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Hallen-DM Leipzig: Leichtathletik erleben – trotz Sehbehinderung!

Bei den diesjährigen Deutschen Leichtathletik-Hallenmeisterschaften in der Arena Leipzig hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) zum ersten Mal den Service einer Live-Audiodeskription bei einer seiner Indoor-Veranstaltungen angeboten. Möglich gemacht hatte dies auch die Unterstützung der Gemeinschaft deutscher Blindenfreunde e.V. und der Lions Club Leipzig, sowie das große Engagement des Teams der Blindenreporter um Florian Eib.
Bettina Andres / Gerhard Janetzky

Die Deutschen Hallen-Meisterschaften in Leipzig Mitte Februar waren nicht nur wegen der guten sportlichen Leistungen im Gespräch vieler Besucher, auch aus Sicht der “Inklusianer“ gab es etwas zu feiern. Der Service einer Live-Audiodeskription machte die Teilhabe für Menschen mit einer Seh-Behinderung möglich.

„Auf der euch abgewandten Seite ganz links ist die Stabhochsprunganlage. Eine große grau-schwarz-gelbe Matte mit langen großen Pfosten, auf die dann noch die Latte draufgelegt wird“, beschreiben die Blindenreporter um Florian Eib das Geschehen in der Arena Leipzig. Was im ersten Moment selbstverständlich wirkt, ist für sehbehinderte und blinde Menschen die einzige Möglichkeit eine Sportveranstaltung mit all seinen Facetten intensiv zu erleben.

Da Menschen mit einer Sehbehinderung nicht selbst sehen können, wie weit ein Sprung geht oder wann der spätere Sieger beim 1.500 Meter-Lauf den Zielspurt einlegt, muss es Blindenreporter geben, die die sportlichen Geschehnisse auf dem Feld bildlich und nachvollziehbar darstellen.

Persönliche Einführung und Betreuung

Die Arbeit der Blindenreporter beginnt bei einer Live-Audiodeskription nicht erst mit der eigentlichen Reportage, sondern schon viel früher. Die angemeldeten Gäste werden zu Beginn am Eingang persönlich abgeholt und zu ihren Plätzen geführt. Vor Ort wird ihnen die Halle und der Aufbau genauestens beschrieben. Dabei sind auch Details wie die Farbe des Fußbodens oder die Position der einzelnen Wettkampfstätten wichtig.

Im Anschluss daran werden den Gästen die Hörempfänger überreicht. Mit handelsüblichen Kopfhörern können die Gäste nun die Kommentare der Reporter anhören. Diese Kommentare gehen dabei über eine bloße Ergebnisberichterstattung hinaus. Die Optik der Athleten, die Stimmung in der Arena und die Schilderung der Bewegungsabläufe sind wichtige Inhalte der Reportage.

Dauer-Reportage über die Geschehnisse

Mit Ausnahme von kurzen Pausen, wenn der Hallensprecher Informationen durchgibt oder Interviews durch die Moderatoren im Innenraum geführt werden, reden die Kommentatoren ununterbrochen und informieren die Hörer über das Geschehen, die Sportler und Wettbewerbe.

Trotz kurzer Vorlaufzeit wurde das Inklusionsangebot von den anwesenden Gästen begeistert angenommen. „Es hat uns sehr gut gefallen, die besten deutschen Leichtathleten einmal so hautnah erleben zu können. Auch die Stimmung in der Arena hat uns sehr begeistert und wir können daher ohne Umschweife sagen, dass es für uns eine mehr als gut gelungene Veranstaltung war. Wir haben es beide sehr genossen“ resümierte Stefan, der von Geburt an sehbehindert ist. Auch Jaqueline und  Maurice, deren Sehbehinderung erst im Laufe des Lebens eingetreten ist, waren sich einig: „Das Kopfkino hat funktioniert."

Vor Beginn der Hallen-DM hatte der Inklusionsbeauftragte des DLV-Präsidiums Gerhard Janetzky seine Kollegen und die Präsidenten aller Landesverbände umfangreich über die vielen Aktivitäten des Referates „Freizeit- und Seniorensport“ im Bereich Inklusion informiert. Auch bei den Deutschen Meisterschaften in Berlin (3./4. August) soll es den Service für sehbehinderte Menschen wieder geben.

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