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Nathalie Buschung ist wieder im Geschäft

Weitspringerin Nathalie Buschung befindet sich nach auskuriertem Ermüdungsbruch wieder im Aufwind. Bei der Deutschen U20-Hallenmeisterschaft in Neubrandenburg hat sich die Siebte der U18-WM des Jahres 2013 am Sonntag jedenfalls stark wie nie präsentiert. Sie gewann mit 6,36 Metern - eine Steigerung um 18 Zentimeter.
Harald Koken

Es war ein regelrechter Weitsprung-Krimi, dessen Ausgang bis zum Schluss offen blieb. Im sechsten Durchgang flog Nathalie Buschung (Königsteiner LV) auf 6,36 Meter und entriss Abigail Adjei (SV schau.com Saar 05 Saarbücken; 6,33 m) den greifbar nahen Titel. "Meine Familie und meine Freunde haben mich schon öfter als Kampfsau bezeichnet", erläutert die 18-Jährige. "Das habe ich mir die ganze Zeit vorgehalten. Außerdem war es mein Tag", blickt die Meisterin zurück. "Ich wusste auch, dass der fünfte Versuch noch recht gut war, leider aber knapp ungültig. Und dann habe ich versucht noch einmal alles herauszuholen."

Der sprichwörtliche Knoten war schon vier Wochen zuvor geplatzt - in Reykjavík (Island), wo Nathalie Buschung sich mit 6,18 Metern nachdrücklich in Erinnerung gebracht hatte. Bei allen Sprüngen landete sie jenseits der Sechs-Meter-Marke und damit deutlich über ihrer alten Hallen-Bestleistung von 5,88 Metern. Ein Zeichen, dass ein tiefes Tal der Tränen endgültig durchschritten ist. Denn nach dem vielumjubelten siebten Platz bei der U18-WM 2013 in Donetsk (Ukraine) lief nicht alles glatt.

Von Verletzung geplagt

Zwar hievte sie sich im letzten Sommer bei der U23-DM in Wesel auf den Bronzeplatz - als eine der Jüngsten im Feld. 6,17 Meter waren persönliche Bestleistung und ganz nah an der Norm für die U20-WM. Doch die Hoffnungen auf einen Start in Eugene (USA) wurden jäh zerstört. Ein Ermüdungsbruch im linken Fuß brachte das frühe Saison-Aus. Und läutete einen Prozess des Umdenkens ein. Dazu gehörte auch ein abermaliger Trikottausch.

Nach Aufbaujahren beim TV Eschhofen und zwei Jahren bei der LSG Goldener Grund zog es die vielfältig Begabte (2014 bei der U20-Hallen-DM mit 1,77 Metern Hochsprung-Dritte) ebenso wie ihren Trainer Markus Oerter zum Königsteiner LV. Mit spektakulären Neuverpflichtungen, darunter Zehnkampf-Olympiateilnehmer Jan Felix Knobel und Maryse Luzolo, bei der U20-WM Weitsprung-Dritte, hat der Klub für Aufsehen gesorgt. Zumal es ihn erst seit Oktober 2013 gibt.

Aufbruch zum Durchbruch

„Das ist eine große Familie, da fühlt man sich von Anfang an willkommen. Es herrscht ein sehr stabiles und harmonisches Umfeld und ein prima Netzwerk", lobt Nathalie Buschung die flachen Strukturen, die kurze Entscheidungs- und Kommunikationswege gewährleisten. "In Neubrandenburg habe ich von den mitgereisten Mitgliedern während des Wettkampfes ständig Unterstützung und Rückkopplung bekommen."

Das Trainingspensum der Zwölftklässlerin, die Innenarchitektin werden möchte, ist ausbaufähig. Sie absolviert fünf bis sechs Einheiten pro Woche, jede rund zwei, selten schon einmal drei Stunden lang. Nach dem U20-Hallen-Länderkampf am übernächsten Samstag (28. Februar) in Lyon (Frankreich) beginnt die Vorbereitung auf den Sommer. "Und da wird angegriffen", hat Nathalie Buschung Großes vor.

Ein Ziel: bei der U20-EM in Eskilstuna (Schweden; 16. bis 19.Juli) möglichst gut abschneiden. Ein anderes:  der Hessen-Rekord. "Der liegt bei 6,49 Metern. Und momentan sieht es so aus, als könnte es klappen",  deutet Nathalie Buschung an, dass sie in Neubrandenburg noch längst nicht alles gezeigt hat. Im Gegenteil: Das Talent befindet sich weiterhin auf dem Sprung.

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