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Gregor Traber: Mit dem "U-Boot" nach Erfurt und London

Hürdensprinter Gregor Traber ist nach einer langwierigen Verletzung im letzten Moment auf den DM-Zug nach Erfurt aufgesprungen. Mit windbegünstigten 13,34 Sekunden bestand er am Samstag in Mannheim einen Leistungstest. „Ich will Deutscher Meister werden, weil ich der Beste bin“, sagt der 24-Jährige selbstbewusst.
Ewald Walker

Schon bei den Deutschen Meisterschaften 2015 in Nürnberg hatte Gregor Traber dieses Motto erfolgreich umgesetzt. „Auch in Erfurt zählt nur der Titel“, untermauert der Athlet von der LAV Stadtwerke Tübingen seine Ansprüche. Dabei hing seine weitere Saison am seidenen Faden.

Der Saisonstart verlief für Traber überaus vielversprechend. Gleich im ersten Rennen lief er in Shanghai (China) beim Diamond League-Meeting 13,41 Sekunden und hatte damit bereits die Norm für die WM in London (Großbritannien; 4. bis 13. August) abgehakt. Doch danach begann eine zweimonatige Leidenszeit.

Sieben Wochen ohne Hürdentraining

Gregor Traber erlitt eine schmerzhafte Schambeinentzündung. „Diese äußert sich durch ständiges Ziehen im Adduktorenbereich“, erklärt er die Situation. Sieben Wochen war kein Training über die Hürden denkbar, lediglich Athletiktraining war möglich. Traber fuhr täglich nach Ludwigsburg, um eine Anwendung aus der alternativen Medizin durchzuführen. „Ich habe mich in eine Druckkammer gesetzt, die wie ein U-Boot aussieht“, sagt Traber.

Der Hintergrund: Durch die Druckveränderung soll der Sauerstoff ohne Hämoglobinbindung schnell und direkt zur Heilung an das Ödem herangebracht werden. „Es war ein Geschenk, in Mannheim wieder laufen zu können“, bringt Gregor Traber seine Gefühlslage zum Ausdruck. Erfurt und London hingen am seidenen Faden.  

DM-Duell der Zimmerpartner von Rio?

Wenn er im Steigerwaldstadion sein Leistungsvermögen abrufen kann, dürfte kein Zweifel am Deutschen Meister bestehen. Doch Traber kennt mit Matthias Bühler (LG Eintracht Frankfurt) die „Überraschungstüte“ im Hürdensprint – beide verstehen sich gut, haben sich bei den Olympischen Spielen in Rio auch ein Zimmer geteilt. Sechsmal hat Bühler den Hürdentitel schon gewonnen und dabei häufig komplett überrascht. Mit der WM-Norm von 13,46 Sekunden hat Bühler in Mannheim rechtzeitig Fahrt aufgenommen und auch den Kurs in Richtung London eingeschlagen.

Gregor Traber ist inzwischen vom „Jungen Wilden“ zum professionellen Athleten gereift. Er ist fokussiert und noch motivierter, als er es früher schon war. „Ich laufe für meine Leben gern“ ist er von seinem Sport begeistert, „es gibt nichts Schöneres, als im Sommer von Wettkampf zu Wettkampf zu tingeln“.

Lebensmittelpunkt: Stuttgart; Heimat: Bodensee

Vor den Deutschen Meisterschaften in Erfurt hat Gregor Traber einen Abstecher in seine Heimat am Bodensee gemacht. Tettnang, Marktdorf und Meckenbeuren (der Ort im Lied „Auf der Schwäbschen Eisebahne“). Er hat dort seine Familie besucht, und seine neue Freundin. „Ich erhalte aus meiner Region immer noch große Rückendeckung“, freut sich der 24-Jährige.

Trotz seines Wechsels nach Tübingen liegt Trabers Lebensmittelpunkt in Stuttgart: Studium (Wirtschaftswissenschaften), Wohnort und Training (im Olympiastützpunkt mit Marlon Odom) ist in der Landeshauptstadt.

Natürlich soll London der Saisonhöhepunkt sein. „Ich will ins WM-Finale“, hat Traber ein klares Ziel vor Augen. Die um eine Hundertstel verpasste Finalteilnahme bei den Olympischen Spielen in Rio ist Motivation genug. Gregor Traber ist sicher, dass er unter den weltbesten Hürdenläufern angekommen ist. Mit 13,21 Sekunden rangiert in Deutschland auf Rang fünf der ewigen Bestenliste. 

Das Hürdenfinale von Erfurt live erleben!

<link>Tickets für die Deutschen Meisterschaften am 8./9. Juli im Steigerwaldstadion

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