| Interview der Woche

Hendrik Pfeiffer: "Mittelfristig Marathonläufer"

Am Sonntag war der Wattenscheider Hendrik Pfeiffer einer der Aktivposten der 25 deutschen Starter bei den Cross-Europameisterschaften in Borovets (Bulgarien). Mit viel Herzblut machte er als 17. der U23-Kategorie seinen schwachen Auftritt von Belgrad 2013 vergessen – und sieht sich schon in zwei, drei Jahren mit großen Ambitionen auf der Marathondistanz.
Wilfried Raatz

Hendrik Pfeiffer, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem engagierten Rennen im U23-Wettbewerb. Mit Platz 17 war dieses weitaus besser aus im Jahr zuvor in Belgrad, als sie nach einem miserablen Start mit Platz 52 abgeschlagen waren. Welches Fazit können Sie wenige Stunden nach dem Lauf ziehen?

Hendrik Pfeiffer:

Ein sehr positives! Bis Platz 30 wäre es okay gewesen, mit dieser Platzierung bin ich nun sehr zufrieden. Vor allem nach dem schwachen Abschneiden in Belgrad wollte ich einfach zeigen, dass ich aus den Erfahrungen meiner bisherigen EM-Starts gelernt habe. Und das ist mir gelungen!

War allerdings der Blitzstart mit einer kurzzeitigen Führung so eingeplant?

Hendrik Pfeiffer:

Ich habe mir diesmal keinen Druck gemacht. Aber aus Belgrad meine Lehren gezogen, als ich am Start Letzter war. Da hast du einfach keine Chance, im dichten Feld nach vorne zu laufen. Das Risiko zu überpacen habe ich heute allerdings nicht gesehen.

Wir kennen Sie als Bahn-, Straßen- und Crossläufer mit durchaus ansprechenden Leistungen. Welcher Kategorie würden Sie sich zuordnen?

Hendrik Pfeiffer:

Ich bin derzeit noch Bahnläufer. Meine Hauptdisziplin sind die 10.000 Meter. Auf dieser Strecke möchte ich 2015 bei den U23-Europameisterschaften in Tallin um die Medaillen mitlaufen! Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf einer Verbesserung meiner Grundgeschwindigkeit. Und das Ziel ist dabei zumindest eine 60er Schlussrunde! Die erforderliche Härte für die Bahn versuche ich im Cross zu erlangen. Dazu gibt es genügend Beispiele. Ich kann mir natürlich auch vorstellen, so wie es die Briten praktizieren, eine konzentrierte Cross-Vorbereitung durchzuführen. Schließlich sind wir im kommenden Jahr in Frankreich mit Ausnahme von Jannik Arbogast alle noch für die U23 startberechtigt. Mittelfristig möchte ich allerdings Marathonläufer werden. Den Wechsel habe ich für 2016 oder 2017 geplant.

Wenn man Ihre präzisen Vorstellungen hört, dann klingt dieses reiflich durchdacht. Was hat dabei den Ausschlag gegeben, 2016 oder 2017 zur Marathonstrecke zu wechseln?

Hendrik Pfeiffer:

Das spielen mehrere Faktoren eine Rolle. Ich habe diese mit meinem Trainer Tono Kirschbaum durchgesprochen. Schon seit der Schülerklasse bin ich gerne bei Volksläufen auf der Straße gelaufen. In Wattenscheid trainieren wir auch weitestgehend auf der Straße, alleine am Wochenende laufen wir im Gelände im Weitmarer Holz. Für den Wechsel zur Marathonstrecke brauche ich zumindest eine tiefe 28er Zeit über 10.000 Meter. Sonst ist nichts über die Marathonstrecke zu holen. Deshalb steht die Bahn derzeit noch im Vordergrund.

Gute Zeiten lassen sich selten bei Deutschen Meisterschaften laufen, da hier die Taktik weitgehend den Rennverlauf bestimmt. Wie wollen Sie sich in diese Leistungskategorie verbessern?

Hendrik Pfeiffer:

Es ist kein Problem, auch einmal 9.000 Meter vorweg zu laufen. Das bin ich von jeher gewohnt. Ich komme vom LAZ Rhede, musste alleine trainieren und bei den Wettkämpfen in NRW bin ich zumeist auch alleine vorweg gelaufen. Natürlich habe ich dabei auch meine Erfahrungen gemacht. Da ich nicht so grundschnell bin, wurde ich auf den letzten Metern oftmals noch überspurtet. Wenn ich das Heft selbst in der Hand halte, dann hole ich meistens mehr heraus. Klar, man geht das Risiko ein, das Tempo zu überziehen. Aber mit der Erfahrung lernt man, wie weit man dabei gehen kann.  

Was ist letztlich für Sie der Reiz auf der Marathonstrecke?

Hendrik Pfeiffer:

Wir haben Königsstrecken in Deutschland wie die in Berlin oder Frankfurt. Es ist einfach die Atmosphäre. Ich bin ein Arbeiter, sehe aber beim Training und Wettkampf auch den Spaß. Die Rundbahn ist für mich derzeit eher Mittel zum Zweck. Natürlich kann man auch auf der Straße, und hier speziell beim Marathon, Geld verdienen.

Aber sind wir einmal ehrlich: Beim Marathon hängen die Trauben angesichts der vielen afrikanischen Starter mit einem hohen Leistungspotential allerdings sehr hoch!

Hendrik Pfeiffer:

Den Anspruch für eine 2:09 bis 2:10 Stunden habe ich schon. Natürlich nicht gleich im ersten Rennen. Dabei stelle ich mir eine Zeit zwischen 2:14 und 2:16 vor. Das wäre schon ein guter Einstieg. Die Ausdauer hat mich schon von Kindesbeinen an interessiert. Mit Tono Kirschbaum habe ich einen erfahrenen Trainer, mit Jan Fitschen zudem einen hervorragenden Mentor in Wattenscheid….

Waren dieses vornehmlich die Gründe, weshalb Sie zum TV Wattenscheid 01 gewechselt sind?

Hendrik Pfeiffer:

Eigentlich waren es drei Gründe, die diesen Wechsel voran getrieben haben. Ich studiere Journalistik in Dortmund, habe in Wattenscheid einen überaus erfahrenen und erfolgreichen Trainer und vor allem eine Trainingsgruppe. Ich habe zwar auch mit einem USA-Aufenthalt geliebäugelt, aber das ist wegen eines Ermüdungsbruchs gescheitert. Den Schritt nach Wattenscheid jedenfalls habe ich bis heute nicht bereut!

Werfen wir einen Blick auf die Straßenlauf-Szene in Deutschland. Ist die aktuelle Situation für Sie Herausforderung genug, um den Wechsel zu vollziehen?

Hendrik Pfeiffer:

Die Straßenlauf-Szene in Deutschland ist sehr gut. Nur die Verzahnung von Breite und Spitze müsste besser sein. Wir brauchen einfach auch hierzulande Läufer, die vorne hineinlaufen können. Wie dies ein Arne Gabius oder ein André Pollmächer können. Dazu müssen aber Förderkonzepte für uns deutsche Läufer her. Viele Veranstalter tun dies bereits mit einem differenzierten Preisgeld, das auch deutsche Läufer berücksichtigt. So wie beim Kassel-Marathon.

Sehen sie diese Förderung in Deutschland derzeit nicht gegeben?

Hendrik Pfeiffer:

Wir hetzen immer der Förderung hinterher. Ich bin derzeit im Kader, aber es ist eigentlich keine langfristige Förderung gegeben. Viele fallen ganz schnell wieder durch das Raster. Ich habe mir etwas angespart und kann vielleicht bis 2018 davon leben. Aber was kommt danach? In den USA gibt es ein ganz anderes System. Dort trainieren viele hoch motivierte Läufer in einer leistungsstarken Trainingsgruppe. In Deutschland sind wir eher föderalistisch strukturiert und trainieren entweder alleine oder mit Vereinskollegen. Konsequent wäre, wenn wir bei uns in vier oder fünf Zentren gemeinsam trainieren könnten, das wäre meiner Auffassung nach erfolgversprechend.

<link http: www.leichtathletik.de ergebnisse wettkampf-resultate wettkampf-resultat detail em-cross btn>Mehr zur Cross-EM in Samokov/Borovets

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