| EM 2014

DLV-Athleten in den Vorrunden - Tag 3

Von Disziplin zu Disziplin: Hier erfahren Sie, wie sich die deutschen Männer und Frauen am dritten Tag der Europameisterschaften in Zürich in den Vorrunden geschlagen haben.
sim / jhr / fc

Männer

200 Meter Vorläufe

Erewa und Menga über die Zeit weiter

Für beide war es der erste Auftritt bei einer Europameisterschaft und beide haben eine Leistung im Rahmen ihrer Möglichkeiten abgeliefert. Mit der etwas ungünstigen Innenbahn musste Aleixo Platini Menga in seinem Vorlauf vorlieb nehmen. Der Leverkusener nahm sich der Aufgabe an und zeigte in 20,71 Sekunden ein ordentliches Rennen. Zwar verpasste er als Vierter einen der drei Spitzenplätze, die direkt ins Halbfinale (20.15 Uhr) führten. Er gehörte aber zu den vier Zeitschnellsten, die auch noch eine Runde weiterzogen.

Ähnlich erging es Robin Erewa (TV Wattenscheid 01), der bei seiner EM-Premiere in 20,72 Sekunden als Vierter seines Vorlaufs eine Hundertstel langsamer war als sein DLV-Kollege und ebenfalls noch einmal antreten darf. Wegen muskulärer Probleme in der Wade und Kniekehle musste der dritte deutsche Starter Julian Reus seinen Start kurzfristig absagen. „Gestern habe ich schon was gemerkt, aber es ging. Jetzt haben sich die Schmerzen so verschlimmert, dass eine hundertprozentige Belastung nicht möglich gewesen wäre", erklärte der Wattenscheider.

Die Schnellsten in den Vorläufen waren der Brite Adam Gemili (20,39 sec) und der Jahresschnellste Franzose Christophe Lemaitre (20,43 sec).

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Robin Erewa (TV Wattenscheid 01):

Eigentlich kann man hier schnell laufen. Meine Kurve war nicht optimal, auf der Geraden hat mir dann ein wenig die Kraft gefehlt. Eigentlich war der Plan, aus der Kurve vorne rauszukommen, der ist nicht ganz aufgegangen. Bei 150 Metern habe ich noch mal versucht etwas mehr zu machen. Im Halbfinale muss ich mich steigern, wahrscheinlich werde ich da keine gute Bahn bekommen.

Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen):

Es war ein schwieriges Rennen auf Bahn eins, es ist was anderes, wenn du sieben Sprinter vor dir hast. Ich konnte mich aber aus der Kurve heraus auf meinen Lauf konzentrieren. Jetzt heißt es regenerieren und Kraft fürs Halbfinale tanken. Vor zwei Jahren in Helsinki habe ich mich vor dem Rennen verletzt, jetzt ist das Knie stärker als je zuvor, alles hat gehalten, dank viel Reha und medizinischer Betreuung. Das Thema ist abgehakt, hier bin ich wieder dabei!

200 Meter Halbfinale

EM-Finale ohne deutsche Sprinter

Robin Erewa (TV Wattenscheid 01) und Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen) haben am Donnerstagabend den Sprung ins Finale verpasst. Auf den eher ungünstigen Bahnen eins und zwei gestartet, kamen sie nach 20,82 und 20,89 Sekunden als Siebter und Achter ihrer jeweiligen Rennen ins Ziel. Fürs Weiterkommen hätte eine Zeit von 20,52 Sekunden hergemusst – die sind beide schon gelaufen, entsprechend enttäuscht waren sie über ihr Abschneiden mit einer Zeit, die sie in den Vorläufen schon unterboten hatten.

Die Favoriten rannten in ihren Halbfinals locker vorneweg. Christophe Lemaitre (Frankreich), nach Silber über 100 Meter heiß auf Gold, verbuchte 20,26 Sekunden. Adam Gemili (Großbritannien), hinter Lemaitre Europas zweitschnellster 200-Meter-Sprinter des Jahres, kam nach 20,23 Sekunden ein. Ebenfalls im Finale steht Titelverteidiger Churandy Martina (Niederlande; 20,40 sec). Der Brite Danny Talbot, als Vierter des Jahres durchaus mit Medaillenambitionen angereist, verpasste in 20,62 Sekunden den Sprung in die Top Acht.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Robin Erewa (TV Wattenscheid 01):

Der Lauf hat sich gar nicht so schlecht angefühlt. Aber 20,86 Sekunden sind inakzeptabel, nachdem ich im Vorlauf bei 1,5 Metern pro Sekunden Gegenwind noch 20,72 Sekunden gerannt bin. Vielleicht lag’s an Bahn eins, anders kann ich es mir irgendwie nicht erklären. Nach den Deutschen Meisterschaften in Ulm hatte ich schon mit dem Finale spekuliert, aber mit 20,82 geht das beim besten Willen nicht. Heute habe ich leider jedes Ziel verfehlt.

Aleixo-Platini Menga (TSV Bayer 04 Leverkusen):

Die ersten 100 Meter gingen ja noch, aber dann wurde der Beuger dicht. Mir hat das hier gezeigt, dass man eben doch zu den internationalen Meisterschaften topfit sein muss und nicht zu den Deutschen, das gilt es besser anzusteuern. Die Saison ist jetzt für mich beendet, das war vorher schon so abgesprochen. Ich bin zum zweiten Mal Vater geworden, jetzt steht bei mir erst einmal Happy-Family-Time an. Ich will meine Tochter aufwachsen sehen! Mitte September geht’s wieder recht früh los mit der Saisonvorbereitung.

110 Meter Hürden Halbfinale

Bühler und Balnweit hauchdünn am Finale vorbei

Das Finale war zum Greifen nah: Matthias Bühler fehlten im Ziel nur Tausendstel. In 13,39 Sekunden rief der Offenburger seine Leistung ab, wurde in seinem Lauf aber nur Sechster. Zeitgleich warfen sich der Tscheche Petr Svoboda und Artur Noga ins Ziel - und kamen weiter. Ganz lang machte sich auf der Ziellinie auch Erik Balnuweit (LAZ Leipzig) - um noch den dritten Platz und damit den direkten Finaleinzug zu sichern. In 13,49 Sekunden gelang das nicht ganz - Rang vier. Zwei Hundertstel fehlten zum drittplatzierten Briten Lawrence Clarke (13,47 sec).

Gregor Traber erwischte keinen optimalen Lauf mit einigen kleinen Fehlern und ärgerte sich schon kurz nach dem Zieleinlauf sichtlich. 13,58 Sekunden und Rang sieben im Halbfinale waren nicht das, was sich der Tübinger vorgenommen hatte.

Einen starken Eindruck machte der Brite William Sharman (13,16 sec), der sogar Titelverteidiger Sergey Shubenkov (Russland) zeitgleich hinter sich ließ. Nur minimal langsamer war Favorit Pascal Martinot-Lagarde (Frankreich; 13,17 sec) als Sieger des zweiten Laufes.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Matthias Bühler (LG Offenburg):

Ich dachte, ich könnte an meine Bestleistung heranlaufen [Anm. d. Red.: 13,34 sec], aber die Startphase war zu schwach. Vom Gefühl her fand ich den Lauf nicht so gut, ich habe mich nicht so frisch gefühlt wie im Vorlauf, auch wenn die Zeit schneller war. In einer Tausendstel-Entscheidung rauszufliegen – schlimmer kann’s eigentlich nicht kommen. Natürlich bin ich enttäuscht. Vor zwei Jahren hätten 13,48 Sekunden fürs Finale gereicht, aber so ist der Sport. Die Siege sind schön, von den Niederlagen muss man lernen. Ich bin in diesem Jahr dreimal unter 13,40 Sekunden geblieben, das habe ich in den Jahren zuvor nie geschafft. Jetzt laufe ich noch in Berlin beim ISTAF, wie ich gehört habe wird dort auch Aries Merritt starten, mit dem ich zusammen trainiere, auch mein Coach Andreas Behm wird da sein, darauf freue ich mich schon. Dann mache ich einen Monat Pause und ab Oktober geht das Training in Arizona wieder los, darauf bin ich schon wieder richtig heiß.

Gregor Traber (LAV Stadtwerke Tübingen):

Eigentlich war ich heute noch einen Tick besser drauf als im Vorlauf. Aber ich habe zu viele Fehler gemacht. Eventuell war ich zu fest. Ich habe gespürt, wie gut ich drauf bin, eigentlich muss man das dann nur abrufen. Das hätte ich gerne besser gemacht. Ich habe mich aufgewärmt, das Rennen war dann nicht so traumhaft. Meine Saison ist jetzt beendet. Sie war gezeichnet von ständigen Höhen und Tiefen mit einigen Verletzungsproblemen.

Stabhochsprung Qualifikation

Karsten Dilla macht mit 5,50 das Finale klar

Die Stabhochsprung-Qualifikation war kurz und schmerzlos. Zwölf Athleten überflogen 5,50 Meter, nur Weltrekordler Renaud Lavillenie (Frankreich) und der Tscheche Jan Kudliczka hatten ausgelassen und nahmen bei 5,60 Metern Anlauf. Lavillenie sprang im zweiten Versuch drüber, Kudliczka im dritten. Der Rest des Feldes wusste schon zuvor: für sie hatte es gereicht. Schließlich nahmen die Kampfrichter alle 14 Athleten mit ins Finale.

Zu diesen gehörte auch der Leverkusener Karsten Dilla. Bei 5,40 Metern hatte er sich einen Fehlversuch geleistet, dann gelang ihm ein blitzsauberer Versuch über 5,50 Meter, sodass er sich beruhigt die 5,60-Meter-Sprünge der Konkurenz ansehen und seinen Trainingsanzug schon wieder anziehen konnte.

5,50 Meter - für Tobias Scherbarth normalerweise ebenfalls kein Problem. Aber für den Deutschen Meister aus Leverkusen war die EM-Premiere deutlich früher zu Ende als erhofft. Der 28-Jährige erwischte bei seiner Einstiegshöhe von 5,40 Metern einen denkbar schlechten Start: Den ersten Versuch unterlief er, rutschte vom Stab ab und verbrannte sich die Hände. Dann war der Wurm drin. Versuch zwei gerissen, Versuch drei durchgelaufen – Aus war der Traum vom EM-Finale.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB

Karsten Dilla (TSV Bayer 04 Leverkusen):

Es war nicht einfach heute. Ich habe mich nicht so spritzig gefühlt, beim Einspringen schon relativ viele Sprünge gemacht und dann auch einen weicheren Stab genommen und eine frühere Einstiegshöhe gewählt. Gestartet bin ich mit einer Flexzahl von 13,8, für 5,40 und 5,50 Meter habe ich dann einen 13,4er Stab genommen. Mit dem bin ich schon 5,60 Meter gesprungen. Qualifikationen sind nervlich immer eine Qual, ich bin froh, dass ich das überstanden habe. Jetzt freue ich mich aufs Finale! Ich habe heute drei Höhen absolviert, das war eigentlich schon ein kompletter Wettkampf, das hat Sicherheit gegeben.

Tobias Scherbarth (TSV Bayer 04 Leverkusen):

Es lief eigentlich alles gut, das Einspringen war gut wie immer, im Wettkampf habe ich dieselben Entscheidungen getroffen wir zuvor auch. Aber irgendwie war ich auf einmal einen halben Meter zu dicht. Dann kam der Absturz, anschließend die Unsicherheit. Meine Hände taten weh, die Fingerkuppen sind offen. Aber ich habe mir gesagt: Komm, du bist ein Stabhochspringer, das passiert, da musst du durch. Dass ich beim zweiten Versuch überhaupt eingestochen habe hat mich gefreut, mit etwas Glück hätte der auch drüber gehen können. Im dritten Versuch kam dann Gegenwind dazu, es war viel Hin und Her, irgendwann war die Luft raus. Am meisten ärgert mich, dass ich da durchgelaufen bin. Dass das bei der EM passiert ist ärgerlich. Aber ich habe eine sehr gute Saison, ich habe meine Bestleistung gesteigert, ich bin gesund, vielleicht kann ich in den nächsten Wettkämpfen noch mal die 5,80 Meter angreifen, wenn meine Hände verheilen. Geplant sind Landau, Leverkusen und Berlin.

Speerwurf Qualifikation

 

DLV-Duo zieht ins Finale ein

Über die 81-Meter-Marke, die für die direkte Finalqualifikation gefordert war, flog in Qualifikationsgruppe A kein Speer. Den besten Einstand erwischte der Kroate Matija Krajnc, der mit neuem Landesrekord von 80,46 Metern gleich wieder die Tasche packte. Der WM-Dritte von Moskau Dmitriy Tarabin (Russland) startete mit derselben Weite und ließ dann 80,98 Meter folgen, für Weltmeister Viteszlav Vesely (Tschechische Republik) gingen 80 Meter ein.

Die Favoriten konnten mit diesen Leistungen sicher fürs Finale planen. Und dasselbe galt schließlich für Andreas Hofmann (MTG Mannheim). Die 80 Meter fielen für den EM-Debütanten am Donnerstagabend zwar nicht, mit 79,59 Metern und Rang vier musste er während Qualifikationsgruppe B auf der Tribüne mitzittern bis feststand, dass er als achtbester Werfer im Finale steht.

In dieser Gruppe machte Thomas Röhler (LC Jena) kurzen Prozess. Nach einem Wurf auf 81,24 Meter war sein Tageswerk beendet. An der Spitze setzten zwei Finnen die besten Marken. Der Olympia-Dritte Antti Ruuskanen überzeugte mit 83,76 Metern, auch Tero Pitkämäki, Weltmeister von 2007, ließ mit 81,48 Metern nichts anbrennen.

STIMMEN ZUM WETTBEWERB:

Andreas Hofmann (MTG Mannheim):

Mein Ziel war es schon, die 81 Meter zu werfen. Das Einwerfen hat auch super geklappt, sowohl auf dem Aufwärmplatz als auch im Stadion. Sobald die Qualifikation angefangen hat, hat’s dann auf einmal gehakt. Woran’s genau lag muss ich noch mit meinem Heimtrainer und meinem Bundestrainer besprechen. Das Knie war beim Abwurf nicht richtig gestreckt, damit ist Stemmkraft verloren gegangen. Aber die anderen haben auch nicht so gut geworfen, daher hoffe ich jetzt, dass das fürs Finale reicht. Ich werde mich mit meinem Trainer auf die Tribüne in der Speerwurf-Kurve setzen und zittern. Klar ist die Freude riesig, dass ich hier nach so vielen Verletzungsjahren dabei sein kann. Aber sobald der Wettkampf beginnt, ist man fokussiert und schaut, dass man das Optimale rausholt, da ist nicht mehr Friede, Freude, Eierkuchen.

Thomas Röhler (LC Jena):

Ich bin froh, vier Würfe auf dieser Hightech-Bahn gesetzt zu haben, drei beim Einwerfen, einen im Wettkampf. Es ist schwierig, das Stemmbein zu setzen, der Tartan ist extrem hart. Wir arbeiten zwar mit 12 Millimeter Spikes, aber wenn man zu viel schiebt ist der Untergrund wie Seife, und wenn man zu sehr stemmt fühlt es sich an, als wäre der Fuß einbetoniert. Ich will jetzt nicht sagen, das wäre schlecht, sicher kann man auch hier extrem weite Würfe setzen, mein Lieblingsuntergrund wird es aber nicht. Ich habe vor dieser Saison mit meinem neuen Trainer Harro Schwuchow viel an der Technik gefeilt, mich drauf konzentriert, alle Kraft hinter den Speer zu bringen und akkurater abzuwerfen. Seit dem Diamond League Meeting in Oslo ging's bei mir steil bergauf.

 

Frauen

400 Meter Hürden Halbfinale

Christiane Klopsch verpasst das Finale um einen Platz

Vier Läuferinnen waren in ihrem Halbfinale mit besseren Saisonbestleistungen angetreten, damit ging der vierte Platz von Christiane Klopsch (LG OVAG Friedberg-Fauerbach) in Ordnung - ebenso die Zeit von 56,28 Sekunden. Für den Finaleinzug als eine von zwei Zeitschnellsten fehlte ihr nur ein Platz. So verpasste die Deutsche Meisterin die Runde der besten Acht nur knapp.

Christiane Klopsch ging ihr Rennen von Bahn sechs aus wie schon im Vorlauf sehr offensiv an. Sie legte sogar auf den ersten 200 Metern mit das höchste Tempo vor. Auf der zweiten Hälfte wurden die Plätze aber dann neu sortiert. Dort erwies sich vor allem die Ukrainerin Anna Titimets (54,90 sec) als die Stärkste. Das zweite Halbfinale gewann die britische Mitfavoritin Eilidh Child (54,71 sec).

STIMME ZUM WETTKAMPF:

Christiane Klopsch (LG OVAG Friedberg-Fauerbach)

Ich bin schon enttäuscht, vor allem weil ich das Finale so dicht verpasst habe und ich weiß, dass ich eigentlich nur ein bisschen Bestzeit hätte laufen müssen. Diese Zeit wäre kein Hexenwerk gewesen und ich wäre im Finale gestanden. Im Prinzip bin ich aber trotzdem meine Zeit gelaufen und habe das abgerufen, was ich auch sonst so laufe. Es hat leider der Ausschlag nach oben gefehlt. Ein bisschen Ärger ist dabei. Aber ich fahre mit einem neunten Platz nach Hause. Man muss auch von den Nerven her dieses Gefühl im Callroom aushalten, dass man jetzt rausgeht und ein Halbfinale läuft. Das ist schon noch einmal was anderes als bei einem Meeting oder bei den Deutschen Meisterschaften. Daraus lernt man. Ich habe wie immer vorne Druck gemacht. Leider bin ich mit dem falschen Bein angegangen. Das ist mir diese Saison bislang noch gar nicht passiert. Ich habe das aber trotzdem hinbekommen. Es waren noch ein paar andere Fehler drin. Deshalb hat es am Ende leider nicht gereicht zu den 55, die ich mir so gewünscht hatte.


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