04 Leverkusen; 59,77 m) und Christina Obergföll (LG Offenburg; 58,11 m) mussten die Rückreise auf Rang acht und zehn ohne 60-Meter-Wurf antreten. Am weitesten flog am Samstag das Wurfgerät von Olympiasiegerin Barbora Spotakova (Tschechische Republik; 64,42 m).

Im Diskuswurf kam der Berliner Christoph Harting mit 63,90 Metern auf Rang vier. Den Sieg holte sich der Pole Piotr Malachowski mit 65,57 Metern. Für Dreispringerin Kristin Gierisch (LAC Erdgas Chemnitz; 13,74 m) war die Mission WM-Norm (14,25 m) nicht von Erfolg gekrönt. In diesem Wettbewerb hielt Weltmeisterin Caterine Ibarguen (Kolumbien; 14,87 m) die Russin Yekaterina Koneva (14,72 m) knapp in Schach.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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