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Götzis 2019: Der Zehnkampf von Disziplin zu Disziplin (Tag 1)

Vorhang auf für das beste Mehrkampf-Meeting der Welt! Sechs DLV-Athleten kämpfen am Wochenende in Götzis (Österreich) um die Normen für WM und U23-EM sowie um vordere Platzierungen in einem Feld mit 32 8.000-Punkte-Athleten. Hier sind Sie im Zehnkampf von Disziplin zu Disziplin topaktuell informiert!
Silke Bernhart
400 Meter

Feuerwerk auf der Stadionrunde

Dass Manuel Eitel schnell laufen kann, ist kein Geheimnis. Bisher galt das aber eher auf Strecken bis 200 Meter. Im Sprint ging er in Götzis auch die 400 Meter an – und brachte einen riesigen Vorsprung in Lauf drei tatsächlich bis über die Ziellinie. Bestzeit: 48,52 Sekunden. Das Nachsehen hatte im selben Lauf unter anderem Tim Nowak (50,16 sec). Niklas Kaul war zwei Läufe später in 49,05 Sekunden 13 Hundertstel schneller unterwegs als im Jahr zuvor in Götzis.

Die schnellsten Zeiten gab’s im letzten Rennen zu bestaunen. Vorneweg marschierte der Youngster: U20-Weltmeister Ashley Moloney (Australien) blieb in 46,97 Sekunden als einziger Athlet des Tages unter der 47-Sekunden-Marke. Dahinter folgte ein weiterhin stark aufgelegter Kai Kazmirek in 47,33 Sekunden, dicht gefolgt von Damian Warner (47,38 sec). Auch Mathias Brugger zeigte in 48,28 Sekunden ein weiteres gutes Rennen.

Die Schnellsten über 400 Meter sind auch die Führenden nach Tag eins: Damian Warner (4.598 Pkt) könnte am Sonntag erstmals die 8.800-Punkte-Marke überbieten, im Vorjahr fehlten ihm fünf Zähler. Der 19-jährige Überflieger Ashley Moloney übernachtet als Zweiter (4.436 Pkt), Kai Kazmirek (4.385 Pkt) als Dritter. Er steuert auf einen Zehnkampf deutlich über 8.400 Punkte zu. Mit Platz fünf sorgt Manuel Eitel (4.342 Pkt) zur Halbzeit bei seinem Götzis-Debüt für Aufsehen – deutlich auf Bestleistungskurs. Mathias Brugger, Tim Nowak und Niklas Kaul gehen auf Platz 11, 16 und 17 in Tag zwei.

STIMMEN ZU TAG 1:

Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied)
Es ist alles genauso gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte! Der Hochsprung war absehbar, den habe ich wegen der Achillessehne nicht trainiert. Und beim Weitsprung bin ich deswegen in den letzten drei Monaten nur einmal abgesprungen. Dass ich die 400 Meter so schnell laufen kann, hätte ich allerdings nicht gedacht, es war auch ziemlich kalt und dunkel im Stadion. Das Highlight war aber das Kugelstoßen. Das lief auch schon im Training immer ganz gut, daher war ich überzeugt, dass ich 15 Meter stoßen kann. In den ersten zwei Versuchen hier bin ich aber wieder in mein altes Muster gefallen. Dann hat Jörg [Trainer Jörg Roos] mir einen guten Hinweis gegeben: Wie ein Laster. Langsam anrollen und dann Gas geben, nicht so hektisch arbeiten. Das hat gut geklappt!

Manuel Eitel (SSV Ulm 1846)
Weitsprung kann ich immer noch nicht... (lacht) Es war kein Tag nur mit Höhen, es gab auch Tiefen, und wer weiß, wie es gelaufen wäre, wenn ich im dritten Kugelstoß-Versuch nicht so weit gestoßen hätte. Da dachte ich nach den ersten zwei Versuchen: Jetzt gleitet mir das aus der Hand. Aber jetzt bin ich gut unterwegs, die gute Laune habe ich dann mit zum Hochsprung genommen. Der Sprung über 2,00 Meter war mein Highlight, den habe ich perfekt getroffen. Ich springe weiterhin ohne festen Anlauf, damit fühle ich mich am wohlsten. Über 400 Meter hat der Starter so schnell geschossen, da bin ich losgerannt wie bei den 100 Metern (lacht). Auf der Gegengeraden war es einfach ein lockerer Sprintschritt, damit habe ich Energie gespart. Aber hintenraus hat's schon wehgetan.

Tim Nowak (SSV Ulm 1846)
Eigentlich war das alles ganz gut, aber was bringt mir das, wenn ich eine Disziplin so wie die 400 Meter verhaue? Über die 100 Meter-Zeit habe ich mich gefreut. Die 2,00 Meter waren ganz gut. Aber wenn ich nichts richtig gut mache, darf ich auch nichts schlecht machen. Über 400 Meter wollte ich nicht zu schnell angehen, wie zuletzt in Lana. Jetzt war ich zu langsam und kam nicht mehr ran.

Niklas Kaul (USC Mainz):
Es hat mit den 100 Metern gut angefangen. Im Weitsprung wäre es dann natürlich hilfreich, das Brett zu treffen (lacht). Da habe ich 30 cm verspielt. Der letzte Versuch im Kugelstoßen war dann sehr geil. Als die anderen alle Bestleistung gestoßen haben, habe ich mir auch gedacht: Heute geht was! Insgesamt waren alle Wettbewerbe ziemlich schnell hintereinander, man hat eigentlich nur seine Schuhe getauscht und weiter ging's. Im Hochsprung habe ich mich schon beim Einspringen schwergetan. Ich hatte ja im Winter auch Fußprobleme und konnte daher wenige Sprünge machen. Die 1,97 Meter waren dann eine Katastrophe. Über 400 Meter wollte ich ausprobieren kontrolliert loszulaufen, weil ich letztes Mal schneller angegangen und hintenraus gestorben bin. Aber heute bin ich auch hintenraus gestorben (lacht). Naja, eigentlich war heute alles in Ordnung bis auf Hochsprung.


Hochsprung

Zwischen Jubel und Enttäuschung

Während sich bei den ersten Disziplinen noch hin und wieder die Sonne blicken ließ, wurde es am späten Nachmittag deutlich kühler – und dann setzte auch noch Nieselregen ein. Wohl ein Grund dafür, dass einige Athleten im Hochsprung nicht zu den gewohnten Höhenflügen ansetzten konnten. Besonders die starken Hochspringer Kai Kazmirek und Niklas Kaul mussten sich diesmal mit 2,00 und 1,97 Meter zufriedengeben.

Besonders ärgerlich war das für Kai Kazmirek, der damit im Kampf um die vorderen Plätze deutlich an Boden verlor im Vergleich zu Maicel Uibo (Estland) und Tim Duckworth (Großbritannien). Der Este schwang sich in einer One-Man-Show über 2,15 Meter und hat auf Rang sieben nur noch 19 Punkte Rückstand auf Kai Kazmirek (3.443 Pkt). Der Brite kam über 2,09 Meter und liegt auf Rang drei hinter dem weiter überragenden Damian Warner (2,00 m; 3.657 Pkt) und Lindon Victor (2,00 m; 3.534 Pkt).

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht verließ Manuel Eitel den Innenraum des Möslestadions und verbeugte sich noch kurz vor dem Publikum: Mit 2,00 Metern stellte er eine neue Bestleistung auf und liegt nun mit 3.458 Punkten auf Rang fünf. Ebenfalls 2,00 Meter überwand Tim Nowak, der damit im Vergleich zu seinem besten Zehnkampf vier Zentimeter draufpackte. Auf Rang 14 (3.299 Pkt) geht er einen Platz und sechs Zähler vor Vereinskollege Mathias Brugger auf die 400 Meter. Dieser schraubte sich nach seinem Sprungbein-Wechsel über ordentliche 1,94 Meter. Niklas Kaul (3.216 Pkt) ist 18 – seine besten Disziplinen kommen erst noch.

Kugelstoßen

Bestmarken in Serie und ein Ausstieg

Die deutschen Zehnkämpfer haben im Kugelstoßen mächtig aufgetrumpft. Gleich vier Bestmarken sprechen für sich – und dazu der weiteste deutsche Stoß, der „nur“ eine Saison-Bestleistung markierte. Mit 15,26 Metern konnte Mathias Brugger in Runde drei das i-Tüpfelchen setzen. Niklas Kaul blieb mit 15,10 Metern erstmals über der 15-Meter-Marke. Kai Kazmirek kam mit 14,94 Metern nahe heran. Tim Nowak mit 14,86 Metern ebenfalls. Und Manuel Eitel wuchtete die Kugel in Runde drei auf 14,64 Meter.

Bei Rico Freimuth dagegen bestätigte sich der Eindruck aus den ersten zwei Disziplinen: Der Körper spielt nicht so mit, wie er es sich für sein Zehnkampf-Comeback gewünscht hatte. Nach 13,19 und 13,13 Metern packte der eigentlich sehr gute Kugelstoßer seine Sachen und verließ wortlos das Stadion. Er wird zum Hochsprung nicht mehr antreten.

Mit Bestleistung von 15,34 Metern untermauerte Damian Warner (2.854 Pkt) Ansprüche auf den vierten Sieg in Folge. Er wahrte die Spitzenposition vor Lindon Victor (Grenada; 2.731 Pkt), der mit 16,02 Metern einen Satz nach vorne machte. Auf Platz drei behauptet sich Youngster Manuel Eitel (2.655 Pkt) zehn Punkte vor dem weiteren „Rookie“ Ashley Moloney (Australien) und weitere fünf vor Kai Kazmirek. Dieser hat in der Zwischenwertung sogar mehr Zähler auf dem Konto als bei seiner Bestleistung 2016 in Rio (8.580 Pkt). Auch Brugger, Nowak und Kaul haben sich alle Chancen auf neue Zehnkampf-Bestmarken gewahrt.

Weitsprung

Kampfansage von Kai Kazmirek, enger Fight an der Spitze

Zum sechsten Mal ist Kai Kazmirek in Götzis am Start. Nie kam er dort im Weitsprung weiter als am Samstag: Mit 7,59 Metern, zehn Zentimeter unter Bestleistung, wahrte der WM-Dritte seine Podiumschancen. Aber die Konkurrenz ist ebenfalls glänzend aufgelegt: Tim Duckworth (Großbritannien; 7,72 m) konnte den Führenden Damian Warner (Kanada; 7,67 m) ein wenig ärgern, auch Ashley Moloney (Australien; 7,57 m), Pieter Braun (Niederlande; 7,57 m) und Lindon Victor (Grenada; 7,43 m) sammelten viele Punkte.

Manuel Eitel und Rico Freimuth machten es spannend. Während der junge Ulmer zweimal weit vorm Brett absprang und damit eine vernünftige Weite verschenkte, startete der erfahrene Hallenser mit zwei ungültigen Versuchen. Für beide gab‘s ein mehr oder weniger großes Happy End. Rico Freimuth rettete sich noch auf 6,99 Meter und bleibt damit im Wettbewerb, auch wenn die Weite ihn nicht in Freude versetzte. Manuel Eitel verfehlte auch in Runde drei das Brett, steigerte sich aber noch auf für ihn ordentliche 7,32 Meter. Das schmerzliche Souvenir bei der Landung: eine Rippen-Prellung.

Ein Kopfschütteln und ein Schulterzucken gab’s von Niklas Kaul, nachdem feststand: Mehr als 7,10 Meter werden es nicht. Nach zwei Disziplinen hat er exakt so viele Punkte auf dem Konto wie im Vorjahr in Götzis auf dem Weg zu 8.220 Punkten. Ähnliches gilt für Mathias Brugger, der sich über 7,30 Meter freute und damit 18 Zähler unter seinem Zwischenresultat von 2018 liegt, als er sich auf 8.304 Punkte gesteigert hatte. Den bei regulärem Wind zweitbesten Sprung seiner Karriere zeigte Tim Nowak mit 7,28 Metern, auch er ist in Summe nicht weit von seinem besten Zehnkampf entfernt.

100 Meter

Raketenstart für Damian Warner und viele zufriedene DLV-Athleten

Die deutschen Athleten sind gut in den Zehnkampf von Götzis gestartet! Mit Zeiten, die fast alle im Bereich von einer Zehntel über oder einer Zehntel unter den 100-Meter-Resultaten innerhalb ihrer besten Zehnkämpfe lagen, konnte das Sextett zum Auftakt von Tag eins zufrieden sein. Einer aber stahl allen die Show: Vorjahressieger Damian Warner (Kanada) stürmte in herausragenden 10,12 Sekunden zu einem 100-Meter-Weltrekord innerhalb eines Zehnkampfes.

Debütant Manuel Eitel (SSV Ulm 1846) sah an Warners Seite schnell nur noch dessen Fersen, ließ sich davon aber kaum beeindrucken. In 10,41 Sekunden zeigte auch er ein starkes Rennen und zusammen mit U20-Weltmeister Ashley Moloney (Australien) die zweibeste Zeit des Tages. Vize-Weltmeister Rico Freimuth (SV Halle) meldete sich in ordentlichen 10,74 Sekunden zurück, auch Kai Kazmirek (LG Rhein-Wied) blieb in 10,84 Sekunden noch unter der 11-Sekunden-Marke.

Tim Nowak (SSV Ulm 1846) und Niklas Kaul (USC Mainz) sammelten in 11,12 und 11,25 Sekunden mehr Punkte als in ihren bisher besten Zehnkämpfen. Auch für den dritten Ulmer im Zehnkampf-Feld Mathias Brugger gingen 11,04 Sekunden in Ordnung, auf dem Weg zu seiner Bestmarke war er im Vorjahr in Götzis nur sechs Hundertstel schneller gewesen.

Mehr:

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<link https: static.sportresult.com federations iaaf liveresults _blank>Live-Ergebnisse
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<link https: tvthek.orf.at live hypo-mehrkampfmeeting-aus-goetzis _blank>ORF Sport+ Livestream (Tag 1)
<link>Mehrkampf-Rechner
<link video:20117>Im Video – Kings & Queens: Faszination Mehrkampf

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