| New York Marathon

Shalane Flanagan schreibt beim New York-Marathon US-Geschichte

Shalane Flanagan hat am Sonntag als erste US-Amerikanerin seit 40 Jahren den New York Marathon gewonnen. Im Männer-Wettbewerb rettete Geoffrey Kamworor drei Sekunden Vorsprung auf Wilson Kipsang ins Ziel
Silke Bernhart

Bei Kilometer 35 nahmen die drei Topläuferinnen noch einmal einen kräftigen Schluck aus der Trinkflasche. Dann wurde es ernst. In einem taktischen Rennen, in dem sich die Spitze lange belauert hatte und neun Athletinnen gemeinsam Dreiviertel der Streck bestritten, fiel die Entscheidung auf den letzten sechs Kilometern. Und diese gehörten Shalane Flanagan.

Die 36 Jahre alte US-Amerikanerin, die 2008 Olympia-Zweite über 10.000 Meter geworden war, setzte mit dem dynamischen und eleganten Schritt einer Bahnläuferin die entscheidende Tempoverschärfung. Damit schüttelte sie sowohl die dreimalige New York-Siegerin Mary Keitany (Kenia; 2:27:54 h) auch als die zweimalige Siegerin des Frankfurt Marathons Mamitu Daska (Äthiopien; 2:28:08 h) ab.

US-Feiertag wenige Tage nach Attentat

Mit einer Minute Vorsprung konnte Shalane Flanagan im New Yorker Central Park schließlich ungefährdet dem Sieg entgegenlaufen. Nach 2:26:53 Stunden überquerte sie vielumjubelt und mit Tränen in den Augen die Ziellinie. 40 Jahre hatte die US-Leichtathletik im Frauen-Wettbewerb auf einen Heimsieg warten müssen. Die letzte US-Amerikanerin, die in New York triumphieren konnte, war im Jahr 1977 Miki Gorman.

Der Erfolg von Shalane Flanagan war zugleich Balsam auf die Seele der New Yorker Bevölkerung, die nur fünf Tage zuvor Opfer eines terroristischen Anschlages geworden war. Acht Menschen starben, als der Fahrer eines Pick-up-Trucks auf einen Radweg des West Side Highway raste. Der Marathon fand dennoch statt, unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen.

Geoffrey Kamworor hält Wilson Kipsang in Schach

Im 30 Minuten später gestarteten Männer-Rennen lag die Spitzengruppe ebenfalls lange beisammen. Mit Michel Butter (Niederlande) und Koen Naert (Belgien), die später Sechster und Achter wurden, sorgten sogar eine Weile zwei Europäer für Tempo. Die entscheidende Attacke aber setzte auf den letzten Kilometern der Halbmarathon-Weltmeister und 10.000-Meter-Vize-Weltmeister von 2015 Geoffrey Kamworor.

Der Kenianer riss eine Lücke von rund 20 Metern auf, mit der er die folgenden zwei Kilometer in Richtung Ziel rannte. Doch er konnte sich seiner Sache bis zum Schluss nicht sicher sein. Denn mit dem Sieger des Boston Marathons von 2013 Lelisa Desisa (Äthiopien) und Ex-Weltrekordler Wilson Kipsang (Kenia) war ihm ein schlagkräftiges Duo auf den Fersen. Zu spät setzte Wilson Kipsang zur Aufholjagd an. Zwar schwand der Vorsprung von Kamworor auf dem letzten Anstieg deutlich, am Ende rettete er jedoch in 2:10:53 Stunden drei Sekunden Vorsprung bis ins Ziel.

Für einen Gänsehaut-Moment auch ohne die absolute Top-Platzierung sorgte bei seinem Zieleinlauf Meb Keflezighi: Der 42 Jahre alte US-Amerikaner verabschiedete sich mit Rang elf von der Marathon-Bühne. Er hatte 2004 Olympia-Silber errungen und 2014 als erster Heim-Athlet seit 1983 den Boston Marathon gewonnen. Damit hatte der ohnehin enorm beliebte Athlet in seiner Heimat eine ähnliche Euphoriewelle ausgelöst wie jetzt Shalane Flanagan.

Die kompletten Resultate finden Sie in unserer <link>Ergebnisrubrik...

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