Mit einer Schlussrunde, die einem Mittelstreckler würdig gewesen wäre, hat Fabian Gering (TV Wattenscheid 01) am Donnerstag bei der U20-EM in Eskilstuna (Schweden) Silber über 10.000 Meter geholt. Warum er sich damit selbst überrascht hat und warum sein Trainer bis kurz vor dem Start noch dachte, er würde gar nicht laufen, verriet der gebürtige Vogtländer anschließend im Interview.
Fabian Gering, es sah so aus, als hättest du im Rennen von Anfang an alles unter Kontrolle gehabt. Stimmt der Eindruck?
Fabian Gering:
Ja! Das Tempo war relativ langsam und ich habe mir gesagt: Einfach nur vorne mitlaufen. Hinten raus kann ich schnell rennen, deswegen wollte ich vorher so wenige Kräfte wie möglich aufbrauchen. Auf den letzten Metern wollte ich dann Gas geben – und genau so lief es dann auch.
So einen starken Schlussspurt haben dann aber wohl die Wenigsten erwartet…
Fabian Gering:
Ich selbst auch nicht (lacht)! Die letzte Runde bin ich in 56,1 Sekunden gelaufen. Das habe ich bisher nicht einmal über 1.500 Meter geschafft. Ich war noch richtig gut drauf und habe einfach alles reingelegt.
Und das hat zu Silber gereicht. Welches Ziel hattest du dir denn vor dem Rennen gesetzt?
Fabian Gering:
Mein Ziel waren die Top Acht. Naja, wenn’s gut läuft vielleicht ein Platz unter den besten Sechs. Ich hätte nie gedacht, dass eine Medaille dabei rauskommt.
Wusstest du, dass vor dir seit der Wiedervereinigung nur ein Deutscher bei U20-Europameisterschaften eine Medaille über 10.000 Meter geholt hat? Das war 2007 Matti Markowski, ebenfalls mit Silber.
Fabian Gering:
Echt? Nein, das wusste ich nicht…
Nach dem Zieleinlauf bist du gleich von einer großen Fan-Gruppe empfangen worden. Wer war für dich zur Unterstützung hier?
Fabian Gering:
Meine ganze Familie war da, meine Schwester, mein Bruder, noch eine befreundete Familie. Und auch das ganze deutsche Team hat mich unterstützt. Das war wirklich stark, das habe ich auch alles während des Rennens mitbekommen.
Du startest seit diesem Jahr im Trikot des TV Wattenscheid 01. Was war der Grund für diese Entscheidung?
Fabian Gering:
Vorher bin ich für die LG Vogtland gestartet. Wegen des Studiums habe ich mich dann für einen Vereinswechsel entschieden. Ich will im Herbst ein Medizinstudium anfangen, wahrscheinlich in Bochum. Ich habe mir gesagt, dass ich in Sachsen nicht die Möglichkeiten habe, das perfekt mit dem Sport zu verbinden. Da war Wattenscheid wirklich die beste Adresse. Bis jetzt habe ich aber noch bei meinem Heimtrainer Uwe Hendel trainiert…
War der auch vor Ort? Oder war das derjenige, den du noch aus dem Innenraum gleich als erstes angerufen hast?
Fabian Gering:
Genau, das war der erste Anruf. Er konnte nicht hier sein und hat sich das Rennen im Livestream ansehen. Wir haben lange darüber diskutiert, ob ich 5.000 oder 10.000 Meter laufen soll. Er hat immer gesagt: 5.000. Als ich abgefahren bin ist er noch fest davon ausgegangen, dass ich über 5.000 Meter starte. Ich habe ihn dann erst aus Schweden angerufen und ihm gesagt, dass ich die 10.000 Meter laufen werde. Dann hat er gesagt: Okay – zieh das durch!
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