| Neue Meister

Robert Farken entdeckt seinen Killerinstinkt

Bei der Hallen-DM in Leipzig haben fünf Athleten erstmals einen nationalen Titel bei den Erwachsenen gewonnen. leichtathletik.de stellt diese "Neuen Meister" in einer Serie vor. Heute: 800-Meter-Läufer Robert Farken (SC DHfK Leipzig).
Jan-Henner Reitze

<link https: www.leichtathletik.de nationalmannschaft athletenportraet athlet detail robert-farken>Robert Farken
SC DHfK Leipzig

*20. September 1997
Größe: 1,85 m
Gewicht: 70 kg

800 Meter

Freiluft: 1:46,65 min (2016)
Halle: 1:47,65 (2017)


Erfolge:

Deutscher Hallenmeister 2017

Wie der „neue Meister“ über 1.500 Meter <link news:55230>Marius Probst (TV Wattenscheid 01) hat auch Robert Farken (SC DHfK Leipzig) die zurückliegende Hallensaison genutzt, um Anschluss an die internationale Spitze zu suchen. Mit der Hallen-EM bestritten beide ihren ersten Einsatz in der A-Nationalmannschaft und sicherten sich erstmals einen nationalen Titel bei den Erwachsenen. Und noch etwas hat der Leipziger mit dem Wattenscheider gemeinsam. Wenn man sich mit ihnen unterhält, hat man das Gefühl: Diese jungen Wilden wissen, wo sie hin wollen. Gleichzeitig ist ihnen aber auch bewusst, an welchen Schwachstellen sie noch arbeiten müssen.

Robert Farken hat im DM-Finale von Leipzig das gezeigt, was ihm in früheren Jahren noch im Rennen fehlte: Kampfgeist und Durchsetzungsvermögen. In einer Zentimeter-Entscheidung warf er sich in der Arena in 1:49,78 Minuten vor Christoph Kessler (LG Region Karlsruhe; 1:49,81 min) ins Ziel. Auch im Halbfinale der Hallen-EM hielt sich der gerade einmal 19-Jährige keineswegs zurück, sondern suchte im Feld eine möglichst günstige Position und ergriff die Initiative. Eine gelungene Vorstellung, auch wenn es letzten Endes noch nicht fürs Finale reichte.

„Es ist wichtig, dass ich taktische Erfahrungen mache. Man muss sich Selbstbewusstsein erarbeiten, um auch gegen so namhafte Läufer wie Adam Kszczot antreten zu können – mit Respekt, aber ohne Angst“, berichtet der Youngster von seinen Erfahrungen aus Belgrad, wo er sich auch in seiner Trainingsarbeit bestätigt sah. „Ich möchte noch konsequenter laufen, ohne Zögern meine Taktik durchziehen. Diese Fähigkeit war vor einiger Zeit bei mir noch gar nicht vorhanden. Es hat sich schon etwas getan. Aber ich sehe weiteren Verbesserungsbedarf.“

Aus verpasstem U20-WM-Ticket gelernt

Ein Schlüsselerlebnis, das Robert Farken dazu gebracht hat, seinen „Killer-Instinkt“ im Rennen zu entwickeln, war die Niederlage im vergangenen Sommer im entscheidenden Ausscheidungsrennen um die beiden Tickets zur U20-WM in Bydgoszcz (Polen) gegen Dennis Biederbick (damals LG Ahlen, jetzt Wiesbadener LV) und Pascal Kleyer (LG Region Karlsruhe). Unmittelbar danach lief er sich mit seiner Freiluft-Bestzeit von 1:46,65 Minuten den Frust von der Seele und führte damit auch zum Jahresabschluss die europäische Bestenliste der U20 an.

Wie viele Jungs spielte der Schüler in seiner Kindheit zuerst Fußball, ganz nebenbei gewann er aber auch in der vierten Klasse einen Crosslauf und besuchte ab der fünften Klasse das Sportgymnasium Leipzig, an dem er in diesem Jahr Abitur macht. „Mit dem Lauftraining habe ich dann so in der siebten, achten Klasse begonnen“, erinnert sich der Deutsche Hallenmeister, der zuerst von Mareen Thiel trainiert wurde und inzwischen vom Leitenden DLV-Bundestrainer Lauf Thomas Dreißigacker als Heimtrainer betreut wird.

Durch kontinuierliches Training verbesserte Robert Farken seine Bestzeit aus dem Jahr 2013 von knapp unter 2:00 Minuten (1:58,76 min) bis auf die besagten 1:46,65 Minuten im Jahr 2016. Größter Erfolg in den Jugend-Jahren war Silber bei der U20-Hallen-DM im vergangenen Jahr in Dortmund.

Diesmal soll es mit dem Bydgoszcz-Ticket klappen

Im Moment läuft im DLV-Trainingslager in Flagstaff (USA) die Vorbereitung auf den Sommer. Für Robert Farken ist es nach einem Südafrika-Aufenthalt im Januar erst das zweite Höhentrainingslager. Wenn die Kollegen abends ausspannen, muss er Schulbücher wälzen. Denn nach der Rückkehr nach Deutschland warten Anfang April innerhalb von vier Tagen vier Klausuren. „Ich habe Notenverlängerung beantragt und muss in Deutsch, Englisch, Kunst und Geschichte nachschreiben.“

Wegen der anstehenden mündlichen Abi-Prüfungen steht auch die Planung für den Einstieg in die Wettkampfsaison noch nicht. Klar ist dagegen der angepeilte Saison-Höhepunkt mit der U23-EM, die in Bydgoszcz und damit am selben Ort ausgetragen wird wie im vergangenen Jahr die U20-WM. Auch die Konkurrenz wird ähnlich stark. Weitere Kandidaten sind der Zweite der Hallen-DM Christoph Kessler, der U20-WM-Teilnehmer Dennis Biederbick sowie der DLV-Jahresschnellste 2016 Marc Reuther (Wiesbadener LV), die beiden Letztgenannten hatten auf eine Hallensaison verzichtet. Die Norm liegt bei 1:47,50 Minuten.

Stabil 1:46er Zeiten laufen

Mit seinem neu gewonnenen und bis zum Sommer eventuell weiter ausgebauten Durchsetzungsvermögen möchte sich Robert Farken diesmal ein Ticket nach Polen sichern. Grundlage soll eine Form auf gesteigertem Niveau sein. „Im letzten Jahr bin ich stabil 1:48 gelaufen und hatte einen Ausrutscher von 1:46. In diesem Jahr möchte ich stabil 1:46 laufen“, so der 19-Jährige. „Wenn ich meine PB verbessere, ist das Finale der U23-EM das Ziel.“

Um auch im Freien um den deutschen Meistertitel mitzukämpfen, wird ebenfalls Durchsetzungsvermögen gefragt sein. Denn mit den Titelträgern der vergangenen Jahre Benedikt Huber (LG Telis Finanz Regensburg) und Dennis Krüger (1. VfL Fortuna Marzahn) mischen im Sommer weitere Athleten der nationalen Spitze mit, die die Hallen-DM ausgelassen hatten.

Video: <link video:15893>Robert Farken stürzt sich zum Meistertitel
Video-Interview: <link video:15934>Robert Farken: "In Belgrad so weit kommen, wie es geht"

Das sagt Bundestrainer Georg Schmidt:

Robert hat in seinem ersten Höhentrainingslager im Januar in Südafrika unerwartet gute Leistungen gezeigt. Eigentlich war es gar nicht dafür gedacht, die Hallensaison vorzubereiten. Im Hinblick auf das Trainingslager in Flagstaff sollte er sich an solche Bedingungen gewöhnen. Es standen nur wenige spezifische Einheiten ausgerichtet auf 800-Meter-Starts in der Halle auf dem Programm. Vor diesem Hintergrund ist seine Leistung mit Bestzeit und Norm für die Hallen-EM in Erfurt einzuordnen. Das war stark. Er ist nicht durchweg im Bundeskader gewesen, war auch nicht durchgehend bei Nachwuchs-Meisterschaften dabei. Er war auch vom Kopf her noch nicht so weit, sich im Rennen durchzusetzen. Inzwischen zeigt er im Rennen Eigeninitiative. Alle Rennen in diesem Winter waren Auftritte, von denen ich sage: Robert ist ein richtiger Kerl geworden. Nachdem er im letzten Jahr bis zum Nominierungsschluss so gut wie gesetzt für die U20-WM war, hat er seinen Startplatz im letzten Lauf doch noch abgeben müssen. Roberts Antwort kam dann danach in Pfungstadt, als er in 1:46,65 europäische Jahresbestzeit für die U20 gelaufen ist. Das hat ihn wachgerüttelt. Seitdem zieht er durch, obwohl er gleichzeitig Abitur macht. Die nationale Konkurrenz um die Startplätze bei der U23-EM ist stark. Mit seiner Leistung im Winter hat sich Robert schon gut positioniert. Bei der U23-EM stehen dann mit Vorlauf, Halbfinale und Finale drei Runden auf dem Programm. Es geht ganz sicher ums Finale und dann werden die Karten neu gemischt.

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