| Runder Geburtstag

Harald Schmid wird 60 Jahre alt

Harald Schmid war einer der besten 400-Meter-Hürdenläufer der Welt, nur einer war eigentlich immer besser – Edwin Moses. Trotzdem wurde Schmid zur Legende. Heute feiert er seinen 60. Geburtstag.
sid/che

Edwin Moses strauchelte an der letzten Hürde, er verlor Tempo, und Harald Schmid nutzte seine Chance eiskalt an diesem Augusttag 1977. Schmid preschte in Berlin vor Moses ins Ziel – zum ersten und einzigen Mal in seiner großen Karriere. "Das Rennen habe ich noch sehr präsent", sagte Schmid dem SID vor seinem 60. Geburtstag: "Ich hatte ihn schon vorher, er hat mich falsch eingeschätzt."

Schmid war einer der besten 400-Meter-Hürdenläufer seiner Zeit, nur einer war eigentlich immer besser: Moses. Doch Schmid ist seinem Rivalen von einst aus den USA nicht gram, dass dieser ihm so viele Titel weggeschnappt hat. Auch so wurde der Mann mit dem großen Willen und dem markanten Schnäuzer zur Legende.

Zahlen vergehen, Emotionen bleiben

"Zahlen sind immer Schall und Rauch. Aber die Emotionen, die die Rennen gegen Moses ausgelöst haben, sind geblieben. Noch heute werde ich darauf angesprochen", sagt Schmid, der seinen Geburtstag nur im ganz kleinen Rahmen begehen wird: "Es findet nichts statt."

Etwas grau ist Schmid geworden, aber immer noch fit. "Viel Bewegung, gute Ernährung", sagt der Leichtathlet, der 1988 als dritter Sportler der Bundesrepublik nach Uwe Seeler und Franz Beckenbauer das Bundesverdienstkreuz verliehen bekam.

Schmid ist fast so drahtig wie in den alten Zeiten, als er dreimal in Serie Europameister wurde (1978/82/86), Vize-Weltmeister 1983 in Helsinki (Finnland), Olympia-Dritter 1984 in Los Angeles (USA), WM-Dritter 1987 in Rom (Italien). Außerdem gewann er mit der 4x400-Meter-Staffel Olympia-Bronze 1976. 13 Jahre lang, bis 1995, hielt er den Europarekord (47,48 sec). Weltweit schneller war zuletzt Bershawn Jackson (USA/47,32 sec) – im Jahr 2010.

13 deutsche Meistertitel gesammelt

Zwölfmal war Schmid Deutscher Meister über 400 Meter Hürden, einmal über 400 Meter. Über die Stadionrunde lief er 1979 in 44,92 Sekunden eine ähnlich hochkarätige Bestzeit wie 1987 über 800 Meter mit 1:44,83 Minuten.

Heute blickt er mit gemischten Gefühlen auf seinen Sport. "Meine Leichtathletik war anders", sagt er. Noch immer werde nach den Korruptions- und Dopingskandalen im Weltverband IAAF nicht konsequent genug gehandelt. "Ich habe das Gefühl, dass da mehr geht", sagt Schmid: "Der internationale Sport ist in der Dopingbekämpfung noch nicht da, wo er sein könnte."

Nach seiner Karriere machte Schmid eine Ausbildung zum Verwaltungsinspektor in seiner Heimatstadt Gelnhausen, er studierte Sport und ging für das hessische Kultusministerium auf Talentsuche in die Schulen. Heute betreibt der Sportler des Jahres von 1979 und 1987 eine Agentur und ein Gesundheits-Zentrum. Doch seine eigentliche Lebensaufgabe ist die bundesweite Kampagne "Kinder stark machen" zur Suchtprävention, für die er sich seit Jahren leidenschaftlich engagiert. "Aus einer starken, selbstsicheren Position heraus sollen Kinder und Jugendliche Nein zu Suchtmitteln aller Art sagen können", sagt Schmid.

Quelle: Sport-Informations-Dienst (SID)

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