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Robin Schembera fokussierter denn je

Auf den letzten 200 Metern ging Robin Schembera in der vergangenen Woche beim Düsseldorf die Kraft aus. Mit 1:48,22 Minuten verpasste der Leverkusener die Hallen-EM-Norm knapp. Obwohl der 800-Meter-Läufer fokussierter denn je wirkt und Olympia 2016 im Blick hat, war er kurz davor die Spikes an den Nagel zu hängen.
Charlotte Sigl

Robin Schembera stützt sich nach seinem 800-Meter-Rennen beim 10. Düsseldorfer PSD Bank-Meeting enttäuscht mit den Armen auf dem Geländer ab. Bevor er mit den Journalisten spricht, bittet er erst einmal um einen Becher Apfelschorle. Dann legt er los: „Das Rennen war richtig schlecht. Ich habe einfach zu viel nachgedacht und mich die ganze Zeit gefragt, wie es mir geht.“

Seine eigene Wahrnehmung war eine ganz andere als die der Zuschauer und Journalisten. Insgesamt war das Rennen am Donnerstag in 1:48,22 Minuten eine solide Leistung. Im Verlauf des Gespräches kommt Schembera doch noch zum Ergebnis, dass es „ganz okay“ war.

Eigentlich wollte er das Meetingjubiläum dazu nutzen, um aus dem Training heraus die Norm von 1:47,70 Minuten für die Hallen-EM Anfang März in Prag (Tschechische Republik; 6. bis 8. März) zu erzielen. Eine gute halbe Sekunde fehlte am Ende. Kein Problem mit dieser Marke hatte Adam Kszczot. In 1:46,48 Minuten lief der Pole Weltjahresbestzeit und wird in Prag als Titelverteidiger antreten. Wenige Meter dahinter kam sein Landsmann Marcin Lewandowski (1:46,74 min) ins Ziel. Gegen beide ist Schembera schon seit Jugendjahren Dutzende Male gelaufen.

Kraft schwand auf den letzten Metern

In der dritten Runde hatte es ausgesehen, als könnte der Leverkusener zumindest Lewandowski noch überholen. Er lief dicht hinter ihm, und die jubelnden Zuschauer warteten auf den Endspurt des 26-Jährigen. Doch der kam nicht. In der letzten Runde ließ seine Kraft nach und er wurde sogar noch vom Slowaken Jozef Repcik überholt.

Man merkte Robin Schembera nach dem Rennen an, dass er sich über das Ergebnis ärgerte. Die Trainingswerte hätten auf eine deutlich bessere Zeit hingedeutet. „Ich hing schon den ganzen Tag in den Seilen, habe mich schlapp und müde gefühlt“, sagte er. Dabei ist Düsseldorf ein gutes Pflaster für ihn. 2007 war er  hier in 1:47,56 Minuten deutschen U20-Rekord gelaufen. Diese Zeit hätte ihn Donnerstag nach Prag geführt.

Gutes Niveau ohne Ausreißer

Drei Rennen ist der Leverkusener in den vergangenen drei Wochen gelaufen – alle zwischen 1:48,22 und 1:48,70 Minuten. Ein ordentliches Basisniveau, doch der Ausreißer nach oben fehlt. Ob er noch einen Normangriff startet oder sich auf die Hallen-DM konzentriert, ließ er offen. Sein Hauptziel heißt ohnehin: Olympia 2016 in Rio (Brasilien). „Dafür werde ich alles geben. Bis Olympia kann man mit mir mindestens rechnen“, so Schembera.

Dass er so weit in die Zukunft plant, ist nicht selbstverständlich. Schwierige Jahre liegen hinter ihm, immer wieder machte einem der größten deutschen Mittelstreckentalente der Kopf einen Strich durch die Rechnung. Robin Schembera war sogar kurz davor, seine Spikes für immer in die Ecke stellen oder wie er selbst sagt: „zu verbrennen“.

Müde und erschöpft war der Leverkusener – nicht mehr der leicht überdrehte Typ früherer Jahre. Mittlerweile blickt er jedoch wieder zuversichtlich in die Zukunft. „Ich hatte die richtigen Leute um mich herum und habe mir zusätzlich psychologische Hilfe gesucht. Der Psychologe kann eine Basis schaffen, doch nur du selbst kannst dich wieder aufbauen, um zurück auf die Bahn zu gelangen.“

Mehr für die Grundlage getan

Auch in seiner Einstellung hat sich im neuen Jahr etwas verändert: „Früher habe ich das Training gehasst und habe mich auf die Wettkämpfe gefreut. Mittlerweile trainiere ich auch gern. Der Fokus muss auf einem langen Aufbau Richtung Olympia liegen.“ Der früher nicht als Trainingsweltmeister bekannte Leverkusener und sein Coach Paul Heinz Wellmann hatten im Winter Dauerläufe jenseits der 20-Kilometer-Marke ins Programm aufgenommen.

Das sagt einiges über den „neuen“ Robin Schembera, der dann noch Frieden mit seiner Düsseldorfer Zeit geschlossen hat: „Wir leben im Hier und Jetzt und das Jetzt habe ich mir einfach anders erhofft.  Ich habe aber definitiv den Spaß am Laufen wieder gefunden. Robbie is back.“

<link>Quelle: Leichtathletik - Ihre Fachzeitschrift

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