| Nach Verletzung

Gina Lückenkemper wieder auf Kurs

Sie zählt zu Deutschlands größten Sprinttalenten. In der Hallensaison musste Gina Lückenkemper allerdings verletzt mitverfolgen, wie die nationale Konkurrenz einen großen Schritt nach vorne machte. Jetzt ist die Finalistin der U20-WM über 200 Meter wieder auf Kurs und hofft für den Sommer auf neue Bestzeiten und vordere Platzierungen bei der U20-EM.
pm/sim

Der 14. und 15. Februar standen für Gina Lückenkemper ganz im Zeichen der Leichtathletik: Die Deutschen Jugend-Hallenmeisterschaften waren angesagt. Allerdings nahm die Sprinterin vom LAZ Soest keine Protagonistenrolle in Neubrandenburg ein, sondern die 18-Jährige verfolgte den Live-Stream der Jugend-DM am heimischen Computer. Ein Muskelfaserriss im Oberschenkelbeuger hatte die Schülerin im Januar ausgebremst, der Titel-Hattrick über die Hallenrunde war somit nicht mehr möglich.

„Ich habe trotzdem alle Entscheidungen verfolgt, auch die Sprints“, schaut Lückenkemper rund zwei Monate zurück. Man erkennt: Sie ist nicht nur Leichtathletin, sondern sie ist auch ein riesiger Leichtathletik-Fan.

Konkurrenz stark verbessert

Am Sonntagnachmittag verfolgte die Soesterin eins der hochklassigsten Finals in Neubrandenburg: die 200 Meter der weiblichen Jugend U20. In starken 23,66 Sekunden – drei Hundertstel schneller als Lückenkempers Hallen-Bestzeit – wurde die Hessin Lisa Mayer Deutsche Jugendmeisterin. Auch die zweitplatzierte Berlinerin Lisa Marie Kwayie überzeugte in 23,87 Sekunden. „Sie hatte einen kleinen Stolperer auf der Zielgeraden, sonst wäre es noch deutlich enger geworden“, beobachtete die Soesterin vom heimischen Sofa.

Klar wäre Gina Lückenkemper in Neubrandenburg gern um den Titel gesprintet, doch das ließ ihr Körper nicht zu. Mittlerweile ist die Verletzung ausgestanden, ein elftägiges Trainingslager auf Teneriffa – inklusive einer 24-Stunden-Rückreise über Madrid und London – erfolgreich absolviert: „Ich konnte alle Einheiten voll durchziehen. Es ist ein so cooles Gefühl, auf der Laufbahn wieder Vollgas geben zu können.“

Heiß auf die Sommersaison

Wenn man mit der 18-Jährigen spricht, merkt man schnell: Sie ist heiß aufs Sprinten. Noch exakt einen Monat muss sie sich gedulden, dann wird der erste Startschuss in der Sommersaison fallen. Der Einstieg ist für den 17. Mai bei den „krummen Strecken“ in Pliezhausen geplant. Dort soll mit der 4x100-Meter-Staffel gleich zum Auftakt die Norm für die U20-EM in Eskilstuna (Schweden) Anfang Juli abgehakt werden.

„Ich freue mich richtig, mit den schnellen Mädels in der Staffel zu laufen. Auch im Einzel können wir uns sicher gegenseitig zu schnellen Zeiten pushen“, glaubt Lückenkemper. 2014 war das DLV-Quartett in der Besetzung Kwayie, Mayer, Lückenkemper sowie der Paderbornerin Chantal Butzek schon bei den U20-Weltmeisterschaften in Eugene (USA) – dem WM-Austragungsort von 2021 – aufs Bronze-Podest gestürmt. Das Quartett darf auch in Eskilstuna noch auf Medaillenjagd gehen. „Obwohl es in der Jugend immer Überraschungen gibt, können wir dort um Edelmetall mitlaufen“, ist sich das Sprint-Talent sicher.

Jagd auf Bestzeiten

Für die Einzelrennen sind die Prognosen noch deutlich schwieriger. Aber einen Top-Fünf-Platz traut sich Lückenkemper beim Saisonhöhepunkt auf jeden Fall zu. Das kann sie auch: Schließlich war 2014 unter Europas U20-Sprinterinnen nur Ausnahmetalent Dina Asher-Smith (Großbritannien; 22,61 sec) schneller als die Soesterin. Die Studentin aus London ist allerdings 2015 nicht mehr in der U20-Klasse startberechtigt.

Lückenkempers Bestzeit steht seit dem Gold-Sprint bei der U23-DM vergangenes Jahr in Wesel bei 23,26 Sekunden. Eine ganz starke Zeit für eine U20-Läuferin, ein Ansporn für Gina Lückenkemper: „Ich möchte dieses Jahr meine Bestzeit steigern. Natürlich wird bei einer solchen Marke die Luft dünner. Doch selbst eine kleine Steigerung ist eine Steigerung.“ Auch auf den 100 Metern soll in den kommenden Monaten eine neue Bestzeit her, „unter 11,50 Sekunden soll es gehen“.

Der Speed ist zurück

Dass die Schülerin trotz des Rückschlags im Winter schon wieder an neue Bestzeiten auf hohem Niveau denkt, hat einen einfachen Grund: ihre gute Form. „Ich konnte in den vergangenen Wochen alles trainieren und habe gemerkt, dass der Speed zurück ist“, sagt Lückenkemper. Dafür gesorgt hat ihr neuer „Cheftrainer“ Uli Kunst. Der Sprint-Coach im Westfälischen Leichtathletik-Verband hat im Winter die Nachfolge von Harald Bottin angetreten.

Zweimal die Woche fährt Lückenkemper nach Dortmund zum Training zu Uli Kunst, zwei Einheiten bestreitet sie in Soest, wobei sie des Öfteren dort von Nachwuchsbundestrainer Thomas Kremer betreut wird. „Speziell beim Krafttraining ist es wichtig, dass jemand ein Auge auf die Übungen hat“, sagt Lückenkemper.

Die fünfte Trainingseinheit der Woche absolviert das Sprint-Talent in Sendenhorst. Unter dem gefragten Physiotherapeuten Peter Müller arbeitet sie an ihren körperlichen Schwachstellen. Denn eins ist klar: Die nächsten Leichtathletik-Höhepunkte will Gina Lückenkemper wieder auf der Sprint-Bahn erleben und nicht am Computer verfolgen.

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