| U20-WM

Eugene Tag 4 - Die DLV-Athleten in den Vorrunden

Für einige nur eine Zwischenstation, für andere schon ein kleines Finale: Die Vorrunden bei den U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA; 22. bis 27. Juli). leichtathletik.de fasst für Sie alle Wettbewerbe mit deutscher Beteiligung zusammen und fängt die ersten Reaktionen der DLV-Athleten ein.
Silke Morrissey

Männliche Jugend

800 Meter Vorläufe

Für Marc Reuther ist nach dem Vorlauf Endstation


Eigentlich kann er sich auf seinen starken Spurt verlassen. In Eugene aber lief es nicht rund für den Wiesbadener Marc Reuther. Der 18-Jährige musste gleich im ersten von sechs Vorläufen ran und hätte einen Platz unter den ersten Drei oder eine der sechs schnellsten Zeiten gebraucht. Doch nachdem er in seinem Rennen nur Fünfter geworden war und die Zeit von 1:52,33 Minuten auf der Anzeigetafel erschien war schon fast sicher: Das hatte nicht gereicht.

Die Bestzeit des Fünften der U18-WM von 2013 liegt bei 1:48,87 Minuten. Normalerweise hätte er da locker mithalten können mit den besten Athleten seines Laufes, von denen der Schwede Kalle Berglund (1:50,99 min) das Tempo machte. Der Vorlauf-Sieg ging in 1:50,76 Minuten an den Australier Luke Mathews, zu diesem Zeitpunkt drehte sich Marc Reuther auf der Zielgerade schon nach hinten um, um Rang fünf abzusichern, nach vorne ging nichts mehr.

Mit zwei Vorlauf-Siegen rollten sich zwei die Kenianer für die nächste Runde ein, schnellster Athlet aller Vorläufe war Joshua Tiampati Masikonde (1:47,84 min).

3.000 Meter Hindernis Vorläufe

Patrick Karl pulverisiert Bestzeit


Besser kann man sich in einem Vorlauf eigentlich nicht präsentieren. Patrick Karl, hochaufgeschossen und mit elegantem Laufstil scheinbar mühelos über die Hindernisse, rannte im ersten von zwei Vorläufen in starken 8:47,20 Minuten zu Platz sechs. Seine alte Bestmarke unterbot der Athlet vom TV Ochsenfurt damit um sage und schreibe zehn Sekunden. Nur vier deutsche Männer waren in diesem Jahr schneller.

„Ich hätte nicht gedacht, dass ich unter 8:50 Minuten laufen kann“, sagte er anschließend fast ein wenig fassungslos. Und er hätte auch nicht gedacht, dass eine Zeit unter 8:50 Minuten nicht für den direkten Finaleinzug reichen würde – doch nur die ersten Fünf waren sicher weiter. Wie viel die Zeit des 18-Jährigen wert war zeigte sich nach dem zweiten Vorlauf. Denn hier war sogar der Sieger langsamer als Patrick Karl, der damit die Gewissheit hatte, dass er am Sonntag im Finale noch mal ran darf.

Für das rasante Tempo in Vorlauf eins hatte der Kenianer Barnabas Kipyego (8:31,72 min) gesorgt. „Es ging sehr schnell los, die erste Runde unter 60 Sekunden!“ musste Patrick Karl feststellen. „Ich hatte es mir langsamer erhofft, aber dann musste ich mit, um nicht den Anschluss zu verlieren.“ Ein Spitzentrio setzte sich vom Rest der Konkurrenz ab, dahinter zeigte der Deutsche, dass er sich inmitten der besten U20-Hindernisläufer der Welt nicht zu verstecken braucht.

Dreisprung Qualifikation

Max Heß hebt wieder ab


Dreispringer Max Heß hat in der Qualifikation der U20-WM genau da weiter gemacht, wo er bei der Junioren-Gala in Mannheim aufgehört hatte: Mit 16,37 Metern ist der Chemnitzer im zweiten Versuch direkt ins Finale gesegelt, und das mit der drittbesten Weite der Konkurrenz. Zur drei Wochen alten Bestmarke fehlten nur zwei Zentimeter.

„Das war spitze, da kann ich mich nicht beschweren!“, lachte er anschließend. Ein wenig aufgeregt sei er vorher zwar schon gewesen, angemerkt hat man es ihm aber nicht. Schon im ersten Versuch setzte er 15,75 Meter in die Grube, was bereits fürs Finale gereicht hätte, bevor er wenig später zum zweiten 16-Meter-Sprung seiner Karriere abhob.

Tobias Hell erwischte dagegen den schlechtesten Wettkampf der Saison. Der Schweriner hatte sich eigentlich in diesem Jahr bei Weiten jenseits der 15,50 Meter stabilisiert. In Eugene kam er über 15,30 Meter aber nicht hinaus. „Eigentlich war ich gut drauf“, sagte er, aber irgendwie passte am Freitag der Anlauf nicht. Das Lächeln verlor der Norddeutsche trotzdem nicht – er konnte sich mit Max Heß freuen und wird ihn am Sonntag im Finale von der Tribüne aus unterstützen.

Diskuswurf Qualifikation

Diskuswerfer im  Doppelpack ins Finale


Maximilian Klaus (LV 90 Erzgebirge) war in der ersten Qualifikationsgruppe in den Ring gestiegen, bis zum letzten Werfer der Gruppe B musste er zittern. Erst dann stand fest, dass es der 18-Jährige mit seiner Weite von 58,61 Meter als zwölftbester Werfer der Qualifikation ins Finale geschafft hatte. 59,00 Meter waren fürs direkte Weiterkommen gefordert, elf Werfer übertrafen diese Marke, allein Max Klaus steht ohne 59-Meter-Wurf in der Runde der besten Zwölf. Dort kann er zeigen, dass er eigentlich sogar die 60 Meter locker drin hat. Seine Bestmarke steht bei 61,35 Metern.

Henning Prüfer machte direkt das Finale klar: 59,93 Meter, Rang sieben nach der Qualifikation. Zweimal musste er in den Ring steigen, bis der Diskus über die gelbe Linie mit dem Q segelte. „Nach dem Einwerfen dachte ich, ich kriege das locker hin“, sagte der Potsdamer, „aber dann musste ich wieder feststellen, dass ich das hier doch nicht alles so cool angehen kann.“

Im Hinterkopf spukte noch die Enttäuschung vom Kugelstoßen des Vorabends, das der U18-Vize-Weltmeister auf Rang elf beendet hatte, noch einen Platz vor U18-Weltmeister Patrick Müller, mit dem er sich in Eugene ein Zimmer teilt. „Das hat mich heute früh noch runterzogen“, gestand Prüfer. Vielleicht platzt im Finale endlich der Knoten und ins Zimmer der starken Männer kehrt die sonst so ansteckende gute Laune zurück.

Speerwurf Qualifikation

Nur Drei über 70 Meter – Jonas Bonewit gehört dazu


24 Speerwerfer waren mit einer Bestleistung jenseits der 70-Meter-Marke gemeldet. In der Qualifikation der U20-WM konnten am Freitag ganze drei Athleten diese Marke übertreffen – und zu ihnen zählte erfreulicherweise der Münchner Jonas Bonewit. Im dritten Versuch landete sein Speer auf 70,43 Meter, es war die drittbeste Weite der Qualifikation. Auch wenn da die zweite Qualifikationsgruppe noch nicht geworfen hatte, konnte sich Jonas Bonewit optimistisch in die Mittagspause verabschieden.

„Es war heute nicht einfach“, berichtete er, „der Gegenwind kam schräg von vorne.“ Eine weitere Herausforderung: „Die Qualifikationsmarke sah wahnsinnig weit weg aus.“ Tatsächlich blieb am Freitag nur ein einziger Speer jenseits dieser Marke stecken, und das war der von Andrian Mardare aus Moldawien (74,46 m).

Jonas Boneweit hatte sich mit Weiten von 67,20 und 66,45 Metern in den Wettbewerb hineingekämpft, bevor die 70 Meter fielen. „Nach dem dritten Versuch war ich einigermaßen erleichtert“, gestand er. Die Nervosität bei seinem erster internationalen Meisterschaft war größer als vermutet. Für das Finale hat er sich eine neue Bestleistung und eine Platzierung im Endkampf der besten Acht vorgenommen.

Weibliche Jugend

 

400 Meter Hürden Halbfinale

 

 

 

 

Für Gläsner und Baumann ist im Halbfinale Endstation

Mit dem Einzug ins Halbfinale hatten Laura Gläsner (SV Germania Helmstedt) und Jackie Baumann (LAV Stadtwerke Tübingen) bereits einen Achtungserfolg gefeiert. Ins Finale einziehen konnten sie am Freitag nicht. Baumann wurde im zweiten von drei Halbfinal-Läufen Sechste (1:00,87 min), Gläser kam im dritten Halbfinale nach 1:00,72 Minuten als Siebte ins Ziel.

„Es war ein tolles Erlebnis!“ bilanzierte Laura Gläsner trotz des Ausscheidens. „Und mit meinen Leistungen bin ich auch nicht unzufrieden.“ Der Rhythmus habe gut gepasst, besser sogar als im Vorlauf, in dem sie noch unter einer Minute geblieben war. „Warum es diesmal nicht schneller war, weiß ich auch nicht“, gestand sie.

Jackie Baumann zeigte ein mutiges Rennen, in dem sie als Erste auf die zweiten 200 Meter ging. „Vielleicht war das etwas zu schnell am Anfang“, mutmaßte sie. „Das hat mich Kraft gekostet.“ Mit dem Resultat könne sie aber leben. Zwar hatte sie sich nach einem starken Saison-Auftakt in 58,42 Sekunden etwas mehr erhofft. Eine ganze Saison auf diesem Niveau konnte sie dann aber nicht durchstehen – das ist nun ihr Ziel für die kommenden Jahre.

4x100 Meter Vorläufe

Staffel-Mädels machen das Finale klar


Lisa-Marie Kwayie (NSF Berlin), Lisa Mayer (LG Langgöns-Oberkleen), Gina Lückenkemper (LAZ Soest) und Chantal Butzek (LC Paderborn) – so die Aufstellung der deutschen 4x100 Meter Staffel, die am Freitagabend für den Einzug ins Finale sorgte. Als Dritte des ersten Vorlaufs brachten sie den Stab mit der fünftschnellsten Zeit (44,87 sec) aller Staffeln ins Ziel.

„Ganz ehrlich – ich bin nicht zufrieden“, sagte Chantal Butzek, die als Schlussläuferin den Stab auf Rang drei erhielt und auch auf Rang drei über die Ziellinie rannte. „Alle haben gleichzeitig ‚Hep‘ gerufen, ich weiß gar nicht, ob ich gemeint war und hab einfach mal meinen Arm rausgestreckt“, ließ sie den Wechsel mit Gina Lückenkemper Revue passieren. „Lisa war schon vor der Wechselzone bei mir“, berichtete Lisa Mayer über den ersten Wechsel. „Irgendwie bin ich am Ende fest geworden“, erzählte Lisa-Marie Kwayie, der es da ebenso ging wie Chantal Butzek. Alles andere als ein perfektes Rennen also und damit noch Luft nach oben fürs Finale.

Für das Finale haben sich die Titelverteidigerinnen aus den USA als Vorlauf-Schnellste in 44,03 Sekunden warmgelaufen. Der Auftritt der deutschen Sprinterinnen war aber in einer anderen Hinsicht schon mehr als weltmeisterlich: Mit schwarz-rot-goldener Gesichtsbemalung, schwarz-rot-goldenen Herzen aus Kinesio-Tape und Fingernägeln in derselben Farbkombination vertraten sie die deutschen Farben standesgemäß.

Kugelstoßen Qualifikation

Laura Jokeit kämpft sich ins Finale


Die Qualifikation war eine zähe Angelegenheit für die beiden deutschen Teilnehmerinnen Laura Jokeit (TV Wattenscheid 01) und Alina Kenzel (VfL Waiblingen). 15,80 Meter waren für den direkten Finaleinzug gefordert, gleichbedeutend mit der Bestleistung der Waiblingerin und 30 Zentimeter unter dem Hausrekord von Jokeit. Zunächst mühten sich aber beide vergeblich an der 15-Meter-Marke.

Laura Jokeit bewies schließlich starke Nerven und konnte sich im dritten Durchgang noch auf 15,33 Meter steigern. Es war die neuntbeste Weite der Konkurrenz, das zweite internationale Finale nach der U20-EM 2013 in Rieti (Italien) ist damit perfekt. „Da muss im Finale mehr kommen!“, sagte sie selbstkritisch. „Athletisch bin ich gut drauf, aber technisch muss ich noch einen draufsetzen.“ Einen Meter weiter soll es gehen, das hat sie als Devise für den Auftritt am Abend ausgegeben. „Ich hätte mir gewünscht, dass dann auch Alina dabei ist…“

Alina Kenzel aber kann am Abend nur zuschauen. Die 16-Jährige, die eigentlich noch mit der Drei-Kilo-Kugel der U18-Altersklasse stößt, konnte nicht so recht das zeigen, was sie drauf hat. Trotzdem hätte es fast fürs Finale gereicht: 14,86 Meter wurden für sie vermessen, der letzte Finalplatz ging für 15,08 Meter weg.

Hochsprung Qualifikation

Hochspringerinnen verpassten mit 1,79 Meter das Finale


Die beiden deutschen Hochspringerinnen hatten einen hohe Hürde vor sich: 1,85 Meter waren für den direkten Finaleinzug gefordert, die Bestleistung von Leonie Reuter (TV Rheinzabern) und Sophie Frank (Förderverein „Hochsprung mit Musik“ Arnstadt e.V.) liegt bei 1,82 Meter. An dieser Höhe versuchten sich beide auch am Freitag in der Hochsprung-Qualifikation, diesmal allerdings vergeblich. Beide konnten den Wettbewerb aber recht bald unter dem Motto „internationale Erfahrungen sammeln“, abhaken – sie gehören beide noch der U18-Altersklasse an und haben in zwei Jahren die nächsten U20-Weltmeisterschaften vor sich.

„Ich bin ganz gut reingekommen“, berichtete Sophie Frank, die bis einschließlich 1,79 Meter alle Höhen im ersten Versuch überquerte. „Aber dann war die Spannung nicht mehr richtig da.“ Leonie Reuter, mit 16 Jahren nach 800-Meter-Läuferin Alina Ammann (TuS Esingen) Zweitjüngste im DLV-Team, versetzte ihr erster Auftritt im Kreis der Weltspitze in Staunen: „Das war total spannend!“ Gemeinsam mit den DLV-Athletinnen sprangen die frischgebackenen U20-Weltmeisterin im Siebenkampf Morgan Lake (Großbritannien) und die frischgebackene U20-Weltmeisterin im Weitsprung Akela Jones (Barbados) – beide stehen mit 1,85 Meter im Finale.


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