| Interview der Woche

Raphael Holzdeppe: „Von Wettkampf zu Wettkampf steigern“

Stabhochspringer Raphael Holzdeppe (LAZ Zweibrücken) ist nach einem schwierigen Jahr mit nur zwei Freiluft-Wettkämpfen am Samstag in Merzig erfolgreich in die Hallensaison gestartet. Aus 14 Anlaufschritten wiederholte der Vize-Weltmeister dort seinen Vorjahreserfolg. Im Interview mit leichtathletik.de berichtet er über seine weitere Hallensaison, dass er vor allem Spaß am Springen haben möchte und gerne seinen WM-Titel zurück hätte.
Manuel Keil

Raphael Holzdeppe, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum Sieg beim Neujahrsspringen in Merzig. 5,58 Meter zum Saisoneinstieg, wie zufrieden sind Sie mit Ihrem Auftakt?

Raphael Holzdeppe:

Danke. Alles in allem bin ich sehr zufrieden. Vielleicht hatte ich mir am Anfang ein bisschen mehr vorgestellt. Am Ende habe ich aber gemerkt, dass ich die letzte Sommersaison sehr wenig Wettkämpfe gemacht habe und jetzt wohl erst wieder ein paar Wettkämpfe brauche, um dieses Wettkampf-Gefühl wieder komplett zurück zu bekommen. Die Sprünge, die ich drüber gesetzt habe, mit denen war ich sehr zufrieden. Es hat sehr viel Spaß gemacht, was das Hauptziel bei mir sein soll diesen Winter. Dabei will ich mich von Wettkampf zu Wettkampf steigern, um im Sommer wirklich wieder bei 100 Prozent zu sein. Dafür war das ein optimaler Anfang.

Was war denn wichtiger, der Sieg beim Heimspiel oder die gesprungene Höhe?

Raphael Holzdeppe:

Am Anfang habe ich mehr mit einer Höhe geliebäugelt. Am Ende ist es dann aber wirklich erst einmal um den Sieg gegangen. Auch wenn ich die letzte Höhe übersprungen hätte, hätte ich als Sieger danach wahrscheinlich aufgehört. Ich habe alles gegeben, was ich drin hatte. Ich habe gemerkt, dass Wettkämpfe doch noch einmal eine andere Belastung sind als Training. Dementsprechend bin wirklich sehr zufrieden. Ich habe meinen Sieg vom letzten Jahr ja verteidigen können und dabei auch gute Sprünge gemacht. Das ist alles, was zählt.

Fiebert man nach wenigen Wettkämpfen im Vorjahr und der langen Pause dem ersten Wettkampf besonders entgegen, oder ist das bei Ihnen inzwischen Routine?

Raphael Holzdeppe:

Mit einer normalen Sommersaison im letzten Jahr wäre es Routine gewesen wieder anzufangen. Diesmal habe ich aber wirklich mehr darauf hingefiebert. Ich habe so wenige Wettkämpfe gemacht und eine so lange Wettkampf-Pause wie noch nie in meiner Karriere. Ich hatte einfach Lust wieder Wettkämpfe zu bestreiten, egal wie es ausgeht. Dementsprechend war ich vielleicht ein wenig nervöser als normalerweise beim ersten Wettkampf, aber es hat dafür umso mehr Spaß gemacht.

Bei der Anfangshöhe haben Sie es zunächst ja etwas spannend gemacht. Wäre da eine niedrigere Höhe vielleicht besser gewesen?

Raphael Holzdeppe:

Nein, an der Höhe an sich hat es nicht gelegen. Mehr an der langen Pause. Die wäre aber so oder so recht lang gewesen, weil das Einspringen früh beendet war und der Wettkampf erst sehr spät angefangen hat. Ich habe einfach ein, zwei Sprünge gebraucht um reinzukommen. Dann war ich drin und hätte dementsprechend auch nicht früher anfangen müssen.

Bei 5,58 Metern war es dann wieder spannend und Sie hatten Druck nachzulegen. Hilft das Publikum in solch einer Situation besonders, oder ist man als Springer dann im Tunnel?

Raphael Holzdeppe:

Das Publikum hilft auf jeden Fall. Vor allem bei solchen Spezialmeetings wie hier in Merzig, wo das Publikum sehr, sehr nahe dabei ist und keine anderen Disziplinen stattfinden. Da versucht man die Zuschauer natürlich mitzunehmen und noch mehr teilhaben zu lassen als bei einem großen Meeting. Das hat mich einfach noch mal beflügelt, dass das Publikum bei jedem Sprung so hinter mir gestanden hat.

Speziell die Atmosphäre im Zeltpalast wird ja auch von den anderen Springern besonders gelobt. Das macht so ein Heimspiel doch bestimmt noch mehr zu etwas Besonderem…

Raphael Holzdeppe:

Ja, auf jeden Fall. Die Atmosphäre ist wirklich sensationell. Man kann es ganz gut beschreiben: Klein aber fein. Ich freue mich jetzt schon aufs nächste Jahr.

Wie geht es mit den Wettkämpfen jetzt weiter, und was sind die Ziele für die Hallensaison?

Raphael Holzdeppe:

Spaß haben und von Wettkampf zu Wettkampf versuchen, mich ein bisschen mehr zu steigern. Ich springe jetzt noch in Cottbus [Anm. d. Red.: 25. Januar], in Clermont-Ferrand [Frankreich, 5. Februar], beim ISTAF-Indoor [10. Februar] und den Deutschen Meisterschaften [Leipzig, 18./19. Februar]. Dann schauen wir mal, ob ich zu den Hallen-Europameisterschaften in Belgrad [Serbien; 3. bis 5. März] fahre, oder ob wir uns direkt auf den Sommer vorbereiten. Eingeplant ist die Hallen-EM auf jeden Fall, aber ich muss erst mal 5,78 Meter springen, um mich zu qualifizieren. Ich denke aber, dass diese Höhe auf jeden Fall noch fallen wird. Die Hauptsache ist, dass ich gesund bleibe und Spaß am Springen haben. Und das habe ich im Moment.

Und das ganz große Ziel in dieser Saison sind für Sie vermutlich die Weltmeisterschaften in London?

Raphael Holzdeppe:

Ganz genau. Es ist zwar noch ein langer Weg bis London, aber da hätte ich natürlich schon gerne meinen WM-Titel zurück.

Mehr:

<link news:52981>Raphael Holzdeppe gewinnt Weltmeister-Duell in Merzig

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